Kapitel 80

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Harry drückte meine Hand und ich umarmte ihn fest. Dann war auch er nach draußen verschwunden. Ich verschloss meine Ohren und versuchte alles draußen zu ignorieren. Erst als die Menge in Jubel ausbrach und Dumbledore Harrys Sieg verkündete, atmete ich erleichtert aus. Dann jedoch kam ich an die Reihe. Am liebsten wäre ich in Tränen ausgebrochen. Aber ich musste mich jetzt konzentrieren.

Langsam und mit zittrigen Knien lief ich zum Eingang zur Arena. Schon von Weitem sah ich den felsigen Untergrund und das goldene Ei auf einer Erhöhung in einem Nest. Ich blickte mich vorsichtig um, aber der Drache war nirgends zu sehen. Mutig wagte ich mich aus dem Eingang.

Plötzlich schoss etwas Kupferfarbenes auf mich zu. Die Menge schrie auf. Nur knapp entkam ich dem weit aufgerissenen Maul des Drachen. Ich rannte hinter einen Felsen. Da spie der Drache Feuer. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte normal zu atmen. Mein Herz raste. 

Das Feuer endete. Ich hatte kaum Zeit zu reagieren, da schoss der Drache um den Stein herum und auf mich zu. Wieder wich ich gerade so aus und dann rannte ich um mein Leben durch die Arena. Ich zog hektisch meinen Zauberstab. "Accio Feuerblitz!", rief ich. In dem Moment kam der Drache mit einem Mal von vorne! Ich drehte mich schnell weg; Der Drache flog an mir vorbei. Er holte mit seinem Schwanz aus und schlug nach mir. Ich konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und wurde durch die Arena geschleudert. Mein Zauberstab glitt mir aus meiner Hand. Benommen blieb ich auf den Stein liegen. Alles tat mir weh. Ich spürte etwas Warmes an meinem Hinterkopf und meine Arme und Beine brannten.

Mein Blick klärte sich wieder. Ich sah den Drachen auf mich zu kommen. Wo blieb mein Besen? Es war genau das passiert, was ich befürchtet hatte. Der Zauber hatte nicht funktioniert und jetzt hatte ich auch noch meinen Zauberstab verloren! Ich rollte mich schnell zur Seite, als der Drache erneut nach mir schnappen wollte. Um ein Haar verfehlten mich seine giftigen Zähne. Immer wieder senkte der Dache seinen Kopf und immer weiter rollte ich mich weg, bis ich schließlich von der Erhöhung fiel.

Ich rollte mich ab und sprang wieder auf meine Beine. Wo war nur mein Zauberstab? Viel Zeit zum Überlegen und Suchen blieb mir allerdings nicht. Der Drache startete schon wieder den nächsten Angriff. Ich rannte erneut um mein Leben. Ich hatte es Harry versprochen. Ich würde nicht sterben. Das sollte ich doch noch irgendwie hinbekommen? Nur wie?

Ich wich dem schlangenartigen Körper ein weiteres Mal aus. Plötzlich stolperte ich. Ich fing mich mit meinen Händen ab, die augenblicklich begannen zu brennen. Sie waren aufgeschürft und bluteten leicht. Ich blickte leicht hoch, als der Drache sich vor mir aufbaute. Schwer schluckte ich. Der Drache schoss auf mich herab. Die Menge erwachte aus ihrer Totenstille und schrie wieder erschrocken auf. Ich rollte mich gerade rechtzeitig weg. Ein Plan reifte in meinem Kopf.

Ich stellte mich vor einen der großen Steine und wartete auf den Drachen. Der ließ auch nicht lange auf sich warten. Er war so auf mich fixiert, dass er nicht bemerkte, dass ich direkt vor einem der Steine stand. Er schoss auf mich zu. Die Menge wurde immer lauter. Ich hörte viele verschiedene Personen meinen Namen brüllen. 

In letzter Sekunde sprang ich aus dem Weg und der Drache knallte mit dem Kopf volle Kanne gegen den Stein. Er schüttelte sich benommen und sah sich dann hektisch um. Ich hatte ihn wütend gemacht. Sehr wütend. Ich eilte zum nächsten größeren Stein und stellte mich wieder davor. Ich pfiff einmal kurz und laut und sofort wandte sich der Drache mir zu. Er schoss auf mich zu. Wieder im letzten Moment wich ich aus.

Das es beim zweiten Mal klappte, hatte ich nicht gedacht. Aber natürlich war ich froh darüber. Ich wiederholte das Ganze noch drei weitere Male. Ich bemerke schon, wie mir langsam die Kraft ausging und dachte schon, das wäre es jetzt. Aber dann endlich beim sechsten Mal fiel der Drache und stand nicht mehr auf. 

Völlig außer Atem ließ ich mich keuchend auf den Boden sinken. Etwas pikste unter meinem Bein. Ich zog daran und hielt meinen Zauberstab in der Hand. Der brachte mir jetzt auch nicht mehr viel. Na immerhin hatte ich den jetzt wieder. Um mich herum war es totenstill. Ich blickte in die Menge. Zu den Schülern, den Lehrern und allen anderen Personen. 

Erschöpft stand ich auf und stolperte die Anhöhe wieder hinauf. Irgendwie tat mir der Drache jetzt leid. Aber das war gerade nicht der richtige Zeitpunkt, um mir darüber Gedanken zu machen. Vor dem goldenen Ei ließ ich mich auf die Knie fallen und hob es dann triumphierend hoch. Noch kurz war es still, dann schwoll ein enormer Applaus an.


Harry Potter und seine kleine SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt