Es dauerte für mich so lange, bis es die Lage schaffte mich meiner Angst zu stellen. Meiner Angst, dass ich mir nur einbildete das gleiche zu fühlen, da ich es so sehr wollte. Ich entschied mich aber dazu es zu wagen, da ich am folgenden Tag etwas dummes vorhatte. Offen gesprochen war es sogar sehr dumm. Ich würde dem Plan von Changbin und Chan zustimmen. Natürlich ohne Minho vorher mit einzuweihen, da ich wusste das er mich eher hier einsperren würde, als mich gehen zu lassen. Die Vorstellung gefiel mir, eigentlich wollte ich nichts unlieber als wieder dorthin zurück, wo ich gestartet war. Dies war natürlich nicht wortwörtlich gemeint, ich war mir sicher der Heimleiter würde sich nicht mehr dort aufhalten. Sie würden mit großer Wahrscheinlichkeit allesamt auf der Lauer liegen. Es würde nicht lange dauern, bis er mich in den schwarzen Van ziehen würde. Warum ich dem Plan trotzdem zustimmte? Weil ich es hasste mich so verdammt nutzlos und vor allem machtlos zu fühlen.
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Minho schien nicht zu bemerken, dass ich vergleichbares vorhatte und dennoch schien er die Anspannung in mir wahrzunehmen. Diese hatte ihren Ursprung aber in dem Gefühl, was mich seit ein paar Tagen einfach nicht mehr verließ. Dem Gefühl welches mich überkam, jedes einzelne Mal, wenn Minho mich ansah. In meiner Welt hatte ich ein Problem weniger; wen würde es schon interessieren, dass wir beide Jungen waren? Wir hatten nur uns, ganz fachlich ausgesprochen war es schlicht und weg das einfachste sich in einen von uns zu verlieben. Wie ich damit klarkommen würde, wenn es erst einmal soweit war, würde sich noch zeigen. Ich hatte noch nie so gefühlt, weder für eine weibliche, noch für eine männliche Person. Ich konnte es gar nicht differenzieren. Und ehrlich gesagt wollte ich es auch gar nicht.
,,Ich muss etwas ausprobieren.", weihte ich Minho ein, als ich zu ihm in den Wohnwagen stieß, die Tür auffällig hinter mir schloss und mich von meinen Schuhen befreite. Fraglich musterte sein Blick mich, für gewöhnlich befanden wir uns zwar immer mal wieder hier, doch unsere Schuhe zogen wir nur aus, wenn wir uns hinlegen wollten. Ich tat es trotzdem. ,,Ach ja?", fragte er also mit gerunzelter Stirn und traf mit seinem Blick auf meinen, als ich mich zu ihm fallen ließ. Er saß wie üblich am Bettrand, ich lag für ein paar Sekunden auf dem Rücken und antwortete ihm nicht. Ich ging stattdessen noch einmal ganz genau das durch, was vielleicht schiefgehen würde, doch ich war mir einfach schon zu sicher, dass dies nicht passieren würde. Als ich meine Augen nach kurzem schließen wieder öffnete, blickte er mir genaustens entgegen. Es schien als würde er versuchen zu verstehen, was los war. Also setzte ich mich auf.
Mein Herz schlug bereits bei der Vorstellung von dem was ich vorhatte schneller. ,,Du musst mir versprechen nichts zu tun.", bat ich ihn auffordernd. Sichtlich verwirrt musterte er mich. ,,Rein gar nichts.", wiederholte ich meine Aufforderung. Ich legte es so sehr darauf an, weil ich wirklich nicht wollte das das ganze nach hinten losging. Zwar sagte mir mein Gefühl, dass es diesmal klappen würde, aber dennoch wollte ich die Möglichkeit haben einzusehen, ob es sich richtig anfühlte. Leicht überfordert nickte Minho schließlich, welcher noch zu meiner rechten saß und seinen Kopf zu mir gerichtet hatte. Ohne weitere Gedanken an Spekulationen zu verschwenden, richtete ich mich auf und setzte mich frontal über ihn, sodass mein linkes und rechtes Bein jeweils zu der entsprechenden Seite über seinen Schenkeln verweilte. Er schien noch immer nicht zu verstehen was ich vorhatte. ,,Ji-" ,,Gar nichts.", wiederholte ich meine Worte schnell und brachte ihn zum nachgeben.
Unsere Gesichter befanden sich nah aneinander. Ja sogar so nah, dass ich seinen schnellen Herzschlag nicht bloß durch meine über seinen Schultern platzierten Hände erkennen konnte, sondern ihn beinahe durch die Luft zu mir herüber huschen hörte. Ich verschränkte meine Hände hinter seinem Kopf und blickte ihm einen Moment lang in die Augen. Sie erinnerten mich an mein Vorhaben und daran, wie sehr ich diesem verfallen war. Also schluckte ich noch ein letztes Mal bevor ich meine Augen schloss und den Abstand zwischen unseren Lippen zur Strecke brachte. Die Explosion an Gefühlen, welche in Windeseile einsetzte war atemberaubend und bewies mir zeitgleich, dass ich recht hatte. Ich fühlte es, ich wollte es. Mehr als alles andere. Die Angst das das Gefühl, welches ich die letzten Male ertragen musste, wiederkommen würden verschwand und anhand der Anspannung in den Schultern meines Gegenübers erkannte ich, wie schwer es ihm tatsächlich fiel sich an sein Versprechen zu halten, nichts zu tun. Es sorgte für ein Schmunzeln in meinem Gesichtszügen.
Als ich mich von ihm löste und in seine Augen schaute, erkannte ich den Wert welchen er mir einzig und allein durch seinen Blick geben konnte. Ich fühlte mich wie der glücklichste Mensch auf Erden. ,,Jetzt darfst du.", flüsterte ich leise aber verständlich und es dauerte nicht einmal einen Bruchteil von Sekunde, da nahm er mein Angebot bereits an. Nun war nämlich er derjenige welcher seine Lippen auf meine legte und mich mit einem einzigen Ruck von ihm herunter schob, mich mit seinem Händen und der Hüfte stützte und sich über mich lehnte. Der Kuss war der erste, welcher beidseitig erwidert wurde und ich musste zugeben, es war ein wirklich atemberaubendes Gefühl. Aus dem über mir lehnen wurde mit der Zeit mehr, bis er mich schließlich komplett in die weiche Matratze drückte. Ich war mir nicht sicher ob man das was wir taten als einen oder als mehrere Küsse bezeichnen würde, doch es gefiel mir. Das war das was zählte.
Und so machen wir noch einige Momente weiter, bis es plötzlich an der Tür klopfte. Minho erschrak, nahm seinen Kopf hoch und blickte zur Tür. Ich tat es ihm gleich und war super erleichtert als die Stimme keine Anstalten machte rein zu kommen. ,,Minho? Jisung?", fragte Felix und sprach ohne auf eine Antwort zu warten weiter, ,,wir wollten gleich nochmal ein Feuer anmachen. Natürlich nur ein kleines und erst wenn es dunkel genug ist." Minho bekam sich dazu zu antworten. ,,Wir kommen gleich.", beantwortete er das ganze, woraufhin Felix Schritte daraufhin deuten ließen, dass er den Wohnwagen wieder hinter sich ließ. Der Blick des über mir lehnendens traf auf meinen und verließ mich wieder, als er sich aufrichtete. Nicht ganz sicher ob ich darüber traurig oder nicht sein sollte, setzte auch ich mich auf. ,,Und wie darf ich das jetzt deuten?", fragte er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und dennoch ernst. ,,Ich weiß nicht.", antwortete ich und zog ebenfalls meine Mundwinkel in die Höhe, ,,vielleicht, dass deine Aufforderung mir Zeit zu lassen Wirkung gezeigt hat?"
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Hat Wirkung gezeigt :)
Funfakt: Ich hatte die Idee von dieser Szene bevor ich die Idee hatte wie die Story überhaupt aufgebaut sein soll. Die Idee kam nach dem groben Ablauf und dann musste der Rest der Story drumherum aufgebaut werden hahha
Hauptsache die Atmosphäre hier ist so schön, ich hoffe ich schaffe es noch einen Abend auf dem Balkon zum Meer gerichtet zu schreiben. Das motiviert mich bestimmt :D
Danke fürs lesen!
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next to time - Minsung
FanfictionNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...