Erkenntnisse!

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"Himmel und Hölle, meine Hose...!" Haven sah fluchend an sich herunter und machte das Licht an. Grienend zog ich mein Kleid glatt. "Was mach ich denn nun?" Hilfesuchend sah er mich an. "Ich habe keinen anderen Smoking mit und das hier..." Er deutete auf seine ramponierten Shorts. „...ist eine mittlere Katastrophe!" Es war wirklich zu komisch wie er sich über ein paar Flecken aufregen konnte. Ich musste lachen. Haven der es weniger lustig fand sah mich tadelnd an. "Alles nur wegen Dir...du ...anziehendes ...Biest...!" Er zog sich die Schuhe aus, streifte sich die Hose runter und entledigte sich seiner Shorts. Staunend, sah ich ihm zu wie er seine Smoking Hose überprüfte, nuschelte, "wenigstens die kann man noch anziehen..." und sich diese über seinen süßen knackigen nackten Po streifte. "Aber Mr. Steel...so ganz ohne Höschen...wie unanständig?" Ich neckte ihn, während er sich die Schuhe wieder anzog und sich dann die Fliege wieder band. "Und geht es so?" Mit einem noch süffisanteren grinsen kickte er die beschmutzte Unterhose in eine Ecke. Lachend nickte ich. " Perfekt wie immer Mr. Steel, obwohl das nicht gerade die feine englische Art ist oder?!" Ich deutete auf die Hose und er gab mir schulterzuckend einen Kuss der erneut ein wildes Feuer zwischen meinen Lenden entfachte. Haven dem es nicht minder so ging, drückte mich erneut an die Wand und raunte. "Was machst du kleine Hexe nur mit mir? Ich benehme mich schon fast wie ein Abhängiger, der dich und deinen Körper wie einen Kick braucht ...Himmel...Abbie...ich könnte dich schon wieder...!" Lachend glitt ich aus seiner Umarmung, denn ich wusste wenn das so weiter ginge würden wir die nächsten zwei Tage hier drinnen verbringen und machte die Tür auf. Muffig sah er hinaus. "Spielverderberin!" Und wir stolperten kichernd aus der Speisekammer. Hand in Hand gingen wir, als ob nie etwas geschehen wäre zwischen uns in den Wintergarten. Sam der uns entdeckt hatte winkte uns herüber, an einem der unzähligen runden Tische. Ich winkte zurück und Haven nahm die Gelegenheit wahr, als ich an ihm vorbei schritt, um mir einen sehr festen und nicht gerade schmerzfreien Klaps auf den Hintern zu verpassen. Erschrocken über solch rüdes Verhalten eilte ich hinter ihm her und war fest entschlossen mich zu revanchieren. Allerdings sah er im Augenwinkel was ich vorhatte und vereitelte mein Vorhaben. Seine Hand griff meinen Arm und er presste mich an sich. „ Ich denke über unsere Rollen sollten wir bei Gelegenheit nochmal diskutieren, ich mag es gar nicht von einer so kleinen und schwachen Frau wie dir dominiert zu werden!" „Was soll das denn heißen Mr. Steel?" Meine Empörung stand mir ins Gesicht geschrieben. „Nun ja, es bedeutet, dass ich es zu schätzen wüsste, wenn du dich weniger gebieterisch mir gegenüber verhalten würdest und mich auch mal wieder Mann sein lässt!" Jetzt musste ich lachen. Das war doch nicht sein Ernst oder? Haven verzog keine Miene und oh Gott, es war sein Ernst. Er nutzte meine Verblüffung vollends aus und lachte laut. „Jetzt sieh mich nicht so an Darling, ich scherze nur, denn ich liebe es wenn du mich vollkommen in der Hand hast!" Zwinkernd küsste er mir wie ein Gentleman die Hand, die ihn verwöhnt hatte und bat mich freundlich weiter zu gehen. Mit einem lauten „Pühhh!", drehte ich mich um und stieß geradewegs mit einer blonden Bohnenstange mir den Weg versperrte zusammen. "Oh, da bist du ja, ich habe doch schön überall gesucht...!" Diesen perfekt französischen Akzent hätte ich überall wieder erkannt und sofort ergriff ich Havens Hand. Aber bevor ich auch nur dazu kam, ihr meinen Standpunkt klar zu machen, das ich die Ältere war und diesem Mann die Unschuld geraubt und nun Anspruch auf ihn hatte, sagte Haven ohne mit der Wimper zu zucken. " Ich war vögeln Martine'...mit meiner Frau!" Perplex starrte sie ihn an, aber er tat ganz Gentleman, entschuldigte sich bei ihr, dass er nun keine Zeit hätte und ging mit mir weiter. Jetzt war ich war baff, dass er so reagiert hatte, hätte ich im Leben nie für möglich gehalten. Sam und Claire' aßen bereits, als wir endlich an ihrem Tisch ankamen. Beide schauten uns an und lachten. "Na Alter, etwas stürmisch heute draußen?" Sam zwinkerte mir zu und musterte Haven. Dieser verdrehte die Augen und strich, so gut es ging seine Sturmfrisur wieder glatt. "Und Kumpel, wie geht's, wie steht's?", grienend sah Sam über den Tisch und einem Bruder auf den Schritt. Dieser betrachtete jedoch lediglich teilnahmslos seinen Teller, den man ihm gebracht hatte und antwortete ganz gelassen. "Vorzüglich geht es mir mein Bester! Abbie hat es mir gerade mit der Hand besorgt!" Und Clairee viel vor Schreck die Gabel herunter „ Ähh...Leute ich bin am Essen!" Sam lachte." Bist wohl nicht zum Abschuss gekommen oder?" Claire' die unter dem Tisch wieder hoch kram, schaute zwangsläufig auch hin. "Nö Sam! ...Das da ist normal bei dem...!" Verstohlen sah ich ihm auch in den Schritt und ermahnte ihn. "Haven!" Ruckartig setzte sich gerade hin, sah mich entschuldigend an und bedeckte seine wieder zum Leben erwachte Erektion, mit seiner Serviette. "Seht mich bitte nicht so tadelnd an! Ich besitze nun mal eine recht gesunde Libido die mich einfach nicht zur Ruhe kommen lässt!" Meine Güte, der Mann war heute wirklich eine sehr freimütige und wandelnde Hormonbombe. Gegen 21 Uhr und einer noch weitreichenden Erklärung der männlichen Libido, seitens Sam, wurde das Licht im Saal gedämmt. Eine Musikergruppe mit Namen „The Sustainability" betrat die mit Kerzen dekorierte Bühne und Sam versicherte uns, dass es sie krass cool wären. Natürlich nicht so gut wie seine Band, aber dennoch sau gut. Die ersten Stücke, die sie spielten, hörten sich wirklich schön an und waren nichts im Vergleich diesem Klassikohrenschmerz von vorhin. Bei I'll see it through hielt es mich kaum noch auf dem Stuhl und meine sehr bizarre Gedanken an einen Hochzeitstanz, ließen meine Füße im Takt wippen. "Honey, möchtest du Tanzen...." Haven der sich von hinten, mit seinem Kinn, auf meine Schulter gelehnt hatte, riss mich aus meinen Träumen. Ich blickte unsicher. "Ähmm...du weißt doch... ich kann nicht wirklich gut...!" Aber Claire' stupste mich an. " Nun komm, sei keine Spielverderberin. Wir gehen auch!" Sie zog Sam der genauso wenig vom Tanzen hielt wie ich hinter sich her auf die Tanzfläche. Haven der aufgestanden war, kniete sich nun vor mich. " Warum kannst du nicht. Ich habe es dir doch gezeigt! Betroffen schaute ich auf meine wunden Füße, die keine weitere Runde in diesen Mörderschuhen überstehen würden. Haven nahm lächelnd und wortlos erst den rechten und dann den linken Schuh und warf sie unter den Tisch. "Nun, diese Angelegenheit wäre denke ich geklärt, oder hast du noch irgendwelche Vorwände, um nicht mit deinem zukünftigen Mann zu tanzen Darling?" Unwohl, weil ich ahnte das ich mal wieder nachlässig mit meinen Gedanken gewesen war, stand ich auf, verneinte leise seine Frage und er führte ich mich galant auf die Tanzfläche. Claire' die bemerkt hatte das ich nun ganze 15 Zentimeter kleiner war und Haven gerade mal bis zur Schulter reichte, machte eine Daumen hoch Bewegung und kickte ebenfalls ihre Schuhe bei Seite. Nun war die gute fast genauso klein wie ich und sah zu ihrem Gatten auf. Sam, der sie mindestens 1,5 Köpfe überragte, sah ihr tief in die Augen und strich ihr ganz liebevoll mit seiner Hand über die Wange. Dieser Anblick fesselte mich so sehr, dass ich ganz vergaß warum ich und Haven hier her gekommen waren. Ein "Dürfte ich bitten Mrs. Steel...!", brachte mich dann aber wieder ins hier und jetzt und Blaue Augen blickten mich so warm und liebevoll an das ich fast wieder errötete vor Verlegenheit. Innerlich stöhnte mein Selbstbewusstsein auf, denn ich wusste, wenn sich einer beim Tanzen blamieren könnte war ich es. Haven aber, nahm mutig genug, meine Hand und begann, wie wir es geübt hatten, langsam im Takt der Melodie mit mir zu tanzen. Es klappte besser als ich dachte und auch die Schrittfolge war leichter als ich vermutet hatte. Doch leider musste mich in Abständen immer wieder auf seine blank geputzten schwarzen Roberto Cavalli Schuhe blicken, da mich dann doch ab und an, eine leichte Unsicherheit überfiel. "Wunderschön!", hauchte er und sein Kopf neigte sich meinem entgegen und er küsste meine Stirn. Wieder ertappt von diesen absurden romantischen Hochzeitstanzgedanken, sah ich ihm nicht in die Augen, sondern sah mich mit errötenden Wangen um. Es stimmte. Er hatte Recht. Das Licht, die Atmosphäre, dieser Raum, mit glitzernden Kristalleneren Kronleuchtern waren wirklich wunderschön. Havens warme Hände legten sich geschmeidig auf meine Wangen und er zwang mich förmlich anzusehen." Mit wunderschön meinte ich nicht die Umgebung in der wir uns befinden..." Seine Lippen legten sich behutsam auf meine und er flüsterte. „...ich meine Dich und deine Gedanken mein Engel!" Wohlig eingebettet in den Kuss aller Küsse ließ ich mich von seiner Liebe tragen und schmiegte mich an ihn. Haven, der unseren Kuss dann doch beendete umarmte mich und deutete an ich solle noch oben schauen. Genau in dem Moment unseres Kusses, hatte es draußen angefangen sehr heftig angefangen zu schneien und man sah durch die Scheiben des Pavillons, große Flocken. Zwischen zig tanzenden Paaren, standen wir nun auf der Tanzfläche, wiegten uns im Takt und Haven, der mich so fest hielt, als hätte er angst das man mich ihm nehmen könnte, hatte es tatsächlich geschafft. Er hatte den Hochzeitsgrinsch nun endgültig überzeugt, dass es mehr gab, als das, was ich bisher kenngelernt hatte. Eine angenehme warme Stimme, die hinter mir ertönte, als das Lied endete und riss uns aus diesem wundervollen Moment. Richard, der wie immer eine fantastische Ausstrahlung hatte, stand in seinem dunkelblauen Anzug neben Haven und fragte ob er abklatschen dürfte. Mein Herz rutschte eine Stufe tiefer und auch Haven sah ihn mit großen Augen an. Skepsis und Unsicherheit spiegelten seine Empfindungen, aber plötzlich nickte er, lächelte und gab mich mit einem "Aber natürlich.....Dad!" frei. Richard der erst nickte und erfreut dreingeblickt hatte, sah nun auch nicht minder verwundert aus. Er machte große Augen, da Haven ihn noch nie Dad genannt hatte. Ernst blickten die Beiden sich an und ich wusste, dass das wieder eines von diesen Gefühls - und Gedankendingen waren, die sie ohne mich teilhaben zu lassen austauschten. Erleichtert und mit stolzem Blick sah er seinen Sohn an und beide hatten glänzende Augen. Richard der sich zuerst wieder fing, klopfte Haven der noch immer gerührt war fest auf die Schulter "Ich bin froh das es dich gibt...mein Sohn...und keine Sorge... Ich bringe sie dir wohlbehalten zurück!". Jetzt, da ich verstand, das Richard wusste, das Haven erfahren hatte, das er sein Vater war und was er für Verlustängste hatte was mich betraf, kamen mir die Tränen. Verlegen schaute ich zu meinen Füssen und mein großer starker Mann, der nicht minder ans Wasser gebaut war wie ich, blinzelte sie weg als er mich auf die Stirn küsste und die Tanzfläche verließ. Sehnsüchtig blickte ich ihm nach und ich hätte heulen können, aber Richard lenkte mich ab. "Einen Tanz gewährst du deinem alten Schwiegervater doch oder?" Sein Lächeln hätte Eisberge schmelzen können und von alt konnte bei diesem Mann wirklich keine Rede sein. Eingeschüchtert von so viel überwältigender Männlichkeit, nickte ich schüchtern und schritt in seine Arme. Richard der noch besser führen konnte wie Haven, tanzte mit solch einer Eleganz das ich mehr als sprachlos war. Keiner sagte etwas bis die Sängerin aufhörte zu singen und er das Wort ergriff. „Ich danke dir Abigail für diesen Tanz! Und bitte verzeih mir dass ich mich dir gegenüber so seltsam verhalten habe. Mein Benehmen muss sehr verstörend gewesen sein und das tut mir aufrichtig leid! Ich wollte weder dich noch meinen Sohn in Verlegenheit bringen!" Seine Züge im Gesicht wurden weicher und als ich nickte und ihm versicherte, das alles in Ordnung sei, zogen sich kleine feine Lachfalten um seine Mundwinkel. Anerkennend drückte er mir beide Hände gleichzeitig. "Abbie bitte versprich mir, das Haven nie mehr leiden muss und das ihr alles tun werdet um seine Mutter Diane zu finden...bitte!" Hoffend blickte er mich an und meine Augen füllten sich mit Tränen. Natürlich würde ich alles dafür tun Haven glücklich zu sehen, denn er war mehr als ich jemals hoffen durfte. Er war die maßgeschneiderte Seele die perfekt zu meiner passte. "Mein Gott, wie du ihr gleichst...du bist ihr sehr ähnlich in deinem Wesen und deinen Gedanken...!" Havens Vater bekam wieder Tränen in die Augen und trotz dem Kloß, den ich im Hals hatte, nahm mich zusammen, denn ich musste ihn etwas sehr wichtiges fragen. "Lord Huntington, verzeihen sie, aber darf ich sie etwas sehr persönliches fragen?" " Aber nur unter der Bedingung, wenn du mich duzt und Richard nennst, Lord Huntington hört sich ...wirklich sehr alt an... natürlich Abigail frag nur!" Herzlich nickte er und lächelte. "Haben sie...ich meine hast du...Havens Mutter sehr geliebt?" Richard blickte mich an und atmete tief ein. "Ja, ich habe diese Frau mehr als mein eigenes Leben geliebt und ich hätte sie nie gehen lassen dürfen. Ich hätte von vorn hinein anders handeln müssen, denn nur durch meine Verfehlungen und mein mangelndes Selbstbewusstsein habe ich den Menschen verloren, für den es sich gelohnt hätte alles auf zu geben! Jeden einzelnen Tag in meinem Leben muss ich nun mit dieser Schuld leben, Diane verloren zu haben, bis heute!" Oh, nein, jetzt bekam ich ein schlechtes Gewissen, ich wollte ihm doch nicht wehtun. Richard der meine Gefühle las lachte kurz auf. " Abbie, du machst mir kein schlechtes Gewissen, ganz im Gegenteil. Ich habe zum ersten Mal seit fast 30 Jahren wieder Hoffnung ...und das nur durch dich und deine Familie!" Die Offenheit mit der er sprach, wurde mir auf einmal ein wenig unangenehm und meine Wangen färbten sich rot. Richard führte mich zurück an unseren Tisch und verabschiedete sich mit folgenden Worten. „ Tut mir einen Gefallen, egal was euch noch im Leben wiederfahren wird, lebt eure Liebe und genießt sie! Keine Macht ist stärker, wie die, wenn sich zwei Seelenpartner gefunden haben....Glaubt einem alten Mann, der weiß wie unerträglich es ist, etwas so wertvolles zu verlieren....Es bricht einem nicht nur das Herz...es zerreißt einem die Seele in Stücke!" Und dann küsste er mir sehr galant die Hand, bedankte sich für den Tanz und übergab mich an seinem Sohn.

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