Haven...

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Alle um mich herum erschreckten sich fürchterlich und versuchten mir zu helfen. Es war es wie vorhin beim Aussteigen aus dem Bus, dieses Gefühl, ein wie, wo, was, ging mir durch den Kopf und dann kam die Realität auf mich zu. Knallend, wie ein Gummiband das man unendlich in die Länge zog und los lies. Peng! Ich kam ruckartig zu mir und mir wurde bewusst, dass ich voller Cola bekleckert, neben dem Stuhl und unter dem Tisch gelandet war. Peinlicher ging es bestimmt nicht mehr! Warum ich, warum nur, schoss mir schlagartig durch den Kopf.Meine Kollegin Pamela Lonsdale, half mir auf und fragte mich, ob alles okay sei? Ich versicherte Ihr glaubhaft, dass mir nichts fehlte und bekam einen hochroten Kopf, als ich in gefühlte 1000 Augenpaare schaute. Alle glotzten mich an, wie das 11te Weltwunder. Ich konnte keinem in die Augen gesehen und fing an, hektisch an meinen ruinierten Sachen herum zu fummeln. Eine leise Hoffnung in mir regte sich, dass „Er„ es nicht mitbekommen hatte. Diese wurde aber sogleich zerschlagen, als Mr. Baker mich abschätzig musterte und sich lautstark bemerkbar machte. " Wie gut das ihnen nichts passiert ist Ms. Ripley, ich würde sagen sie machen sich ihre Bluse, von diesem Malheur sauber und wir fangen schon mal an, mit der Besprechung, wenn sie nichts dagegen haben!? " Ich nickte zustimmend mit meinen roten Kopf, für Worte war ich nicht mehr zu gebrauchen. Typisch, ich hätte umfallen können und tot am Boden liegen, es hätte diesen egoistisch, ich bezogenen rotblonden Hobbit auch nicht interessiert! Tief holte ich Luft und schluckte meinen Ärger herunter und wie das so üblich war, in einem jungen, gut funktionierendem Unternehmen gehorchten alle wie aufs Wort und nahmen wieder platz. Ich verzog mich schnurstracks und machte mich in Richtung der Toiletten auf. Erleichtert, dass ich wenigstens hier alleine war, schloss ich die Türe zu und öffnete das Fenster. Ich holte tief Luft, das war eben von einer 1-10 Skala der Peinlichkeiten wahrscheinlich eine 15 gewesen! Verdammter Mist, wieso, wieso immer ich, wieso passiert mir so etwas? Meine Gedanken wurden beklemmender, je mehr ich darüber nachdachte und ich fühlte mich wie gefangen. Es war einfach nur schrecklich! In so vielen Dingen war ich eher der vorsichtige und unscheinbare Typ, aber jetzt? Jetzt, passiert mir eine Katastrophe, nach der Nächsten!!!! Ich fühlte mich immer schlechter und stellte den Wasserhahn an. Wütend über mich und meine Welt, begann ich diesen großen brauen Fleck, der mitten auf meiner Brust prangte den Gar aus zu machen. Ich rubbelte und schrubbte, motzig meine Bluse. Es half nichts, der Fleck würde mit klarem Wasser und etwas Seife niemals rausgehen. Das einzige was passierte, dass ich meine Bluse immer nasser machte und man jetzt meinen BH durch den feuchten Stoff sehen konnte. Verflixt und zugenäht! Leise fluchte ich vor mich hin, aber es half nichts. Nach 10 Minuten vergebener Reinigungsorgie, war der Fleck zwar etwas heller geworden, aber meine Bluse war nach wie vor dreckig und ruiniert. Ich schaute missmutig in den Spiegel und musste Stöhnen, na super, jetzt musst du mit einer dreckigen Bluse, die vollkommen nass und durchsichtig ist, in den Konferenzraum mit diesem ........Mann! Böse schloss ich auf und schlug mit der Hand kräftig auf die Türklinke. Was war das nur für ein verdammter Tag heute.

Niedergeschlagen und sauer schlenderte ich den Gang entlang. In der Hoffnung das ich so lange mit meiner Reinigungsaktion, beschäftigt war, das die Unterweisung und der ganze andre Quatsch, schon vorbei waren. Ich machte leise die Tür auf und musste feststellten,, dass ich mich in dieser Hinsicht, aber so was von grundlegend geirrt hatte. Alle meine Kollegen, sogar Mr. Baker, saßen da, tranken und unterhielten sich. Aber nicht über Zahlen, Vorschläge oder ähnliches, nein, sondern über ganz alltägliche Dinge. Es war schockierend, hatten sie etwa noch gar nicht angefangen und auf mich gewartet? Das war doch nicht mehr auszuhalten! Innerlich stöhnte ich auf, ging zu meinem Stuhl und setzte ich mich stillschweigend hin. Ich beachtete meine zu durchsichtige, nasse Bluse und zuckte zusammen, als Jemand mit lauter Stimme neben mir anfing zu reden. " Na auch wieder im Lande, das war ja ein echt ein krasser Abflug...hat ganz schön geknallt, als du dich mit deinem Hintern mitten, auf den Boden hast fallen lassen.......hoffe dir geht es gut?" Es war unser Azubi James, der meinen nicht so ganz gewollten und peinlichen Stunt, überaus treffend und in allen Einzelheiten wiedergeben musste. Ich sah mürrisch und kleinlaut zu ihm herüber " Ja bin wieder da, mir und meinem HINTERN, geht es gut! Danke der Nachfrage!". Am liebsten wäre jetzt auf der Stelle im Boden versunken, aber da das nicht ging, konzentrierte ich mich drauf, dem tollen Mann, der vorne stand nicht in die Augen zu sehen. Mr. Baker nahm neben mir platz und sah streng in die Runde. "So, da wir jetzt wieder alle vollzählig sind und Sie unbedingt warten mussten...", er sah erst mich, von der Seite an und dann nach vorne. "... können wir doch jetzt anfangen, oder was meinen Sie Mr. Steel?!" Ich blickte auf, war das sein Name? Wow, wie ausdrucksstark und sexy er klang. Automatisch sah ich ihn an und da stand er, der Mann, der mir meinen heutigen Tag, zu einem kompletten Fiasko gemacht hatte. Er lächelte freundlich meinen Chef an und antwortete " Vielen Dank, Mr. Baker, für ihre überaus interessante Feststellung! Ich würde sagen, fangen wir sogleich an, damit nicht noch mehr Zeit verloren geht, Ich hätte mir nicht verzeihen können, wenn nicht alle anwesend gewesen wären und meinen Worten der Unterweisung hätten folgen können...."Nun sah er mich eindringlich an. Mir wurde heiß, ein Schauer jagte mir den Rücken rauf und runter. Er hatte eine so atemberaubende sanfte und kräftige Stimme, was war das nur für ein toller Mann? Meine Augen weiteten sich, bei seinem Anblick und ich musterte ihn langsam von unten bis oben. Ich sah schwarz glänzend geputzte Schuhe, stämmige schöne Beine und eine wirklich eng anliegende Anzugshose, die mir vielleicht mehr verriet, als ich wissen wollte. Ich lächelte in mich hinein, lies meinen Blick aber nicht von ihm ab. Er zog sein Sakko aus, hängte es über den Bürostuhl und krempelte sich die Hemdsärmel hoch. Seine behaarten Unterarme und starken Hände, wurden dadurch unwahrscheinlich betont und mir viel auf wie schön sie waren. Männlich und kräftig zugleich. Was könnte er damit alles anfassen? Jetzt war es aber soweit bei mir! Ich gab mir innerlich einen Schubs und riss mich zusammen, doch ich konnte nicht anderes als hin zu sehen. Mir viel auf, dass er das weiße Hemd, sich akkurat in seine Hose gesteckt hatte. Es ließ seine Schultern breit und stämmig wirken. Sie passten sich dem muskulösen Oberkörper perfekt an. Was würde ich jetzt darum geben mit meinen Händen darüber zu gleiten und.... Nein! Abbie, verdammt reiß dich zusammen, ermahnte mich wieder und sah ihm ins Gesicht. Seine Züge waren perfekt! Markant, männlich, ausdrucksstark und zu 100% wie aus Stein gemeißelt. Seine Augen strahlten und seine Lippen waren so wundervoll geschwungen, dass ich ihn am liebsten auf der Stelle geküsst hätte. Ich biss mir, bei dem Gedanken daran, wie es sich wohl anfühlen würde, sofort auf meine eigenen. Autsch! Lieber Herr im Himmel, war dieser Mann perfekt, wie er da stand in seinem Anzug, wie er redete, er war einfach wie für mich geschaffen! Er war der Mann meiner Träume. Ich ließ meine Gedanken mich weitertragen und verfiel sofort in nicht ganz jugendfreien Fantasien. Mit roten Wangen schaute ich schnell nach unten. Nein, so darfst du nicht denken, Abbie, es ist Unsinn in deinem Alter dich so zu verhalten und das so ein Mann gerade dich toll finden würde, ermahnte ich mich. Ich war noch nie eine sonderliche schöne Frau gewesen, an mir war wirklich nichts Besonderes. Meine Haare waren kastanienbraun, leicht gewellt, ich hatte viel zu helle Haut und blaugraue Augen. Meine Figur hatte mehr weibliche Rundungen, als mir lieb war und ich war weit von dem entfernt was zu ihm passen würde, schließlich war ich keine zwanzig mehr, sondern eine Frau Mitte Dreißig! Abigail Ripley, war kein Model, eher das Gegenteil, ich war eine normale Frau im besten Alter, unter tausenden. Was dachte ich mir hier eigentlich? Was bildete ich mir überhaupt ein? So ein gut aussehender Mann und ich? Er hätte jede haben können, da hatte ich Realität, nicht die geringste Chance! Kaum merklich schüttelte ich meinen Kopf und versuchte zur Besinnung zu kommen. Ich war nichts Besonderes und würde es auch nie sein! Er hingegen war ...alles! Er brauchte eine Frau, die seiner würdig war und nicht so etwas Altes und verformtes wie mich! Unwürdig ihm noch einen weiteren Blick zu, zu werfen konzentrierte ich mich auf die Tafel, vor der er stand. Unsere Blicke trafen sich einen kurzen Moment und er sah mich, mit einem sehr seltsamen Blick an. Wahrscheinlich dachte er genauso wie ich! Ich versuchte alles zu verdrängen und mich auf das wesentliche zu konzentrieren. Also beschloss ich mich nicht mehr ablenken zu lassen. In Großbuchstaben schrieb er seinen Namen auf die weiße Unterfläche und fing an mit seiner Begrüßung. „Guten Tag, wie einige schon mitbekommen haben, hat Mr. Baker, Ihr Chef, eine Umstrukturierung, der gesamten Firmenstruktur vor. Er hat mich diesbezüglich kontaktiert ihm zu helfen und wir werden in der kommenden Woche sehr eng zusammen arbeiten..." Wie ein Blitz aus heiterem Himmel durchfuhr mich eine Welle seltsamer Gefühle. Ich musste ihn nochmal ansehen und hatte unaussprechlich dumme Gedanken, die mir sagten, dass man auf einer erfahrenen Stute besser das reiten lernte, wie auf einem jungen Fohlen. Ich kniff die Augen zusammen und fragte mich woher ich diesen Unsinn nun wieder hatte. Sein räuspern lies mich aufhorchend und grinsend redete er weiter „......Wir werden versuchen die Anliegen und Interessen beider Parteien in Einklang zu bringen und zusammen zu einem sehr befriedigenden Ergebnis zu kommen!" Er setzte sich mit einem sehr süffisanten Lächeln auf die Tischkante. Kam es mir nur so vor das es hier immer wärmer wurde, oder war ich jetzt vollends neben der Spur? Er räusperte sich und schloss weiter „...So aber nun genug der Erörterungen und zu meiner Person. Mein Name ist Haven Steel, ich bin so gut wie 30 Jahre und als selbständiger Koordinator in der Unternehmensberatung tätig. Meine Fachgebiete sind Arbeitsmanagement und Umstrukturierung, des betrieblichen Arbeitsablaufes! Ich hoffe das sie motiviert sind und wir eine interessante Woche miteinander verbringen werden du viel ausprobieren können!." Verflucht, eine weitere Welle erfasste mich und ich war fast der Meinung, dass er, bei dem letzten Satz, nur mit mir geredet hatte. Eindringlich sah er in meine Richtung. Mein Herz raste und ich hörte zwar seine restlichen Worte, konnte mich aber einfach nicht mehr konzentrieren, da ich noch immer nicht wahr haben wollte, dass dieser heiße Feger wirklich noch keine dreißig war und ich ganze vier Jahre älter! Nun war irgendwo zwischen Ängsten, Sehnsüchten und Schwärmereien gefangen und himmelte ihn an, wie ein verliebter Teenie. Was machte dieser Kerl nur mit mir? Was nahm sich dieser unerhört gutaussehende Bengel nur heraus? Meine Gedanken wollten einfach nicht bei mir bleiben und ich war zwischen einem Rosamunde Pilcher Film, Ms. Robinson und einem eher nicht so einem jugendfreiem Liebesroman, der sich vor meinen Augen auf diesem Schreibtisch abspielte! " Zu schön um wahr zu sein..!" entfuhr mir augenblicklich laut und ich stöhnte wehmütig. Alle Augen wurden ruckartig auf mich gerichtet. War das lieber Himmel war das unangenehm! "Wenn sie uns an ihren Gedanken teilhaben lassen, könnten sie uns vielleicht mitteilen, was sie als zu schön und wahr zu sein befinden?!" Haven Steel riss mich aus meiner kleinen kranken Welt, der Pädophilie und zog interessiert die Augenbraue hoch. Geschmeidig stand er auf, lockerte seine Krawatte und kam auf mich zu. Mir wurde schlecht und ich wollte zurück unter den Tisch. Mr. Steel, verzog seine Lippen zu einem leicht frivolen Lächeln. Ich bekam Schweißausbrüche, mein Herz schlug immer schneller. Verdammter Mist, ich war älter und benahm mich wirklich, wie ein schüchternes Schulmädchen! Was sollte ich nun tun? Ich konnte ja schließlich nicht sagen ... „Hey, Mr. Steel, ich kenne Sie zwar nicht, aber sie bringen mich um meinen Verstand! Hätten sie Zeit? Wie wär's wir zwei gemeinsam ... Meine Gedankengänge...direkt auf ihrem Schreibtisch...?" Nein, so ein Typ Frau war ich ganz und gar nicht. Es musste was Plausibleres her! Also riss ich mich zusammen und konterte " Ich habe mich nur schon so darauf gefreut, jetzt mit ihnen effizienter und strukturierter arbeiten dürfen, Mr. Steel" Ich sprach seinen Namen extra lang aus und grinste. Pah, jetzt hatte ich es ihm aber gezeigt! Lässig strich er sich durch die Haare. "Na dann, Ms. Ripley! Ich dachte schon sie hätten an etwas Spezielleres gedacht!?" Er drehte sich um und ging wieder nach vorne und redete weiter. Bitte? Was sollte das denn, schoss es mir durch den Kopf. Konnte er Gedanken lesen oder was? Ich starrte ihm irritiert nach. " Nachdem wir jetzt die wichtigsten Punkte geklärt hätten, würde ich sagen ..." Er sah auf seine sehr teure silberfarbene Armbanduhr „ ....machen wir für heute Schluss und sehen uns Morgen wieder, Ich wünsche Ihnen einen schönen Feierabend und hoffe das wir uns dann morgen eingehender mit der Thematik, Arbeitnehmer unter Führungspersönlichkeiten beschäftigen können, vielen Dank und Auf wieder sehen!" Jetzt sah mich dieses Frauenfressende Monster doch schon wieder an! Kam es mir hier allein nur so vor, dass er eigentlich etwas ganz anderes meinte, als das was er sagte? Ich sah mich um und bemerkte, dass alle aufstanden, ich tat es ihnen gleich. Verwirrt kam ich zu der Annahme, dass ich mir wahrscheinlich mehr bildete, als an der Sache dran war. Erleichtert endlich hier raus zu kommen, stürmte ich gleichzeitig mit den Anderen aus dem Konferenzraum. Ich war ja fix und fertig nach dieser Konferenz und wollte nur noch eins hier weg und dringend...Melanie bzw. Clair' anrufen!

parallel Lost&Found! Band1 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt