Weihnachten und andere Katastrophen !

66 7 0
                                    

Die letzten Wochen waren schneller vorbeigegangen, als mir lieb war. Haven und ich hatten seit jener verhängnisvollen Nacht, nicht mehr über die Vorfälle gesprochen, denn Sam hatte seinen Bruder gleich nach der Hochzeit mit auf Tournee geschleift, da Erin, sein Keyboarder sich den Arm gebrochen hatte. Es war eine Lange Zeit in der wir getrennt waren und die Beiden Männer von Konzert zu Konzert und von Land zu Land reisten. Sogar einen Gig in LA hatten sie an Land gezogen und blieben länger, als geplant. Claire' machte sich schon sorgen, dass sie Weihnachten, ohne ihren Mann und allein bei seiner Familie auf dem Fest verbringen müsste, aber damit lag sie falsch. Unsere Männer, hatten den nächsten Flieger zurück nach London genommen und die Zeit in Amerika verkürzt. Sie standen am Tag vor Heiligabend ganz unverhofft vor unserer Türe und machten uns ein wirklich unwiderstehliches Weihnachtsgeschenk.


Münde und völlig übernächtigt von den vielen Liebesbekundungen, die wir letzte immer wieder wiederholt hatten, verbrachten wir den Heiligabend bei meiner Familie, in Mamas Cottage. Außer das mir heute wirklich alles wehtat, war es wie immer. Wir lachten, wir aßen, wir tranken und gingen, weil Paps es für wichtig empfand, in die Dorfkirche zur Messe. Dort vielen mir unentwegt die Augen zu und damit es keiner bemerkte, kuschelte mich an Haven. Dieser fand alles was wir machten wunderbar familiär und betonte mehrfach, dass dies ein Weihnachten ganz nach seinem Geschmack sei. Ich wusste zwar nicht wie seine Familie feierte, es machte aber den Anschein, dass Welten dazwischen lagen. Tagelang hatte ich mir den Kopf zerbrochen was ich ihm schenken sollte, da ich ja nicht wusste was er mochte und was nicht. Am Rande der Verzweiflung, viel mir dann doch eine Kleinigkeit ein, mit der ich ihm eine Freude machen konnte. Allein beim Gedanken daran, wie ich mich dazu nur überwunden hatte, wurde mir schlecht. Ich war über meine Angst und über meinen Schatten gesprungen und tatsächlich einen Termin zum Heiraten in Gretna Green gemacht. Ja! Ich hatte alle Bedenken über Bord geworfen und würde nächstes Jahr ins kalte Wasser springen und im April heiraten. Eigentlich wollte ich den 01.04. nehmen, da mir jetzt schon alles als Aprilscherz vorkam, aber diese Ironie, verstand er wahrscheinlich nicht. In England hatte man schließlich andere Sitten und Gebräuche wie in Deutschland. Per Mail, ließ mir den vorgemerkten Termin schriftlich bestätigen und druckte ihn aus. Man war das komisch so etwas Endgültiges in den Händen zu halten und ich stecke ihn gleich zusammengerollt in eine neue rote Seidenkrawatte. Dieses teure Ding, hatte ich extra bei Harrods, in der feine Pinkel Abteilung gekauft und war sehr skeptisch, von der völlig überstylten Dame in diesem Laden begutachtet worden. Gut, ich hatte an dem Tag nicht mein bestes Kostüm angezogen, sondern lief mit Boots, abgewetzten Jens, Kaputzenpulli herum, aber das sagte noch lange nichts über meinen Kontostand aus. Nicht jeder musste wie mein zukünftiger immer so adrett gekleidet sein um etwas Geld zu haben. Mum und Paps waren ja auch nicht Graf und Gräfin von und zu und liefen gerne Leger rum. Dennoch schenkten sie Haven und mir einen Gutschein für ein Wochenende in einem sündhaft teuren Wellnesshotel. Es war mir unangenehm das anzunehmen, aber sie versicherten mir, dass dies schon in Ordnung sei. Mein Bruder bekam auch etwas sehr teures, eine komplett neue Motorrad Garnitur aus einem sehr weichen und hochqualitativen Leder. Er freute sich und schon waren wir mitten im Geschenkeirsinn. Jeder überreite jedem etwas und Jannik schenkte Haven, einen Putzlappen. Ich bekam einen roten Kopf, weil ich ihm vor langer Zeit mal von seinem Ordnungswahn erzählt hatte. Aber Haven roch den Braten und spielte mit. Lachend erklärte ihm mein Bruder dann, er solle den Lappen auseinander falten. In ihm war ein Gutschein für eine Männer Quad Offroad Tour, mit anschließendem Paintball spielen. Das war ja das perfekte Geschenk für meinen Saubermann und ich musste grinsen, bei dem Gedanke daran, wie er sich über jeden dieser bunten Flecke, die ihn trafen, ärgerte. Ich bekam von meinem Brüderchen, eine große schwarze Schachtel überreicht und öffnete sie langsam und vorsichtig. Nicht dass noch eine Vogelspinne heraussprang und ich mich zu Tode ekelte. Bei ihn wusste man schließlich ja nie. Vor Schock schloss ich den Deckel sofort wieder und natürlich wollten alle wissen was sich Jan hatte einfallen lassen. Mit roten Wangen holte ich einen Monolo Blahnik Pumps aus der Schachtel, der an sich ein schöner Schuh war und überhaupt nicht schlimm. Aber es war der gleiche schwarze Schuh, mit der roten Sohle, den ich in meinem Traum angehabt hatte, als ich mit den Lippen, an Havens bestem Stück hing. Genauso errötet wie ich, sah Haven ihn an und ich verstaute ihn gleich wieder. Haven und ich machten es weniger spannend und gaben Jan einen Gutschein, aus dem Internet für ein SWAT Training. Er wollte schon immer mal in einem Action Film mitspielen, aber da uns das nicht möglich war, war das war wohl die beste Gelegenheit seinem Wunsch nur etwas nachzukommen. Jetzt waren Ma und Paps an der Reihe. Wir hatten zusammengelegt, wobei Haven meinen Anteil mit übernommen hatte und wir schenkten ihnen, gemeinsame Reise für eine Woche in Paris. Sie freuten sich riesig und machten daraus keinen Hehl. Umarmungen wurden verteilt und Danksagungen ausgesprochen, aber dann viel meinem Dad etwas ein! Uns fragt ob er wir uns nicht schenken wollten und alle schauten uns gespannt an. Mir wurde mulmig und ich deutete an Haven solle bitte anfangen, aber der meinte mein Geschenk würde oben im Gästezimmer auf mich warten und ich würde später noch meine Freude daran haben. Jan lachte Tränen, bei dem Anblick von Dads Gesichtsausdruck und kommentierte das Ganze mit den Worten, ob es denn eine „Grosse, oder eher kleine Freude sei, die mich erwartete!" Mum fing an zu husten vor Lachen und Haven, der mittlerweile schon an solche Dinge gewöhnt war, überging diese Anspielung. Leider konnte sich Jan nicht mehr beruhigen und legte mit der Frage, ob es auch schön mit Schleife und Papier verpackt sei einen nach. Paps sah seinen Sohn scharf an. Natürlich wusste mein Vater auf was er da anspielte und er wusste auch, dass Haven und ich nicht nur Händchen hielten, aber ich war eben doch noch seine kleine Prinzessin und die hatte nun mal in seiner Fantasie keinen Sex. Jetzt warteten alle auf mein Geschenk für Haven und zögernd hole ich es, unter dem liebevoll dekorierten, wenn auch etwas krummen Weihnachtsbaum meiner Eltern hervor. Ich überreichte es ihm und biss mir auf die Lippe. Wie würde er reagieren? Würde er sich freuen? Gemächlich löste er die Schleife und öffnete die Schachtel. Er nahm sich die Krawatte und freut sich sehr. Allerdings den Zettel, der noch in ihr steckte, hatte er nicht bemerkt. "Ähmm Schatz?! Da ist aber noch was drin im Schlips...!" Wies ich ihn auf die kleine Rolle im Stoff hin. Lächelnd zog er sie hinaus, las den Text. Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich in eine ernste Miene und mir wurde schlecht. Hatte ich doch einen Fehler gemacht? Eine Panik schlich in mir hoch und ich versuchte mich zu erklären. " Wir können das auch wieder streichen lassen. War nur so eine dumme Idee von mir weil ich nicht wusste, was die Freude bereiten würde. Wir müssen das nicht tun! Ich meine ...wenn du nicht willst, ist das Ok!" Schwungvoll nahm er mich in den Arm. „Abigail Ripley, das war die schönste blödeste Idee, die du hättest haben können!", rief er verzückt und küsste mich so stürmisch, das mir fast die Sicherungen durchbrannten. Paps, dem das gesamte Paket Gefühle zu viel wurde, drehte sich mit rotem Kopf rum und schnappte sich die Fernbedingung. Er vertiefte sich in das Programm, während Haven sich von meinen Lippen löste und erregt seine Stirn auf meine legte. "Danke Darling! Ich liebe dich so sehr!" Überglücklich strahlte er Mum an und die wollten natürlich jetzt unbedingt wissen was auf dem Papier stand. Haven reichte es ihr. Sie quietschte vor Freude auf, klatschte in die Hände und reichte es sofort an ihren Mann weiter. Dieser las es, nickte anerkennend und widmete sich lächelnd wieder dem TV Programm. Jan wurde neugierig und wollte nun auch unbedingt wissen was darauf stand. Dad gab es ihm rüber. Völlig unbeeindruckt las er was da stand und sagte: "Na toll, und deshalb so ein Theater? Abbie heiratet, wow, was für eine Weltpresse!" Mum die das gar nicht nachvollziehen konnte, wie man sich darüber nicht freuen konnte, schüttelte den Kopf und ging in die Küche um uns Kuchen zu holen, den alle genüsslich verspeisten außer mir, denn ich hasste diesen Sahnigen-Süsskram.

parallel Lost&Found! Band1 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt