Kapitel 42

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Harry

„Bist du fertig, Dray?"
„Ja. Warte!", rief er.
„Beeil dich. Anna und Remus sind schon draußen."
„Ja."
Mit einem strahlen kam er auf mich zu und küsste mich nochmal. Dann gingen wir gemeinsam die Treppe runter zu den anderen beiden.
„Da seid ihr ja endlich!", schimpfte Anna. „Wir kommen noch zu spät!"
„Wie kann man denn zu spät kommen, wenn es keine feste Uhrzeit gibt?", lachte ich.
„Jede Minute die wir jetzt länger brauchen ist zu spät.", entgegnete sie. Anna war heute bereits um 5 Uhr aufgestanden, um die Torte zu backen, die sie Molly versprochen hatte. Und seitdem spricht sie von nichts anderem mehr. Ihr Freude endlich zu den Weasleys zu reisen, konnte ich aber absolut nachvollziehen. Jedes Mal, wenn Anna es nur Ansatzweise erwähnte, verkrampfte sich Draco. Er war ziemlich nervös Ron's Eltern kennenzulernen. Aber ich war zuversichtlich, dass es gut werden würde.
„Seit ihr soweit?", fragte Remus.
„Ja. Los jetzt."
Sie trug auf dem Rücken ihren blauen Rucksack und in der rechten Hand hielt sie die Torte fest.
„Überlebt die Torte die Reise?", fragte Draco skeptisch. Aber Anna grinste ihn nur an.
„Schutzzauber.", erklärte sie.
„Hier ist zaubern also erlaubt...", schimpfte er lachend.
„Wenn du 4 Stunden in der Küche stehst und danach mit dem Ergebnis durchs Flohnetz fliegst, kannst du es ja lassen. Aber ich gehe kein Risiko ein.", gab sie zurück. Mein Freund presste grinsend die Lippen aufeinander und hob entwaffnet die Hände.
„Na gut Okay. Dann leg mal los."
Anna griff in die Schale mit dem Flohpulver und platzierte sich im Kamin.
„Wir sehen uns dann gleich", sagte sich noch zwinkernd. „Fuchsbau!"
Sie warf das Pulver vor sich und augenblicklich wurde sie von den großen grünen Flammen verschlungen. Danach war ich dran, damit ich schon dort war, wenn Draco ankommen würde. Er bestand darauf.
Mit einem lauten Zischen änderte sich die Umgebung, bis ich schließlich das Haus wieder erkannte. Anna stand bereits im Wohnzimmer und hielt Molly in den Armen. Schnell stieg ich aus dem Kamin, bevor mein Freund noch auf mir landen würde.
„Harry!"
„Hermine!". Sie kam auf mich zu und schloss mich in die Arme, als hätten wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen.
„Wo ist Draco?", fragte sie schließlich.
„Müsste jeden Moment hier auftauchen.", gab ich Schulterzuckend zurück. Schlussendlich hatte ich noch Zeit alle anderen zu begrüßen, bevor er endlich auftauchte. Und kurz danach auch Remus.
„Da bist du ja. Ich hatte schon Sorge, dass du irgendwo verloren gegangen bist.", lachte ich.
„Nein alles gut.", grinste er schüchtern. Molly stand hinter mir, aber alle anderen waren im Wohnzimmer.
„Also Molly. Du kennst Draco Ja. Draco, das ist Ron's Mum Molly.
„Guten Tag, schön Sie kennenzulernen", sagte er höflich und streckte ihr die Hand entgegen. Sie zögerte einen Moment, bis sie auf ihn zu ging und in den Arm nahm. Er war sichtlich überrascht, erwiderte aber die Umarmung.
„Schön dich kennenzulernen, Draco. Nenn mich bitte Molly."
Sie drehte sich kurz um.
„Arthur! Kommst du mal unseren Besuch begrüßen!", rief sie in Richtung Küche. Dann widmete sie sich Remus zu.
„Läuft doch super!", flüsterte ich meinem Freund zu. Arthur kam mit einem grinsen um die Ecke. Mich hatte er ja bereits begrüßt, also steuere er sofort auf Draco zu. Er sah so nervös aus, dass es mich nur grinsen ließ. Arthur streckte ihm die Hand entgegen, die Draco sofort nahm.
„Ich bin Arthur, wie Du bestimmt schon weißt. Schön, dass du da bist."
„Danke, dass ich hier sein darf.", gab Draco höflich zurück.
„Jeder Freund von Harry und Ron ist hier immer willkommen.", er lächelte nochmal aufmunternd und widmete sich dann ebenfalls Remus.
„Draco, kommst du mit in die Küche? Da warten die anderen.", sagte Molly und legte eine Hand auf seinen Rücken. Sie schob ihn schon fast in die Richtung. Hilfesuchend suchte er meinen Blick, jedoch führte Molly ihn weiter.
„So also das sind Bill und Fleur, George kennst du ja, Ron und Hermine und Ginny."
Sie nickten ihm alle mit einem leichten Lächeln zu. Man konnte sehen, dass sie noch skeptisch waren, aber das würde sich auch noch legen.
Draco gab nur ein schüchternes „Hallo" von sich. Dann führt Molly ihn zu einem Stuhl neben Hermine, auf den er sich setzte und ich daneben.
„Ah Molly, wo kann ich denn die Torte abstellen? Am besten verstecken wir sie vor Ron.", sagte Anna lachend.
„Hey!", klagte er.
„Na ist doch war. Wehe du rührst sie an!", schimpfte sie.
„Ich nehme sie, danke.", entgegnete Molly grinsend.
Sie verließ kurz das Zimmer, kam aber sofort wieder. Am Tisch herrschte Stille. Anna setzte sich neben mich und Remus gegenüber. Als alle schließlich da waren, ergriff Molly das Wort.
„Also ihr Lieben. Ihr kamt gerade pünktlich zum Mittagessen. Also bedient euch. Guten Appetit."
Leises Murmeln brach auf und zögernd nahm sich jeder etwas zu essen. Draco bewegte sich erstmal gar nicht, bis ich ihm auch Eintopf schöpfte. Die Stimmung war ziemlich angespannt. Keine wollte irgendwelche Gefühle verletzen, aber irgendwie war es schwierig.
Es war das erste Weihnachtsfest ohne Fred, was man George deutlich ansah. Auch Molly und Arthur konnte man es ansehen. Wir trauerten noch alle um ihn, aber für George war es wohl am schlimmsten. Dann waren alle Draco gegenüber skeptisch. Ist ja irgendwie logisch, dennoch machte es die Situation nicht leichter.
„Und Harry, wie läuft es mit dem Lernen. Ihr macht bald euren Abschluss. Du willst doch noch Auror werden, oder?", fragte Arthur.
„Ja, Ich denke schon. Es ist ziemlich viel zu lernen, aber wir bekommen das schon hin. Schließlich sind wir mit Hermine befreundet.", schmunzelnd sah ich zu ihr rüber. Ein leichtes grinsen lag auf ihrem Gesicht.
„Und Draco, wie sieht es mit dir aus?", fragte Molly. Überrascht und nervös sah er auf.
„Ehm. Ja wir lernen gefühlt jede freie Minute", sagte er leise.
„Und was möchtest du nach der Schule machen?". Schon wieder diese Frage auf die er keine Antwort hatte.
„Ich weiß es noch nicht..", gab er ehrlich zu. Alle schauten verwirrt auf.
„Solltest du das nicht mittlerweile wissen? Ihr habt ja nur noch ein halbes Jahr.", hakte sie nach. Unsicher sah er zu mir, aber ich nickte ihm zu. Bevor wir herkamen habe ich ihm gesagt, er soll einfach ehrlich und er selbst sein.
„Remus hat tatsächlich das selbe gesagt, vor ein paar Tagen", begann er ruhig und sah zu ihm. Auch er lächelte ihm aufmunternd zu. „Aber, Ehm, Ich habe noch nie richtig darüber nachgedacht... Früher.... sollte ich mir keine Gedanken machen, da meine Zukunft schon geplant war. Von meinen Eltern....". Er wurde immer leiser und senkte seinen Blick.
„Verstehe.", sagte Molly leise.
„Naja, was würdest du denn gerne machen? Vielleicht ins Ministerium? Journalist? Oder vielleicht etwas mit Tieren? Professor?", zählte sie nachdenklich auf.
„Ich weiß es noch nicht. Ich werde mir demnächst mal darüber Gedanken machen und mit Professor Slughorn darüber sprechen. Oder mit Professor McGonagall. Vielleicht können sie mich ein wenig beraten was man mit meinen Noten so machen kann."
„Das ist ein guter Plan.", bestätigte Hermine.
„Wie kommt es, dass du dich so verändert hast?", fragte Ginny so plötzlich, dass er sich erschrak. Es klang nicht abwertend, sondern eher, als würde sie es nicht verstehen.
„Ginny...", sagte ihre Mum.
„Nein ist schon gut.", sagte mein Freund unsicher, legte den Löffel ab und sah in die Runde. Er nahm wohl gerade all seinen Mut zusammen den er hatte.
„Ich möchte euch kurz meine Geschichte erzählen. Vielleicht könnt ihr mich dann verstehen und akzeptieren. Aber vorweg. Ich bereue alles und möchte mich aufrichtig für alles entschuldigen.", er klang ehrlich. Ginny's Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber alle hörten gespannt zu.
„Also. Ich wurde damals mit dem Leben meiner Eltern unter Druck gesetzt, schreckliche Dinge zu tun.", begann er. Ich konnte ihm den Schmerz ansehen. Er machte sich vor allen verletzlich, weil diese Familie mir so viel bedeutete. „Jedenfalls im Sommer, als alles vorbei war, floh ich mit meinen Eltern. Mein Dad versteckt sich noch immer und ich weiß nicht wo er ist oder wie es ihm geht. Zu ihm habe ich gar keinen Kontakt. Meine Mum ist mit mir nach Hause zurück gekehrt. Wir haben lange darüber gesprochen, wie es weiter gehen sollte und sie sagte ich soll meinen Abschluss machen und ein Leben beginnen wie ich es möchte...."
Er machte eine kurze Pause.
„Ich entschied mich dafür mein altes Leben hinter mir zu lassen und das zu machen was ich möchte. Ich zeigte Reue und entschuldigte mich für alles. Und es tat und tut mir wirklich leid, was alles passiert ist.... Jedenfalls versuchte ich dann Nett zu sein und konnte mich sogar mit Anna anfreunden. Sie ist großartig. Sie hat mir einiges erleichtert. Und sie war die erste die mir eine Chance gab."
„Oh Draco. Gleich werde ich noch rot.", sagte sie verlegen. „Aber du kamst auf mich zu. Ich habe nur auf den Menschen reagiert, der zu mir kam".
„Was?", fragte Ginny.
„Ehm. Es war ziemlich am Anfang des Jahres. Wir waren in der Bibliothek und Dad lag noch im Koma. Wir haben darüber gesprochen und mir wurde das zu viel. Also ging ich raus. Und im Flur musste ich dann weinen.....", sie sah kurz zu ihrem Dad. „Und Draco ist mir nachgelaufen und hat mich getröstet. Es war merkwürdig. Aber in dem Moment hab ich eben gemerkt, dass er anders ist.", erklärte sie lächelnd. Alle anderen am Tisch beobachteten gespannt das Gespräch.
„Ach, Kleines...", seufzte Remus und drückte sie an sich.
„Jedenfalls kam ich dann ein bisschen später mit Harry zusammen und dann kamen auch Ron und Hermine dazu... Sie konnten mir zum Glück auch eine Chance geben, wofür ich unfassbar dankbar bin. Und naja. Hier bin ich.". Mittlerweile lag sogar ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Es tat wohl gut sich alles von der Seele zu reden.
„Einfach so ein neuer Mensch? Das ist einfach schwer zu glauben!", sagte Ginny leicht gereizt.
„Ginny, ist doch gut..", sagte Molly erneut.
„Nein Mum. Ich verstehe es einfach nicht."
„Es ist okay.. man muss es nicht verstehen. Manchmal verstehe ich es auch nicht so richtig.... Aber ich verstehe eher nicht, wie ich so ekelhaft sein konnte. Wie gesagt, es tut mir unglaublich leid und ich hoffe ihr könnt meine Entschuldigung irgendwann akzeptieren..."
Draco hatte seinen Blick wieder auf seinen Teller gerichtet und sah aus als würde er ins Leere starren. Molly hatte einen Mitleidigen Blick und die anderen schienen noch nicht sicher, was sie denken sollen. Eine kurze Stille trat ein.
„Ich möchte ehrlich sein. Vielleicht versteht ihr mich dann noch etwas besser.", sagte er leise.
„Was machst du?", fragte ich besorgt, weil ich nicht wusste worauf er hinaus wollte.
„Ich spiele mit offen Karten. Ganz oder gar nicht.", sagte er. Langsam wusste ich worauf er hinaus wollte.
„Du musst nicht darüber sprechen..."
„Harry, ich kann ihre Skepsis verstehen und vielleicht können sie dann ein bisschen besser nachvollziehen wieso ich so war wie ich war...", sagte er bestimmt. Es war Mutig. Wochenlang konnte er mir nichts davon sagen und jetzt wollte er es einfach so beim Essen aussprechen. Für einen kurzen Moment war ich der Meinung er sollte es nicht machen, aber ich sagte ihm auch, dass er ehrlich sein sollte. Wenn er es wirklich wollte, sollte er es erzählen. Also nickte ich ihm zu. Alle Augen wanderten abwechselnd von ihm zu mir und schließlich wieder zurück zu ihm.
„Irgendwann, als Voldemort wieder zurück war, blieb er bei uns zu Hause. Übers Jahr war ich in Hogwarts, da war es nicht so schlimm, aber in den Ferien war er da. In meinem Haus. Bei meinen Eltern.... Als wir dann ins sechste Jahr kamen, befahl er mir Dumbledore zu töten, sonst würde er meine Eltern töten. Ich wollte niemals jemandem so schaden. Aber es ging um meine Eltern."
Er schluckte schwer und atmete tief ein.
„Ich wachte regelmäßig nachts auf, weil ich Alpträume bekam. Ich schlief wenig und die Noten ließen nach. Aber das war eher nebensächlich.... jedenfalls wisst ihr ja was dann passiert ist. Das Jahr über verbrachte Voldemort auch viel Zeit bei uns und ich fühlte mich nirgends mehr sicher. Ich war für ihn eine Enttäuschung, weil ich es nicht schaffte meinen Schulleiter zu töten..."
Er schloss die Augen und kämpfte offensichtlich mit den Tränen. Schließlich öffnete er sie wieder und sprach ruhig weiter. Vorsichtig legte ich meine Hand auf sein Bein, um ihm zu zeigen, dass ich für ihn da war.
„Plötzlich tauchten Harry, Hermine und Ron bei uns auf. Harry sah schrecklich aus."
„Tat auch ganz schön weh, Hermine...", sagte ich schmunzelnd.
„Nur für dein Bestes mein Lieber", gab sie zurück.
„Sie verlangten von mir, ihn zu verraten. Ich wusste, dass du es bist, aber ich konnte es einfach nicht.... Also dann in Hogwarts rettete Harry mein Leben..."
„Was? Wie?", fragte Remus.
„Du hast es nicht erzählt?", fragte er verwundert. Ich schüttelte den Kopf.
„Ehm. Wir waren alle im Raum der Wünsche und Grabbe hat ein Dämonenfeuer gezaubert und somit den gesamten Raum in Flammen gesetzt. Harry und Ron haben Goyle und mich vor dem sicheren Tod bewahrt.".
„Wow...", bemerkte Remus überrascht.
„Ja... Nach der Schlacht dann, ging ich ja mit meiner Mum und wir wohnten wieder in unserem Haus, aber diesmal ganz alleine. Der Druck war abgefallen, aber ich habe lange gebraucht, um mich dort wieder wohl fühlen zu können. Die Alpträume hörten aber nicht auf. Fast jede Nacht wachte ich panisch auf, weil ich davon geträumt habe, dass Voldemort meine Eltern tötet. Dann kam ich nach Hogwarts, wo es langsam aber sicher besser wurde. Ich nehme an durch Harry. Nach Halloween wurde ich dann von einem Typen aus unserem Jahrgang verprügelt. Er nannte mich elender Todesser..."
„Ach das ist mit dir passiert, als du abends mit blauen Augen zum Essen kamst...", bemerkte Ginny ruhig. Er nickte. „Und danach hat Clark dir gleich nochmal die Nase gebrochen.". Er nickte wieder.
„Dir hat ein Mitschüler die Nase gebrochen?", fragte Arthur ungläubig.
„Zweimal sogar", sagte Hermine. Molly und ihr Mann sahen mitleidig zu ihm rüber.
„Jedenfalls glaube ich, dass das der Auslöser für meine erneuten Alpträume waren und sie wurden schlimmer... Bis Harry es vorgestern das erste Mal mitbekam...."
Niemand am Tisch sagte etwas. Sie sahen alle nachdenklich aus, was sie überhaupt darüber denken sollten.
„Also... ich hoffe ihr versteht jetzt ein bisschen warum ich so war, wie ich war und dass ich nie wieder so sein möchte."
„Ich danke dir für deine Ehrlichkeit, Draco. Das war sicher nicht leicht für dich.", sagte Molly, woraufhin Draco nur unsicher nickte.
„Warte mal. Das war das Geschrei vorgestern. Und deshalb sah Harry so müde aus morgens.", bemerkte Anna.
„Ja...", sagte Draco. Auch Remus wurde langsam alles klar.
„Muss ganz schön schlimm gewesen sein...", sagte sie traurig.
„Ich sag mal so....", begann ich. „Ich musste nur zusehen und es tat weh."
George stand plötzlich auf und verließ den Tisch.
„Nehmt es ihm nicht übel. Es ist schwer. Gerade wenn alles nochmal so aufgewirbelt wird....", sagte Molly.
„Tut mir leid, das wollte ich nicht.", entschuldigte sich Draco.
„Nein alles gut mein Lieber.", beruhigte sie ihn sofort.
Natürlich tat es George weh alles nochmal zu hören. Alpträume und Panikattacken...

After war of WizardsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt