Anna
Schon beim ersten Klingeln meines Weckers war ich gereizt. Es war Freitag. Der Freitag an dem ich eine Stunde mit Professor Connor alleine in seinem Büro war und den Test mit ihm durch ging.
Seufzend stand ich auf und ging ins Bad. Mit einem Zauberspruch verpackte Milena mir den Arm, damit ich duschen gehen konnte. Schließlich zog ich mich an und meine Zimmergenossin föhnte mir die Haare. Leider konnte sie mit langen Haaren nicht so viel anfangen, weshalb ich mich langsam daran gewöhnte sie offen zu tragen. Mittlerweile gingen sie mir bis zum Bauchnabel.
Nach einiger Zeit war ich endlich fertig und konnte zum Frühstück gehen.
„Hey.", sagte Draco wie jeden Morgen.
„Hey.", sagte ich und schob meinen Becher in seine Richtung. Meistens kam er zu mir an den Tisch. Manchmal ging ich auch zu ihm, aber nur wenn Blaise und Pansy nicht da waren. Sie konnte mich nicht leiden, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. Blaise hingegen schien ich ziemlich gleichgültig zu sein.
„Wie gehts dir?", fragte Draco besorgt. Immerhin wusste er genau, was zwischen mir und unserem Lehrer vorgefallen war.
„Keine Ahnung.", gab ich seufzend zurück.
„Hast du Angst?"
„Vor dem Test?"
„Du weißt genau was ich meine, Anna!", sagte er vorwurfsvoll. Ich wusste es. Aber darauf antworten wollte ich nicht. Denn das hieß Ich müsste darüber nachdenken.
„Ich möchte es einfach hinter mir haben..."
Draco ließ sich auf die Bank gegenüber fallen und sah mir in die Augen.
„Du schaffst das schon.", sagte er aufmunternd.
„Ich werde es irgendwie überleben.", gab ich grinsend zurück.
„Besser ist es.", gab er lachend zurück und schenkte mir etwas von der Medizin ein. Beziehungsweise Medizin mit Putzmittelgeschmack. Etwas was ich definitiv nicht vermissen würde. Hätte ich jetzt beide Hände, würde ich mir die Nase zu halten, jedoch brauchte ich noch eine Hand um zu trinken. Mit Kürbissaft war es wenigstens einigermaßen zu ertragen.
„Ich muss gleich nochmal zu Madame Pomfrey."
„Was. Warum?", fragte er erschrocken.
„Sie möchte nur nochmal nach meinem Arm sehen.", erklärte ich ruhig und versuchte mir ein Toast mit Marmelade zu machen.
„Soll ich mitkommen?", fragte er und nahm mir meinen Teller weg.
„Ey!"
„Ich kann dir dabei nicht zugucken.", sagte er und nahm mir auch noch das Messer aus der Hand. Genervt sah ich ihm dabei zu, wie er mein Frühstück zubereitete. Ich wusste, dass er es nur gut meinte, aber alles an diesem Morgen nervte mich. Vor allem diese Abhängigkeit.
„Du musst in den Unterricht.", sagte ich schließlich. Draco schob den Teller wieder zurück und legte das Messer ab.
„Ich habe in der ersten Stunde nur Wahrsagen. Ich lasse mir einfach auch eine Entschuldigung von Madame Pomfrey geben."
„Iss was. Ich hasse es, wenn man mir beim Essen zu sieht."
„Man bist du schlecht gelaunt...", sagte er kritisch.
„Tut mir leid...", seufzte ich. „Ich bin einfach extrem angespannt. Und das Putzmittel wirkt noch nicht..."
„Du sagst immer noch Putzmittel?", fragte er lachend.
„Es schmeckt eben so.", gab ich Schulterzuckend zurück.
„Also ich komme gleich mit dir. Wer weiß was das Putzmittel noch mit dir anstellt."Nachdem ich mein Toast aufgegessen hatte, gingen wir gemeinsam die Treppe zum Krankenflügel hinauf. Madame Pomfrey entfernte den Gips und sah sich meinen Arm an. Erleichtert stellte sie fest, dass ich doch besser auf den Saft reagierte als gedacht. Diesmal gipste sie mir nicht mehr den kompletten Arm ein, sondern nur noch die Hand bis zum Ellenbogen. Zum Schluss bekam Draco eine neue Flasche der Medizin und dann konnten wir gehen.
Tatsächlich schafften wir es beide noch pünktlich zum Unterricht.
Wahrsagen zog sich mal wieder bis ins unendliche. Ich konnte die ganze Zeit nur an den einen Professor denken. Ab und zu hörte ich Dinge wie ‚Sternenkarte' oder ‚Teesatz', aber den Zusammenhang verstand ich nicht.
Irgendwann hörte ich dann die erlösende Schulklingel. Wie alle anderen machte ich mich auf den Weg zum Klassensaal von Professor Connor.
Als ich durch die Tür trat, saßen Draco und Adam bereits in unserer Reihe. Mit einem lauten Geräusch ließ ich meine Tasche auf den Boden fallen und setzte mich zu ihnen.
„Und? Vorbereitet?", fragte Draco. Ich wusste genau was er meinte. Nämlich nicht den Test.
„Nein.", seufzte ich und ließ meinen Kopf auf seine Schulter sinken.
„Du packst das schon. Ich glaube an dich."
„Wie gesagt. Ich werd's überleben.", gab ich leise zurück. „Viel Erfolg"
„Dir auch.", gab Draco zurück.
„Viel Glück", kam von Adam. Er redete nicht sehr viel, aber mittlerweile konnten wir gut miteinander arbeiten. Das war's dann aber auch.
Professor Connor kam mit einem Stapel Pergament in den Raum und hinter ihm Professor Slughorn.
„Guten Morgen.", begann er. „Wie Sie wissen, steht heute der Test an. Da ich Mrs. Lupin mündlich prüfen muss, wird Professor Slughorn Sie hier beaufsichtigen."
Er begann durch die Reihen zu gehen und den Test auszuteilen.
„Jedoch werden wir nur in mein Büro gehen, welches sich genau diese Treppe hoch befindet.".
Mit seinem freien Arm zeigte er auf die steinige Wendeltreppe am Ende des Raumes.
„Falls Sie also fragen haben, stehe ich jederzeit zur Verfügung. Und nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg."
Mit meinem linken Arm klopfte ich Draco nochmal auf die Schulter und ging schließlich meinem Professor hinterher. Am Ende der Treppe war eine große schwarze Holztür mit goldenem Türknauf. Er drehte ihn und gab somit den Weg in sein Büro frei.
Es war nicht groß, aber schön eingerichtet. An einer der Wände stand ein großes Bücherregal mit vielen verschiedenen Büchern. Überall hingen Bilder von Menschen, die ich nicht kannte. Und in der Mitte stand ein großer brauner Holztisch.
Professor Connor setzte sich auf seine Seite des Schreibtisches und ich mich auf die andere. Einen Moment lang sah ich ihm zu wie er verschiedene Dokumente sortierte, bis er sich schließlich mir zuwendete.
„So. Dann wollen wir doch mal anfangen.".
Er sah genauso aus wie vor drei Tagen. Als er mich küsste. In dem Saal, in dem meine Mitschüler gerade seinen Test ausfüllten.
Auf seinen Lippen lag ein unsicheres Lächeln.
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After war of Wizards
FanfictionNach der Schlacht, kehren einige Hexen und Zauberer zurück, um das 7. Jahr in Hogwarts zu beenden. Doch die Folgen des Krieges sind nicht zu leugnen. Wie geht man als 18-jähriger mit den Folgen um? Und was passiert, wenn mal nicht viel passiert? Sin...