sixty-four

282 32 4
                                    

,,Sie wurden verurteilt!", rief Jay über die ganze Lichtung, schlug die Tür seines Autos mit welchem er zu uns gekommen war zu und erreichte damit, dass jeder von uns aus seinem Loch gekrochen kam um zu schauen was vor sich ging. Ich hatte etwas Zeit alleine im Wohnwagen verbracht, war erschöpft davon das wir die vergangenen Tage nichts weiter getan hatten als Ordnung zu schaffen. Minho wollte noch weiter helfen. Als ich die Tür öffnete erkannte ich wie Jay in der Mitte der Lichtung, umzingelt von ein paar anderen von uns war. Hyunjin, Jeongin und ich kamen als letztes dazu und wurden sofort auf den neusten Stand gebracht. ,,Wir haben es geschafft!", rief Felix, welcher am nächsten bei mir stand und fiel mir in die Arme. Überrascht erwiderte ich diese. ,,Sie wurden verurteilt, wir sind frei!"

Als ich endlich verstand wovon hier die Rede war, riss ich schockiert meine Augen auf, drückte ihn von mir weg und hakte ungläubig nach: ,,Ist das dein Ernst?" Mit einem breiteren Lächeln, als ich es je zu Gesicht bekommen hatte, nickte er. Meine Mundwinkel wanderten ebenfalls verdächtig weit in die Höhe, als ich das Gefühl hatte alles um mich herum blieb stehen. Zwar hatte ich das Problem nicht so lange auf meinem Schultern tragen müssen wie die anderen sieben, doch es hatte auch mich in der letzten Zeit herunter gezogen. Ich realisierte gar nicht so richtig, dass ich keine Angst mehr zu haben brauchte, hinter der nächsten Ecke würde jemand lauern und mich oder jemanden meiner Freunde entführen. Vorsichtig wich ich einen Schritt von dem Blonden zurück und brauchte meinen Kopf nur leicht zu meiner rechten schwenken um das Gesicht zu erkennen, welches ich nun am liebsten sehen wollte. Minhos Augen strahlten Erleichterung aus, und nachdem wir beide ein paar schnelle Schritte aufeinander zu machten, fielen wir in eine stürmische Umarmung. Minho fing mich auf und es war ein Lachen der Freude, der Erleichterung, welches uns beide verließ, als wir uns mit dem übrigen Schwung kurz im Kreis drehten. ,,Wir haben es geschafft.", sprach Minho mir leise und glücklich ins Ohr, löste sich von mir und brachte mit seinem Lächeln mein Herz zum schmelzen. Mit überwältigten Gefühlen, verbanden sich kurz unsere Lippen. ,,Wir haben es geschafft.", wiederholte ich seine Worte und wurde von dem Älteren erneut in eine Umarmung gezogen.

-

Jay zeigte uns wie wir mithilfe eines Computers und eines seiner Programme auf dem besten Stand bleiben konnten und verließ uns wieder. Man sah uns unsere Ratlosigkeit an, schließlich hatten wir die letzte Zeit nur davon gelebt uns zu sorgen und Pläne auszuhecken, welche uns vor dem nahezu unausweichlichen retten würden. Das es uns gelingen würde, hatte keiner erwartet. Nachdem wir eine Nacht darüber geschlafen hatten, lag ich früh wach. Ich hatte eine letzte Sache in meinem Kopf fliegen, welche ich nicht einfach gehen lassen konnte. Einen letzten Gedanken und eine Frage, welche ich beantwortet haben wollte. ,,Worüber denkst du nach?", holte mich die Stimme von Minho in die Wirklichkeit zurück. Verwundert davon, dass er aufgewacht war und bemerkte, dass ich grübelte, wanderten meine Augen zu ihm. ,,Er hat mir meine Fragen noch nicht beantwortet.", nuschelte ich und kuschelte mich näher mit meinem Rücken zu Minho, sodass er hinter mir lag und mich vorsichtig zu ihm zog. ,,Welche Fragen?", hakte er nach und ließ seinen Kopf deutlich hörbar zurück in das weiche Kopfkissen sinken. ,,Bevor er mich mitgenommen hat, wollte er mir Fragen beantworten. Ich habe noch so viele." Ich bekam keine eindeutig zu hörende Antwort.

,,Was willst du machen?", fragte er stattdessen leise. ,,Ich weiß nicht genau.", stellte ich fest, seufzte und legte meinen Kopf auf meinem angewinkelten Arm ab, ,,ich denke ich will ihn noch einmal sehen." Ich spürte wie der Atem meines Hintermannes deutlich flacher wurde. ,,In der Psychiatrie?" ,,Ja.", murmelte ich nachdenklich, ,,die haben doch Besuchszeiten, richtig?" Kurz herrschte Stille. ,,Klar.", gab Minho irgendwie widerwillig Preis, ,,aber auch für einen gerade neu eingelieferten, hundertfachen Kindermörder?" Der angespannte Ton in seiner Stimme entging mir nicht. Irgendetwas aber sagte mir es lag nicht an dem Fakt, dass er Angst hatte er könnte mir etwas antun. Zudem das hinter einer Glasscheibe oder in einer Zwangsjacke ziemlich schwer werden könnte. ,,Hmh.", gab ich von mir, ,,ich möchte es trotzdem ausprobieren. Ich möchte wissen warum meine Mutter alldas zugelassen hat." Minho blieb erneut kurz still. ,,Bist du dir sicher?", murmelte er leise, so als wüsste er das es gegen meine Meinung stoßen würde, ,,ich meine, brauchst du die Gewissheit was damals vorgefallen ist?"

Langsam richtete ich mich mit meinem Arm als Stütze für meinen Oberkörper auf, schob damit seinen Arm von mir herunter und drehte mich zu ihm um. ,,Ja.", antwortete ich etwas vorwurfsvoll, ,,sag mir nicht du würdest nicht wissen wollen warum es dazu gekommen ist, wäre es dein Vater in der Klapse, weil er etwas behauptet hat was vollkommen der Wahrheit entspricht." Er seufzte leise. ,,Mir geht es doch gar nicht darum, dass ich es dir nicht gönne, ich will nur das du-" ,,Das ich was?", unterbrach ich ihn, war irgendwie enttäuscht, dass er anderer Meinung war und mich davon abhalten wollte der Wahrheit nachzugehen, ,,das ich diese Chance einfach ziehen lasse?" Mit Schwung warf ich die Decke von mir und setzte mich auf. ,,Nein.", murmelte der braunhaarige verschlafen und setzte sich ebenfalls auf. Es schien ihm noch zu früh am Morgen zu sein, um zu streiten, dennoch schien es so, als hätte er damit gerechnet, dass ich so reagiere. ,,Jisung, du kannst doch nicht wissen ob er lügt.", versuchte er zu mir durchzudringen, schaffte es offen gesprochen aber kein bisschen, da ich schon mit den Gedanken in der Zukunft war, ,,ich mache mir Sorgen, dass die Antwort auf die Fragen-" ,,Eine ist, welche mich davon überzeugt weg von hier zu gehen?", ließ ich ihn erneut nicht ausreden und stand endgültig auf, schnappte mir eine dicke Winterjacke und zog sie mir an. ,,Du hast Angst, dass ich gehe.", unterstellte ich ihm und öffnete die Tür, welche einen kalten Wind preisgab, ,,und ich dachte du würdest dich für mich freuen." Kurz blickte ich noch einmal zu ihm, erkannte das er nicht mehr versuchte mich von etwas anderem zu überzeugen. ,,Eigentlich wollte ich dich fragen ob du mich fährst.", murmelte ich und wandte mich von ihm ab, ,,ich frage wohl eher Chan."

x

*seufz*

Solche Unterhaltungen sind ja die besten- wenn man einen einfach nicht ausreden lässt :(

Aber so eine Meinungsverschiedenheit musste auch noch sein xD

next to time - MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt