Kapitel 16

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Anna

So schnell es ging, lief ich zum Pult der Professorin.
„Professor. Können sie mich bitte für den Rest des Tages freistellen?". Sie hob den Kopf.
„Aus welchem Grund, sollte ich Sie vom Unterricht befreien?", fragte sie ruhig.
„Es geht um Harry. Die ganze Geschichte würde jetzt zulange dauern."
„Was ist mit Mr. Potter?"
„Nach dem Krieg war es nicht leicht für ihn. Er zog sich immer mehr zurück und gab sich die Schuld für den Tod von allen, die während dem Krieg gefallen sind. Ich sah ihn tagelang nicht. Er ignoriere alles und jeden. Irgendwann wurde es besser. Er schien wieder zu sich zu kommen. Das war eine Woche bevor das Schuljahr begann. Und nun habe ich Grund zur Annahme, dass es von vorne anfängt... Professor, bitte. Ich muss etwas unternehmen bevor es schlimmer wird."
„Also gut. Ich werde Sie beide vom restlichen Tag befreien.", sagte sie während sie etwas auf ein Stück Pergament schrieb. „Bringen Sie das bitte Professor Connor. Soweit ich weiß haben die 7. Klässler jetzt Verteidigung gegen die Dunklen Künste bei ihm.", sagte sie und streckte mir das eben beschriebene Stück Pergament entgegen.
„Ja. Danke Professor."
Ich wandte mich ab und ging an den Tischen vorbei.
„Mrs Lupin?"
„Ja?", fragte ich und drehte mich nochmal zu ihr um.
„Falls sie noch etwas brauchen, können Sie immer auf mich zukommen.", lächelte sie aufmunternd. Ich nickte und verschwand aus dem Klassenzimmer.
Es hatte bereits zur nächsten Stunde geklingelt, also machte ich mich auf den Weg zu Professor Connor. Harry müsste auch dort sein.
Atemlos betrat ich den Raum.
„Miss Lupin. Sie sind zu spät.", sagte der junge Professor, als er sich gerade von seinem Pult erhob.
„Ja ehem, entschuldigen Sie die Störung. Professor McGonagall hat mich und Mr Potter für den Rest des Tages vom Unterricht befreit."
Ich ging auf ihn zu und gab ihm das Stück Pergament. Konzentriert las er es sich durch.
„Alles klar.", er suchte den Blick zu Harry. „Mr. Potter. Sie können gehen."
„Schon gut, ich bleibe", antwortete er ohne aufzublicken. Langsam ging ich auf ihn zu. Hermine saß direkt neben ihm und sah mich besorgt an.
„Harry, bitte komm mit mir.", sagte ich ruhig.
„Lass mich in Ruhe.". Ich ging weiterhin langsam auf ihn zu, bis ich vor seinem Tisch stehen blieb.
„Harry..". Er regierte nicht.
„Bitte...", flehte ich ihn an. Ruckartig erhob er sich. Sein Stuhl landete mit einem lauten Knall hinter ihm auf dem Boden. Er sah mich an. Und sofort wusste ich was Draco meinte.
„Lass mich einfach in Ruhe, Anna!", schrie er. „Lass es einfach!"
Regungslos stand ich da. Er hatte mich noch nie angeschrien. Tagelang im Zimmer eingeschlossen und mich ignoriert, Ja. Aber noch nie hatte er mich angeschrien. Meine Augen brannten und mir liefen die ersten Tränen über die Wangen. Harry drehte sich um und verließ ohne seine Sachen den Raum. Ich konnte jeden einzelnen Blick des genannten Jahrgangs auf mir spüren. Einschließlich des Blickes von Professor Connor und Draco.
Die Tränen flossen immer schneller und nur schwer konnte ich das Schluchzen unterdrücken. Langsam ging ich um den Tisch herum und fing an Harrys Sachen zusammen zu packen. Es war so still, dass man eine fallende Feder hätte hören können. Als ich fertig war, blickte ich auf. Der Professor hatte mich noch immer fest im Blick.
„Es tut mir leid Ihren Unterricht gestört zu haben.", sagte ich so ruhig ich konnte und ging schnellen Schrittes aus dem Raum. Von Harry war keine Spur zu sehen. Die Tränen liefen weiter. Mit beiden Taschen ging ich los und begann zu suchen.
„Er ist auf dem Astronomie-Turm.". Ich erschrak.
„Sir Nicholas... Sie haben mich erschreckt."
„Entschuldige. Ich dachte sie suchen Mr. Potter."
„Ja..."
„Er ist auf dem Astronomie-Turm"
„Danke, Sir Nicholas."
Mit einem leichten, mitleidigen Lächeln verabschiedete er sich von mir und schwebte davon.
Ich zog nochmals die Taschen zurecht und ging los. Einige Treppenstufen später kam ich schließlich an. Von weitem konnte ich ihn, gegen die Wand gelehnt, sehen. Leise legte ich alles ab und ging auf ihn zu.
Ohne etwas zu sagen, setzte ich mich zu ihm und starrte, genau wie er, raus auf den Wald. Im Augenwinkel sah ich, dass er den Kopf senkte.
„Es tut mir leid.", flüsterte er. Ich lehnte meinen Kopf gegen die Wand und starrte in den Himmel. Er war wolkenlos. Wunderschön blau.
„Ich hätte dich nicht anschreien dürfen.", fuhr er fort. Nun schaute ich ihm in die Augen. Gestern Abend war er noch ein glücklicher junger Mann. Und heute? Er hatte tiefe Augenringe. Es sah aus, als hätte er sich beim anziehen überhaupt keine Mühe gegeben. Und rasiert hatte er sich auch nicht.
„Was ist los?", fragte ich leise und senkte wieder meinen Blick. Den Kopf legte ich auf meine angezogenen Knie.
„Ich hatte einen Alptraum. Fred. Er hat mir vorgehalten, dass alles meine Schuld sei. Dass er George alleine lassen musste. Moody sagte, wenn ich nicht gewesen wäre, würden alle noch leben..." er wurde immer leiser. In seiner Stimme konnte ich hören, dass er mit den Tränen kämpfte.
„Anna... ich kann nicht mehr...". Kaum hatte er es ausgesprochen, brach er in Tränen aus. Ich wusste, dass alles, was ich jetzt sagen könnte, nichts bei ihm bewirken würde. Also nahm ich ihn einfach in den Arm. Ich war für ihn da.
Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder beruhigte.
„Harry...", begann ich ruhig. Er reagierte nicht, aber ich wusste, dass er mich hören konnte.
„Du brauchst Hilfe. Richtige Hilfe."

After war of WizardsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt