Es passierte erstaunlich wenig in der Zeit in meinem Kopf, in welcher alles schwarz war und mit einem Mal dennoch erstaunlich viel. Es fühlte sich so an, als würde dieses etwas, was mich Unterwasser gedrückt hatte endlich loslassen und mich plötzlich wieder an die Luft lassen. An die Oberfläche. Und dennoch verstand ich gar nichts von dem, was in meiner Umgebung vor sich ging, als ich meine Augen kurz und mühsam öffnete, denn es beudetete das ich falsch gelegen hatte. Ich stellte mir das Leben nach dem Tod anders vor als das innere eines Autos, was wiederum bedeuten würde, dass ich noch am Leben war. Und das war das letzte mit dem ich gerechnet hatte, nachdem meine Augen zugefallen waren. Meine Lieder waren schwer und mein Atem nur flach vernehmbar. Anhand der Soundkulisse wurde mir recht schnell bewusst, dass wir in dem besagten Auto saßen. Und mit wir meinte ich vier Personen exklusive mir. Ich lehnte recht zusammengesackt an Minho, was ich alleinig schon an dem Geruch erkennen konnte und wollte gerade wieder dem Drang nachgeben meine Augen zu schließen, als er mich zu bemerken schien.
,,Du bist wach.", flüsterte er mir aufgeregt entgegen und brach die herrschende Stille in dem Auto, woraufhin ich plötzlich mehr als nur ein Augenpaar auf mir vernahm. Seungmin saß auf dem linken Rücksitz des Wagens und lehnte sich über Minho, welcher in der Mitte Platz gefunden hatte bis hin zu mir, um sicherzugehen, dass er Minho richtig verstanden hatte. Auf dem Beifahrersitz vor mir drehte sich Felix zu mir um und trug ein erleichtertes und zartes Lächeln auf seinen Lippen. Selbst Chan, welcher am Steuer saß schien den Drang zu verspüren sich umzudrehen, blickte zu unserer Erleichterung aber nur neugierig in den Rückspiegel. ,,Ich bin nicht tot?", fragte ich rau und leise. Ich wendete meinen Blick mit seiner Hilfe soweit nach oben, dass sich unsere Augen trafen. ,,Du bist nicht tot.", sprach er mir mit einem riesigen Lächeln auf den Lippen entgegen und stellte mich überraschenderweise mit diesen Worten mehr als zufrieden. Aufgrund meiner unfassbaren Müdigkeit kam ich nicht weiter dazu darüber nachzudenken was wohl passiert war und akzeptierte es einfach. ,,Ich...bin nicht tot.", wiederholte ich noch leise und driftete langsam und unausweichlich erneut in eine tiefe Dunkelheit.
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Als ich das nächste mal zu Bewusstsein kam, fiel es mir nur noch halb so schwer meine Augen zu öffnen. Wir waren an unserem Ziel angekommen. Dies machte ich daran aus, dass die anderen gerade dabei waren auszusteigen. Alle bis auf Minho, welcher geduldig wartete und es erneut kaum bemerkte, dass ich wieder wach war. ,,Wir wollten dich nicht wecken.", murmelte er und musterte mich aufmerksam. ,,Wie geht es dir?" Neugierig und besorgt musterte er mich. ,,I-ich glaube ganz okay.", murmelte ich leise und konnte es nicht gänzlich definieren, da mein Körper offensichtlich von Schmerzen ausgegangen war, Chan diese aber nun beendet hatte. Es fühlte sich komisch an und dennoch so viel besser als die Vorstellung gar nicht mehr hier zu sein. ,,Soll ich dich ins Bett bringen?" Das Wort Bett hörte sich für meine Ohren an wie das schönste auf Erden. Ich nickte langsam. So rutschte er aus der Tür von Seungmin heraus und kam auf meine Seite gewatschelt, wo er die Tür zu meiner rechten öffnete. Die anderen waren schon verschwunden. Minho schien zu bemerken, dass ich nach ihnen Ausschau hielt. ,,Denk nicht sie sorgen sich nicht.", sagte der Anwesende und beugte sich zu mir herunter, ,,ich musste sie dazu überreden vor zu gehen." Als Antwort lächelte ich leicht und streckte meine Arme nach Minho aus, als er mich vorsichtig anhob. Sein einer Arm lag dabei unter meinen Kniekehlen und sein anderer an meinem Oberkörper. Mit seiner Hüfte schubste er die Autotür zu und begann langsam in Richtung der Lichtung zu laufen. Ich klammerte mich bloß an ihn. ,,Hat Chan..War er schnell genug da?", fragte ich leise auf dem Weg und ließ meinen Blick nur vorsichtig auf meinen blutbesudelten Pullover wandern. ,,Ja.", entgegnete Minho und schien beim zurückdenken mehr als unglücklich zu sein, ,,er kam in letzter Sekunde." Schockiert nickte ich und konnte das Glücksgefühl dennoch nicht unterdrücken, welches davon kam hin und wieder in den passenden Momenten rücksichtsvoll von den Umständen behandelt zu werden.
An der Lichtung angekommen, sammelten sich die anderen in der Hütte. Die Vorkommnisse der vergangenen Woche waren noch bestens zu sehen. Glassplitter lagen verteilt auf dem Boden, rote Flecken von getrocknetem Blut waren zu sehen, das Gras war kein bisschen mehr so ordentlich wie zuvor, Türen waren aufgerissen zurückgelassen worden und ein muffiger Geruch lag in der Luft. ,,Ich will auch in die Hütte.", bettelte ich den mich tragenden an und erreichte, dass er zu mir herunter schaute. ,,Du musst dich ausruhen.", war seine Antwort. ,,Aber-" ,,Changbin und Felix können sie auch auf den neusten Stand bringen. Keiner wird es uns übel nehmen, wenn wir nicht dabei sind." Leicht eingeschnappt wendete ich meinen Blick von ihm ab und blickte zur Tür der Hütte, aus welcher Changbin angestürmt kam, als er uns sah. Ihm folgten noch ein paar andere. ,,Gottseidank.", nuschelte er und musterte mich kurz, ,,du hast uns einen riesigen Schrecken eingejagt." ,,Wie geht es dir?", ließ Chan mir gar keine Zeit dem anderen eine Antwort zu geben und trat näher an uns heran. ,,Müde?", murmelte ich nur leise und zauberte dem anderen ein Lächeln auf die Lippen. ,,Ihr solltet euch hinlegen.", bestätigte er meine Aussage, ,,du hast ziemlich viel Blut verloren." Er wendete seinen Blick zu Minho nach oben. ,,Ihr habt euch beide eine Pause verdient."
Ohne weitere Wiederrede von mir, brachte mich mein Freund in den Wohnwagen. Zuerst setzte er mich aber auf der Stufe zum Eingang ab, da er meinte die Blutflecken nicht überall haben zu wollen. Mühsam zog er mir den triefenden Pullover aus und warf ihn achtlos auf das Gras. Er fiel in dem ganzen Chaos so oder so kaum auf. Fertig umgezogen half er mir aufzustehen. Das Bett fühlte sich an wie der siebte Himmel und zugedeckt fiel es mir beinahe schwer meine Augen so lange offen zu halten, wie Minho brauchte um auch sich von seinen alten Anziehsachen zu befreien. Er legte sich zu mir und aufgrund von Chans tollen Kräften war ich keinerlei beeinträchtigt in meiner Bewegung, verspürte keine Schmerzen und konnte mich mit einem kleinen Seufzen an meinen Bettnachbarn kuscheln. Das einzige was mir noch fehlte war schließlich der ein oder andere Liter Blut.
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Den nächsten Tag ließen wir alles besonders langsam angehen. Wir schliefen lange, blieben beinahe noch länger im Bett liegen und stießen gegen Mittag auf die anderen. Minho wich mir nicht von der Seite, ich nahm es ihm nicht übel. Die anderen hatten schon ausführliche Gespräche über das vergangene geführt und jeden wieder auf den neusten Stand gebracht. Jay war geblieben, nachdem die anderen ihm geholfen hatten und er als Taxifahrer gedient hatte. Er sagte, Chan hätte ihn am Abend nicht mehr gehen lassen und so kam es, dass er noch immer hier war. Nach und nach kam jeder bei mir vorbei und ging sicher, ob alles gut war. Und so verging der Tag schnell. Keiner redete über unangenehme Dinge, keiner stellte infrage ob unser Plan aufgegangen war und ob die Forscher endgültig festgenommen wurden. Jeder war einfach nur froh hier zu sein und genoss den Tag auf seine eigene Art und Weise. Und so schaffte ich es mithilfe von viel Wasser am Ende des Tages wieder mehr wie ich selber aufzutreten und mit einem grundsätzlichen Lächeln auf den Lippen den Fakt zu genießen, dass ich noch am Leben war. Das wir alle noch am Leben waren.
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Danke für 1k reads! Krass wie viele Leute die Story mittlerweile lesen, ich habe das immer gar nicht so auf dem Schirm, da nur wenige abstimmen etc. Das darf man nicht falsch verstehen, ich update meinetwegen auch jeden Tag eine Story welche nur eine Person liest oder von mir aus auch keine, solange sie mir Spaß bereitet hat. Jeder versteht aber sicherlich wie schön es ist, wenn es mehrere gerne lesen :D
Jisung lebt, wer hätte es gedacht xD So oft wollte ich schon sad endings schreiben aber ich traue es mich dann doch nie ups ^^'
Die Story läuft nur noch bis Samstag Abend :O
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next to time - Minsung
FanfictionNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...