Draco
Slughorn war gerade dabei über heilende Zaubertränke zu sprechen, als Anna durch die Tür stürmte. Die ganze Klasse inklusive des Professors sahen sie verwundert an.
Erst als sie etwas näher kam, sah ich, dass sie weinte. Ohne weiteres stand ich auf und nahm sie in den Arm.
„Was ist los?", flüsterte ich ihr ins Ohr.
„Alles gut. Kannst du mir bitte meinen Saft geben? Es tut so verdammt weh.", sagte sie zitternd.
„Ja klar.", ich löste mich von ihr und holte die Flasche aus meiner Tasche. Eigentlich sollte sie ihn schon beim Frühstück bekommen, weshalb ich ihn meistens mit mir rumtrug .
„Entschuldigen Sie bitte die Störung, Professor."
„Mrs Lupin. Darf ich fragen was der Grund für diese Störung ist?", fragte er ruhig.
„Draco hat mein Schmerzmittel. Ich habe heute morgen verschlafen, deshalb konnte ich es beim Frühstück nicht nehmen."
Er nickte leicht, aber sah dennoch verwirrt aus. Ich drückte ihr die kleine offene Flasche in die Hand.
„Ich habe hier leider kein Becher, also musst du so trinken. Nur einen kleinen Schluck!", ermahnte ich sie. Naserümpfend setzte sie die Flasche an und trank. Schlagartig verzog sie angewidert das Gesicht.
„Das ist ja so widerlich.", sagte sie mit dem Handrücken vor den Mund. Schmunzelnd nahm ich ihr die Flasche aus der Hand und verschloss sie wieder.
Es dauerte nicht lange, bis sich ihr Gesichtsausdruck entspannte.
„Wow. Viel besser.", sagte sie leicht lächelnd. Die berauschende Wirkung hatte wohl eingesetzt.
„Wir reden in der Mittagspause, Okay?", fragte ich sie leise. Lachend nickte sie und ging langsam wieder aus dem Raum.
„Einen schönen Tag noch Professor!", rief sie als sie zur Tür raus ging.
„Sie hat heute Mittag noch Unterricht bei mir.", schmunzelte der Professor. Kopfschüttelnd ging er zurück hinter seinen Tisch und sprach weiter.
„So viel zum Thema heilende Zaubertränke. Ich weiß nicht genau was Madame Pomfrey da zusammen gebraut hat, aber wie Sie sehen konnten, war es das perfekte Beispiel für die Wirkung eines solchen Trankes. Außerdem wird er die Heilung des gebrochenen Arms um ein Vielfaches verkürzen."In der Mittagspause suchte ich die große Halle nach Anna ab, fand sie aber nicht. Milena erzählte mir, dass sie nicht im Unterricht war. Also machte ich mich auf die Suche. Mein erster Gedanke war die Bank auf dem Hof. Sie saß gerne dort.
Tatsächlich auch jetzt. Es war ziemlich kalt, aber es schneite nicht. Mein Atem verwandelte sich sofort in kleine Wölkchen.
„Anna?"
Erschrocken drehte sie sich um.
„Hey.", sagte sie ruhig.
„Warum warst du nicht im Unterricht?"
„Ich war sowieso schon so spät. Dann hatte ich keine Lust mehr. Ich habe mir bei Madame Pomfrey eine Entschuldigung geholt für den restlichen Tag.", erklärte sie mit dem Blick auf den Wald. Auch wenn es ein grauer Tag ohne Schnee war, sah die Aussicht beeindruckend aus. Der See und auch die Wälder darum.
„Aber ich denke, dass ich nachher zu Slughorn gehe. Es ist wichtig für die Prüfung."
Ich schob ihre Tasche ein wenig auf die Seite und setzte mich zu ihr.
„Was ist los? Du klingst so anders. Und du hast heute morgen geweint.", fragte ich mit Blick auf den Wald.
„Ich habe mir den Arm gestoßen."
„Ich glaube dir, dass das ziemlich schmerzhaft ist. Aber da ist doch noch etwas? Ich kann es spüren."
„Aus dem Draco, der mal alles sagte um einen nieder zu machen wurde ein Mensch der spürt, wenn es einem schlecht geht.", sagte sie leise und senkte den Blick.
„Ob du es glaubst oder nicht, aber das konnte ich schon immer. Nur hat es mich früher nie interessiert....Also was ist los?". Sie sah mich mit ihren blauen Augen an.
„Er hat mich geküsst."
„Was?", fragte ich ein wenig zu laut. Erschrocken sah sie sich kurz um, aber wir wir waren alleine auf dem Hof. Die meisten waren gerade beim Mittagessen.
„Heute morgen. Er hat kurz mit mir über die Prüfung gesprochen. Dann wollte ich gehen und habe mir den Arm gestoßen. Was wirklich schmerzhaft war ohne dieses Putzmittel. Und dann hat er mich geküsst.", erklärte sie. Ihre Augen fingen schon wieder an zu glitzern.
„Und was ist dann passiert?"
„Ich bin aus dem Raum gestürmt, bevor er etwas sagen konnte."
Sie wendete ihren Blick wieder ab.
„Und was willst du jetzt machen?", fragte ich leise.
„Ich weiß es nicht....", sagte sie verzweifelt. „Es geht nicht. Es ist verboten. Aber egal wie viel Mühe ich mir gebe, diese Gefühle gehen nicht weg. Und er hat sie ja auch...."
„Eine beschissene Situation...", bemerkte ich. Sie seufzte laut und legte ihren Kopf auf meine Schulter.
„Irgendwie wird das schon werden.... Und außerdem machen wir in ein paar Monaten unseren Abschluss. Dann ist es nicht mehr verboten."
„Aufbauend. Wirklich aufbauen Draco.", sagte sie sarkastisch.
„Stimmt doch!"
„Wie lange hast du denn auf Harry gewartet? Zwei Wochen?", fragte sie schnippisch. Aber Anna hatte recht. Ich hatte es nicht lange ausgehalten meine Gefühle vor Harry zu verheimlichen, obwohl ich mir sicher war, dass er sie nicht erwidern würde. Anna hatte Gefühle für ihren Lehrer und er erwiderte sie auch. Es muss ihr jedesmal das Herz zerreißen ihn zu sehen.
„Und was ist, wenn ihr euch darauf einlässt? Also heimlich.", fragte ich leise.
„Spinnst du? Ich könnte von der Schule fliegen. Ich hätte schon gerne einen Abschluss. Sonst kann ich nicht das machen was ich möchte."
„Was möchtest du denn machen?"
Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass sie mal erzählte was sie eigentlich machen wollte.
„Ich möchte Heilerin werden. Früher wollte ich eigentlich Professorin werden. Hier. Aber seit Dad aufgewacht ist, hat mich dieser Beruf irgendwie angezogen. Menschen zu helfen."
„Das passt zu dir.", sagte ich ehrlich. Anna war klug und emphatisch. Sie würde eine gute Heilerin werden.
Einige Minuten saßen wir gemeinsam auf der Bank und starrten in den Horizont.
„Lass uns rein gehen. Du musst was essen.", sagte ich schließlich. Sie war weder beim Frühstück, noch beim Mittagessen. Und dann noch die Medizin auf leeren Magen, war wahrscheinlich nicht so gut. Sie nickte und stand auf. Zuerst nahm ich ihre Tasche und schließlich ihre Hand. Gemeinsam gingen wir in die große Halle an den Ravenclaw-Tisch. Ich spürte die Blicke der anderen, als ich mich neben Anna setzte aber das war mir egal.
„Ich dachte du gehst mit Harry.", sagte ein jüngeres Mädchen plötzlich. Sie war vielleicht in der 3. oder 4. Klasse.
„Ja?", sagte ich verwirrt.
„Wieso haltet ihr dann Händchen?", fragte sie neugierig.
„Weil er mich liebt wie eine Schwester.", gab Anna zufrieden zurück.
„Bist du dir da sicher?", provozierte ich sie.
„Tust du es etwas nicht?", fragte sie mit hochgezogenen Brauen. „Dann muss ich mir über meine Gefühle nochmal klar werden", sagte sie schließlich kopfschüttelnd. Seit Anfang des Jahres fühlte ich mich unglaublich wohl bei ihr. Ich hatte nie verstanden, warum sie so eine Wirkung auf mich hatte. Ich verstand es immer noch nicht. Aber es war so. Keine romantischen Gefühle. Die gehörten eindeutig Harry. Aber trotzdem war Anna immer so ein Ruhepol. Bei ihr konnte ich sein wie ich war, ohne dass sie mich verurteilen würde. Als mir das klar wurde, beschloss ich das Spiel weiter zu spielen. Lachend stand ich auf und drehte sie zu mir um. Dann nahm ich ihre Hand und ging auf die Knie. Sie sah mit aufgerissenen Augen zu mir runter. Genau wie alle anderen um uns herum.
„Anna...", begann ich ruhig. „Ich habe dir nie gesagt wie viel du mir bedeutest. Ich kann mit dir über alles sprechen. Du hast mir eine Chance gegeben zu beweisen, dass ich mich geändert habe. Und du bist diejenige, die immer ein offenes Ohr für mich hat. Und ich möchte dir sagen, dass ich auch immer für dich da bin."
Sie grinste, aber sah dennoch verwirrt aus.
„Also möchte ich dich fragen...", sagte ich langsam. Alle anderen starrten uns an.
„Möchtest du meine beste Freundin sein?", fragte ich schließlich grinsend. Augenblicklich lachte sie.
„Oh Draco Malfoy. Ja ich will.", gab sie laut zurück. Wir standen auf und umarmten uns. Es war schön sie lachen zu sehen. Alle Schüler würden uns zwar für verrückt halten, aber das hatte sie noch nie gestört. Sie hatte eben einen einzigartigen Charakter.
„Herzlichen Glückwunsch."
Anna löste sich von mir und sah in Harrys Gesicht. Er lachte und legte seinen Arm um meine Schulter.
„Danke sehr.", sagte sie ruhig.
„Ihr seid verrückt.", lachte er. Langsam wendeten sich die Blicke wieder ab. Auch die Professoren schienen sich wieder ihrem Essen zu widmen.
„Heute Abend 18 Uhr vor deinem Gemeinschaftsraum!", befahlt Harry.
„Okay.", sagte ich etwas überrascht. Er gab mir einen schnellen Kuss auf die Wange und ging schließlich wieder zu seinem Tisch. Anna und ich setzten uns wieder auf die Bank.
„Er hat recht.", sagte sie schmunzelnd. „Wir sind verrückt."
„Ja aber auf die gute Weise.", bestätigte ich.
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After war of Wizards
FanfictionNach der Schlacht, kehren einige Hexen und Zauberer zurück, um das 7. Jahr in Hogwarts zu beenden. Doch die Folgen des Krieges sind nicht zu leugnen. Wie geht man als 18-jähriger mit den Folgen um? Und was passiert, wenn mal nicht viel passiert? Sin...