Kapitel 44 ~ Weihnachten

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Draco

Ich wachte von ein paar Geräuschen aus dem Zimmer auf. Ron war gerade dabei sich einen Pullover anzuziehen und ging schleichend zur Tür, durch die er dann verschwand.
Ich lag auf Harry. Gestern Abend war er in seinem Bett schlafen gegangen. Es dauerte einen Moment, bis ich mich daran erinnern konnte was passiert war. Der Alptraum. Harry hatte mich beruhigt und ich bin in seinem Arm wieder eingeschlafen. Langsam versucht ich mich aus seinem Arm zu befreien, dennoch wachte er auf.
Er rieb sich mit beiden Händen durchs Gesicht und stöhnte leicht.
„Guten Morgen.", sagte er schließlich.
„Guten Morgen."
Ich saß vor ihm auf dem Bett und beobachtete sein Gesicht. Offensichtlich hatte er Probleme seine Augen richtig zu öffnen, weshalb er mich nur durch einen winzigen Spalt ansah.
„Du siehst müde aus.", bemerkte ich schuldbewusst. Nur wegen mir hatte er so schlecht geschlafen.
„Das ist in ein paar Minuten weg."
„Du hast wegen mir schlecht geschlafen."
Er öffnete blinzelt seine Augen ganz und setzte sich auf.
„Nein. Ich war für meinen Freund da, so wie ich es versprochen habe. Da macht ein bisschen weniger Schlaf nichts. Außerdem genieße ich es, wenn du auf meiner Brust einschläfst. Es beruhigt mich.", erklärte er und lächelte mich an. Trotzdem fühlte ich mich schuldig, aber eine Diskussion wollte ich auch nicht anfangen.
„Ach und Frohe Weihnachten." Er lächelte und gab mir einen Kuss.
„Frohe Weihnachten, Harry.", gab ich lächelnd zurück.
Die Zimmertür ging auf und Ron kam herein.
„Ah Harry. Ich wollte euch gerade wecken. Ist ja sowas wie eine Weihnachtstradition bei uns.", sagte er grinsend.
„Was?", fragte ich verwirrt.
„Im ersten Jahr in Hogwarts waren Ron und ich die einzogen, die über Weihnachten in dort waren und er hat mich wegen der Geschenke geweckt. Seitdem macht er es jedes Jahr.", erklärte er mir fröhlich.
„Ja so sieht's aus. Es sind schon alle unten. Kommt ihr? Dann können wir endlich die Geschenke aufmachen. Obwohl es wahrscheinlich wieder einen tollen Pulli gibt. Und ich glaube Mum schenkt dir auch einen, Harry."
Mein Freund lachte.
„Auch das sagt er mir jedes Jahr.", erklärte er wieder.
„Ah Okay. Na dann mal los.", sagte ich lächelnd.
Er stand auf uns zog sich sein Shirt wieder über und schlüpfte in seine Hausschuhe.
„Ich geh noch schnell ins Bad. Ziehst du dich an?"
„Ja. Ich muss dann aber auch ins Bad.", gab ich zurück.
„Klar.", sagte Harry und schob Ron aus dem Zimmer. Die Tür war fast zu, als er nochmal seinen Kopf durch den Spalt reckte.
„Dray?"
„Hm?"
„Jogginghose und Shirt! Wag es ja nicht eine Jeans anzuziehen.", befahl er.
„Ist Ja Okay", sagte ich lachend. Es war für mich einfach ungewohnt in Jogginghose irgendwo hinzugehen. Erst recht bei einer Familie, die mich erst einen Tag lang kennt. Aber Harry wird es wohl wissen. Er hatte ja selbst nur seine graue Jogginghose und ein hellblaues Shirt an. Ich kramte in meiner Tasche und entschied mich für ein schwarzes Shirt zur Hose. Harrys, welches er mir nachts gegeben hatte, legte ich sorgfältig auf mein Kopfkissen. Es roch noch nach ihm. Dann zog ich mir noch Socken an und fuhr mir ein paar mal durch die Haare. Als Harry schließlich aus dem Bad kam, ging ich noch schnell und dann gingen wir gemeinsam nach unten.
Er zog mich an der Hand mit ins Wohnzimmer, wo bereits alle versammelt waren.
„Na endlich! Frohe Weihnachten euch beiden.", sagte Anna und nahm uns gleichzeitig in den Arm. Auf einmal herrschte ein lautes Durcheinander. Die anderen fingen bereits an sich die Geschenke durch zu geben, während Harry und ich erstmal jedem Frohe Weihnachten wünschten.
„Ah Draco. Ich wünsche dir ein frohes Fest. Ich hoffe es gefällt dir hier bei uns.", begrüßte mich Molly. Sie war so eine herzliche Person.
„Danke, Molly. Bei euch kann man sich ja nur wohl fühlen.", antwortete ich ihr, als sie sich aus der Umarmung löste.
„Das freut mich.".
Sie strahlte übers ganze Gesicht.
„Draco, warte kurz...", sagte sie noch und verschwand in der Menge. Die Geschenke hatten wir alle gestern Abend unter den Baum gelegt. Es war ein wunderschöner Anblick. Der leuchtende Baum, mit den vielen Päckchen in verschiedenen Farben und Formen. Und heute früh war es noch viel schöner. Viele strahlende Gesichter, die sich über die Geschenke freuten. Überall lag Geschenkpapier und alles musste gleich getestet werden.
Ich kannte Weihnachten so nicht. Wir haben immer nur gemeinsam gefrühstückt, dann habe ich ein Geschenk auf den Tisch gestellt bekommen und dann war Weihnachten auch schon wieder vorbei. Oder ich verbrachte die Feiertage in Hogwarts, was auch eins, zwei mal vorkam.
Aber hier war es eine ganz andere Stimmung. So herzlich und fröhlich. Als gäbe es keine Sorgen auf dieser Welt.
„Hier. Das ist für dich.".
Molly stand mit einem grün eingepackten Geschenk vor mir.
„Was?", fragte ich, weil ich etwas überfordert war mit dieser Situation. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie mir etwas schenkten.
„Für dich.", wiederholte sie mit einem Strahlen.
„Wow. Danke.", sagte ich lächelnd.
„Gerne doch. Pack es gleich aus."
Sie war so euphorisch. Ich ließ mich auf den Boden sinken und öffnete vorsichtig das Papier. Das erste was ich sah war schwarz. Ein schwarzer Stoff. Vorsichtig hob ich es ganz raus und hielt es vor mich. Ein schwarzer Pullover mit einem grünen „D" darauf. Ich konnte nicht anders als zu grinsen. Früher sah ich Ron und Harry ab und zu mit solchen Pullover in den Weihnachtsferien durch die Schule laufen.
„Mum schenkt uns jedes Jahr welche.", erklärte Ginny schüchtern.
Ich stand auf und nahm sie in den Arm. Molly war überrascht und zögerte einen Moment, bis sie es erwiderte.
„Danke Molly, er ist toll.", sagte ich glücklich.
„Das freut mich."
Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas selbst gemachtes geschenkt bekam. Meine Eltern kauften mir alles was ich wollte, aber selbst gemacht war noch nie etwas. Umso mehr freute ich mich über diesen Pullover.

Glücklich sah ich von einem Sessel aus dem Geschehen zu. Alle packten Geschenke aus und freuten sich miteinander über die Kleinigkeiten. Und was mich noch mehr wunderte, alle hatten noch ihre Schlafanzüge an. Jetzt verstand ich auch, warum ich keine Jeans anziehen durfte. Es gehörte irgendwie dazu.
Ich war Harry unglaublich froh, dass er mich dazu überredete mit ihm Weihnachten zu verbringen. Eigentlich wollte ich nicht mit kommen, da ich es merkwürdig fand Ron's Familie an Weihnachten kennenzulernen. Aber es lief alles gut. Obwohl ich mir sicher war, dass Ron heute Nacht alles mitbekommen haben muss, sprach er mich nicht darauf an.

„Für dich.", sagte Molly plötzlich und riss mich aus den Gedanken. Sie streckte mir eine dampfende Tasse entgegen. „Heiße Schokolade."
„Wow, danke."
Vorsichtig nahm ich ihr die volle Tasse aus der Hand. Es roch so gut.
„Es ist ein bisschen Zimt mit drin.", erklärte sie. „Und du siehst lieber zu, als dich mitten rein zu stürzen?"
„Ja.... es ist am Anfang ein wenig überwältigend.", gab ich zu.
„Wie hast du denn sonst so Weihnachten gefeiert?", fragte Molly ehrlich interessiert.
„Hm.. eigentlich nicht großartig. Ich hab mit meinen Eltern gefrühstückt. Dann gab es Geschenke und dann war es auch wieder vorbei... nur die wenige Dekoration erinnerte noch an Weihnachten..."
„Oh, Okay...", in ihrer Stimme lag etwas Trauer.
„Ich liebe sie, und sie lieben mich, aber es war nie dieses unglaublich familiäre. Und erst recht nicht im Schlafanzug im Wohnzimmer..", lachte ich. „Aber es ist toll."
„Freut mich, dass es dir hier gefällt. Ich möchte ehrlich sein mit dir, Draco. Als Harry fragte, ob du mit hier her kommen dürftest, war ich ziemlich skeptisch. Er überredete mich, dir noch eine Chance zu geben. Und ich muss sagen, du hast dich wirklich sehr verändert. So als wäre jetzt der innere Draco an die Außenwelt getreten..."
„Ja, Ich weiß...", lächelte ich leicht.
„Du scheinst Harry sehr glücklich zu machen.", bemerkte sie.
„Nein Molly, er macht mich glücklich.", sagte ich verträumt. Sie legte mir nochmal kurz ihre Hand auf die Schulter und ging dann schließlich wieder zu den anderen.

„Dray!"
„Hm?"
„Komm her.", befahl Harry und deutete auf den Boden neben ihm. Er saß im Schneidersitz neben Hermine, die aber gerade mit etwas anderem beschäftigt war. Lächelnd stand ich auf und ging zu ihm rüber.
„Ich möchte dir dein Geschenk geben.", sagte er fröhlich. „Hier."
Er drückte mir ein kleines blaues Päckchen in die Hand. Es war ungefähr so groß wie meine Handfläche. Auf der oberen Seite war ein kleines „D" geschrieben. Meine Tasse stellte ich auf dem Tisch neben uns ab.
„Danke!", sagte ich und gab ihm einen schnellen Kuss.
„Na los.", sagte Harry ungeduldig.
Vorsichtig öffnete ich das Papier und heraus kam eine kleine schwarze Box. Sie war mit Samt überzogen. Harry schenkte mir Schmuck? Ich sah ihm in die Augen, aber er deutete nur an, dass ich es aufmachen sollte. Also klappte ich die Box auf und da war tatsächlich ein Ring. Ich trug schon länger keine mehr, aber eher weil ich diese Ringe nicht mehr tragen wollte. Sie erinnerten mich an früher.
Dieser Ring war aus einem schönen Silber. Ich nahm ihn raus, um ihn besser sehen zu können. Es war eine Schlage, die sich zu einem Ring formte. Er hatte dieses typische Schlangenmuster eingeritzt und am Kopf waren leuchtend rote Augen.
Meine Freude konnte ich kaum verstecken. Ich fiel meinem Freund um den Hals.
„Danke! Er ist richtig schön."
„Ja, wie du.", flüsterte er mir ins Ohr. Er löste sich wieder von mir. „Steck ihn mal an."
Wie Harry es befahl, schob ich ihn über den Ringfinger meiner rechten Hand. Als ich ihn mir nochmal betrachten wollte, fiel mir auf, dass die Schlange plötzlich grüne Augen hatte.
„Was ist passiert?", fragte ich verwundert.
„Die Augen wechseln die Farbe. Je nachdem was ich fühle.", sagte er begeistert.
„Was du fühlst?"
„Ja. So siehst du immer meine Gefühle dir gegenüber.", erklärte er.
„Was bedeutet Grün?"
„Was denkst du denn?", fragte er provozierend.
„Sag es mir."
„Liebe.", sagte er bedeutungsvoll uns sah mir intensiv in die Augen.
Es war so ein schönes Geschenk. Es passte perfekt zu mir. Und jetzt hatte ich immer etwas von Harry bei mir.
„Er funktioniert aber nur, wenn ich in deiner Nähe bin.", erklärte er zusätzlich.
„Er ist toll, danke! Aber... jetzt musst du auch meins öffnen.", befahl ich. Ich stand auf und holte am Weihnachtsbaum das gelb eingepackte Geschenk. Dann ließ ich mich wieder neben Harry fallen.
„Hier.", sagte ich strahlend und gab ihm das Päckchen.
„Danke."
„Na los.", drängelte ich.
Harry packte sein Geschenk aus. Zum Vorschein kam ebenfalls eine kleine schwarze Box. Er drehte sie hin und her, jedoch konnte er nichts damit anfangen. Es war irgendwie süß wie verwirrt er war.

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