Kapitel 15

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Draco

Ich konnte vor Aufregung kaum schlafen. Harry hatte seinen Freunden wirklich von uns erzählt. Jetzt wurde es noch realer. Langsam konnte ich es glauben.
Nachdem ich duschen war und mich angezogen hatte, ging ich zum Frühstück. Ich saß fast immer mit Blaise und Pansy am Tisch, wobei ich mich so platzierte, dass ich einen guten Blick auf Harry hatte, der aber heute nicht an seinem Platz saß. Was die beiden neben mir jedes Mal diskutierten interessierte mich nicht. Ich aß mein Frühstück noch auf und ging anschließend in die Bibliothek. Bis zur ersten Stunde waren noch ein paar Minuten Zeit, weshalb sich noch einige Schüler dort aufhielten. Da wir aber in den ersten Stunden Zaubertränke hatten, mussten Harry und ich sowieso dort arbeiten. Ich schlängelte mich durch die vielen Schüler auf der Suche nach meinem Team-Partner. Irgendwann konnte ich ihn an einem Tisch ganz hinten entdecken. Vor ihm lagen einige Bücher und er sah ziemlich konzentriert aus. Die Ärmel von seinem Hemd waren hochgekrempelt und es hing aus der Hose. Die Krawatte saß locker und die Haare standen wie immer in alle Richtungen. Mit der linken Hand klopfte er einen Rhythmus auf den Tisch und dazu zappelte er mit ebenfalls dem linken Bein.
„Hey.", sagte ich vorsichtig. Er reagierte nicht.
„Harry?", versuchte ich es erneut. Ohne aufzusehen gab er ein „Hm?" von sich. Irgendwas war anders. Er war anders. Er sah mich nicht an und reagierte kaum. Vor ihm lag ein Haufen Pergament und drei aufgeschlagene Bücher. Er schien in eines davon vertieft zu sein, aber ich konnte spüren, dass etwas nicht stimmte.
„Du bist ja fleißig. Seit wann bist du hier?", fragte ich vorsichtig. Er reagierte wieder nicht.
„Harry...", versuchte ich es ein wenig lauter. Er schreckte auf.
„Was?", sagte er genervt. Er sah aus, als hätte er keine Minute geschlafen, was laut seinen Augenringen, wohl auch so war.
„Wie lange bist du schon hier?"
„Keine Ahnung", gab er emotionslos zurück und widmete sich wieder seinem Buch. Was war nur passiert. Gestern Abend war er noch so glücklich.
Ich beschloss ihn erstmal in Ruhe zu lassen und mich ebenfalls unserer Aufgabe zu widmen.

Auch nach über einer Stunde sprach Harry nicht mit mir. Wir waren alleine in der großen Bibliothek. Außer die Seiten umzublättern und auf sein Pergament zu kritzeln, machte Harry nichts. Er sah mich nichtmal an.
„Ist es okay für dich, wenn ich schon gehe? Ich muss vor der nächsten Stunde nochmal in mein Zimmer.", sagte ich kurz vor Stundenende. Er zuckte mit den Schultern. Rasch stand ich auf, schulterte meine Tasche und nahm alles Übrige in die Hand. Auf schnellstem Wege ging ich zum Klassensaal von Professor McGonagall. Genau in dem Moment, als ich die Tür zum Unterrichtssaal entdeckte, klingelte es und die Schüler stürmten raus. Als ich sie sah, ging ich zielstrebig auf sie zu.
„Anna!", schrie ich schon fast. Erschrocken blickte sie auf.
„Draco. Was machst du hier?"
„Ich muss dringend mit dir sprechen."
„Ehem, okay aber schnell. Ich muss zum Unterricht.", antwortete sie.
„Was ist gestern vorgefallen, als ich weg war? Harry spricht kein Wort mit mir. Er sieht schrecklich aus. Als hätte er keine Sekunde geschlafen...", erklärte ich ihr verzweifelt.
„Ron hat noch ein bisschen Drama gemacht, aber als Harry ins Bett gegangen ist war alles in Ordnung. Was hast du gesagt? Er sieht schrecklich aus?", fragte sie nach.
„Ja. Er hat mich nur einmal kurz angesehen und war so emotionslos. Wenn ich etwas gesagt habe, hat er es einfach ignoriert. Was hab ich falsch gemacht?". Noch verzweifelter konnte ich wahrscheinlich nicht mehr klingen.
„Draco. Du hast nichts falsch gemacht. Ehem....", fing sie an. Sie sah Nachdenklichkeit und schaute umher. „Hör mal. Wir treffen uns heute Nachmittag, nach dem Unterricht in der Eingangshalle. Dann erkläre ich dir alles. Ich muss los... Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast...", sagte sie, während sie rückwärts wieder in den Unterrichtssaal lief.

After war of WizardsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt