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Die Sonne ging schon wieder auf, als ich Jisung beinahe selbst dazu bringen musste sich endlich auf die Bettkante zu setzen. Ich war müde und mein ganzer Körper versuchte mich darauf aufmerksam zu machen, doch als erstes entschied ich mich dazu sein Gesicht zu versorgen. Es war nicht viel nötig, doch mit einem nassen Tuch schaffte ich es zumindest das getrocknete Blut und den Schmutz, welcher vom Waldboden stammen müsste, loszuwerden. Mit einem leicht gezwungenen Lächeln schaute ich zu ihm. Und obwohl ich Seungmins Unterstellung keine Beachtung schenken wollte, lief mir ein Schauer über den Rücken, als ich ein bisschen Blut rechts von seinem Hals wischte und etwas zum Vorschein kam, was verdächtig aussah. Es war ohne Frage eine Eintrittsstelle einer Nadel, welche eindeutig hätte versteckt werden können, wenn nicht so verdammt rücksichtslos damit umgegangen wäre. Es schien nicht so freiwillig abgelaufen zu sein, ein Bluterguss in der nahen Umgebung dessen bestätigte das Ganze. ,,Alles wird gut, ja?", sagte ich und versuchte zuversichtlich zu wirken, ,,ich habe versprochen auf dich aufzupassen." Vorsichtig strich ich ihm eine verwahrloste Haarsträhne hinters Ohr. ,,Ich mache es wieder gut." 

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Die Nacht, welche eigentlich ja gar keine Nacht mehr war, verlief scheußlich. Ich konnte nicht schlafen und irgendwo war ich mir gar nicht sicher ob ich es überhaupt wollte. In meinem Kopf wanderten nur Fragen auf und ab, welche keinen einzigen positiven Grund mit sich brachten. Ich hatte Angst. Jisung machte mir Angst. Ich versuchte es zu unterdrücken, alleine aus dem Grund, dass es sein könnte, dass er da war und mitbekam wie verzweifelt ich war. Das wollte ich nicht. Schließlich konnte er rein gar nichts dafür, er war wegen mir überhaupt in den Wald gegangen. Es war zwar erst ein Tag vergangen, doch ich vermisste den Klang seiner Stimme und die Person, welche mich zum lächeln brachte. Immer und immer wieder. Nach etlichen Stunden, in welchen weder er, noch ich ein Auge geschlossen hatten, stand ich auf. ,,Ich komme gleich wieder.", war das einzige was ich sagte ohne ein weiteres mal genauer zu ihm zu blicken. Ich hatte Angst es würde mich schon wieder daran erinnern, wie die Realität aussah.

Es verging etwas Zeit, in welcher ich unschlüssig auf und ab lief, woraufhin nach und nach ein paar verschlafene Gesichter auftauchten. Es war schon früher Nachmittag, als das erste Mal alle aufeinandertrafen. Die Stimmung war bedrückt. Es wunderte keinen und ebenso versuchte es auch keiner zu ändern. Erst nach längerer Zeit entschied sich Chan dazu etwas zu Essen zu kochen, was von uns auch nur halbherzig angerührt wurde. Jisung aß, wie zu erwarten, gar nichts. Ich war ratlos und ebenso schien es den anderen zu ergehen.

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Jisung wollte sich am liebsten eigenhändig an einen Baum ketten, als er am Nachmittag mit einem Messer auf der Lichtung stand. Es war nicht so, dass seine Gedanken beeinflusst waren, ganz und gar nicht. Es war sein Körper welcher Dinge machte, welche er sich nicht einmal hätte erträumen können. Er verstand es nicht und er hätte sich das Messer lieber selber in die Brust gerammt, als jemand anderem. Ihn überkam die Angst, es würde ihm niemand glauben. Felix war gerade dabei träge etwas Feuerholz auf das Lagerfeuer zu werfen, da bekam Seungmin eine erneute Vision. Er befand sich im Wohnwagen und es dauerte keine zwei Sekunden, da tat er es nicht mehr und lief auf der Lichtung auf die beiden zu. Er rief nach Changbin, welcher innerhalb ein paar weiteren Sekunden anwesend war.

Jisung wusste was für ein großes Glück er hatte, dass es die beiden gab, welche das aufhielten, was er nicht schaffte. Welche dafür sorgten, dass ihn in aller letzter Sekunde der Starke mit voller Wucht zur Seite stieß. Er fiel zu Boden und hatte, nicht zuletzt mit Changbin zu kämpfen, welcher ihn wütend nach unten drückte. Er dankte seiner fehlenden Selbstbeherrschung das erste Mal, da er es nicht schaffte dem über ihm lehnenden in die Augen zu schauen. Er war sich bewusst, dass er diesen Blick sonst nie wieder vergessen würde. Die noch rechtzeitig abgewendete Katastrophe schien nicht unbemerkt zu bleiben. ,,Musste das sein?", rief Minho dem schwarzhaarigen entgegen, welcher noch immer über Jisung lehnte und den Anschein machte zu überlegen ob er ihm als erstes das Genick oder die Nase brechen sollte. Er stand freiwillig von dem anderen auf, nahm sich aber das Messer aus der Hand des anderen und blickte zu demjenigen, welcher ihn angesprochen hatte.

,,Er hat versucht Felix abzustechen!", antwortete er entsetzt, ,,und wie das sein musste." Beim Gestikulieren hielt er das Messer hoch, woraufhin Chan der Runde beitrat und ihm dieses wiederum entnahm. ,,Wann verstehst du es endlich?", warf Changbin Minho vor, welcher geradewegs vor ihm stand, ,,den Jisung den wir kannten gibt es nicht mehr! Schau ihn dir doch an."

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Wir fanden in der Hütte ein altes paar Handschellen, mit welchen wir Jisung vorsichtshalber Bewegungsunfähig machten, indem wir ihn in der Hütte, an einen Gitterstab des glücklicherweise kalten Kamins ketteten. Sogar ich stimmte dem Ganzen zu. Meine Gedanken hatten sich seither überschlagen und waren kein einziges Mal von dem Vorfall gewichen. Es machte für mich keinen Sinn. Jisung gehörte zu uns, er würde so etwas nicht machen. Und ich wusste Felsenfest, dass dies auch stimmte. Er würde so etwas nicht machen und die Aktion, welche sich abgespielt hatte, wäre nie zustande gekommen, wäre er nicht in die Hände der Forscher gelangt. Und trotzdem staute sich die Angst in mir auf Changbins Worte wären die Wahrheit. Ich hatte Angst, den Jisung welchen ich zu lieben gelernt hatte, würde es nicht mehr geben. 

Also verbachte ich die nächsten Stunden bei ihm. Ich setzte mich vor ihn auf den Boden und blickte mal zu ihm und mal in die entgegengesetzte Richtung. Hyunjin kam hin und wieder vorbei und leistete mir Gesellschaft. Wir schwiegen, doch ich dankte es ihm sehr. Dies verriet ihm mein dankender Blick und meine Hand, welche ihn einmalig in eine Umarmung zog, da Jisung wohl oder übel keine für mich übrig hatte. ,,Ich verstehe es nicht.", nuschelte ich leise und blickte ihm wehleidig in die Augen, als er sich von mir löste, ,,gestern war doch noch alles in Ordnung."

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Eigentlich wollte ich alldas noch dramatischer darstellen, aber ich wusste nicht ganz wie, ohne Felix wirklich umzubringen. Kurzzeitig habe ich darüber sogar nachgedacht- Naja, wäre mir selbst irgendwie zu schwer gefallen :'(

Ab morgen kommen dann nach und nach die Teile, welche ich so sehr mag (freut euch drauf hehe :D)

next to time - MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt