Kapitel 28

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Harry

Draco lag neben mir auf dem Rücken und schlief. Sein Körper wurde gerade mal bis zur Hüfte von seiner Bettdecke verdeckt. Sein rechtes Knie, hatte er etwas angewinkelt liegen, weshalb es unter der Decke hervor lugte. Sein linker Arm streckte sich über das gesamte Bett, während der Rechte auf seinem Bauch liegen blieb. Er sah unglaublich friedlich aus. Frei von allen Sorgen dieser Welt.
Vorsichtig legte ich mich in seinem Arm und den Kopf auf seine Brust. Sein regelmäßiger Herzschlag wirkte beruhigend auf mich.
Erst als ich eine leichte Gänsehaut bekam, merkte ich, dass Draco aufgewacht war und mit seinen Fingerspitzen kleine Kreise auf meinem Rücken zog.
Ich schaute zu ihm auf.
„Guten Morgen."
„Guten Morgen.", murmelte er zufrieden mit geschlossenen Augen. Gleichzeitig mit einem kleinen Stöhnen, drückte er mich fest an sich und legte seinen Kopf halb auf meinem ab. Ich tat es ihm gleich und drückte mich näher an ihn heran. Unter der Bettdecke waren wir beide noch komplett nackt. Diese Nähe, dieser warme Körper erfüllte mich sofort mit Glück.
„Wie hast du geschlafen?", fragte er schließlich und löste sich leicht.
„Super...", grinste ich zufrieden in mich hinein. „Und du?"
„Fantastisch.", sagte er amüsiert und drehte sich wieder auf den Rücken.
„Dray?"
„Seit wann nennt du mich denn Dray?", fragte er lächelnd.
„Das hab ich gestern Abend beschlossen."
„Gestern Abend also...", stellte er ruhig fest. „Was hast du denn da gemacht?", fragte er provozierend. Langsam fuhr ich mit meinem Zeigefinger über seinen nackten Bauch.
„Hm, ich glaube, dass kannst du dir denken."
„Ich erinnere mich nicht mehr. Erzähl mir doch nochmal was gestern Abend passiert ist?", forderte er ruhig.
„Ein Gentleman genießt und schweigt!", gab ich amüsiert zurück worauf hin er nur stöhnte.

„Wir sollten mal aufstehen. Sonst können wir nichts mehr frühstücken...", bemerkte er leise.
„Ich will nicht aufstehen. Ich könnte den ganzen Tag hier liegen bleiben und deinem Herz beim Schlagen zuhören."
„Naja. Bald kommt dann auch noch Magenknurren dazu.", antwortete er lachend und setzte sich auf. Zwangsläufig musste ich mich auch aufsetzten.
„Und außerdem...", begann er erneut, „habe ich strikte Anweisungen darauf zu achten, dass du was isst."
Er schwang die Beine aus dem Bett und machte sich auf den Weg ins Bad. Ich stöhnte und ließ mich rückwärts auf die vielen Kissen fallen.
„Wer hat denn sowas gesagt?", rief ich ihm hinterher, bekam jedoch keine Antwort. Es war bestimmt Anna. Auch wenn sie nie etwas sagten, wusste ich ganz genau, dass Hermine ihr regelmäßig Bericht erstattete, ob und wie viel ich aß. Und wenn ich mal eine Mahlzeit ausfallen ließ, stand sie plötzlich mit einem Apfel in der Pause vor mir. Es war ja schon süß von ihr, dass sie sich solche Sorgen machte.
Als ich hörte, dass im Bad das Wasser an ging, stand ich auf und folgte dem prasselnden Geräusch. Ohne etwas zu sagen, stellte ich mich zu Draco unter die Dusche und nahm ihn von hinten in den Arm.
„Wie kannst du es wagen?", fragte ich ernst. Erschrocken drehte er sich um.
„Was?"
„Ohne mich duschen zu gehen!". Augenblicklich entspannte sich seine Miene.
„Erschreck mich doch nicht so.", sagte er vorwurfsvoll. „Ich würde mir ja gerne etwas mehr Zeit lassen und in Ruhe mit meinem Freund duschen, aber wir müssen uns beeilen!", sagte er und wusch sich die Seife vom Körper.
„Harry!", schrie er lachend. „Du darfst mich nicht berühren. Sonst können wir das Frühstück vergessen. Und wenn das passiert hast du keine Freund mehr, weil Anna mich dann umbringt." Stöhnend legte ich meinen Kopf auf seine Schulter.
„Ist Ja okay.", selbst ich konnte die Enttäuschung raus hören. Er hob meinen Kopf an, damit ich ihm in die Augen sah. Das Wasser prasselte über seine Schulter und hinterließ einen großen roten Fleck, während es sich den Weg an seinem Körper hinab bahnte.
„Das ist nicht das letzte mal, dass wir zusammen duschen, Okay?". Ich nickte. Und er verließ die Dusche.
„Am Waschbecken liegt ein Handtuch für dich.", hörte ich ihn kurze Zeit später rufen. Also wusch ich mich schnell und verließ ebenfalls tropfend die Dusche. Ich trocknete mich ab, wickelte das große, grüne Handtuch um die Hüfte und ging zurück ins Zimmer. Draco stand gerade vor seinem Kleiderschrank und wühlte er wenig darin. Seine Haare tropften noch leicht auf seinen roten Oberkörper. Das Handtuch hatte er bereits abgelegt und sich eine Boxershorts angezogen. Schließlich zog er ein paar Kleidungsstücke aus dem Schrank, die er anschließend genau betrachtete.
„Ich glaube das könnte passen. Probier es mal an."
Er warf mir lachend die Sachen entgegen. Er selbst suchte sich eine blaue Jeans und einen schlichten grauen Pullover raus. Schweigend zogen wir uns an. Mir hatte er eine schwarze Jeans und ebenfalls einen grauen Pullover gegeben. Als ich die Jeans über meine Hüften zog und den Knopf zu machte, fragte ich mich wieso mir seine Sachen passten. Ich war immer etwas kräftiger als er. Also nicht dick, aber eben etwas breiter.
„Wieso passt mir deine Jeans?", fragte ich verwundert. Unsicher schaute er mich an.
„1. Die Hose ist mir etwas zu groß...", sagte er ruhig und kam auf mich zu. In seinem Blick lag ein wenig Unsicherheit. „Und 2. Hast du ganz schön abgenommen. Aber das müsstest du ja eigentlich schon gemerkt haben oder?". Ich schaute an mir herab. Mir war es schon bewusst, aber da Anna, Hermine und Ron mir vor Schulbeginn neue Uniformen besorgt hatten, habe ich es in der Schule kaum noch gemerkt. Ich schaute wieder in die grauen Augen und zuckte mit den Schultern.
„Ich hab es vergessen.."
„Wie kann man das denn vergessen, Harry?". Er klang verwirrt.
„Die anderen haben mir vor Schulbeginn neue Kleidung gekauft. Ich denke, dass es mir deshalb gar nicht mehr so aufgefallen ist.", sagte ich unschuldig.
„Versprich mir einfach, dass du anständig isst, Okay?", fragte er leicht besorgt. Ich grinste leicht und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.
„Ich verspreche es. Aber wenn du dich nicht beeilst, kann ich mein Versprechen nicht einlösen.", neckte ich ihn. Aufgeschreckt drehte er sich um und zog sich schnell seinen Pullover über.
„Hast du auch ein Shirt für mich? Mir ist viel zu warm für einen Pullover.", fragte ich ihn. Lachend zog er ein weißes Shirt aus dem Schrank, welches ich mir überzog. Er stand vor seinem Kleiderschrank, mit den Händen in den Hosentaschen vergraben und beobachtete mich, wie ich meinen Oberkörper bedeckte. Wie ich erwartet hatte, saß auch das Shirt ziemlich stramm.
„Nimm den Pullover aber mit. Es ist kalt."
Er lachte. Ein wunderschönes Lachen. Es verblasste ein wenig, als er mich mit seinen Augen einmal von oben nach unten musterte. Sein Gesicht hatte jetzt eher etwas von einem verträumten, zufriedenen Grinsen. Ich tat es ihm gleich. Er sah so gut aus, wie er da stand. Ein paar nasse Haarsträhnen, die ihm über die Stirn fielen. Der Pullover passend zu seinen leuchtenden Augen, die mich fesselten.
„Hopp, hopp, hopp. Los jetzt.", riss er mich aus meinen Gedanken. Schnell zogen wir uns noch unsere Schuhe an. Meine passten leider nicht ganz zum Outfit, da es meine Festschuhe waren, aber das war mir egal.
Draco nahm meine Hand und zog mich zur Tür, durch den Gemeinschaftsraum und raus auf die Korridore.
„Dray. Jetzt renn nicht so.", sagte ich lachend woraufhin er seinen Schritt verlangsamte. Die Aufregung gemeinsam mit ihm in die große Halle zu gehen, stieg an. Draco schien sich keine Gedanken darüber zu machen.
Es waren noch einige Schüler am Frühstücken. Als sie uns bemerkten, fing ein aufgeregtes Gemurmel an, welches ich versuchte zu ignorieren. Eigentlich war ich es ja gewohnt. Die Hand meines Freundes gab mir Kraft. Zielsicher gingen wir auf auf den Gryffindor-Tisch zu. Als wäre es nie anders gewesen, begrüßte er Ron, Hermine und Anna freudig und setzte sich an den Tisch. Es beruhigte mich ungemein, dass er so eine Sicherheit ausstrahlte.
„Ih Harry. Deine Haare sind doch noch nass."
Draco riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich meine Kopf auf seine Schulter gelegt hatte.
„Oh sorry."
Ich musste lachen.
„Wow. Er ist ja richtig abwesend.", sagte Ron.
„Ich bin doch hier!", protestierte ich sofort.
„Vielleicht körperlich. Aber mit deinen Gedanken schwebst du auf Wolke Draco.", lachte er und grinste meine Freund an. Endlich hatten sie es richtig akzeptiert. Ihn akzeptiert.
„Jetzt iss was.", ermahnte mich Draco. „Sonst bin ich gleich einen Kopf kleiner". Er sah mit verstohlenen Blick zu Anna. Und sie sah wirklich aus, als würde sie ihn einen Kopf kürzer machen wollen. Aber wahrscheinlich eher wegen der Bemerkung.
„Ich würde es mir nicht mit ihr verscherzen, Dray", bemerkte ich und nahm mir ein Toast zum Frühstück.
„Oh Dray. Wie niedlich!"
„Ron! Hör doch mal auf sie aufzuziehen!", sagte Hermine leicht vorwurfsvoll, aber lachend.
„Hermine meine Liebe, schau sie dir an. Sie schweben beide auf Wolke sieben. Lass mir doch ein bisschen Spaß.", bat er ruhig an sie gewandt.
„Ist schon okay. Ich kann's ja nicht leugnen...", mischte sich Draco lachend ein.
Gemeinsam aßen wir unser Frühstück, wobei mir Annas sehnsüchtige Blicke zum Lehrer-Tisch nicht entfielen.

After war of WizardsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt