Für einen kleinen Moment nahm ich an die Zeit würde ohne meinen Einfluss stehen bleiben, ganz von alleine und bloß um mich herum. Ich blinzelte mehrere Male bevor ich das gesagte an mich heran ließ. ,,Ich glaub ich muss mich übergeben.", stellte ich fest und verließ mit schnellen Schritten die Hütte Richtung Wald, lief einige Schritte und blieb an einen Baum angelehnt stehen. Tatsächlich kam aber nichts. Rein gar nichts. Ich war zu überwältigt von der Vorstellung von alldem. Ich hatte immer angenommen er wäre ein von Natur aus schlechter Mensch gewesen, doch da steckte offensichtlich noch viel mehr dahinter. Womit hatte ich, sein Sohn das verdient? Alldas was er mir angetan hatte, kam mir plötzlich nicht mehr so willkürlich vor. Er hatte es aus einem Grund getan. Er hatte seine Persönlichkeit über drei Ecken verändert, sodass es ihm möglich war bei mir zu bleiben. Aber nicht um auf mich acht zu geben. Ganz im Gegenteil.
,,Jisung?", holte mich Minhos Stimme zurück. Es dauerte noch ein paar Sekunden, da war er aufatmend bei mir angekommen. Unsicher über die Situation, blickte ich zu ihm. ,,Er ist mein Vater-", murmelte ich leise vor mir her und wurde lauter, ,,nach alldem was er mir angetan hat, soll er jetzt auch noch mein Vater sein?!" Leicht überrascht von meiner plötzlichen Aufregung, musterte Minho mich. ,,D-das kann nicht stimmen.", versuchte ich mir einzureden, ,,das macht alles nur noch schlimmer- ich" Ein Seufzen entwich mir. ,,Ausgerechnet von ihm soll ich etwas geerbt haben? Er hätte doch die Person sein müssen, welche auf mich aufpasst! Er hätte verhindern sollen, dass das passiert was er mir angetan hat!" ,,Ich weiß.", stimmte Minho mir gelassen zu und versuchte mich irgendwie zu beruhigen. ,,Er-Er...", begann ich aufgebracht doch wusste nicht mehr was ich der Welt vorwerfen sollte. Zumal Minho nichts dafür konnte. ,,Hey.", machte dieser mich auf sich aufmerksam und schob mit seiner Hand an meinem Kinn meinen Kopf in die Höhe, ,,er ist ein Arschloch. Daran ändert sich doch nichts." ,,Aber ich hab seine Gene.", stellte ich mit großen Augen fest. ,,Gene verändern nicht die Welt.", sprach er mir Mut zu, ,,denk ja nicht du könntest irgendwelche Gemeinsamkeiten mit ihm haben." Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. ,,Du bist doch noch genau derselbe wie von vor fünf Minuten. Wenn du ihn nicht an deine Gedanken heran lässt, kann er ihnen auch nichts tun. Wärst du ihm ähnlich würde ich dich wohl kaum geküsst haben, oder?"
Kurz hielt ich mit allem inne und erkannte, wie meine Stimmung durch seine Worte wieder umschwankte. Schnell und irgendwie reflexartig beugte ich mich nach vorne und küsste den dunkelhaarigen mit meiner rechten Hand an seiner Wange kurz. ,,Danke.", murmelte ich und löste mich schnell wieder von ihm. Sofort machte ich mich auf den Weg in die Hütte. ,,Wo willst du denn jetzt so plötzlich hin?", erreichten mich seine Worte verwirrt. ,,Ich muss zurück zu Chan.", erklärte ich und drehte mich kurz um, wobei ich erkannte wie Minho mir zu folgen ansetzte, ,,ich muss alles wissen. Vielleicht verstehen wir es dann." Zügig holte er zu mir auf und lächelte leicht, als ich kurz zu ihm blickte. ,,Geht doch.", sagte er zufrieden, ,,diese Einstellung gefällt mir viel besser."
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Zurück bei den anderen versuchten wir die einzelnen Puzzleteile zu einem Bild zusammenzufügen. Die drei schienen etwas verwirrt zu sein, was meinen plötzlichen Abgang anging, irgendwie verstanden sie es aber dennoch. ,,Han Jiyun hat also eine Familie gehabt.", stellte Felix fest und krikkelte auf einem Blatt herum, ,,dreiköpfig. Er ist irgendwie auf die Idee gekommen zu forschen. Wie genau wissen wir nicht." Er hielt inne um noch vereinzelte Wörter und Fragezeichen hinzuzufügen. ,,Also hat er sich der Forschung angeschlossen und seinen Namen geändert um nicht aufzufallen. Cheo Jiho war der Forscher.", fügte Chan hinzu und brachte Felix zum kreativ werden, weswegen er sogar verschiedene Farben verwendete um deutlich zu machen, was wie passiert war. ,,Und dann haben welche überlebt und er hat mich dazu geholt.", murmelte ich und überlegte kurz, ,,aber er hat mich nicht ins System aufgenommen, um später alleine etwas davon zu haben?" Chan nickte. ,,Das klingt plausibel.", vermerkte er leise, ,,dann gab es mit der Polizei Probleme, irgendwie ist deine Mutter in der Geschichte verschwunden und du wurdest wie wir in ein Heim gebracht." ,,Er entschied sich mit zu gehen und dich zu beobachten. Cheol Yun. Der Heimleiter.", beendete Felix das ganze. Wir hielten inne und es kehrte Stille ein. Minho und Hyunjin saßen bei uns, schienen aber etwas überfordert zu sein. ,,Wow.", murmelte ich und seufzte, ,,ich glaube mir wäre es lieber meine Eltern wären bei meiner Geburt überfordert gewesen und hätten mich vor irgendeine Haustür gelegt."
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Verträumt und in meinen Gedanken versunken saß ich fertig umgezogen im Schneidersitz auf dem Bett und starte zu Minho, welcher dabei war sich umzuziehen. Obwohl ich mir einredete es würde nichts ändern, änderte es vieles. Meine gesamte Sicht auf die Dinge war nun eine andere. ,,Was ist los?", fragte Minho besorgt und blickte zu mir. ,,Hmh?", musste ich nachfragen, weil ich so tief in Gedanken versunken war, dass ich nur schwer daraus hervor kommen konnte. Er setzte sich zu mir. ,,Denk ja nicht du könntest ein anderer Mensch sein, jetzt wo du es weißt.", befohl er mir vorsichtig. Ich musterte ihn dankend. ,,Das ist es gar nicht.", murmelte ich noch immer nicht ganz bei Sinnen und wendete meinen Blick an ihm herunter, ,,es ist die eine Sache ein scheiß Leben zu haben aber eine andere aus dem nichts zu erfahren, dass dein Vater dafür verantwortlich ist. Ich habe immer gehofft es gäbe da draußen eine Antwort für mich, welche mir erklärt warum ich ohne Familie leben muss." Es war schön zu merken, wie meine Worte bei Minho ankamen und wie er sich kurz Zeit ließ bis er antwortete. ,,Wir können deine Familie sein.", bot er mir mit ehrlichen Augen an, ,,du brauchst ihn nicht. Es hat sich weniger verändert als du glauben magst."
Er zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. ,,Was würde ich nur ohne dich tun?", fragte ich leise und folgte ihm mit meinem Blick, als er sich hinlegte. Es war keine Frage auf welche man eine Antwort brauchte. Ich legte mich zu ihm. ,,Ich glaube der Tag an dem du mich aufgesucht hast war der beste in meinem Leben." Langsam legte ich meinen Kopf auf seine sich hebende und senkende Brust. Meine Hand lag dabei teilweise unter meiner Wange. Er legte seinen Arm um mich, um mir zu verdeutlichen, dass ich so liegen bleiben konnte. ,,Du glaubst?" ,,Nein, ich weiß."
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Mir fiel es so verdammt schwer Namen zu finden, dass glaubt ihr mir gar nicht. Der Kerl hieß ja nicht umsonst den ersten Teil der Story nur Mann, da ich einfach nicht wusste was für einen Namen ich ihm geben sollte. Normalerweise nimmt man ja immer ein anderes Idol aber in diese Rolle wollte ich wirklich keinen stecken xD
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next to time - Minsung
FanfictionNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...