-Sichtwechsel-
Ich schreckte hoch als ich Seungmins Stimme vernahm, nachdem eine Tür laut zuknallte. Ruckartig öffnete ich meine Augen und bemerkte, dass es noch mitten in der Nacht zu sein hatte. Es war Stockdunkel und kein Funken Licht erhellte den Wohnwagen, in welchem ich rasch in meine Schuhe schlüpfte und aufstand um nachzusehen, was vor sich ging. Sobald ich die Tür öffnete, welche mich von der frischen Luft trennte, wurden die Stimmen lauter. ,,Es sind acht verdammt!", schrie er Hyunjin beinahe an, welcher offensichtlich dabei war ihn zu beruhigen. Ich blickte auf, als auch die letzten vier ihren Kopf durch die Tür der Blockhütte steckten, welche rechts in meinem Sichtfeld lag. Vorsichtig zog ich die Tür hinter mir zu und näherte mich dem Gespräch, so wie es alle taten. Seungmin fasste sich aufgewühlt an den Kopf. ,,Acht.", murmelte er leise und schockiert. Es war in der letzten Zeit öfter mal vorgekommen, dass er seine Visionen in Form von Träumen hatte, aber so hatte er noch nie darauf reagiert.
Chan kam mit schnellen Schritten näher. Seine Augen waren noch zu kleinen, müden Schlitzen geformt und seine Haare zerzaust. Er schien wenig davon begeistert zu sein mitten in der Nacht durch aufgebrachte Streitereien geweckt zu werden. Doch wir befanden uns im Wald. Uns war noch nie jemand über den Weg gelaufen, wir konnten es uns leisten. ,,Was ist passiert?", sprach er Seungmin mit rauer Stimme an und warf einen Blick in die Runde, nur um festzustellen, dass jeder von uns wach geworden und zum nachschauen aufgestanden war. ,,Er hat geträumt.", murmelte Hyunjin eingeschnappt und verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper. ,,Es war kein Traum!", verteidigte sich der jüngere. Alle Anwesenden wurden hellhörig.
,,Acht.", wiederholte er seine zuvor bereits gesagten Worte diesmal deutlicher und zu Chan gerichtet, ,,wir sind acht, nicht sieben." Es schien als würde jeder die Luft anhalten. ,,Und wir können ihm nicht helfen.", stotterte er aufgeschmissen. ,,Warum?", fragte er den aufgewühlten Jungen ernst. ,,Wir finden ihn niemals bevor das eintritt was ich gesehen habe.", murmelte Seungmin und fuhr sich mit seinen Händen verzweifelt durch das Gesicht, ,,falls wir ihn überhaupt finden." Chan ließ seinen Blick durch die Reihen gleiten, suchte eine Antwort, welche er bei uns nicht zu finden schien. ,,Verdammt.", murmelte er und ging auf und ab, ,,warum weißt du das er zu uns gehört?" Jeder der Anwesenden schenkte seine volle Aufmerksamkeit Seungmin. ,,Er kann die Zeit anhalten."
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Als Chan uns versicherte sich etwas einfallen zu lassen und uns zurück zum schlafen schickte, blieb ich als letzter noch regungslos auf der Lichtung zurück. Meine Aufmerksamkeit verkroch sich in der Glut von dem Lagerfeuer, was von dem vergangenen Abend noch am brennen war und ich realisierte, dass es bereits früher morgen sein musste. Die Tür der Hütte schloss sich und nachdem auch die Tür des Wohnwagens von Seungmin und Hyunjin zugezogen worden war, tappte auch ich langsam wieder zu meinem Wagen, am Rand der Lichtung. Ich legte mich hin, doch ich schlief nicht mehr. Mich verließen die gefallenen Worte nicht mehr. Wenn es wirklich noch einen weiteren Überlebenden gab, hatten wir ihn die letzten Jahre vollkommen im stich gelassen. Wir hatten nicht versucht ihn zu finden, sowie wir es bei Felix bis zur letztes Sekunde getan hatten. Was für Vorwürfe würde ich mir machen, wenn sein Leben noch schlimmer aussah als das von uns? Wenn er es viel eher verdient hätte befreit zu werden? Wenn er kein Glück wie Jeongin hatte, in einer Familie aufgewachsen zu sein, welche sich sorgte.
Wir mussten ihn finden bevor es jemand anders tat. Es war unsere Pflicht, selbst wenn wir es nur aus dem Grund tun würden, damit man uns nicht auf die Schliche kam. Damit wir nicht das erlebten, vor dem wir uns schon eine so lange Zeit versteckten. Und ich wusste auch wie. Seungmin hatte erwähnt was er gesehen hatte. Nicht direkt. Er weigerte sich zu sagen, was dem Jungen getan wurde, doch er beschrieb ihn und ebenso seine Umgebung. Seines Glaubens nach, müsste er sich in Seoul befinden. Die Stadt war eine weite Reise entfernt, doch einzig und allein für mich würde es machbar sein trotzdem schnell dort anzukommen. Und so schnappte ich mir eine Jacke und machte mich bereits im Morgengrauen auf den Weg. Ich sagte es keinem, um keinem die Chance zu geben mich von meinem Vorhaben aufzuhalten.
-Jisung pov-
Langsam irrte ich weiter durch die Straßen, genauso wie ich es die letzten Tage getan hatte. Meine Kleidung war einige Male nass geregnet worden und war folglich wieder getrocknet, meine Wunden weniger schmerzhaft und die Stellen an welche ich Schläge kassiert hatte blau geworden. Meine blond gefärbten Haare fielen mir verwahrlost über meine Augen und ich versuchte nichts dagegen zu unternehmen. Es war eine immer wieder in mir aufkommende Frage, was ich mit der Zeit machen konnte, doch ich beschloss die Gelegenheit zu nutzen. Ich hatte mich am vergangenen Tag nicht allzu sehr von dem Heim entfernt, welches mein Zuhause war und lauerte in der Gegend herum. Nun brauchte ich dringend neue Anziehsachen und etwas zu essen. Die Möglichkeit einfach rein und raus zu marschieren hatte ich mir jedoch verspielt. Ich war ein paar Tage nicht mehr aufgetaucht, weswegen bekannt geworden sein musste, dass ich auch nicht zum Unterricht erschienen war. Es war ja nicht so, dass ich das ganze noch nötig hatte, ich wäre längst alt genug auf eigenen Beinen zu stehen. Doch wie sollte ich mir eine Wohnung leisten, wenn ich keinen Job besaß und das Heim verlassen wenn der Schulleiter persönlich seine Wut an mir abreagierte? Richtig, gar nicht.
Mir war unklar wie ich es genau anstellte. Das stehen der Zeit. Doch ich war in der Hinsicht schlauer geworden, dass ich bemerkte das Ganze nicht ewig machen zu können. Die Schmerzen in meinem Kopf kamen nicht von den Schlägen. Sie hatten ihren Auslöser in der Anstrengung die ich aufwenden musste, um zu verhindern das die Welt sich weiter drehte. Und somit schaffte ich es den Hebel umzulegen, sobald ich am Heim angekommen war, nahm meine Beine in die Hand und rannte die Treppen zu meinem Zimmer herauf. Mein Herz schlug laut, mein Atem war allein von dem bisschen Anstrengung ungleichmäßig. Schnell wühlte ich in ein paar Anziehsachen herum und zog mich um. Auf dem Rückweg nach unten stattete ich der Cafeteria einen schnellen Besuch ab und verschwand so schnell wie es nur ging wieder aus den Hallen des stummen Gebäudes.
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Immer diese Personen, welche alles auf eigene Faust durchziehen müssen xD
Naja irgendwie passte das gut in meine Vorstellung. Was er wohl kann, dass er schnell bei ihm sein kann? :O

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next to time - Minsung
FanfictionNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...