Ich wurde hellhörig als ich erkannte, dass es Minhos Stimme war, sonderlich verwundert war ich dennoch nicht. Schließlich war dies nicht mein privates Zimmer. Es gehörte uns beiden. ,,Jisung?", ertönte seine Stimme erneut, gefolgt von einem erneuten Rütteln, wobei er eigentlich bereits verstanden haben musste, dass er die Tür nicht aufbekommen würde. Dennoch antwortete ich nicht. Ich war mir nicht sicher ob ich nicht konnte oder nicht wollte, vielleicht war es auch beides zusammen. ,,Mach schon auf.", sagte er präzise, nicht harsch und dennoch fordernd. Ich glaubte eine gewisse Sorge in seinem Unterton zu vernehmen, welche mich insgeheim zufrieden stimmte. Dennoch war ich sauer, daran änderte sich so schnell nichts. ,,Jisung!", wiederholte er und schien sich plötzlich ziemlich sicher zu sein, dass ich hier war und er nicht mit einem leeren Wohnwagen redete. ,,Du bist den ganzen Abend nicht raus gekommen, hast nicht gegessen. Geht es dir gut?", nuschelte er gerade noch verständlich genug.
Ich schnaubte leicht. ,,Was interessiert dich das?", murmelte ich leise und kleinlaut, offensichtlich zu leise. ,,Was?", hakte er in Windeseile nach, schien es gut zu finden das ich geantwortet hatte. ,,Was interessiert dich das?!", rief ich nun lauter und aufgebracht. Sofortig stellte ich mir die Frage ob ich erreichen wollte, dass er ging, oder das er zu mir kam. Er schien kurz zu seufzen. ,,Kann ich rein kommen?", fragte er nach, ohne auf eine Antwort zu warten. Als er plötzlich mit mir den Raum teilte, blickte ich schnell von ihm weg. ,,Nein.", vermerkte ich im Nachhinein, ,,geh einfach, heute ist schon zu viel passiert." Ich spürte seine durchdringenden Augen auf mir. ,,Du hast geweint.", stellte er fest und blickte immer noch zu mir herunter. Ich nahm an er müsste traurig aussehen. Mein Anblick. ,,Und wer bist du, dass du ständig alles feststellen musst?", grummelte ich unfreundlich. ,,Du bist sauer.", stellte er gleich die nächste Tatsache fest und sorgte dafür, dass mein Blick erstmalig auf seinen traf. Ich antwortete nicht, da ich annahm die Antwort lag auch ihm auf der Zunge. ,,Vielleicht-", setzte er an und hockte sich zu mir herunter. ,,Nein, kein vielleicht. Lass mich einfach in Ruhe."
Ich stand auf und blickte widerwillig durch den geringen Abstand zu ihm, als er sich mit mir wieder aufrichtete. Mein Rücken stand mit unmittelbarem Abstand an der Wand, er stand alleinig schon wegen dem kleinen Wohnwagen direkt vor mir. ,,Ist es wegen heute? Oder wegen gestern?" ,,Wegen allem!", antwortete ich aufgebracht, ,,erst küsst du mich, dann gibst du mir keine Möglichkeit mit dir zu reden, du wirst angeschossen und du behandelst mich als wäre ich bloß ein Gegenstand eines Handels, welcher abgeschlossen ist!" ,,Ich-", versuchte er sich zu verteidigen, doch ich ließ ihn nicht, starrte ihn aus dem geringen Abstand an. ,,Was willst du, soll ich einfach gehen? Du hast mir geholfen, ich dir? Du hattest es doch immer so nötig, dass ich hier bleibe!" Ich konnte ihm ansehen, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass so viel durch meinen Kopf wanderte. ,,Ich will nicht das du gehst.", stellte er ernst fest. ,,Aber warum behandelst du mich dann so? Es tut mir doch leid, aber du hast mich nicht ausreden lassen!", warf ich ihm vor, doch merkte wie meine Stimme ins verzweifelte umschlug.
,,Ich höre dir zu, du kannst mit mir reden.", sagte er und behielt Augenkontakt bei. ,,Aber-", protestierte ich kleinlaut, ,,das macht alles nur noch schlimmer, ich- ich-" Mein Stottern am Ende sorgte dafür, dass meine Augen erneut glasig wurden. Ich war wirklich aufgelöst und ich wünschte mir es wäre anders. Schnell entschied sich mein Gegenüber dazu mich in eine Umarmung zu ziehen, welche ich recht kraftlos versuchte abzuwehren. ,,Lass mich-", brummte ich störrisch und versuchte mich aus seinen Armen zu winden. Es brachte nichts und als ich nach ein bisschen Strampeln begann zu akzeptieren, dass er mich nicht loslassen würde, legte ich meinen Kopf vorsichtig auf seiner Schulter ab. Es blieb still zwischen uns. Eine einzige Träne verließ meine roten Augen. ,,Es tut mir leid.", murmelte er leise und blieb dennoch in der Position, ,,ich habe mich bescheuert verhalten." Ich schniefte einmal kurz durch meine Nase. ,,Soll ich jetzt zuhören? Willst du die Möglichkeit haben auszureden?" Kurz schluckte ich und blieb still. Als ich mich langsam von ihm löste um ihn anzuschauen, ging ich beide Möglichkeiten in Windeseile durch. Ich war mir nicht sicher ob es der beste Zeitpunkt wäre es ihm zu sagen, doch ich wusste auch, dass es diesen nicht geben würde. Also nickte ich vorsichtig.
Wir setzten uns auf das Bett und obwohl ich derjenige war, der nun zu reden hatte, schien auch er angespannt zu sein. ,,Ich habe gelogen.", stellte ich fest und blickte sofort von meinem Gegenüber weg, ,,ich habe gesagt ich würde den Mann nicht kennen. Der, der mich in den schwarzen Van ziehen wollte." Minho antwortete nicht, doch ich erwartete es auch gar nicht. Ich setzte einfach fort. ,,E-er ist der Heimleiter gewesen.", murmelte ich und starrte noch immer zu Boden, wollte nicht einmal daran denken nach oben zu gucken, ,,ich kannte ihn mehr als nur flüchtig." Ich machte eine Pause, Minho schien sich zu fragen ob es schon das Ende der Geschichte war, doch das war es nicht. ,,Ich habe dir versprochen ich erzähle dir irgendwann die Geschichte, wie ich das erste Mal die Zeit angehalten habe.", erinnerte ich ihn und legte meinen Blick etwas höher, dennoch nicht hochgenug um ihn anzuschauen, ,,er war dabei. Er war dafür verantwortlich. Ich denke deswegen wissen sie es. Es ist meine Schuld, dass ihr aufgeflogen seid." Als ich mich doch traute ihm einen flüchtigen Blick zu schenken merkte ich, dass er nicht abgeneigt zu sein schien. Er hielt es ein, sein Wort das er mich ausreden lassen würde.
,,Warum war er verantwortlich?", fragte er schließlich sachte nach, als ich nach meiner Pause nicht weiter redete. Ich hatte das Gefühl er würde bereits ahnen worauf das ganze hinauslaufen würde. ,,Er hat mich geschlagen.", nuschelte ich so schnell, dass ich gar nicht sicher war ob Minho es verstanden haben könnte, ,,eigentlich jede Woche." Mir wurde mulmig zumute auszusprechen, was ich noch niemandem freiwillig anvertraut hatte. Es war mir unangenehm, ja sogar peinlich. ,,Jisung-", setzte er mitfühlend an. ,,Das war es noch nicht.", unterbrach ich ihn schnell, da ich befürchtete ich würde es sonst nie zu Wort bringen, ,,an dem einen Tag- da war es mehr. Er wurde nicht bloß handgreiflich."
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Endlich sagt er mal die Wahrheit- Wurde ja auch langsam Zeit :)
Ich bin tatsächlich bei einer Stelle beim schreiben angekommen, bei der ich keine Ahnung mehr habe wie es weiter gehen soll :O
Sonst geht bei mir alles immer so schön auf und, das kann es jetzt auch noch, aber irgendwie nicht so wie ich wollte :( Naja, ich denke da ergibt sich noch die ein oder andere spontane Idee. Seid gespannt ^^
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next to time - Minsung
FanfictionNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...