Ich bemerkte gar nicht, wie ich bei der Erinnerung blass wurde und begann mich in mir selbst zu verkriechen. Minhos Augen strahlten Mitgefühl aus. Es tat ihm leid, nein. Ich tat ihm leid. Das gesprochene reichte, mein Gegenüber verstand. ,,Hat er-", wollte er sicher gehen, brach aber von selbst ab, da er es nicht aussprechen wollte. Ich nickte nur unsagbar leicht. ,,Oh Jisung.", murmelte er traurig und zog mich von sich aus wieder in eine Umarmung. Es war durch unsere sitzende Position etwas verrenkt, aber dennoch angenehm. Ich hatte mir niemals vorgestellt solch ein Gefühl zu erleben, wenn ich gerade noch über dieses eine Thema geredet hatte. Er gab mir das Gefühl, dass es okay war. Das ich in Sicherheit war. Er schien zu merken, dass mir nicht danach war sich wieder zu lösen, also verweilten wir länger so. ,,Als du mich geküsst hast-", sagte ich leise und war überaus glücklich ihm nicht in die Augen schauen zu müssen, ,,ich brauche einfach noch ein bisschen Zeit- es liegt auch nicht an dir- ich-" ,,Hey.", unterbrach mich Minho nun leise, ,,schon okay. Hätte ich das gewusst, hätte ich es doch nicht einfach so getan. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst."
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Als wir uns nach einer längeren Zeit doch voneinander gelöst hatten, hatte ich mich schnell und erschöpft umgezogen und wartete eingekuschelt in einer Bettdecke darauf, dass auch Minho damit fertig wäre. Das kalte Herbstwetter ließ mich zusammen mit den vielen vergossenen Tränen und der Erschöpfung frieren. Der ältere legte sich zu mir und schenkte mir einen kurzen Blick, bevor er das Licht ausmachte. Da wir die Grenze zwischen dem was man für richtig hielt und was wirklich richtig war heute so oder so schon weitaus überschritten hatten, überlegte ich gar nicht groß und rutschte sobald ich mit meinem Rücken in der Matratze einsank zu dem anderen herüber. Mir hatte seine Nähe so gut getan, dass ich um keinen Preis nach einem solchen Tag auf der rechten Seite des Bettes schlafen wollte. Er räkelte sich als Antwort auf meine Stille Aufforderung so, dass ich zu seiner rechten mehr oder weniger auf seinem Arm lag. Sein ruhiger Atem erwärmte meinen Hinterkopf und sein linker Arm zog mich ein bisschen näher zu sich. All das löste kurz eine Gänsehaut bei mir aus, welche durch die Körperwärme des anderen und die dicke Bettdecke recht schnell wieder verschwand. ,,Schlaf gut.", murmelte er leise und beinahe bereits im Halbschlaf, ,,hier wird dir keiner was tun. Du bist sicher, dafür sorge ich. Versprochen." Als Zeichen meiner Dankbarkeit rutschte ich noch etwas näher zu ihm. Ich nahm an er verstand, dass ich bereits davon ausging, dass er auf mich acht geben würde und ich dafür mehr als dankbar war. ,,Schlaf gut.", nuschelte ich also zufrieden zurück.
Als der nächste Morgen anbrach wachte ich spät auf. Der Ältere teilte das Bett noch mit mir, weswegen es mir nichts ausmachte. Ich nahm an, dass auch die anderen nach dem gestrigen Tag eine lange Pause nötig hatten, um wieder aus dem Bett zu kommen. Meine Wahrnehmung verriet mir, dass sich an unserer Position, welche wir beim einschlafen eingenommen hatten, rein gar nichts verändert hatte, was wiederum darauf hindeutete, dass auch unsere Körper mehr als erschöpft waren und darauf verzichtet hatten, sich im Schlaf zu bewegen.
Nach einer Weile schafften wir es dann doch aus dem Bett zu kommen und stellten fest, dass wir die ersten waren, die wach geworden waren. Also machten wir leise Frühstück und schafften es erstaunlicherweise sogar ohne jemanden zu wecken. ,,Wirst du es auch den anderen sagen?", fragte Minho und nahm seine Tasse Kaffee in die Hand, ,,das du den Mann kennst, meine ich. Es könnte ein Anhaltspunkt sein." Ich nahm still schweigend eine andere Tasse und goss mir etwas ein. ,,Ich denke schon.", murmelte ich leise, ,,wenn es uns hilft zu verhindern, dass das von gestern noch einmal passiert." Minho nickte verständnisvoll. ,,Guten Morgen.", bemerkte sich schließlich eine Stimme aus der Hütte und trat heraus in das Tageslicht. Es war Chan, er setzte sich zu uns. ,,Geht es dir gut?", fragte er zu mir gerichtet, ,,du bist gestern einfach verschwunden." Ich nickte bloß und lächelte leicht, bevor auch Jeongin die Hütte verließ und zu uns stieß.
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Nachdem ich überlegt hatte es nur Chan zu erzählen, damit ich weniger Augen auf mir hatte und er es den anderen sagen könnte, entschied ich mich dennoch dagegen. Es wäre nicht richtig, nachdem ich es ihnen verschwiegen und ihnen die Möglichkeit genommen hatte zu entscheiden was sie mit der Information erreichen wollten. Ich war noch nicht allzu lange hier, doch die Zeit wäre schon längst gekommen. Mittlerweile war ich mir mehr als sicher, dass sie mir nichts wollten und mich bloß zu sich geholt hatten, da sie helfen wollten. Natürlich zogen sie auch einen Nutzen aus mir, jeder einzelne half hier auf seine Weise mit. Doch ich konnte es einzig und allein damit rechtfertigen, dass es etwas verdammt privates war, was mit dieser Person zusammenhing. Ich war mir sicher sie würden es verstehen.
Und das taten sie auch. Es war alles andere als einfach ihnen klar zu machen, dass Hyunjins Anhaltspunkt ein guter war, da es bei mir womöglich ähnlich gekommen war. Es gab uns einen Hinweis darauf, dass die Möglichkeit bestand, dass jeder unterbewusst schon ein Zielobjekt kannte. Während ich in Kurzform und ohne Details erklärte, dass er kein Fremder war und kurz bewies warum ich es nicht eher zu Wort gebracht hatte, war es still. Doch es war keine Stille, welche vor einer großen Diskussion zustande kommen würde. Sie war verständnisvoll und nachdenkend. Mit Absicht ließ ich außen vor, dass Seungmin das ganze bereits wusste. Ich wollte ihn ungern irgendwo hereinreiten.
Chan bedankte sich dafür, dass ich dazu bereit gewesen war die Wahrheit in Worte zu fassen und versicherte mir, es gäbe kaum Grund sich deswegen aufzuregen. Recht still stimmten die anderen ihm zu. Dabei war ich mir nicht sicher ob ihre Zurückhaltung Überraschung oder Mitleid zuzuschreiben war. Ich fasste den Entschluss, dass es beides sein musste.
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Danke fürs lesen!^^
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next to time - Minsung
FanfictionNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...