Kapitel 33

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Draco

Um kurz vor 7 verließen wir gemeinsam das Zimmer und machten uns auf den Weg in die große Halle. Eigentlich hatte ich keinen Appetit, aber leider musste ich zur Ankündigung erscheinen.
Harry hielt die ganze Zeit über meine Hand und ließ mich nicht aus den Augen. Sogar zum Essen zog er mich zu sich an den Tisch, obwohl das nicht üblich war, einfach mal an einem anderen Tisch zu sitzen. Dennoch sprach uns keiner darauf an.

„Ihr Lieben, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten. Gut, danke. Dieses Jahr ist alles etwas anders. Darum dachte ich mir, können wir eine neue Tradition einführen. Es wird zukünftig eine Patenschaft zwischen den 1. und 6. Klässler geben. Die älteren Schüler sind demnach für einen jüngeren Schüler zuständig, unabhängig des Hauses! Die Paare wurden bereits zugeteilt und werden ab dem morgigen Frühstück aushängen. Ich weiß, dieses Jahr hat schon begonnen und die meisten 1. Klässler haben sich mittlerweile gut zurecht gefunden, jedoch kann es nicht schaden neue Kontakte zu knüpfen.
Dazu wird es noch eine Neuerung geben. Da wir dieses Jahr einen sehr großen 7.Jahrgang haben, weil einige ihr letztes Jahr nachholen, wird es Lerngruppen geben. Das soll dem Zweck dienen, dass die Schüler, die letztes Jahr aus gegeben Anlass nicht anwesend waren, wieder Anschluss finden und gemeinsam für die UTZ's lernen können. Auch diese Gruppen sind bereits eingeteilt und werden morgen, in den jeweiligen Gemeinschaftsräumen, zu sehen sein. Die Teilnahme an den Lerngruppen ist für jeden Schüler Pflicht und findet morgen das erste Mal statt. Dafür finden Sie sich bitte um 16 Uhr hier ein. Damit wäre ich dann fertig und wünsche Ihnen einen guten Appetit."

„Also ich finde das ist eine gute Idee", bemerkte Hermine. „So können wir den verlorenen Stoff besser nach holen und zusammen lernt es sich besser als alleine."
„Hermine... du hast doch sowieso schon alles nachgeholt."
„Ja Ron. Aber es kann nicht schaden, alles zu wiederholen."
Ich hatte jetzt schon keine Lust darauf mit irgendwelchen 7. Klässlern, die mich nicht mochten regelmäßig Zeit zu verbringen. Aber vielleicht hatte ich ja eine gute Gruppe.
Harry schien es ziemlich egal zu sein. Ron sah so aus, als hätte er wenig Lust darauf. So als könnte er sich noch nicht entscheiden, ob er es gut oder schlecht finden sollte. Mein Blick wanderte weiter über den Gryffindor-Tisch, bis ich den Jungen erkannte, der mich verprügelt hatte. Er sah triumphierend zu mir. Wahrscheinlich wegen meiner blauen Augen. Auch wenn Hermine die Nase gut hinbekommen hatte, waren die blauen Flecke noch nicht verschwunden. Das würde wohl noch ein paar Tage dauern. Wahrscheinlich konnte Madame Pomfrey sie heilen, wenn sie schon Knochen nachwachsen lassen konnte. Aber zu ihr wollte ich auch nicht gehen. Mit einem bitteren Blick sah ich wieder nach unten auf meinen leeren Teller.
„Dray. Du musst was essen.", sagte Harry leicht besorgt.
„Ich hab keinen Hunger."
„Iss etwas.", versuchte er es nochmal.
„Nein."
„Dray..."
„Man Harry. Lass mich doch einfach in Ruhe. Ich habe keinen Hunger.", sagte ich genervt, so dass die anderen um uns herum zu uns schauten. Harry sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen abwartend an. Aber ich stand nur auf und stürmte aus dem Saal.
Ich wusste nicht warum es mich so wütend machte, dass er sich um mich kümmerte. Immerhin sagte ich ihm auch oft, dass er etwas essen sollte, wenn er nicht wollte. Jetzt tat es mir richtig leid ihn angemotzt zu haben. Also drehte ich um und ging zurück.
„Na Malfoy. Ärger im Paradies?"
Es war wieder der große Junge von heute Mittag. Wieso fiel mir bloß der Name nicht mehr ein?
„Was willst du von mir?", fragte ich genervt und ging an ihm vorbei.
„Halt dich fern von Potter.", befahl er. Ich wurde langsamer, bis ich schließlich stehen blieb und mich zu ihm umdrehte.
„Was?"
„Halt dich fern von ihm."
„Wieso?"
„Du hast ihn nicht verdient.", sagte er verspottend. Jetzt wurde es mir klar.
„Das kann Harry sehr gut alleine entscheiden."
„Hör zu...", sagte er zähneknirschend und kam auf mich zu. „Du machst mit ihm Schluss und hältst dich von ihm fern! Oder willst du noch mehr davon haben?". Mit dem Zeigefinger stach er mir in den Bauch und traf einen der blauen Flecke.
„Droh mir so viel Du willst. Ich verlasse Harry nicht.", gab ich mit zusammengepressten Lippen zurück. Ich spannte meine Bauchmuskeln an, um den Schmerz etwas zu entgehen. Sein Gesicht sah wütend aus. Anscheinend dachte er nach was er als Nächstes sagen sollte. Bevor er jedoch überhaupt antworten konnte, wandte ich mich ab und ging in Richtung große Halle. Kurz vor der Tür, riss er mich an der Schulter um und schlug mir zum zweiten Mal an diesem Tag auf die Nase, sodass sie blutete.
„Scheiße!", rief ich. Und hielt mir unter Schmerzen die Nase.
„Ich hab dich gewarnt!", gab er zurück und lief langsam rückwärts.
„Weißt du was. Ich glaube es interessiert alle brennend, dass du in Harry verknallt bist. Ich glaube ich sag es ihm mal. Dann kann er sich ja selbst entscheiden."
Sofort drehte ich mich um und ging durch die große Tür. Der große, dunkelhaarige Junge kam mir hinterher.
„Malfoy. Lass es.", schrie er. Die Hälfte der Schüler hatte sich umgedreht und starrte uns an. Zielsicher ging ich auf Harry zu, der bereits aufgestanden war und mir entgegen kam. Ich kochte vor Wut.
„Dray, was ist denn jetzt schon wieder passiert?"
Mittlerweile hatten sich fast alle Schüler zu uns umgedreht. Als ich mich nochmal zu dem Jungen umsah, konnte ich seine Panik im Gesicht erkennt. Auch wenn er mich zwei Mal geschlagen hatte, wollte ich ihn nicht Outen. Ich wusste wie schwer das war.
„Er hat mir die Nase gebrochen", sagte ich laut genug, dass er es hören konnte. Harry sah entsetzt in seine Richtung.
„Kannst du mir mal eine Serviette geben? Vielleicht auch zwei?", fragte er das Mädchen neben dem wir standen, ohne den Jungen aus dem Blick zu lassen.
„Nimm die Hand runter.", befahl er mir und drückte sofort eine der weißen Servietten unter die Nase. Das war bereits das zweite Hemd, was voller Blutflecken war. Harry sah wütend aus. Sehr wütend. Ich wusste nicht ob ich schonmal so gesehen hatte.
„Warum schlägt er dich?", fragte er leise.
„Hab ich dir doch erzählt. Heute Mittag schon.", log ich.
Er legte seine Hand auf meine Schulter und schob mich Richtung Ausgang. Als wir in der Höhe von meinem Schläger waren, blieb er kurz stehen.
„Wenn du nochmal ein Problem mit ihm hast Clark, kannst du das gerne mit mir klären."
In seiner Stimme lag noch immer Wut. An seiner Hand auf meiner Schulter, die verdächtigt zitterte, merkte ich, dass es ihm schwer fiel, sich zu beherrschen.
„Mr. Potter. Dürfte ich erfahren was hier los ist?", hörte ich die Stimme der Schulleiterin.
„Wenn Sie erlauben würde ich Mr. Malfoy gerne zu Madame Pomfrey bringen, damit sie die Blutung stoppen kann. Mr. Clark kann Ihnen sicher erklären was passiert ist."
„Aber sicher. Ich erwarte Sie alle in meinem Büro sobald Mr. Malfoy wieder entlassen wird.", antwortete sie. „Mr. Clark. Sie können so lange hier warten."
Harry sah ihn nochmal kurz an und begann erneut mich vorwärts zu schieben. Als wir den Saal endlich hinter uns ließen, nahm er die Hand runter.
„Oh man Dray... das kann doch nicht so weiter gehen."
„Keine Sorge. Er wird mich nicht mehr schlagen.", versuchte ich ihn zu beruhigen.
„Wieso das?"
Einen kurzen Augenblick überlegte ich, ob ich ihn anlügen sollte. Aber das konnte und wollte ich einfach nicht.
„Harry. Er ist eifersüchtig.". Er blieb mitten auf der Treppe stehen.
„Was?"
Ich nahm die Serviette runter und schaute, ob die Blutung mittlerweile nachgelassen hatte. Hatte sie nicht. Mir lief es noch immer am Kinn herunter. Es war ein ekelhafter Geschmack im Mund. Harry nahm seufzend die andere Serviette, die er festgehalten hatte und fuhr vom Hals über das Kinn, bis er bei der Nase stoppte.
„Danke..."
„Kannst du es mir bitte erklären?", bettelte er schon fast.
„Ja also... was er heute Mittag sagte, weißt du ja.", nuschelte ich durch den Stoff. Er nickte.
„Und eben hat er gesagt, dass ich mich von dir trennen soll. Und ich soll mich von dir fern halten".
Für einen Augenblick sah er verwirrt aus, aber dann verstand er.
„Naja dann hab ich gesagt, dass ich mich nicht von dir trennen werde und dann hat er zugeschlagen. Und dann hab ich gesagt, dass ich es dir jetzt sagen werde und du dich selbst entscheiden kannst. Aber ich wollte ihn nicht vor der gesamten Schule outen. Und du darfst es auch nicht weiter sagen!"
„Er bricht dir zweimal die Nase und trotzdem soll ich es nicht weiter sagen?"
Ich zuckte mit den Schultern.
„Sich zu outen ist nicht leicht. Und es würde den Hass nicht besser machen, wenn ich ihn jetzt outen würde."
Er ging weiter die Treppe rauf und ich folgte ihm.
„Mal sehen was McGonagall ihm für eine Strafe aufdrückt.", bemerkte Harry nebenbei, als wir die Treppen hoch gingen.

After war of WizardsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt