Dies bestätigte mir der Anblick von dem schlafenden Jungen zu meiner linken. Ich kannte ihn nicht und er genauso wenig mich. All die Jahre hatte ich Acht gegeben, alles daran gesetzt keinem zu vertrauen außer mir selber und jetzt sollte ich neben ihm zu Bett gehen? Es war falsch und egal wie sehr ich mir wünschte, ich würde anders denken, tat ich es nicht. Am liebsten wäre ich direkt abgehauen, als das Gespräch von ihnen mein Trommelfell erreicht hatte. Sonderlich viel davon verstanden hatte ich nämlich nicht, doch dies nicht aufgrund der Lautstärke sondern einzig und allein der Information wegen, welche sich mir offenbart hatte. Ich verstand es nicht. Und ich nahm an es wäre auch nicht wichtig es zu versuchen, denn ich konnte längst weg sein, bevor überhaupt bemerkt wurde, dass ich verschwunden war. Zumindest sah so der Plan aus, welchen ich die Nacht über ausgeheckt hatte.
Also rutschte ich langsam und vor allem leise zum Fußende des Bettes und ließ die Decke neben Minho zurück. Mein Kopf warf einen letzten Blick auf seinen friedlichen und zu meinem Vorteil tiefen Schlaf. Meine Gefühle waren gemischt dabei einfach zu gehen, schließlich hatte er mich gerettet. Er war der Grund dafür, warum ich nicht bei irgendwelchen Männern im Keller lag und dennoch ging ich ohne mich erneut zu bedanken. Es fühlte sich grausam an. Doch ich war schon immer ein Einzelgänger gewesen, natürlich nur mehr oder weniger freiwillig, denn hätte ich Freunde gehabt wäre es sicherlich anders gekommen. Dennoch war ich mir in einem sicher, als ich den Wohnwagen auf leisen Füßen verließ und hastig in meine Schuhe schlüpfte; Ich würde es alleine schaffen. Es war schon immer so gewesen.
Und als ich über die Lichtung huschte, strahlten die ersten Sonnenstrahlen über der Waldkrone hinweg und erleuchteten meinen Weg. Es schien mich keiner bemerkt zu haben und dennoch waren meine Schritte schnell. Schnell für meine Verhältnisse, viel Kraft hatte ich noch immer nicht, dafür aber Durchsetzungsvermögen. Und ich fragte mich ob ich innerlich nur darauf wartete von jemandem eingeholt zu werden um dem zu entkommen was vor mir liegen würde. Ich wusste es nämlich selber nicht.
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Mit der Zeit wurde ich müde und als bereits die ein oder andere Stunde vergangen war, wurde ich immer langsamer. Der Wald schien kein Ende zu nehmen und ich begann Panik zu schieben, dass ich im Kreis gelaufen war. Die eindeutige Veränderung der Bodenbeschaffenheit aber verdeutlichte mir, dass dies nicht der Fall sein konnte. Und es verging noch etwas Zeit, bis wie aus dem nichts derjenige neben mir auftauchte, vor welchem ich gerade am weglaufen war. Das wie aus dem nichts, konnte man bei ihm natürlich wortwörtlich nehmen. Vor Schreck sprang ich beinahe einen Schritt zur Seite und verdunkelte meine Miene augenblicklich. Ich blieb nicht stehen, sondern lief einfach weiter, würdigte ihm keines Blickes, obwohl er schockiert davon zu sein schien, dass er mich gefunden hatte. Das sagte mir der Fakt, ihn nicht direkt folgen zu hören.
,,Wo gehts hin?", vernahm ich schließlich seine Stimme und lief mit zu Boden gesenktem Blick weiter, achtete darauf nicht zu stolpern und wusste innerlich bereits, dass ich nicht vor ihm flüchten konnte. So antwortete ich nicht und motivierte ihn offensichtlich dazu mich abzubremsen, indem er von hinter mir verschwand und vor mir wieder auftauchte. Recht unabsichtlich flog mein Blick dabei nach oben und ließ mich nur kurz aufschnaufen und kühl antworten. ,,Weg.", murmelte ich also ausdrucksstark. Ich machte einen Bogen um den dunkelhaarigen und lief weiter. ,,Weg?", bannte sich seine Stimme einen Weg zu mir, ,,sag nicht du hast einen besseren Ort gefunden um wieder auf die Beine zu kommen." Mittlerweile stampfte ich schon vor dem größeren davon. ,,Ich bin doch auf den Beinen.", murrte ich ihm als Antwort schlagfertig entgegen.
,,Du weißt wie ich das meine.", brummte er und hatte selbst mit seiner Kraft Schwierigkeiten hinter mir her zu eilen, ,,guck dich doch an." Mein nichtssagender Blick huschte kurz zu ihm. ,,Danke.", sagte ich und wusste nicht ob ich insgeheim wirklich gekränkt sein wollte. Ich wusste wie schrecklich heruntergekommen ich aussah und dennoch war es wie ein Schlag ins Gesicht es aus seinem Mund zu hören. ,,So war das doch nicht gemeint.", behauptete Minho und seufzte laut, ,,jetzt bleib schon stehen." Ich tat ihm den Gefallen nicht. ,,Warum willst du so plötzlich doch weg?" Ich brauchte etwas um das in Erinnerung zu rufen, was tatsächlich dafür verantwortlich war. ,,Hey Jisung, ich bin Minho.", wiederholte ich seine Worte mit einem lächerlichen Unterton und stapfte mit großen Schritten vor ihm davon, ließ den wichtigsten Teil seiner Argumentation aus, da er mich mit Abstand am meisten verwirrt hatte, und führte fort, ,,ach übrigens, einer meiner Freunde kann dich mit seinem kleinen Finger erwürgen und wenn du nicht mitkommst, wird er dies sicherlich tun." Im laufen drehte ich mich für einen winzigen Moment zu ihm um. ,,Aber glaub mir, wir sind die guten."
Ich spitzte meine Ohren, in der Hoffnung eine Reaktion zu bekommen welche mich schlauer werden ließ, doch das einzige was ich vernehmen konnte, war sein erneutes Fluchen. ,,Das solltest du nicht hören.", stellte er fest und kam mit einem Schwung wieder näher. ,,Ach was du nicht sagst.", verließen die Worte mich unbeeindruckt. ,,Ich hätte dir sofort alles erklären sollen.", bemerkte er lauter um zu mir durchzudringen, doch ich lief noch immer davon, ,,wenn du endlich stehen bleiben würdest-" Er brach ab und atmete laut und erschöpft auf. Das viele teleportieren schien ihm, besonders nach dem gestrigen Tag, nicht so leicht zu fallen wie er es sich erhofft hatte. ,,Wenn du mir keine andere Wahl lässt.", murmelte er also und machte mir mit diesen Worten mehr Angst als mir lieb war. Das einzige was jedoch passierte war, dass es für einen kleinen Moment still wurde.
Gefolgt von diesem jedoch hörte ich Schritte, schnelle Schritte, gefolgt von seinen Armen um meinen Rücken und bevor ich mich versehen konnte, waren wir schon wieder an einem anderen Ort. Ich begann ihn dafür zu verfluchen so eine verdammt praktische Kraft zu besitzen. Als ich also wieder festen Boden unter den Füßen hatte, befand ich mich in dem kleinen Wohnwagen. Bockigkeit kam in mir hoch, schließlich schien ich den ganzen Weg am Morgen umsonst gemacht zu haben. Als ich aufstehen wollte, mit dem Ziel erneut das Weite zu suchen, egal wie wenig es bringen würde, befand sich der dunkelhaarige schon an der Tür und versperrte mir den Ausgang. ,,Hör mir zu.", sagte er deutlich und musterte mich eindringlich, ,,wenn du dann immer noch gehen willst, nur zu." Unsere Augen trafen aufeinander. ,,Aber bitte lass es mich erst erklären."
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Morgen gibt's endlich ein paar Antworten für Jisung, yay :)
Danke fürs lesen!
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next to time - Minsung
FanfictionNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...