Die Tür fiel hinter mir laut ins Schloss. Meine schnellen Schritte auf den betonierten Straßen hinterließen ein Schallgeräusch. Ich war gerade weit genug entfernt, um das weiterlaufen zu lassen, was in meinem Kopf bereits danach bat, doch bevor ich dazu kam, vernahm ich ein Geräusch und drehte mich suchend im Kreis. Meine Schritte kamen zum stehen und ich suchte nach dem Auslöser, welcher unmöglich seinen Ursprung in der Naturgewalt fand, auf welche ich keinen Einfluss hatte. Es waren Schritte, gefolgt von einem Geräusch, welches ich keines Wegs zuordnen konnte. Nachdem ich nicht fündig wurde, lief ich aufmerksam weiter, wurde immer schneller und blickte paranoid in jede Straße, die sich seitlich von mir erstreckte.
,,Mit der Zeit zu spielen ist gefährlich.", vernahm ich eine männliche Stimme und blieb wie angewurzelt am Boden stehen. Mein Körper drehte sich um hundertachtzig Grad, woraufhin ich mit meinem Blick auf einen Jungen stoß. Instinktiv vergrößerte ich den Abstand zwischen uns, mit einigen Schritten, welche ich rückwärts machte. ,,Warum-", wollte ich leise anfangen, doch wurde von ihm unterbrochen. Seine dunkelbraunen Haare fielen ihm leicht über seine Gesichtszüge, aber noch lange nicht so verwahrlost wie bei mir. Die Ausstrahlung, welche er herüberbrachte war furchtlos und beeindruckend. Es machte mir Angst. ,,Warum es gefährlich ist?", ertönte seine Stimme, mit einem Unterton, welchen ich nicht zuordnen konnte. Man könnte fast denken er sei wütend, weil ich fragte. ,,Wenn du die Zeit mit einem-", begann er und schnipste zum passenden Zeitpunkt, verschwand und tauchte plötzlich hinter mir wieder auf, ,,anhältst und verschwindest, Dinge anders zurücklässt als sie zuvor gewesen sind, können sich Menschen das nicht erklären." Meine Augen wurden groß, alleinig bei der Art und Weise wie er von A nach B kam ohne zu laufen.
,,Und was Menschen sich nicht erklären können, macht die Runde.", setzte er fort und lief etwas auf und ab. ,,Warum bist du nicht-", setzte ich das fort, was ich eigentlich zu fragen begonnen hatte, ,,naja, eingefroren?" Leise und darauf bedacht auf Abstand zu bleiben verließen die Worte meinen Mund. Noch immer war alles in mir angespannt und ich gewahr eine Haltung, welche deutlich machte, dass ich zur Flucht bereit war, falls es nötig sein würde. ,,Sag du es mir.", erwiderte er und lächelte leicht. Erneut verschwand der Junge, welcher vor mir stand und tauchte diesmal zu meiner linken wieder auf. Das merkwürdig windige Geräusch ertönte, woraufhin ich schnell meinen Kopf mit ihm drehte, um ihn nicht aus den Augen zu lassen. ,,Kann ich auch etwas, was normale Menschen nicht können sollten?" Seine Augenbraue wanderte in die Höhe, fast schon so als würde er belustigt davon sein ein Spiel mit mir zu spielen, bei welchem einzig und allein er die Antworten zu haben schien.
Leise schnaubte ich, drehte mich weg und lief in die Richtung weiter, in welche ich unterwegs gewesen war. Die Schmerzen in meinem Kopf nahmen zu. ,,Du hast es aber eilig.", stellte er fest und schien anhand seiner Schritte einige Meter zu folgen, woraufhin er den leichteren Weg wählte und neben mir wieder auftauchte. Ich sprang vor Schreck einen Schritt zur Seite, er hingegen lief unbeeindruckt neben mir. Ich lief schneller. ,,Du solltest mir wenigstens noch deinen Namen verraten.", bemerkte der dunkelhaarige und schnitt mir mit einem erneuten Auftauchen vor mir den Weg ab. ,,Warum sollte ich?", murmelte ich misstrauisch, runzelte meine Stirn und blieb stehen. ,,Weil wir uns in der nächsten Zeit noch öfter begegnen werden.", vermerkte er feststellend und machte mir mit dieser Aussage unterbewusst Angst. ,,Was auch immer du von mir willst.", äußerte ich mich so gut es ging ernst, ,,ich habe es nicht und kann es dir auch nicht beschaffen."
In seinem Gesicht war kurzzeitig ein Fragezeichen zu sehen, so als wunderte er sich, warum ich darauf kam. ,,Warum sollte ich was von dir wollen?", antwortete er mir und zuckte mir den Schultern, ,,ich bin nur hier um dir zu helfen." Mein Instinkt sorgte dafür, dass ich erneut weiter lief, einen Bogen um ihn machte und Fuß vor Fuß setzte. ,,Ich brauche deine Hilfe nicht." ,,Minho.", teilte er mir offen und laut genug mit um es zu verstehen, kurz bevor er wieder in meiner Nähe vorzufinden war, ,,jetzt wärst du an der Reihe mir deinen Namen zu verraten." Ein kleiner Blick zu ihm verriet mir, wie auffordernd aber nicht zwingend er mich begutachtete und ich wusste nicht warum ich es tatsächlich tat. Ihm meinen Namen sagen. ,,Jisung.", murrte ich, ließ mein Augenmerk für einen kleinen Moment auf ihm liegen und wendete es dann wieder von ihm ab. ,,Falls du mich nun entschuldigen würdest.", sagte ich ausnahmsweise etwas lauter und deutlich, woraufhin ich ihm noch einen kleinen Blick schenkte, ,,die Zeit lässt nicht länger auf sich warten."
Von jetzt auf gleich ertönten Geräusche verschiedenster Art und Bewegungen füllten die zuvor stillen Straßen. Ein letztes kleines Fluchen des Jungen ertönte, woraufhin er verschwand. Er verschwand und tauchte nicht wieder neben mir auf. Mit einem Seufzen lief ich weiter. Zugegebenermaßen änderte sich die Situation für mich recht wenig, sobald die Zeit ihren Gang fortsetzte, denn ich war für die meisten Gesichter nur ein einfacher Geist. Ein Junge welcher nur die Straße überquerte und folglich in der Verarbeitung von Gedanken verloren ging. Ich war nichts relevantes für all diejenigen, welche ab und zu einen flüchtigen Blick auf mich warfen, ich war bloß ein Junge. Ein Junge welcher durch die Straßen huschte und innerhalb weniger Sekunden vergessen war.
Als ich mich an einem Waldrand außerhalb der Stadt in knöchelhohes Gras setzte und eines der trockenen Brötchen herausholte, was ich mir aus der Cafeteria mitgenommen hatte, schweiften meine Gedanken an das vergangene Gespräch zurück. Ganz abgesehen davon, dass es das erste Gespräch war was ich seit ein paar Tagen, ausgeschlossen mit mir selber, geführt hatte, ließ es nicht von meinen Gedanken los. Obwohl ich mir schon Ewigkeiten einredete wie böse Menschen waren und das Vertrauen eine reine Fehlentscheidung war, schien der Junge, nein Minho etwas mit mir gemacht zu haben. Ich nahm an das der Grund dafür, dass ich ihn durch das Fortsetzen der Zeit verscheucht hatte, in meinem inneren zu finden war. Ich hatte kaum darüber nachgedacht was ich tat, es passierte einfach. Es war ein Abwehrinstinkt und er schützte mich davor mich in egal was für einer Hinsicht dem Willen anderen fügen zu wollen. Das ich ihm meinen Namen genannt hatte, konnte ich mir selbst nicht erklären.
Es sollte mich zu wundern haben, mit was für einer Leichtigkeit er aus der einen Ecke verschwand und in der nächsten auftauchte, doch seit den Ereignissen vor ein paar Tagen wunderte mich beinahe nichts mehr. Ob es noch andere Menschen gab, welche vergleichbares anstellen konnten?
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Eigentlich wollte ich gar nicht täglich updaten, aber jetzt hab ich doch schon so viel vorgeschrieben :)
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next to time - Minsung
FanfictionNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...