Von dem Augenblick an, an welchem wir begannen schneller zu laufen, waren es nur noch wenige Meter bis zum Waldrand und als wir ihn erreichten, kamen wir im Schutz des Gebüsches zum stehen. Mein versteifter Blick verließ die letzten beiden nicht, welche beinahe aufgeholt hatten. Mit dem letzten Fuß welchen Minho von der Straße nahm und auf den laubigen Waldboden setzte, hielt ich es endgültig nicht mehr aus, doch es war okay. Wir waren im Wald, wir waren weit genug gekommen und wir waren noch vollzählig. Ein wehleidiges Geräusch entkam mir, als der Druck meinen Kopf verließ, der Schmerz aber dennoch nicht gänzlich nachließ. Wir alle atmeten schwer und nahmen uns eine Weile, welche wir nur nach Luft schnappend auf dem Boden verbrachten.
Also machten wir uns nur mit langsamen und nicht sonderlich großen Schritten auf den Weg zurück zum Lager. Ich lief, genau wie zuvor auch, an letzter Stelle, da ich schlicht und weg zu langsam für die anderen war. Der Tag hatte vieles mit sich gebracht. Umso überraschter war ich, als sich Minho kurz zu mir zurück fallen ließ. ,,Danke.", murmelte er nur und würdigte mich eines flüchtigen Blickes, ,,jetzt sind wir quitt." Mein Augenmerk musterte ihn kurz. ,,Quitt?", fragte ich nach. ,,Ich hab dir geholfen und du mir. Wir schulden uns nichts." Sein Wortlaut war unberührt, beinahe kalt. Mit größer werdenden Schritten schien er mich wieder verlassen zu wollen. ,,Minho?", hielt ich ihn davon ab, woraufhin er sich noch einmal zu mir umdrehte, ,,ich möchte wirklich mit dir darüber reden, bitte-" Ohne meinen Worten Beachtung zu schenken drehte er sich wieder weg. Er ließ mich wieder alleine zurück. Mit trauriger Stimmung setzte ich weiterhin Fuß vor Fuß.
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Als wir an der Lichtung ankamen, war ich noch immer der letzte. Das Licht in der Hütte brannte und ich nahm an das sich die sieben dort befinden würden. Nicht in der Stimmung zu reden, zu Abend zu essen, noch mit Minho in einem Raum zu sein, begab ich mich zum leeren Wohnwagen und schloss die Tür von innen zu. Manchmal fragte ich mich ob meine Stimmungsschwankungen schon zu meiner Persönlichkeit gehörten oder warum ich immer das Bedürfnis verspürte zu weinen, wenn ich wütend war, aber keine Möglichkeit besaß mich irgendwie abzureagieren. Die Wut wird jedes Mal aufs Neue zu Trauer, welche in mir saß, da ich mich wunderte warum all das Leid ausgerechnet mich treffen musste. Es sorgte dafür, dass ich mit an den Körper gezogenen Beinen an dem umfunktioniertem Küchenschrank anlehnte und mich auf dem Boden so klein machte, sodass man beinahe denken könnte, ich würde versuchen mich selbst zu umarmen.
Es war für mich einfach viel zu viel auf einmal. Zu viel für einen einzigen Tag, ja sogar zu viel für eine ganze Woche. Ich hatte das Gefühl einfach alles falsch gemacht zu haben und weinte aus dem Grund, dass ich es nicht ändern konnte. So fühlte ich mich das erste Mal in dem letzten Monat allein. Und es fühlte sich schlimmer an als zuvor, da ich nun wusste wie es war, wenn man sich anders fühlte. Ich wusste wie es war mit Minho zu lachen und zu reden, so als wäre es das normalste der Welt. Nun hatte ich Angst es würde nicht mehr so kommen. Und obwohl ich traurig war und wusste, dass ich einen Fehler gemacht hatte, ihm das zu verschweigen was noch immer auf mir lastete, war ich auch sauer auf sein Verhalten. So sauer, dass ich alleine hier saß und weinte, da ich meine Wut unmöglich an ihm auslassen konnte. Schließlich war er heute angeschossen worden. Ich glaubte, es würde mich zu einem noch schlechteren Menschen machen.
Der eigentliche Auslöser für das brechen des Dammes meiner Vernunft war seine abgeneigte Haltung mir gegenüber. Wenn man so wollte, wäre der Auslöser in gewisser Hinsicht auch der Kuss, welchen ich nicht hatte kommen sehen. Doch die kalte Art seiner Augen hatten mir weh getan. Es fühlte sich so an, als wäre ich für ihn nur ein Fremder, jemand mit dem er nur einen Handel in Form von Hilfe gemacht hatte, welcher nun beglichen war. Natürlich wusste ich das er nicht so fühlte, dass konnte er nicht. Ich hatte ihn verletzt, doch er mich auch. Wir würden früher oder später nicht um ein Gespräch herum kommen, doch ich würde mich weigern es mit dem Minho zu führen, welcher nicht bereit war meine Lage zu verstehen. Ich versuchte zumindest zu verstehen was er fühlte, wobei mir das Gefühl total fremd war. Falls er das Ganze ernst meinte und wirklich gehofft hatte, dass ich so fühlte, wie er es womöglich tat als er mich küsste, kannte ich das Gefühl nicht. Ich mochte ihn, sehr sogar. Und ja, ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir der Gedanke von seiner Nähe, egal in welcher Art und Weise nicht gefiel. Und trotzdem konnte ich nicht verstehen wie er etwas ähnliches in mir sehen könnte. Ich war mir ja nicht einmal sicher ob ich das ganze richtig interpretierte. Ob er wirklich so fühlte. Doch ich nahm ihn wahr. Er versuchte mich nur beiseite zu schieben, um seinen Gefühlen in irgendeiner Hinsicht Klarheit zu verschaffen. Ich wollte so dringend mit ihm reden, dass ich es doch nicht mehr wollte. Ich hatte Angst, es wäre nicht Rechtfertigung genug, dass ich noch nicht dazu bereit gewesen war von meiner Vergangenheit zu berichten. Ich hatte Angst er wäre sauer.
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Und so fiel mir erst nach längerer Zeit auf, dass ich das Abendbrot verpasst, und meine Zeit mit meinen mittlerweile getrockneten Tränen verbracht haben musste. Mein Blick lag nur noch nach vorne gerichtet auf der geschlossenen Tür und mein Atem war flach. In meinem Kopf befand sich nichts mehr außer immer größer werdenden Leere. Die ganzen Gedanken und möglichen Ausgänge der noch folgenden Gespräche, sowie das Wissen darüber, dass ich sie einfach auf mich zu kommen lassen müsste, hatte eine hypothetische Explosion verursacht. In meinen Gedankengängen brummte es nur noch, es kamen keine Tränen mehr und ein Zwang in mir hatte zur Folge, dass ich endlich damit aufhörte zu spekulieren. Ich erschrak mich als jemand versuchte die Tür zu öffnen. Nachdem verstanden war, dass sie abgeschlossen war, herrschte kurz Stille und ein erneuert Versuch bestätigte das ganze.
,,Jisung?"
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Ich melde mich mal wieder so richtig :)
Irgendwie war ich die letzten Tage ziemlich demotiviert, ich weiß selbst nicht ganz warum :( Naja, der Teil bringt ziemlich viele Gedanken mit sich, ich hoffe man kann sie nachvollziehen. Mir fällt das ganze tatsächlich ziemlich leicht, da die ein oder anderen Dinge aus meinem Alltag ja auch in die Story mit einfließen (macht das eigentlich noch jemand so gerne? In Teilen der Geschichte eigene Gefühle einbringen? Klingt vielleicht albern aber diese Teile werden dann immer zu meinen liebsten, da fällt einem das schreiben richtig einfach)
Naja, ich habe mir gestern die Haare so gefärbt wie Chan sie bei GoLive hatte hahha- (er hatte sie ja nur kurz türkis-pink aber ich denk schon so lange darüber nach es so zu machen und gestern hab ichs einfach getan :O)
Und falls jetzt noch irgendjemand bis hierhin gekommen ist; danke fürs lesen! :)

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next to time - Minsung
FanfictionNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...