Als ich in einer Gasse, welche wenig Sonnenlicht zu bieten hatte, zum stehen kam und Schritte hörte, wurde mir sofort bewusst, dass ich in der Falle saß. Das ich hätte den Weg bevorzugen sollen, bei welchem ich Gleichaltrigen begegnen würde. Wertende Blicke schienen mir lieber zu sein, als das was mich erwartete, als ich hastig versuchte einen Ausweg zu finden. Meine Schritte trugen mich schnell von links nach rechts und andersherum durch das Netz der Nebenstraßen, in welchen so gut wie nie jemand unterwegs war. Mein Kopf wurde dabei hellwach und versuchte die Hoffnung nicht aufzugeben, dass ich schneller wäre als sie. Doch das war ich nicht. Sofortig bremste ich ab, als ich mit vollem Tempo am rennen war und sich mir jemand in den Weg stellte. Ich überlegte umzudrehen, in die andere Richtung zu laufen, doch selbst wenn ich alles geben würde, wären meine Beine keinesfalls stark genug länger durchzuhalten, als ich es bis jetzt getan hatte. Ein Blick über meine Schulter verriet mir, dass ich eingekreist war. Ich schluckte schwer.
,,Guck nicht so als würden wir dich gleich umbringen, Jisung.", verließ eine spielerische Stimme des Mannes vor mir seinen Mund mit einem schelmischen Grinsen, ,,dann hätten wir doch gar nichts mehr von dir." Er kam einen Schritt näher. Alles in mir spannte sich an und ich spürte mein Herz schneller schlagen. Ein kleiner Schritt zurück brachte mich nur näher an den Mann, welcher hinter mir stand, doch wie üblich sah ich in dieser Bewegung die einzige Möglichkeit ihre Griffe für einen kurzen Moment zu verzögern, sodass ich noch einmal durchatmen konnte, bevor der Mann vor mir meine Handgelenke packte und mich gegen die Hauswand zu meiner linken drückte. Mein kleines schmerzerfülltes aufstöhnen, sobald mein knochiges Rückgrat gegen die Ziegel stieß, zauberte ihm nur ein noch breiteres Lächeln aufs Gesicht.
Mein Blick hielt seinem für einen kleinen Moment stand. Ich versuchte meine Abscheu gegenüber der dunklen Augen, dem bärtigen Gesicht und dem unangenehm riechenden Atem zurückzuhalten, als ich mich darauf konzentrierte mir nicht auszumalen, was passieren würde. Eine kalte, glatte Handfläche schlug mit voller Wucht auf meine Wange ein, was ein Geräusch durch die Gassen schallen ließ. Mein Kopf schellte zur Seite, woraufhin ich bloß meine Augen schloss um zu versuchen den Schmerz auszublenden. Zu versuchen ihnen nicht zu zeigen, wie gebrechlich ich tatsächlich war. ,,Schau gefälligst wo anders hin.", knurrte er bedrohlich und verfestigte den Druck an meinen Handgelenken, welche er an der kühlen Wand festdrückte, ,,sonst tust du mir noch leid." Das der letzte Ausdruck von ihm nur zu Wort gebracht wurde, weil es ihm Spaß bereitete mir deutlich zu machen, wie bemitleidenswert meine Existenz war wusste ich bereits. Es war ja nicht so, dass das hier das erste Mal passierte.
Das übliche Drama begann, welches ich mit geschlossenen Augen und ab und zu widerwilligem Murren über mich ergehen ließ. Ich nahm an, es würde ihnen weniger Spaß machen mir weh zu tun, wenn ich ihnen nicht zeigte, wie sehr ich darunter litt. Und offensichtlich war dies mein Fehler gewesen. Denn als der Schmerz in meiner Magengegend Überhand gewann, vernahm ich einen Reiz, welcher pure Angst in mir auslöste. Ich spürte seine Lippen auf meinen. Ich versuchte mich zu wehren, ihn mit dem letzten Fünkchen Kraft in meinen Armen und Beinen von mir zu stoßen, vergebens. Mein Kopf wand sich zur Seite, ich schnappte nach Luft, doch bevor ich mich versehen konnte, drückte seine kalte Hand meinen Kopf zurück in die Richtung, sodass ich ihn anblicken musste. Egal wie sehr ich versuchte ihn abzuschütteln, es passierte nichts. ,,Hab dich nicht so.", flüsterte er mir entgegen und sorgte dafür, dass die Anspannung in mir bei dem Klang seiner Stimme nur noch mehr anstieg, ,,wäre es nicht schön, wenn du auch mal Spaß haben kannst?" Seine Hand legte sich auf eine schmerzende Stelle auf meinem Oberkörper. Bei der Berührung zuckte ich zusammen. Erneut versuchte ich meine Kraft zusammenzunehmen und mich aus seinem Griff zu befreien, doch seine Hand glitt ohne Probleme immer weiter nach unten.
Ich wimmerte nur noch, als ich verstand wie sehr ich seiner Berührungen ausgesetzt war. Eine Angsterfüllte Träne bannte sich den Weg bis zu meinem Kinn und ich hasste mich dafür es nicht zu schaffen sie zu unterdrücken. Ich hasste mich dafür immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. ,,Nein-", nuschelte ich schließlich nur noch leise, durch zusammengepresste Zähne und geschlossenen Augen, ,,stopp." Mein letzter Willen wehrte sich noch immer gegen alles, doch als die Geräusche verstummten und ich langsam an der Wand herunter sackte, glaubte ich meinen Augen kaum. Die Bewegungen der zwei Männer waren eingefroren. Ich blickte kurz an ihnen herunter, um zu realisieren, dass ich gehen konnte. So drückte ich mich auf meine wackeligen Beine und verließ mit hastigen Schritten den Ort, an welchen ich mir schwor nie wieder zurück zu kehren. Ein kurzer Blick über die Schulter ließ mich noch schneller laufen, bis ich schließlich rannte. So schnell wie ich nur konnte.
Je weiter meine Schritte mich von ihnen entfernten, umso größer wurde der Anstoß an Tränen, welche meine geröteten Wangen herunter liefen. Mit meiner rechten Hand wischte ich sie weg, lief weiter und weiter. Ich verstand weder was passiert war, dass sie weiter gegangen waren, als sie es sonst taten, noch was die Vorstellung der Welt so wie ich sie kannte derart aus dem Ruder brachte, dass alles stand außer ich. Ich war zu aufgelöst zu hinterfragen was geschehen war, bedankte mich bei dem Fakt, dass sich die Welt aufgehört hatte zu drehen und mir Zeit verschaffte diesen Ort zu verlassen. Als der Schmerz in meinem Körper immer größer wurde und ich annahm weit genug weg zu sein, um mir eine Pause zu erlauben, sackte ich mit dem Rücken an einer Hauswand in einer offenen Gegend herunter. Die Stille bereitete mir Angst, genauso wie die Menschen, welche zu meiner rechten dabei waren das Haus zu verlassen, bevor ihnen die Zeit einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
Einen Moment lang starrten meine leeren Augen wie paralysiert nach vorne, bis schließlich die Trauer in mir Überhand nahm. Ich zog meine Knie an meinen Körper heran und schlang meine Arme um diese. Mein Kopf brummte und ich nahm an der Verlust an Wasser durch die vielen Tränen, möge dafür verantwortlich sein. Ich begann zu schluchzen und es wertzuschätzen, dass keiner der anwesenden Anstalten dazu machte sich zu bewegen, geschweige denn mich zu bemerken oder auf mich zu zu gehen.
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Ich bin mir immer noch nicht sicher wie überzeugt ich von diesem Kapitel sein sollte, da es irgendwie ziemlich bedrückend ist, aber ab dem nächsten fängt dann auch der Rest an eine Rolle zu spielen. Dieses Detail der Vorgeschichte gehörte einfach dazu :/
Danke fürs lesen!
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next to time - Minsung
Fiksi PenggemarNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...