twenty-two

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Die ersten paar Minuten befanden wir uns am Rand des Sees, welcher nur so tief war, dass ich problemlos noch stehen konnte. Als Minho sich aber dazu entschied weiter raus zu schwimmen, stemmte ich mich vom Boden ab und folgte ihm mit entspannten Bewegungen. ,,Ich war lange nicht mehr hier.", stellte er fest und drehte sich auf den Rücken, während er weiter auf die Mitte des Sees zusteuerte. ,,Hätte ich die Möglichkeit wäre ich wahrscheinlich jeden Tag hier.", sagte ich und lächelte leicht. ,,Dann machen wir es öfter.", entschied er und drehte sich wieder in die übliche Position zum schwimmen. ,,Ich war lange nicht mehr im Wasser.", murmelte ich und wendete meinen Blick zu ihm, als er sich soweit zurückfallen ließ, dass wir nebeneinander schwammen, ,,ich habe es vermisst."

Eine Weile lang war das zu hörende Geräusch bloß die Bewegung, welche unsere Körper auf das Wasser übertrug und dieses leicht schwappen ließ. ,,Als du am zweiten Tag verschwinden wolltest.", setze Minho schließlich wieder an zu reden, unterbrach die Stille und schwenkte seinen Kopf zu mir, ,,da ist mir etwas gelungen, was ich für unmöglich gehalten hatte." Neugierig blickte auch ich nun zu ihm. ,,Das du etwas für unmöglich halten würdest, hatte ich nicht erwartet.", lachte ich leicht und löste auch dieses bei ihm aus. ,,Ich habe es zuvor einfach noch nie geschafft, das ist es." ,,Was?", hakte ich nach und versuchte mich an die Situation zurück zu erinnern. Ich war sauer gewesen, dass er gekommen war obwohl ich es mir irgendwie zeitgleich erhofft hatte. Er war verwundert gewesen, von irgendetwas. Es hätte mir sogar auffallen können. ,,Ich habe dich gefunden." Ich runzelte meine Stirn. ,,Ich kann mich an Orte bringen, aber nicht zu Personen.", stellte er fest und blickte in die ferne, ,,also eigentlich nicht."

 Verwundert und zeitgleich leicht schockiert ließ ich das ganze auf mich wirken. ,,Wenn ich an einen Ort denke, kann ich wie mit einem großen Sprung über einen Fluss springen. Dabei darf ich den Ort nicht aus den Augen verlieren. Als ich damals fiel, da wollte ich einzig und alleine in mein Zimmer. Damals war es sogar mein Zuhause.", erklärte er und sorgte bei mir für Verständnis, ,,aber als du weg warst, hatte ich keinen blassen Schimmer wo du stecken könntest. Ob du schon längst über den Berg gewesen wärst." ,,Das war ich nicht.", verkündete ich und blickte weiterhin zu ihm, ,,zum Glück." Unsere Augen trafen sich für einen Moment. ,,Also bereust du es nicht?", fragte er vorsichtig. ,,Noch nicht.", stellte ich grinsend fest und verstand noch lange nicht, wie ich es schaffte innerhalb von einer Woche so aufzublühen, ,,dann muss ich ja keine Angst mehr haben." Nun war ich derjenige, welcher mit nach oben gezogenen Mundwinkeln auf dem Rücken schwamm und den Blick von Minho spürte. ,,Hmh?", fragte er nach, so als wolle er sich vergewissern, dass er richtig verstanden hatte. ,,Wenn du mich immer finden kannst, kannst du mir auch immer helfen wenn mich jemand versucht umzubringen oder so." Er lachte leicht und schien mir dennoch zuzustimmen. ,,Dich bringt schon keiner um.", stellte er fest und schmunzelte leicht, ,,zumindest nicht, wenn ich es verhindern kann."

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Als wir wieder zurück an Land waren, setzten wir uns an das Ufer und schwiegen nicht sonderlich lange, bevor bereits das nächste Thema angesprochen wurde. ,,Und jetzt?", fragte ich und blickte auf den See, ,,haben wir wirklich vor nichts zu machen? Uns einfach zu verstecken?" Ich bekam ein kleines Seufzen von meinem Begleiter zu hören. ,,Das machen wir schon seit so vielen Jahren. Glaub mir ich würde auch gerne in der Öffentlichkeit herum spazieren, als wäre es das normalste der Welt.", bemerkte er und ließ mich schlucken, ,,ich wüsste nicht was zur Alternative stehen würde. Wir haben keine Anhaltspunkte mit welchen wir sie finden könnten und selbst wenn wir dies schaffen würden, was sollten wir schon tun? Sie alle einfach umbringen? Uns bei der Polizei melden und ihnen preisgeben was wir können, damit wir nicht nur von einer Organisation, sondern gleich von zweien gesucht werden um auf ihrer Seite zu stehen und für sie irgendwelche Drecksarbeit zu machen? Es fühlt sich alles falsch an."

Ich nahm mir einen Moment um das gesagte zu verarbeiten, nickte aber schließlich. ,,Ich glaube Chan wird darauf bestehen so lange still zu halten, bis sie uns irgendwann doch finden, es ist nur eine Frage der Zeit. Die Welt ist schließlich nicht unendlich groß und Korea erst recht nicht. Ich glaube wir warten nur darauf, dass uns jemand auf die Schliche kommt, in der Hoffnung dann aus heiterem Himmel doch zu wissen was zu tun ist.", fügte er noch hinzu. ,,Was denkst du haben sie mit uns vor?", murmelte ich leise. ,,Sie würden sicherlich herausfinden wollen was für ihren Erfolg gesorgt hat. Ich denke nicht das wir so sehr Angst haben müssten, dass wir den Tod zu befürchten hätten. Ich stelle mir doch eher ein endloses Leben in Gefangenschaft vor." ,,Klingt nicht einladend.",  fügte ich seinen Worten hinzu und legte meinen Kopf auf herangezogenen Knien ab. ,,Hoffen wir einfach, dass sie uns nicht finden.", sagte der ältere mehr oder weniger zuversichtlich, ,,und falls doch werden wir dafür sorgen ihnen nicht zum Opfer zu fallen."

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Als die Nacht sich durch das eintreten der Dunkelheit ankündigte, brachte Minho uns beide zurück zu der Lichtung, wo wir bereits erwartet wurden. ,,Ich kenne jemanden, der sich dringend angewöhnen sollte bescheid zu sagen, wenn er aus heiterem Himmel einfach verschwindet!", brachte Chan aufgebracht heraus, als er uns sah und kam mit Jeongin im Schlepptau zu uns gelaufen, ,,und das nachdem er seine Wut kaum zurückhalten konnte." ,,Und ich kenne jemanden der sich dringend den Kopf mit anderen Dingen zerschlagen sollte.", antwortete Minho nur und blickte kurz zu ihm, ,,außerdem hatte ich Jisung dabei." Der blonde schaute entsetzt zu ihm. ,,Das ist nicht fair Minho, du weißt genau warum ich mir Sorgen mache.", stellte er fest und kniff seine Augen leicht zusammen, ,,gerade um euch beide." Ich stand nur unsicher an seiner Seite und wusste nicht was zu sagen war. ,,Du solltest dich freuen, dass sich jemand sorgt.", fügte er noch hinzu, ,,du hast dringend noch etwas mit Hyunjin zu klären." Mit diesen Worten drehte er sich von uns weg und verschwand von der Lichtung aus wieder in die erhellte Hütte. Ohne ein Wort zu sagen, drehte sich der ältere um und stapfte mit großen Schritten auf den Wohnwagen zu. Mit einem Seufzen folgte ich ihm. 

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Warum finde ich, dass dieses Gespräch typisch für einen Vater und seinen bockigen Sohn wäre? xD

Sorry das der Teil heute erst so spät kommt, irgendwie hat mein Tag vorher echt keine Zeit gelassen (okay sonst update ich auch nur etwa eine Stunde eher aber was solls)

Ab morgen habe ich dann auch Ferien und viel Zeit für Wattpad :)

next to time - MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt