Kapitel 19

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Harry

„Wo bleibt er denn nur?", fragte ich mich selbst. Draco war spät dran. Ich saß bereits seit einigen Minuten alleine in der Bibliothek und versuchte mich zu konzentrieren. Ich musste mich ziemlich ranhalten. Wir hätten eigentlich schon viel weiter sein müssen. Aber blöderweise trödeltet wir oft, wenn wir alleine waren. Unsere Beziehung war nicht öffentlich. Das war mir noch zu früh. Ich wollte erstmal mit meinen Gedanken und Gefühlen alleine klar kommen. Dr. Maynard half mir dabei. Langsam verstand ich, wie ich mit negativen Dingen umgehen konnte. Und es half wirklich. Mir ging es schon besser und ich konnte mich auf meine Beziehung einlassen. Die gemeinsame Zeit beschränkte sich noch auf Slughorns Unterricht und gelegentliche Verabredungen an menschenleeren Orten, wie zum Beispiel ungenutzte Korridore.
Ich schüttelte den Kopf, um die ablenkenden Gedanken wieder los zu werden. Genervt grummelte ich vor mich hin.
„Was ist denn mit dir los?". Ich schaute auf und sah in die grauen Augen meines Freundes.
„Ich kann mich nicht konzentrieren.", sagte ich genervt. „Wo warst du denn so lange?"
„Beruhig dich mal.", sagte er ein wenig amüsiert. „Ich war noch bei Slughorn. Er wollte wissen wie weit wir sind. Ich konnte für nächste Woche nochmal eine Stunde für uns raushauen. Aber danach müssen wir wieder in den Unterricht."
„Oh man. Wir müssen uns echt ran halten. Wir haben zu lange getrödelt.", sagte ich ein wenig erschöpft. Zu meiner Verwirrung grinste Draco nur noch mehr.
„Warum grinst du so?",fragte ich fast genervt.
„Ich....", fing er an zu sprechen. Langsam stellte er sich hinter mich und legte mir eine Hand auf die Schulter.
„....habe eine Überraschung für dich.". Er legte mir eine Rolle Pergament vor mich und schlang von hinten seine Arme um meinen Hals. Sein Kopf ruhte auf meiner rechten Schulter. Langsam entrollte ich das Pergament.
„Ist das...?", fragte ich ungläubig.
„Ja. Unser Aufsatz. Er ist fertig."
„Was? Wann?"
„Also in der letzten Woche war mein Freund ziemlich oft weg. Also habe ich mir gedacht, dass ich mir die Zeit nehme und an unserem Projekt arbeite."
Langsam hellte sich meine Miene auf.
„Und warum hast du dann um mehr Zeit gebeten?", fragte ich verwirrt.
„Ist das nicht offensichtlich?", fragte er. Ich zuckte nur mit den Schulten. Draco flüsterte: „Mehr Zeit alleine mit meinem Freund.". Ich spürte seinen Atem an meinem Hals, als er anfing Küsse auf ihm zu verteilen. Langsam ließ ich unsere Hausarbeit auf den Tisch sinken und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, bis mir heiß würde. Mein Gesicht glühte, aber ich genoss jede Berührung die er mir schenkte. Ich lehnte mich zurück. Draco nahm mein Gesicht in die Hände, als ich meinen Kopf in den Nacken legte. Kopfüber küsste er mich. Langsam und vorsichtig. Aber es war nicht genug. Ich verspürte das Verlangen nach Nähe. Nach seiner Nähe. Also löste ich mich von ihm, stand auf und drückte ihn gegen die Wand die hinter uns war. Meine Hände lagen auf seine Hüfte und seine spürte ich an meinem Hals. Unser Kuss wurde schnell rhythmisch. Es passte einfach. Dracos Daumen wanderten an einen Kieferknochen auf und ab. Vorsichtig zog ich an seinem Hemd, welches sich langsam aus dem Hosenbund löste. Da er nichts dagegen unternahm, verstand ich das als Erlaubnis weiter zumachen. Als ich endlich seine warme Haut spüren konnte, durchzog mich ein mächtiges Gefühl. Es fühlte sich einfach richtig an. Er schien diese Verbindung ebenfalls zu spüren. Ein leises Stöhnen entfuhr ihm, als ich seinen Rücken hinauf wanderte. Ich spürte einen kräftigen Schwung und plötzlich stand ich mit dem Rücken zur Wand. Meine Hände strichen weiterhin über die warme Haut, als ich plötzlich Druck in der Leistengegend verspürte. Draco drückte seine Hüfte gegen meine. Es war eine vorsichtige Geste, dennoch konnte Ich seine Erregung deutlich spüren. Als er den Druck wieder verringerte, zog ich ihn wieder an mich ran. In dem Moment entwich uns beiden ein leises Stöhnen. Ich war mir sicher, dass er es ebenfalls spürte. Mit einem Ruck löste er sich von mir. Er stemmte beide Hände neben meinem Kopf gegen die Wand und sah nach unten. Seine Wangen waren Purpurfarben und der Atem ging schnell.
„Harry...", sagte er erschöpft ohne aufzublicken. „Wir müssen damit aufhören. Irgendwann kann ich mich nicht mehr zusammenreißen."
„Was wenn ich das überhaupt nicht möchte?", fragte ich leise. Draco ließ langsam die Hände sinken und hob seinen Kopf an. In seinen Augen konnte ich die Unsicherheit erkennen.
„Was?". Er sah mir tief in die Augen.
Langsam wiederholte ich meine Worte. „Was wenn ich das nicht möchte?"
„Meinst du das ernst?"
„Mein voller Ernst.", gab ich zurück.
Er legte seinen Kopf in den Nacken und taumelte einen Schritt zurück. Ich vernahm ein kurzes, unsicheres Lachen, woraufhin er mir mit ernstem Gesichtsausdruck wieder in die Augen sah. 
„Hast du auch gut darüber nachgedacht? Harry. Das ist ein wichtiger Schritt. Wir sind erst seit ein paar Wochen zusammen...", ich unterbrach ihn.
„Ich bin mir sicher.", sagte ich ruhig, aber mit dem nötigen Ernst. „Jedes einzelne Mal verfluche ich dich innerlich, wenn du mich wegstößt."
Er kam mir wieder näher, stieß mich gegen die Wand und gab mir einen langen, einfachen Kuss. Als er sich von mir löste flüsterte er: „Ich mich doch auch...."
Dann drehte er sich weg und setzte sich auf den Stuhl gegenüber dem Platz an dem ich bis vor ein paar Minuten noch saß. Mein Kopf versuchte noch zu verarbeiten was gerade passiert war. Dann ging ich ebenfalls zurück zu meinem Platz.
„Vielleicht solltest du dir dein Hemd wieder richten."
Er sah an sich runter und begann an dem Stoff zu ziehen. Ich beobachtete jede Bewegung. Wie seine Hände das Hemd glatt strichen und den Knoten der Krawatte richteten.
„Harry.. Jetzt sieh mich nicht so an.", sagte mein Freund, als er sich mehrmals durch seine blonden Haare strich. Ich musste ihn wohl angestarrt haben.
„Ich... kann nicht anders.", gab ich zu.
„Oh Gott. Harry, du siehst aus als wolltest du ihm die Kleider vom Leib reißen."
Rons Stimme riss mich aus meiner Starre. Auch Draco hatte sie nicht kommen sehen. Auch er drehte ruckartig seinen Kopf Richtung Gang.
„Ron!", hörte ich Hermine schimpfen.
„Ist doch wahr!", verteidigte er sich. „Hast du es nicht gesehen?"
„Lass die beiden in Ruhe.", gab sie zurück.
„Also ich finds ja süß", mischte sich Anna ein. Sie grinste bis über beide Ohren. Draco sagte nichts dazu. Er schaute nur zu mir rüber. Seine Wangen waren noch immer ziemlich errötet.
„Ehem, Ja...", auch ich fing an zu grinsen. Die drei holten sich Stühle und setzten sich zu uns.
„Draco, kannst du mal ein bisschen rutschen?", sagte Anna und deutete in meine Richtung. Sie wollte sich offensichtlich nicht zwischen uns setzen.
Mit jeder Sekunde wurde Draco nervöser. Seit ich mit ihm zusammen war, hatten wir noch nie etwas mit Ron und Hermine unternommen. Mit Anna verstand er sich bereits ganz gut. Er fuhr ständig mit seinen Händen über seine Oberschenkel und der Blick blieb auf dem Tisch geheftet. Aber ich konnte es verstehen. Die Vergangenheit stand noch zwischen Ihnen. Ich sah wie Anna ihn mit der Schulter anstieß, woraufhin er sie ansah. Sie lächelte ihm aufmunternd zu und ich war ihr unglaublich dankbar dafür. Ich wusste selbst nicht so genau, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte.
„Hey ehem. Ich unterbreche mal dieses total unterhaltsame Schweigen und schlage vor, dass wir nach der Schule was unternehmen. Harry und ich müssen heute nicht zu meinem Dad, also haben wir Zeit. Wie sieht's mit dir aus?", Anna richtete das Wort an Draco. Er schaute einmal verunsichert in die Runde, bis er dann schließlich antwortete: „Okay. Klar."
Anna drehte sich zufrieden zu Ron und Hermine.
„Ich glaube wir können auch, oder?", antwortete Hermine unsicher an Ron gewandt. Seine Skepsis Draco gegenüber war deutlich zu sehen. Er nickte nur knapp.
„Na super. Dann geht das Ja klar.... Ich muss dann auch wieder weiter...", sagte sie schließlich. Draco sah sie an, als ob er nicht wollte, dass sie geht. Sie war die einzige, die sich von Anfang an für uns freute. Anna entging der Blick nicht.
„Draco begleitest du mich? Ich könnte deine Hilfe gebrauchen."
„Eh Ja klar. Wir sehen uns dann später...". Obwohl niemand anderes in der Bibliothek war, ging er ohne mir noch einen Kuss zu geben, hinter Anna her. Gemeinsam verließen die beiden diesen großen Raum.
Ich schaute vorwurfsvoll zu Ron.
„Du hast es versprochen, Ron.". Er atmete hörbar aus.
„Ich weiß. Aber gib mir Zeit Harry. Es ist nicht leicht."
„Versuch es mir zuliebe.", bat ich ihn. Er nickte und ein unsicheres Lächeln zierte sein Gesicht.
„Danke!"

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