Schatten und Dämonen!

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Es war fürchterlich und was noch schlimmer war, es war ganz alleine meine Schuld. Haven rührte mich nicht mehr an und wir lebten seit Tagen, wie ein altes Ehepaar. Es gab keinerlei Körperkontakte, keine leidenschaftlichen Küsse und auch keine zärtlichen Annährungsversuche, von seiner Seite mehr und das nur, weil wir uns nach dieser kleinen Soiree auf dem Esszimmertisch heftigstes gestritten hatten. Es war aber auch eine verzwickte Situation gewesen, als ich von meinem Höhepunkt plötzlich wach wurde und mir klar wurde, dass er wie einst in meinem Badezimmer, diese Traummasche mit mir abgezogen hatte. Aber anders als damals, war ich stink sauer aufgestanden, hab ihn ohne ein Wort zu sagen bei den anderen Sitzen gelassen und war gegangen. Es war ein so demütigendes Gefühl gewesen zu denken, er hätte mich vor allen anderen bloßgestellt und ich fühlte mich fast Ohnmächtig vor Scharm, als ich die Treppen hoch zu unserem Zimmer rannte. Die Wut in mir entlud sich schließlich in Tränen bei mir, als Haven mich eingeholt und mir versichert hatte, dass keiner von unserem kleinen Stelldichein etwas mitbekommen habe. Meine Sinne konnten seinen Worten in diesem Moment nicht folgen, so enttäuscht war ich über diesen Vertrauensmissbrauch. Ich schottete mich gefühlsmäßig in diesem Moment so weit ab von ihm, das ich innerlich eine Tür zu schlug und er von diesem Zeitpunkt an mich weder lesen noch fühlen konnte. Erschrocken über meine eiskalte Reaktion und das ich dachte er würde mich genauso behandeln wie Paul, verließ er das Zimmer und kam auch den ganzen Tag nicht mehr zu mir hinauf. Am Nächten Tag dämmerte es mir so langsam, dass ich ihm mit meiner Reaktion wahrscheinlich sehr wehgetan hatte, aber schließlich war ich ja noch ein Anfänger was die Reaktionen meines Überwesens betrag und so wusste ich nicht, was ich konnte und wieviel. Eigentlich wusste ich gar nichts mehr und ärgerte mich nur noch über mich selbst und meinen Starrsinn. Aber die Tatsache, dass er mit meinen Gedanken und meinen Gefühlen mit mir machen konnte wo er es wollte, machte mich irrsinnig vor Angst. Nun ja, wie gesagt, dies war vor Tagen, aber bis heute uns selbst nach einer ehrlichen Entschuldigung meinerseits, die wirklich ehrlich gemeint war, war Haven kühl wie Eis. Er gab mir kein aufregen Kuss mehr, wenn nur noch Küsschen und das auf die Wange und von den heißen Blicken die er mir sonst so verstohlen zu warf, kamen nur noch distanzierte herüber. Es war frustrierend für mich und nun Ganze 4 Tage ließ Haven mich im Regen stehen und schon schmoren. Er fand immer etwas was gerade wichtiger war, Tagsüber zum Beispiel, beschäftigte er sich mit den Pferden die mich nun wirklich nicht die Bohne interessierten, oder machte irgendwelche überaus wichtigen Besorgungen. Abends ging er für üblich in die große Bibliothek, nahm sich den dicksten Wälzer und las - stundenlang. Erst spät in der Nacht schlich er sich dann in unser Bett und schlief sofort ein. Dies waren aber nur Geringfügigkeiten im Bezug dazu, was er morgens mit mir abzog. Er quälte mich und das besonders oft und gerne. Es war für mich die schlimmste Tageszeit, denn jedes Mal ging er duschen und kam nur mit einem Handtuch bekleidet ins Zimmer um sich dann ganz ungeniert, sich vor mir zu entblößen. Meine Hormone liefen Amok, aber ich würde den Teufel tun und mich nochmals bei ihm entschuldigen oder nachgeben, was meine Entscheidung betraf, denn dazu hatte ich wiederum zu viel Stolz. Vielleicht würde er ja irgendwann zum Einsehen kommen und begreifen, dass es nichts Selbstverständliches ist, in dem Kopf seines Partners herum zu experimentieren. Heute jedoch war Silvester und vielleicht kam in diesem Märchenschloss noch eine gute Fee vorbei und der Prinz und die Prinzessin würden glücklich werden bis in alle Tage.

Gedankenversunken saß ich im Sonnenschein vor dem großen Fenster mit dem Blick in den Garten, der noch immer von Schnee bedeckt war. Die Eiszapfen hingen wie Kristalle an den knöchernen Bäumen und mir wurde bewusst, dass wenn die Sonne heute unterginge und die Nacht einbrach, waren es die letzten Stunden dieses Jahres angebrochen. Melancholisch dachte ich zurück, an alles das was mir dieses Jahr wiederfahren war und ich hätte nie gedacht, dass ich am 31.12.2013, mit einem wunderbaren, sexy Mann verheiratet wäre und dieser aus einer anderen Welt stammt. Ich musste ich lächeln bei dem Gedanken, wie schwer es mir gefallen war, nur den Gedanken an eine Hochzeit zu hegen, aber dieser britische alte Sturkopf, hatte es tatsächlich geschafft mich ohne größere Taten davon zu überzeugen, dass er der einzig Wahre war. Ich fühlte mich ihm näher als jedem anderen Menschen und meine Eingebung glaubte ihn schon ewig zu kennen, es war ganz anders wie mit Paul, denn dieser war wie eine Macht gewesen der mir meine Seele nehmen wollte. Wie oft hatte ich an ihm gezweifelt und ihn für das missachtet was er mir antat, aber ich hatte nicht die Kraft gehabt mich von ihm zu trennen und mein Selbstwertgefühl zu schützen. Die Zeit war im Nachhinein betrachtet schrecklich und definitiv zu lang. Mein Gott, wie oft hatten Claire' und ich uns die Nächte um die Ohren geschlagen und vergeblich versucht zu analysieren was ihr Freund Aiden und Paul mit uns machten und wieso. Wir waren so beschäftigt mit ihnen, dass wir vergaßen zu leben und glücklich zu sein. Mein Herz zog sich zusammen, wie schändlich ich mich von ihm hatte rumschubsen lassen und wie wir all diese tollen Abende hätten verbringen können, anstatt sie damit zu verbringen, uns Gedanken über diese Männer zu machen die es in keiner Hinsicht wert waren. Wir hätten lieber unsere Koffer packen, unser Glück suchen sollen und das Leben in vollen Zügen genießen. Warum hatten Clairee und ich uns nur so meilenweit von uns selbst entfernt? Aber es gab dieses Jahr auch glückliche Momente und dieser war für mich der, als ich Havens blaue Augen das erste Mal sah. Es war wie ein Standbild, wie sein Blick mich magisch gefangen hielt und diese Augen mich mit solch einer Intensität niederstarrten. Wie gefangen in diesem Moment, waren mein Körper und mein Geist für einen Augenblick in einer anderen Welt. Ich hätte, bei Gott, nie im Traum daran gedacht, dass dieser tolle Mann das Spiegelbild meiner Seele wäre und mich auch noch heiraten würde. Haven war aber mehr als das, er war wie ein wahr gewordener Traum, ein Engel, den man mir geschickt hatte, um mich aus einer tiefen Schlucht meiner Sehnsucht zu retten. Es war ein endloser Fall den ich sieben Jahre verspürt hatte und innerhalb einer Sekunde, war ich da, bei ihm, zu Hause. Ich war der Mensch, der ich sein wollte und er, mit seiner gediegenen Art, tat meiner Seele gut. Auch wenn ich anfangs wegen dem Altersunterschied, der uns trennte und dem Aussehen, was nun wirklich nicht von der Hand zu weisen war, skeptisch an die Sache heran gegangen war, wusste ich doch, das ich ihn liebte und es machte mir Angst. Noch nie hatte ich mich so in jemandem verloren und so schnell ein so tiefes und inniges Vertrauen aufgebaut. Das war nicht von dieser Welt...Er war nicht von dieser Welt! Was konnte dieser Mann noch schaffen, das ich glücklicher wäre wie jetzt? Nichts! Und genau in diesem Moment rührte sich mein Gewissen und ein alt bekanntes Schuldgefühl meldete sich. Was hatte ich nur getan? War ich von allen guten Geistern verlassen worden? Wie konnte ich ihm nur vorwerfen er hätte mich behandelt wie Paul und wozu dieser unnötige Streit, die letzten Tage im Jahr?! Haven war von Anfang ehrlich und immer für mich da gewesen. Er hatte mich so akzeptiert wie ich bin und liebte mich auf eine Art und Weise, die es unter normalen Umständen so nicht gab. Oh nein, was hatte ich da nur für einen Mist gebaut? Verzweifelt von der Erkenntnis die mich immer mehr übermannte, dachte ich fieberhaft darüber nach, wie ich sein Vertrauen in meine Liebe zu ihm wieder entfachen könnte. Was wünschte sich ein Mann, der so gut aussah und eigentlich alles hatte? Liebe...es viel mir wie Schuppen von den Augen und ich wusste dass er durch seine Kindheit starke Verlust Ängste hatte. Haven wollte im Grunde nur eins, sicher sein und geliebt zu werden. Und wie konnte ich ihm das am besten Zeigen? Natürlich...ich musste über meinen Schatten springen und die Dämonen unserer beiden Ängste endgültig besiegen.

parallel Lost&Found! Band1 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt