Kapitel 72

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Es war der Abend der Auswahl der Champions für das trimagische Turnier. Alle Schüler hatten sich in der großen Halle versammelt. In der Mitte stand der Feuerkelch. "Setzt euch", forderte Dumbledore uns auf und alle kamen dem schnell nach. Schon nach kurzer Zeit wurde es ruhig und alle saßen an ihren Tischen. Ich saß zwischen Colin und Ginny. Auf der anderen Seite der Halle saß Harry mit Hermine und Ron auf einer der aufgestellten Tribünen.

"Das ist der Moment, auf den ihr alle gewartet habt. Die Auswahl der Champions fängt an." Dumbledore hob seine Hand und das Licht wurde gedämmt. Nur noch der Feuerkelch erstrahlte mit seiner hellen, blauen Flamme.

Kurz loderte die Flamme rot auf und ein Zettel flog hinaus. Dumbledore fing ihn auf. "Der Champion für Durmstrang ist Viktor Krumm", verkündete er und alle klatschten. Viktor stand auf, schüttelte Dumbledores Hand und verschwand dann in eine Kammer.

Erneut leuchtete die Flamme auf und ein weiterer Zettel flog hinaus. "Champion für Beauxbatons ist Fleur Delacour." Die Menge jubelte, Fleur erhob sich und schüttelte Dumbledore die Hand. Dann verschwand sie ebenfalls in der Kammer.

Ein letztes Mal leuchtete die Flamme rot auf und ein Zettel kam heraus. "Der Hogwarts Champion ist Cedric Diggory." Auch er schüttelte Dumbledores Hand und verschwand dann.

"Ausgezeichnet!", rief Dumbledore und erlangte so Aufmerksamkeit und Ruhe zurück. "Nun haben wir unsere drei Champions. Doch am Ende wird nur einer von ihnen in die Geschichte eingehen. Nur einer wird diesen Kelch der Kühnheit hochheben. Dieses Gefäß der Gewinner. Den trimagischen Pokal." Dumbledore zeigte auf den Pokal, der vor dem Lehrertisch stand und einfach nur atemberaubend aussah.

Doch etwas stimmte nicht. Der Feuerkelch schlug Funken oder wie auch immer man das nennen sollte. Erneut wurde die Flamme rot und ein Zettel schoss hinaus. Dumbledore fing ihn auf und schaute ungläubig drauf. Ich musste schlucken. Was kam denn jetzt?

"Harry Potter." Mir blieb der Atem weg und ich schaute geschockt zu meinem Bruder, dem es nicht anders zu ergehen schien als mir. "Harry Potter!", schrie Dumbledore und Hermine schubste Harry nach vorne. Zögerlich und fassungslos stolperte Harry zu Dumbledore und lief dann weiter in Richtung der Kammer.

Die Flammen schlugen erneut aus und er blieb stehen. Das Raunen, das durch die Menge ging, wurde noch lauter. Erneut wurde die Flamme rot und Dumbledore fing einen weiteren Zettel auf.

"Luna Potter!", donnerte es durch die Halle. "Nein!", schrie Harry und wollte zu mir rennen, doch McGonagall hielt ihn auf und schob ihn weiter in Richtung der Kammer. Ginny neben mir kreischte auf und sie und Colin klammerten sich an meine Arme. Jetzt blieb mir wirklich alles weg. Ich fühlte mich wie in einer Blase.

McGonagall kam auf mich zu geeilt und zog mich hoch. Ginny kreischte noch mehr und ich blickte mit ängstlich aufgerissenen Augen zuerst zu meinen Freunden und dann zu den Lehrern. Keiner tat etwas dagegen. Nur lautes Gemurmel. Bis es von Rufen unterbrochen wurde. "Sie darf nicht mitmachen!" "Sie ist noch viel zu jung!" "Das ist viel zu gefährlich!" "Das darf man nicht zulassen!" Ich erkannte die verschiedenen Stimmen als Colin, Ginny, Fred und George und auch Hermine. Doch ich wurde weiter erbarmungslos in die Kammer gezogen. Hinter uns her die Lehrer.

Fleur, Viktor und Cedric standen vor meinem aufgelösten Bruder. "Luna!", rief dieser und rannte auf mich zu, um mich in eine feste Umarmung zu ziehen. Ich fing an zu schluchzen. Was sollte das alles?

Plötzlich wurde Harry von mir weg gerissen und ich stolperte ein paar Schritte zurück. Ich spürte Hände an meinen Schultern und blickte auf in Fleurs Gesicht. "Harry. Hast du deinen Namen in den Kelch geworfen?", wollte Dumbledore eindringlich wissen. "Nein, Sir." "Hast du einen älteren Schüler darum gebeten?" "Nein, Sir." "Und da bist du dir ganz sicher?" "Ja, Sir."

"Und du, Luna?" Dumbledore wandte sich von Harry ab und packte nun mich an den Schulter. "Hast du deinen Namen in den Kelch geworfen?" "Nein", meinte ich mit weinerlicher Stimme. "Hast du einen älteren Schüler darum gebeten?" "Nein!" "Und da bist du dir ganz sicher?" "Ja!" Dumbledore ließ meine Schultern wieder los. 

"Der Feuerkelch ist ein überaus magisches Gefäß. Nur ein überaus kraftvoller Verwechslungszauber kann ihn austricksen. Das würde das Können eines Viertklässlers und erst recht das einer Drittklässlerin weit übersteigen", warf Moody ein. "Sie haben sich das ja schon genau überlegt, MadEye." "Zu denken wie schwarze Magier war mein Beruf, Karkaroff. Vielleicht ist Ihnen das entfallen." "Das führt doch zu nichts, Alestor."

"Professor Dumbledore?", piepste ich und alle Augen lagen auf mir. "Müssen Harry und ich an dem Turnier teilnehmen?", fragte ich ängstlich und mit bebender Stimme. Nur mit Mühe und Not konnte ich weitere Tränen oder einen Schluchzer zurück halten. Ich hatte viel über das trimagische Turnier gelesen. Es war verdammt gefährlich und ich als Drittklässlerin hätte keine Chance. Ich würde sterben!

Alle Augen richteten sich nun fragend auf Barty Crouch. "Sie fällen die Entscheidung, Barty." "Die Regeln sind unumstößlich. Man geht mit dem Feuerkelch einen bindenden magischen Vertrag ein. Mr. und Ms. Potter können nicht zurück. Sie sind ab sofort trimagische Champions."

Jetzt konnte ich es nicht mehr länger zurück halten. Ich schluchzte laut auf und Tränen liefen mir über das Gesicht. "Ich will nicht sterben." Harry eilte auf mich zu und nahm mich in den Arm. Versuchte mich vor den Blicken abzuschotten. Ich spürte mehrere Hände auf meinem Rücken und blickte kurz in die Gesichter der anderen Champions.

"Champions, gehen Sie wieder in Ihre Schlafsäle. Sie werden alle wichtigen Informationen bald erhalten." Wir machten uns als Gruppe auf den Weg zurück. In der großen Halle war niemand mehr. Offenbar war schon Bettruhe. Viktor verabschiedete sich kurz darauf und verschwand in Richtung Kerker. Auch Fleur und Cedric mussten bald in eine andere Richtung. Dann waren Harry und ich alleine. "Egal, was passiert. Ich bin für dich da. Ich beschütze dich. Wenn es sein muss, dann breche ich auch die Regeln und mache deine Aufgaben für dich." Ich schniefte kurz und schenkte Harry dann ein leichtes Lächeln. "Stirb einfach nicht", murmelte ich. "Du aber auch nicht." "Versprochen." "Versprochen." Na hoffentlich konnte ich mein Versprechen auch halten.

Harry Potter und seine kleine SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt