Huntington Hill!

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Was hatte Sam vorhin gesagt? Behausung? Das Gemäuer, was sich vor erstreckte war weit mehr! Es war ein verdammt großes Schloss! Allein der riesige Innenhof, auf dem wir geparkt hatten, war genauso groß, wie das gesamte Grundstück von meiner Ma und die Eingangstür breiter als mein Kleiderschrank. Haven stieg als erster aus dem Wagen, gefolgt von Sam. Claire' und ich sahen uns an. Keiner traute sich aus dem Auto. "Was zur Hölle ist das?", ängstlich begutachtete sie das Gebäude. "Na, eine Behausung!", sagte ich erschrocken, denn mehr viel mir zu diesem Anwesen nicht ein. "Behausung...? Der hat sie doch nicht mehr alle!" Ich nickte. „Kennst du den Film Das Geisterschloss, mit Catherine Zeta-Jones? Den haben sie hier gedreht......ganz bestimmt!" Claire' sah von einer Mauer zur anderen und ich wusste nicht, ob sie erstaunt, beängstigt, oder schockiert war. "Komm lass uns aussteigen, sonst denken die Zwei noch, wir trauen uns nicht?!" Ich öffnete die Tür, doch sie griff mich schnell am Ärmel und hielt mich zurück. "Meinst du hier gibt es Gespenster? Oder Poltergeister?" Ihre großen dunklen Augen wurden noch grösser. " Was...? Also....? Das weiß ich doch nicht...frag Sam....!", entgegneter ich ihr entgeistert, weil ich bis heute nicht wusste, dass sie sich mit übernatürlichen Dingen beschäftigte und stieg aus. Claire' die mich weiterhin festhielt, als wollte man ihr ans Leder, rutschte langsam hinter mir her. "Und Baby? Wie gefällt dir meine Hütte?" Lässig legte Sam seinen Arm um seine Frau und präsentierte das Haus. Sie sah ihn skeptisch an. „Gefällt meiner Frau Huntington Hill etwa nicht?" Claire'' schwieg weiter. "Keine Sorge, Bambi, ...Fensterputzen musst du nicht...Wir haben Angestellte!", neckte er sie weiter, während sie sagte, "Na Gott sei Dank!" Laut lachend ging er mit ihr zu Tür und lies uns stehen. " Äußerst imposant nicht wahr?" Haven stand plötzlich neben mir und sah hoch. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß...", sagte er schulterzuckend „ ...es ist auch nicht meine Bestimmung hier zu leben, aber was soll ich nun mal machen? Hier bin ich groß geworden und hier, leben die einzigen Menschen die ich als meine Familie bezeichnen könnte...leider!", fügte er leise hinzu, aber der Unterton in Havens Stimme machte mir Sorgen. "Komm Darling, gehen wir rein!" Schwer Atmend nahm er nahm meine Hand und ich folgte ihm durch diese schwere Eingangstür.


Oh, mein Gott! Claire' hatte Recht behalten. Die große Halle, in der wir standen, erinnerte nun auch tatsächlich an diesen Gruselfilm. Mich schauderte. Hoffentlich nahm es mit uns ein besseres Ende, als mit den Schauspielern. Unwohl drückte ich Havens Hand fester und sah mich um. Alles hier unten war weihnachtlich geschmückt und ein sehr großer akkurater Weihnachtsbaum stand mittig. Er trug wie der Rest der Dekoration, traditionelle Farben. Rot, Gold, Grün und man war sogar so mutig hier gewesen und hatte echte Kerzen angezündet, die in den Kristallen, des Kronleuchters glitzerten. Man das musste eine heiden Arbeit sein, den da oben zu putzen, so viel Glas. Ein älterer Mann, mit weißem Haar, in einem grauen Anzug kam auf uns zu und machte sich bemerkbar. Zuerst begrüßte er Haven und seinen Bruder mit Master, worauf mir folgendes einfiel. Master of Desaster! Haven musste grinsen und stupste mich an. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und sah zu Claire'. Diese war alles andere als amüsiert. Die Arme war rot wie eine Ampel geworden, als der Buttler sie eine außerordentlich entzückende junge Madam nannte und sie hier willkommen hieß. An mich gewandt, fing er auch an mit seiner üblichen Begrüßung, aber kam jedoch ins Stocken, als er mich genauer ansah. "Entschuldigen Sie Madam, aber ...das kann nicht sein? Kennen wir uns?", fragte er sichtlich verwirrt und Haven nahm mich in den Arm. "Ähmmm...Nein...Ich denke nicht?!", sagte ich schüchtern und hilfesuchend sah ich Haven an. Dieser versteifte sich und drückte meiner Schulter. Sam mischte sich ein. "Komm James, mein Freund, lass uns Männer mal die Koffer holen! Du machst unsere Abbie verlegen mit deinem Anbaggere ...!...Denk an dein Herz!" Der Buttler, besann sich und lachte. "Ach hören sie doch auf Master Sam! Ich in meinem Alter!" Havens Bruder schlug ihm auf die Schulter" Ach James, ganz ehrlich? Ich glaube das sie in Wirklichkeit ein ganz Schlimmer sind und das bei ihnen immer irgendwo was geht!" Der ältere Mann räusperte sich. "Master Sam, ich denke wir sollten uns nun wirklich um das Gepäck kümmern und bitte nennen sie mich nicht immer James, mein Name ist Charles und das schon seit 68 Jahren!" Mit rotem Kopf ging er ging zur Tür hinaus. Haven verdrehte die Augen. "Sam warum musst du ihn immer so in Verlegenheit bringen? Und warum nennest du ihn immer noch James? Du weisst, dass er das nicht mag! Er ist so ein Guter Mann, ärger ihn bitte nicht als! Deine Kindheit hat schon genug schwerwiegende Spuren bei ihm hinterlassen!" Sam winkte ab "Alles Easy Alter! Ich wollte demn Guten nur ein bisschen hoch nehmen, weil ich weiß, dass er wie du, einen Stock im Hintern hat. Was meine Kindheit angeht...Da pack dich an deine eigenen Eier du...Spieeess.!" Sam hörte plötzlich mitten im Satz auf, da Ihre Unterhaltung von einer hohen und starken Frauenstimme durchbrochen wurde. "Also bitte! Solch eine Unterhaltung in meinem Hause? Samuel Alexis Huntigton, du wirst dich sofort bei deinem Bruder und Charles entschuldigen. Es ziemt sich nicht für einen Mann mit deinem Titel, solch inadäquate Ausdrücke in den Mund zu nehmen!", kopfschüttelnd kam die Frau die, Treppe hinunter. Sie war eine sehr elegante Dame mittleren Alters, ich schätzte sie so um die Anfang bis Mitte fünfzig. Sam stöhnte auf. "Sonst noch was? Eine Verbeugung, ein Handkuss, oder ein Hofknicks....?" Sie gab ihm rechts und links auf die Wangen einen Kuss und ignorierte den Sarkasmus. "Dir auch Frohe Weihnachten mein Sohn und danke, dass du unserer Einladung gefolgt bist!" Er verdrehte die Augen. Sie wandte sich an Haven. "Mein Lieber guter Junge! Ich wünsche dir auch gesegnete Weihnachten! Ich finde es sehr schön, dass du diesmal die Zeit gefunden hast, um endlich mal nach Hause zu kommen!" Auch ihm gab ihm gab die Frau, zwei gehauchte Küsse, aber Haven reagierte weniger lässig wie Sam und verkrampfte seinen ganzen Körper. " Danke Beatrix, wir wünschen Dir auch ein schönes Fest!", sagte er kurz und knapp und wirkte dabei mehr förmlich als Familiär. Ich sah sie mir genauer an, weil ich wissen wollte wieso er so angespannt auf sie reagierte. blondgefärbtes Haar, sehr helle Haut, überaus schlank und spitz zu laufende kleine Augen. Oh weia! Davor hatte mich Oma schon als Kind gewarnt. Sie hatte mir einbläut, solchen Menschen nie zu vertrauen. Denn die Augen, wie sie sagte waren ein Spiegelbild der Seele und denen die vor mir standen sah man Verbitterung, Schlechtigkeit und Arroganz. Unwohl schaute ich weg und hoffte meine Gefühle nicht offenbart zu haben, da fing Mrs. Huntington wieder an. " Haven mein Lieber! Du bist adrett und stark geworden!", stolz musterte sie ihn. Sam verzog das Gesicht "Ja Mutter ist er! Und wie...Du müsstest erstmal sehen wenn er sein Hemd auszieht und die Hose und seinen Penis! Der ist jetzt auch erwachsen und richtig prächtig im Geschäft!" "Samuel Alexis! Also ...also wirklich...benimm dich bitte! Wenn das dein Vater zu Ohren bekommt...dann!" Peinlich berührt stotterte sie. Sam winkte ab. „ Ach Dad! Dem geht das doch am Arsch vorbei! Er kennt und liebt mich wenigstens so wie ich bin und will mich nicht immer umkrempeln!" Beatrix sah Sam an, lächelte nur und wandte sich ab zum Gehen. "Das hier ist übrigens meine Frau Claire', und Havens Verlobte Abbie, falls du noch nicht bemerkt hast, dass wir zu viert sind!" Sams Mum blieb stehen und drehte sich rum. Erschrocken sah sie von Claire' zu mir und von Sam zu Haven. Es war eine unangenehme Situation und keiner sagte was, bis diese falsche Schlange sich darauf besann, in welchem Stand sie geboren war. "Ach entschuldigt...wie schön!", kam gepresst über ihre Lippen und abschätzend musterte sie uns. Toll. Jetzt kam ich mir nicht nur unpassend gekleidet in meiner Lederjacke, den Jeans, dem dunkelblauen Pullover und den Turnschuhen vor, sondern auch fürchterlich ungewollt. Claire' die neben mir genauso ein Gesicht machte wie ich, dachte genau dasselbe, denn sie blickte verstohlen schnell an sich herunter und betrachtete ihre Jeans, den zerkrumpelten Pullover und die bunten Chucks. "Frohe Weihnachten! Sehr schön, dass ihr eure .....Freundinnen..... mitgebracht habt!", sagte Mrs. Huntington schnell und abschätzig, aber gab keiner von uns die Hand. Im Gegenteil. Sie stand wie angewurzelt da, sah mir erst erschrocken und dann hasserfüllt ins Gesicht. "Mein Name ist, Lady Huntington und ich bin Sam Alexis und Haven Jonathans Mutter und das ist Huntington Hill- Mein zu Hause!" Wow, den Standpunk hatte sie aber fest gemacht. Claire' und ich sagten darauf nichts. Wir nickten nur und im Augenwinkel sah ich, dass Haven, der sich wie ein Beschützer dicht neben mich gestellt hatte, wütend war. Seine Ader an der Stirn kam wieder zum Vorschein, aber er ließ es sie nicht merken. Höflich und sah sie sehr zufrieden an und lächelte sogar ein wenig. Was wurde hier nur gespielt? Wo war ich hier nur reingeraten? "So genug der liebevollen Begrüßungen, ich werde sogleich der guten Clara Bescheid geben! Sie soll euch in eure alten Zimmer führen und die Damen in die Gästezimmer geleiten!" Seltsame Worte die mich aus meinen Gedanken rissen, aber Lady Huntington, hatte gesprochen und sah die Männer scharf an. "Bitte denkt daran, dass das Frühstück pünktlich zwischen 7 und 9 Uhr serviert wird! Zum Lunch erscheint ihr bitte um 13 Uhr, der Afternoontea wird um 17 Uhr gereicht und das Dinner beginnt um punkt 19 Uhr in etwas gehobener Garderobe!" Wie ein Feldmarschall der Anständigkeit, drehte sich rum und schritt mit festem Gang, wie ich sehen konnte, die Treppe wieder nach oben. Heftig! Unglaublich! Claire', hatte sich grundlegend geirrt! Das hier war nicht das Geisterschloss, nein, es war ein Zusammenspiel von Rosmaries Baby und Stolz und Vorurteil!


Sam kochte vor Wut, als er wieder mit den Koffern in die Eingangshalle kam. Er maulte sogar Haven an, das er wie immer, keinen Arsch in der Hose gehabt hätte ihr entgegen zu treten und das seine Mutter noch genauso wäre, wie damals, als er endgültig von zu Hause ausgezogen war. Er beschwerte sich vorwärmend, dass sie ihm immer noch nicht zuhören wollte und das er es richtig Scheiße fand, wie seine Frau und ich hier behandelt wurden. Haven hingegen sagte nichts zu seiner Verteidigung, allerdings behagte ihm ganz und gar nicht, dass wir in getrennten Zimmern schlafen sollten. Ich für meinen Teil fand das allerdings nicht so schlimm, denn irgendwie hatte der Gedanke schon etwas sehr anziehendes. Claire' hingegen, war von allem hier nicht begeistert. Ich sah an ihrem Blick, das sie nur noch eins wollte, hier weg. Sie war absolut nicht der Typ Häkeldeckchen und Afternoon Tea, wie ihre Schwiegermutter. Im Gegenteil. Sie wirkte mit ihrer hippen Kurzhaarfrisur und den trendy Klamotten, hier in diesen alten Mauern eher wie ein zu bunt geratener Paradiesvogel. In mir stieg die Panik. Wie sollte ich diese Tage hier nur mit all diesen schlechten Gegebenheiten unbeschadet überstehen?


Clara, die gute Seele des Hauses, eine ältere rundliche Dame kam auf uns zu. Ihr warmherziges Lächeln, das sich um ihre Augen spiegelte und die herzliche Art, wie sie Haven und Sam begrüßte, erinnerten mich eher an eine Mutter, die ihre Kinder schmerzlich vermisst hatte. Auch Claire' und mich hieß sie aufs herzlichste willkommen. Sie war wie eine Wohltat, nach dem Auftritt vom Schwiegermonster und erinnert mich vom Aussehen her ein wenig an die gute Fee in Cinderella. Freundlich und mit einem nie enden wollenden Lächeln erzählte sie von den Dingen, die sich seit der Abwesenheit, der beiden Männer auf Huntiongton Hill zugetragen hatten. Sie unterrichtete die beiden über den neusten Tratsch und Klatsch, der Verwandtschaft und erwähnte nebenbei, dass ein gewisser Onkel Nappo auch wieder im Lande sei und sich wohl endlich die Hörner abgestoßen hatte. Sam der diesen Mann anscheinend sehr mochte wollte mehr über die Anwesenheit wissen, aber dann kam Charles. Er bat seine sie sie solle nicht so laut reden wegen der Lady, da sie den erwähnten Onkel nicht leiden konnte. Clara lachte auf und gab Charles einen Kuss auf die Wange. Sie bemerkte mein und Claire's verdutztes Gesicht und erklärte das dieser alte steife Griesgram, neben ihr, ihr Mann war, mit dem sie schon seit fast 45 Jahren verheiratet war. Ich lächelte bei dem Gedanken daran, dass ich vielleicht in 40 Jahren genauso sein und über Haven reden würde. Es war ein seltsamer, aber beruhigender Gedanke.


"Wollen wir gleichzeitig oder auf die Männer warten?" Claire' stand vor der Tür zu Sams altem Jugendzimmer und schmunzelte immer noch darüber, wie Haven, der sonst so ruhig und besonnen war, sich gegen die nächtliche Trennung von uns aufgelehnt hatte. Sie fand es mehr als faszinierend, wie die Beiden Männer geflunkert hatten, damit sie bei uns in einem Zimmer schlafen durften. Es war aber auch absurd gewesen, wie Haven, der immer so ehrlich und geradeaus war, ohne schlechtes Gewissen gelogen und behauptet hatte, auch mit mir verheiratet zu sein. Claire' sah mich wieder an." Und? Zusammen?" Ich nickte. "Auf drei ...und wenn bei dir das Schlossgespenst ist...ruf mich!" Sie verdrehte die Augen " Danke! Diese Begegnung hatte ich bereits in der Halle unten und das hat mir heute an Spukgeschichten gereicht!" Ich lachte mit. "Das war wirklich gruselig oder? Dallas und der Denver Clan sind ein Scheißdreck, gegen diese Familie! ALEXIS lebt!" Claire' kicherte." Alexis...lebt...stimmt...aber hier ist er männlich!" Zuerst begriff ich nicht, worauf sie hinaus wollte, aber nach dem sie eine Luftgitarren Bewegung gemacht hatte, funkte es dann auch bei mir. Sie meinte Samuel Alexis Huntington. "Also auf drei?!", sagte ich nochmals lachend und wir öffneten die Tür gleichzeitig.


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