twenty-four

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,,S-springen?", stotterte ich verwirrt und verstand nicht was er damit meinte, ,,i-ich hatte noch nie ein perfektes Leben, aber sterben will ich trotzdem nicht." Meine Worte zauberten meinem Gegenüber ein Lächeln ins Gesicht. ,,Wir sterben nicht.", stellte er fest und blickte sich kurz um, ,,ich mache das nicht zum ersten Mal. Und ich bin noch hier." Ich nahm an meine Augen könnten nun gar nicht mehr größer werden. ,,Du machst das öfter? Wieso? Aus Spaß?" Meine Beine baten bei der sich unter mir erstreckenden Stadt nach einer Pause. ,,So in etwa.", murmelte er und grinste schief, ,,ich mache es einmal im Jahr." Mein Blick flog wieder zu ihm herauf. ,,An dem einen Tag." Ich grummelte leise, als ich verstand was er meinte. ,,Es gibt mir das Gefühl die Macht zu haben, weißt du? Es ist ganz allein meine Entscheidung und eigentlich macht es sogar echt Spaß." ,,S-spaß?", wimmerte ich beinahe und trat einen winzig kleinen Schritt nach vorne um geradewegs an der Außenwand des Gebäudes herunter zu blicken. Glücklicherweise hielt Minho noch immer meine Hand.

,,Vertraust du mir?", fragte er verständlich und traf mit seinen Augen geradewegs auf meine. Ich schluckte. Und wie ich das tat. Ich hasste mich dafür ihm mittlerweile so verfallen zu sein, dass ich mich sogar auf so eine dumme Idee einließ und dennoch dachte ich bei seinen Worten zuerst an das, was ich ihm bis jetzt vorenthalten hatte. Er war sauer gewesen, weil Hyunjin ihm etwas vorenthalten hatte und ich war mir sicher damit könnte auch ich rechnen, falls ich mich doch dazu entscheiden würde ihm noch die Wahrheit zu sagen. Doch das war nicht der Grund meiner Angst. Eine viel bedeutendere Stimme in mir flüsterte mir entgegen, dass er enttäuscht sein würde. Und das würde mich noch viel mehr aus dem Ruder werfen. 

Dennoch nickte ich als seine Worte mein Gehirn erreichten. Ich vertraute ihm und zauberte ihm damit ein zufriedengestelltes Lächeln ins Gesicht. ,,Lass meine Hand nicht los.", sagte er deutlich und ließ mich erneut nicken. ,,Wie kommst du darauf, dass ich überhaupt daran denken könnte sie-", murmelte ich, stockte jedoch als wir näher an den Rand des Daches traten. ,,Du willst mich umbringen.", stellte ich stattdessen angsterfüllt fest und kniff meine Augen beinahe gänzlich zusammen. ,,Das will ich nicht.", vernahm ich seine Stimme links vor mir, ,,glaub mir, dass würde mir mehr weh tun als dir." Doch bevor ich seine Worte auf mir wirken lassen konnte, sprangen wir. Er sprang und ich tat es mehr oder weniger freiwillig mit ihm zusammen. Der erste Moment an dem ich nichts weiter als Luft unter meinen Füßen vernahm war der, an dem mir bewusst wurde, was aus meinem Leben geworden war. Mir wurde bewusst, dass ich es sogar in Kauf nehmen würde für die vergangenen zwei Wochen zu sterben. Es waren bislang die besten gewesen, welche ich hatte. 

Und als meine Augen den Anblick die Stadt auf welche wir immer weiter zu flogen vernahmen, war das einzige Gefühl welches ich vernehmen konnte Adrenalin. Zuerst war es bedrückend, dann aber schön. Es war atemberaubend. Mein Kopf schwenkte sich leicht zur Seite und erblickte den des dunkelhaarigen, welcher lächelnd Blickkontakt suchte. Aufgeregt atmete ich aus und betrachtete die Stadt von oben. Die Stadt welche ich kaum kannte und unendlich weit von meinem ursprünglichen Aufenthaltsort entfernt lag. Ich erkannte die Straßen und die vielen Gebäude und wie sie unter mir immer mehr Form annahmen, sowie den Wald, welcher unser Zuhause war. Es dauerte mit Sicherheit nicht länger als ein paar wenige Sekunden, da verstand ich bereits was Minho damit meinte. Was er damit meinte, dass es sogar Spaß mache. Und so vergaß ich für einen kleinen Moment alles. Sogar so viel, dass uns zwei verwahrloste Vögel, welche uns entgegenkamen, nicht aus der Ruhe bringen konnten.

Zumindest solange nicht, bis zu dem Zeitpunkt, wo sie ihre Flugbahn trotz uns nicht änderten. Das Gebäude auf welchem wir uns zuvor befanden, war groß. Aber sicher nicht so hoch, dass der Weg bis nach unten länger als ein paar Sekunden dauern würde. So befanden wir uns bereits auf halbem Weg, als die Überraschung dafür sorgte, dass unsere Hände sich verloren. Mit dem Realisieren, was dies bedeutete, versuchte ich sofortig wieder nach seiner zu greifen, doch es war nicht möglich. Er war zu weit weg. Für einen winzig kleinen Moment trafen seine Augen auf meine und ich erkannte die Angst, welche sich in seinen widerspiegelte. Somit zauberte er mir das selbe Gefühl herbei. ,,Jisung!", rief er nur und schien mit biegen und brechen zu versuchen sich so zu drehen, sodass er näher zu mir kommen konnte, doch wir entfernten uns bloß weiter voneinander. Ich griff nach seiner Hand, doch ich griff ins leere. Ich griff dort hin, wo zuvor jemand an meiner Seite gewesen war. Immer mehr Panik kam nun auch in mir hoch.

Die Straßen wurden immer größer und ich konnte die Sekunden schon an einer Hand abzählen, welche noch blieben bevor wir am Ende unseres Fluges angekommen waren. Also redete ich mir, so schnell es nur möglich war ein, dass es es wert gewesen war. Hektisch versuchte ich Minho ausfindig zu machen, mich so zu drehen, dass ich ihn ein letztes Mal anschauen konnte, doch ich schaffte es nicht. Der Fall machte mich zu schwer und schnell. Als mein Atem stockte, meine Augen sich schlossen und mein Herz vor Angst aufgrund des mir bevorstehendem, beinahe den Geist aufgab, kam das Adrenalin in mir noch einmal so richtig zum Vorschein. Ich verstand warum die meisten Menschen ohne Schmerz starben, da der Moment schlicht und weg zu aufregend war. In der Regel so sehr, dass der Körper einen davor bewahrte etwas zu spüren. Doch alles was ich mir wünschte, war es etwas zu spüren. 

Mein Leben war bemitleidenswert und einseitig gewesen. Ich hatte mich versteckt, Tag für Tag und Nacht für Nacht gefürchtet. Ich wollte mich rächen, wollte zeigen das es anders ging. Wollte mir somit selbst beweisen, dass ich es Wert war Glück zu verdienen und einen Ort an welchen man zurückkehren wollte, wie den welchen ich die vergangenen Wochen gehabt hatte. Es schien mir unfair das ganze so enden zu lassen und gestand mir dennoch ein, dass es eine angenehme Vorstellung war es zufrieden zu machen. Ich hatte endlich eine Entscheidung getroffen gehabt, welche ich nicht bereuen musste. Ich war geblieben. 

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Oh shit-

Ich glaub ich würde schon bevor ich unten ankommen würde an einem Herzinfarkt sterben xD

next to time - MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt