Welten

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Es war ein seltsames Gefühl wieder unten im Wohnzimmer zu sitzen mit all diesen Informationen die wie verrückt durch meinen Kopf schwirrten. Ich war eine von Ihnen, ich gehörte dazu, dennoch war mir diese Welt fremd. Was wäre passiert, wenn ich es nie erfahren hätte? Was wäre passiert wenn ich es von Anfang an gewusst hätte? Was wäre wenn ich Haven nie kennengelernt sondern mit dem schrägen Paul zusammen geblieben wäre? Meine Gedanken drehten sich im Kreis und mir gingen immer mehr und mehr Fragen durch meinen Kopf. Doch je mehr ich darüber grübelte desto bewusster wurde mir warum ich völlig gegensätzlich zu Clair' handelte. Sie kam mit all diesen Dingen nur paranormalen Dingen nur schlecht zurecht, ich dagegen, hatte mich nie wirklich verschlossen und gesträubt. Bei ihr war die Salierung sehr unangenehm, ihr wurde übel, bei mir wurde es von mal zu mal besser und mittlerweile machte es mir fast gar nichts mehr aus. Ich konnte in Havens Gedankenwelt eintauchen, Clair' war Sams verschlossen. Es war faszinierend, was sich jetzt da ich Klarheit hatte für Möglichkeiten für mich auftaten. Ich sah Haven an, er war glücklich, er lachte. Wusste, oder fühlte er es auch wie Paps? Sollte ich es ihm sagen, oder Geheimhalten? Welche Fähigkeiten hatten den meisten Einfluss auf mich und wie weit würden sie sich noch entwickeln? Es waren so viele Fragen, aber keine Antworten. Ich holte tief Luft. "Was ist denn mein Engel....seit dem du mit deinem Dad oben warst bist du...so nachdenklich!", Mum flüsterte mir leise ins Ohr. Sie wusste es, sie wusste dass er mir jetzt endlich die ganze Wahrheit gesagt hatte. Mit ihrem liebevollen warmen Blick sah sie mich an, sie formte lautlos die Worte mit ihren Lippen "werde Glücklich!" und ich sah, das sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten. Verdammt war das hart, alle um mich her rum waren in Feierstimmung nur ich, ich wäre gern allein und würde nachdenken. Warum eigentlich nicht? Wer sagte das, dass jetzt unmöglich war?! Ich stand auf und entschuldigte mich das ich mal kurz an die Frische Luft müsse und gleich wieder zurück kommen würde. Alle sahen mich an. "Hey Leute ..keine Panik...mir geht's gut....bin nur etwas müde!", lies ich verlauten und gähnte übertrieben. Ma streichelte, über meine Wange, als ich den Raum verließ und mir Havens Jacke anzog. Meine Lederjacke war für diese Art von Kälte, wirklich nicht vorteilhaft gewählt von mir. Typisch ganz nach der Devise, sexy aber krank, das war Ms. Abigail Emma Ripley Live und in Farbe.

Vor der Haustür war es kalt, viel zu kalt, aber genau das brauchte ich. Ein eisiger Wind wehte mir um die Nase, die Schneeflocken wirbelten um mich her rum wie ein Schwarm Bienen. Ich schloss meine Augen, zog den Kragen höher und atmete tief ein. Selbst Havens Geruch, war für mich, wie Nektar, für die Bienen, er lies mich nicht entspannen sondern, er zog mich magisch an. Verträumt sah sah mich um und genoss die dunkle Stille. Gab hier auch Parallelen? Wie war das eigentlich mit seiner Welt, wie funktionierte es genau. War es eine Welt in dieser Welt, oder waren es verschiedene Welten, wie die Erde und der Mond? Und wieso reagierte ich ausgerechnet so fürchterlich empfänglich auf alles was mit Haven zu tun hatte? War das Normal? Zogen sich Seelenpartner wirklich dermaßen an? Eine Umarmung riss mich aus meinen Gedanken und ohne mich umzudrehen wusste ich, das es nur einer sein konnte, dessen Drei-Tage-Bart an meiner Wange kitzelte, - Haven. "Was bedrückt dich Darling?", er stellte mir tatsächlich die Frage, auf die ich ihm keine Antwort geben konnte. Anscheinend hatte ich heute wieder vor ihm meinen Geist verschlossen, ganz unbewusst, aber wusste was ich ihn Fragen konnte. "Wie ist das mit diesen Welten in denen wir leben....Ich meine sind es Parallellen zwischen unseren Welten , oder ist das ein anderes Universum, wie bei Raumschiff Enterprise?" Er lachte. "Nein Honey,... ist eine reale Welt koexistent in dieser! Wie kann ich es dir noch begreiflicher machen?! Sagen wir mal so, es gibt Dinge auf dieser Welt, die ihr für etwas übernatürliches haltet, oder sogar für Einbildung, das sind dann Erscheinungen aus dem Parallelum, die vor euch nicht Sehenden verborgen werden, durch eine Art Schleier!" unsicher, ob ich es verstanden hatte, sah mich Haven von der Seite an. Ich nickte mit geschlossen Augen. "Ahh ok, also ist es so, dass es schon real ist, aber für uns Normalos nicht sichtbar richtig?" Ich spürte wie er nickte. Jetzt hatte ich es verstanden, es war eine reale Welt, neben dieser Welt existierte. Verwirrend, aber doch verständlich. "Und wie funktioniert das mit der Geheimhaltung?", ich machte dösig die Augen auf und sah in den Himmel. Er war schwarz, man konnte nur die weißen kleinen Schneeflocken im Licht, das durch die Fenster schien, tanzen sehen. Er sah mir nach. "Durch Dinge die für euch nicht erreichbar oder geschützt sind. Es gibt Portale in Naturschutzgebieten, abgelegenen Inseln, unentdeckten Paradiesen, in Regenwäldern, Wüsten, oder sogar in großen Städten!" Ich legte seine Wange an meine. Er war so warm, herrlich. "Und wie funktioniert das ganze? Ich meine bei Naturschutzgebieten, oder Wüsten, kann mir das vorstellen, aber in Städten?", fragte ich interessiert. „In Städten.." erklärte Haven geduldig, „...sind es verfallene Häuser, Unbebaute Grundstücke, oder nicht zu ende gebrachte Bauten, die wir nutzen um in die Parallelen zu gelangen." „So einfach war das? Ich dachte es wäre so, wie Zauberei! Verborgen, geheimnisvoll, mystisch...." Leise lachte er,"Nein, wir sind keine sagenumwobenen Gestalten, wie Vampire, Werwölfe oder Hexenmeister, wenn du das meinst. Ich würde es so beschreiben, wir sind Menschen deren übernatürliche Fähigkeiten weiter ausgebaut sind, als die der normalen Bevölkerung und die ihr Gehirn dadurch zu 100% nutzen können!" Ich sah ihn an „ Ach..und ich bin ein Mensch, der nur 50 % benutzt oder was?" Wieder lachte er „ Nein Darling es sind mindestens 70 nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen!" Über so viel Intelligenz schüttelte den Kopf. „Na jetzt wird mir auch klar, warum du immer mit Fremdwörtern um dich schmeißt, die ich Normalo erst mal googlen muss, damit ich sie verstehe!" Er erwiderte nichts auf meine Antwort, sondern drehte mich um und gab mir ganz zaghaft einen seichten Kuss auf die Lippen Ich bin froh, dass du eine normale menschliche Frau bist und mit all dem nichts zu tun hast was diese Sonderheiten betrifft...!" Ich erschrak innerlich und senkte meinen Kopf, den ich an seinen Oberkörper lehnte. "Honey, ist Dir kalt? Du zitterst ja so!Wollen wir wieder rein gehen?!", er streichelte meinen Rücken und ich verneinte. Ich hatte keine Lust mehr rein zu gehen, und wollte ewig hier in dieser ruhigen Abgeschiedenheit mit ihm zusammen sein, aber hier draußen war es zu kalt. "Warte hier, ich habe eine Idee!", waren seine Worte und ich spürte wie er zügig salierte. Die Zeit um mich begann wieder langsam zu schlagen und ich ich sah, wie die Schneeflocken in Zeitlupe vor meinen Augen, zu Boden glitten. Ein atemberaubender Anblick, der sich mir darbot. Ich konnte jede einzelne ihrer Formen sehen und wie unverwechselbar unterschiedlich sie waren. Plötzlich spürte Havens Nähe, als er wieder vor mir erschien und mein schöner Anblick wurde mir durch einen noch besseren genommen. Er hatte eine dicke schwarze Jacke, helle Jeans, Stiefel und eine dunkelblaue Mütze an und sah wieder aus wie mein verwegener Holzhacker. Ein innerlicher Funke, der mir bei seinem Anblick, durch den Körper schoss, lies mir die Hitze von meiner Körpermitte in die Wangen schießen. Süffisant hielt er mir ein paar wirklich große Stiefel entgegen. "Hier du unersättliches Frauenzimmer, zieh die an, bevor dir noch den Tod holst, in deinen sexy Bettschuhen!- und schau nicht so...es sind meine und ich weiß das sie dir zu groß sind!" Er gab mir einen Kuss, drückte mir die Schuhe in die Hand und ging in das Haus um drinnen Bescheid zu geben, dass wir spazieren gehen wollten. Dies war jetzt genau das, was mein überanspruchter Verstand und mein erhitzter Körper brauchten. Einen Spaziergang im eisigen Winterwunderland.

parallel Lost&Found! Band1 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt