Kapitel 5

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Anna

„Warum hast du Draco verteidigt?", fragte ich leise, als Harry wieder am Tisch saß.
„Es hat mich einfach genervt, dass die ihm die Schuld für Dinge gegeben haben, die vergangen sind. Wir haben uns alle verändert. Darauf sollte man nicht mehr rumreiten.", antwortete er gereizt.
Man konnte sofort spüren, dass er es mehr auf sich bezog, als auf Draco. Er litt noch immer unter dem Druck des Krieges. Er gab sich noch immer die Schuld für alles. Da ich keine Diskussion beginnen wollte, antwortete ich nicht mehr.

„Gibt es etwas neues von deinem Dad?". Hermine sah mich fragend an.
„Ehem nein. Er liegt wohl immer noch im Koma. Ich habe mit der Krankenschwester geklärt, dass sie sich sofort bei der Schule melden, falls er aufwachen sollte... Oder falls etwas anderes passiert.", gab ich Hermine als Antwort.
„Er wird aufwachen. Da bin ich mir sicher...", sagte Ron.
„Er liegt nur schon so lange im Koma....", murmelte ich mit gesenktem Blick.
„Er wacht auf, Anna. Hab vertrauen.", entgegnete Hermine. Harry hielt sich aus dem Gespräch raus. Ich konnte ihm ansehen, dass er sich bemühte es nicht an sich rankommen zu lassen.
„Ja... Leute, ich glaube ich verschwinde mal ins Bett.", sagte ich und packte gleichzeitig meine Sachen. Ich spürte, dass ich weinen musste und wollte nicht, dass sie es sehen.
„Sicher? Es ist noch früh.", hörte ich Ron sagen, aber ich war schon auf dem Weg.
„Ja. Wir sehen uns morgen beim Frühstück.", rief ich noch hinter mich, bevor ich die Bibliothek verließ.

Auf dem Flur war niemand. Ich rannte bis zum nächsten Gang, versicherte mich, dass dort ebenfalls keine anderen Schüler waren und ließ mich gegen die Wand fallen. Es hatte keine Sekunde gedauert, bis die Tränen unkontrolliert liefen. Ich konnte einfach nicht immer so stark sein, wie ich das in Gegenwart der anderen immer versuchte. Die Trauer um meinen Vater übermannte mich. Die Hände um die Knie geschlungen saß ich an der Wand. Meine Tasche, deren Inhalt sich auf dem Flur verteilte, lag neben mir. Langsam und noch immer weinend, legte ich meine Kopf auf die Knie.
Als ich mich ein wenig beruhigt hatte, konnte ich Schritte im Flur hören. Ich hoffte, dass diese Person mich nicht sah oder einfach an mir vorbei ging. Leider vergebens.
„Hey."
Langsam hob ich meinen Kopf und schaute in die grauen Augen von Draco Malfoy. Verwirrt starrte ich ihn an, erwiderte aber nichts.
„Eh, also... ich habe zufällig eben gehört was du über deinen Vater gesagt hast....", er machte eine Pause. „Er liegt im St. Mungo's?", fragte er vorsichtig. Ich nickte leicht und starrte die Wand gegenüber an. Es war dunkel. Der Gang war eigentlich unbenutzt, weshalb hier auch keine Fackeln gezündet waren. Aber in diesem Moment war mir das auch ganz recht.
„Das tut mir leid...", sagte Draco ruhig. Es hörte sich ehrlich an.
„Was willst du Draco? Du hast dich immer über ihn und mich lustig gemacht, also was willst du?", fragte ich ihn wütend. Nun liefen mir wieder die Tränen und ein lauter Schluchzer bahnte sich den Weg aus meiner Lunge heraus.
„Es tut mir leid. Ich.. ich war so dumm.", hörte ich ihn sagen. Ich reagierte nicht auf diese Aussage und legte meinen Kopf wieder auf die Knie. Etwas raschelte. Dann hörte ich Schritte und ein dumpfes Geräusch. Draco hatte seine Tasche abgestellt und sich neben mich gesetzt.
„Ich bereue alles, was ich früher getan habe. Die fiesen Bemerkungen und all die anderen Taten. Ich möchte das wieder gut machen. Wirklich.", langsam hob ich den Kopf und sah ihn an.
„Okay.", gab ich knapp zurück. Was sollte ich ihm schon sagen?
„Was ist mit Lupin passiert?", fragte er leise.
„Ich möchte jetzt nicht darüber reden. Er ist im Krieg schwer verletzt worden und liegt seitdem im Koma. Mehr will ich dazu nicht sagen.", nuschelte ich in meine Knie.
„Okay...", gab er leise zurück. Wir saßen noch einige Minuten so im Flur. Ich hatte angenommen, dass Draco geht, wenn ich nicht mehr mit ihm sprach, aber das war nicht der Fall. Er blieb ruhig neben mir sitzen und legte mir sogar eine Hand auf den Rücken. Es war eine merkwürdige Situation. Und ich konnte es kaum realisieren, aber das war in dem Moment auch nicht wichtig. Ich wollte mich erstmal beruhigen, um später in den Schlafsaal gehen zu können, ohne dass mich jeder darauf ansprechen würde warum ich weinte.
Ich wusste nicht genau wie viel Zeit vergangen war. Irgendwann hob ich den Kopf. Draco schaute mir direkt in die Augen. Als ich ihn kurz anlächelte, erwiderte er es.
Dann stand ich auf, schaute noch mal kurz zu ihm runter und ging los zum Ravenclaw-Gemeinschaftsraum.

After war of WizardsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt