-Minho pov-
Nachdem die Zeit wieder wie gewöhnlich ihren Lauf nahm, versteckte ich mich wo es nur ging. Ich war lange nicht mehr so richtig unter Menschen unterwegs gewesen. Zumindest nicht unter Menschen, abgesehen von den sechs, mit welchen ich tagtäglich zu tun hatte. Die Jahre waren vergangen und mittlerweile kannte ich die meisten von ihnen schon fast mein halbes Leben. Okay, der Ausdruck war vielleicht etwas übertrieben. Chan und Seungmin hatten mich aufgesucht da war ich gerade vierzehn. Es waren seit dem fast sechs Jahre vergangen und wir hatten die anderen vier nach und nach gefunden. Das Jisung dazu gehören würde, war mir seit dem ersten Moment klar, als ich ihn sah. Eigentlich war es mein Plan gewesen ihn direkt in das einzuweihen was wir waren, vorhatten und ihn gebeten mitzukommen. Oder es ihm zumindest angeboten.
Sein Versuch mich loszuwerden jedoch hatte gut funktioniert. So entschied ich mich dazu ihm zu folgen. Durch die vielen kleinen Sprünge welche ich von Ort zu Ort machte um keine Straßen überqueren zu müssen, war auch ich am Ende meiner Kräfte, als es dunkel wurde. Egal wie oft ich auch versuchte herauszufinden was ihm widerfahren sein könnte, kam ich zu keinem Entschluss. In unserem Gespräch hatte er Misstrauen gezeigt, was ich ihm jedoch keinesfalls übel nahm. Wir kannten uns schließlich kaum, eigentlich gar nicht. Außerdem hatte ich den Prozess eine Person aus der grundlegenden Angst und Furcht vor anderen Menschen herauszuholen mittlerweile öfter erlebt. Als ich von Chan und Seungmin aus meinem Heim gefischt wurde, ging es mir nicht anders. Genauso wie Felix, welcher mit Abstand am meisten Zeit in Anspruch genommen hatte, bis er uns überhaupt soweit vertraute das er nicht mehr daran festhielt, dass wir sein Essen vergiften würden. Jedoch zeigten Jisungs Augen auch diese Angst. Angst vor etwas, was er erleben musste und nicht verdient hatte.
Ich war mir sicher ich hatte recht mit meiner Vermutung, wir hätten uns zu schämen darauf zu beruhen, dass wir nur zu siebt wären. Schließlich waren wir es nicht. Offensichtlich hatte auch er überlebt. Doch ich wusste ich war nicht der einzige der sich darüber Gedanken machte, auch die anderen würden sich schlecht fühlen, ihn all die Jahre nicht aufgesucht zu haben, selbst wenn nur aus dem Grund, dass wir es nicht besser wussten. Auf der Suche nach ihm hatte ich mir eingeredet er hätte vielleicht ein schönes Leben gehabt und das was Seungmin in seiner Vision gesehen hatte, war bloß ein einzelner Aussetzer. Immerhin wusste er eigentlich nur über schlimme Dinge bescheid. Wäre ja auch tragisch, wenn er im Voraus sehen würde, wie unser Pärchen übereinander herfiel. Ich glaubte fest daran, dass Seungmin auch in diesem Falle versuchen würde das ganze zu verhindern, einzig und allein als Strafe, dass er es mit ansehen müsste. Lustig machen wollte ich mich über seine Gabe aber keineswegs. Sie war uns schon zu oft hilfreich gewesen und verhinderte schlimme Dinge, von welchen wir im Voraus Wind bekamen.
Scheinbar hatte sie das Leid dieses Jungen aber nicht verhindern können. Seine Lippe war mit Sicherheit aufgeschlagen worden und sein linkes Auge hatte auch keinen schönen Anblick gehabt. Was sich unter seinen Anziehsachen verbarg mochte ich mir gar nicht vorstellen. Er saß den Rest des Tages beinahe vollkommen regungslos und still auf einem Grasstreifen, blickte hin und wieder in der Gegend herum und stand in der Dämmerung auf. Ich nahm an er sei an einen Ort unterwegs, an welchem er schlafen würde. Wenn es kein Zuhause wäre, dann zumindest ein Heim, doch es war keines von beidem. Er legte sich auf eine Bank.
Der Anblick tat wirklich weh und könnte ich, hätte ich ihn genommen und sofortig zu uns gebracht. Dies stellte sich jedoch als schwierig heraus, denn die lange Hinreise für mich addiert mit den vielen kleinen Sprüngen ließ mich wissen, dass ich es an diesem Tag nicht einmal mehr alleine zurück schaffen würde, auf keinen Fall zu zweit. Sein dünner Körper lag zusammengekauert auf der kurzen Bank und verwunderlicher Weise schien er recht schnell eingeschlafen zu sein. Mit dem Willen meine Kraft auf den letzten Funken aufzubrauchen, stand ich im nächsten Moment neben ihm, in der Hoffnung es würde mich keiner bemerken. Sorgfältig musterte ich ihn und murmelte nur leise und besorgt, als ich mich neben der Bank auf den Boden setzte. ,,Du kannst doch nicht einfach hier schlafen." Meine Worte trugen Verzweiflung in sich, denn was auch immer er durchgemacht haben musste, es schien nichts gutes zu sein.
-Jisung pov-
Als ich im Morgengrauen wach wurde, wunderte ich mich überhaupt geschlafen zu haben, denn die Tage zuvor hatte es mir schwer gefallen. Ich würde es nicht darauf schieben, dass das Bett auf welchem ich sonst schlief gemütlicher war, zumal dies nicht der Fall war, sondern eher darauf, dass ich Probleme hatte einzuschlafen, bei dem Gedanken in der Öffentlichkeit zu liegen. Als ich mich aufsetzte schmerzte mein Kopf noch immer. Offensichtlich war die Spanne gestern eine zu lange gewesen, dazu kam noch, dass ich erst seit drei Tagen wusste, dass es mir überhaupt möglich war die Zeit anzuhalten. Vielleicht sollte ich es etwas langsamer angehen lassen.
So stand ich auf und lief mit recht gemütlichen Schritten die Straße entlang. Es fühlte sich sinnlos an einfach nur in der Gegend herum zu laufen, doch ich nahm mir vor es so lange zu tun, bis mir etwas besseres einfiel. Den ganzen Tag auf einer Bank sitzen kam für mich auch nicht in Frage. Dabei konnte ich weder zurück ins Heim, wenn ich das was ich erleben musste ein weiteres Mal verhindern wollte und zusätzlich eine Erklärung auftischen musste, wie ich den beiden Männern entkommen war. Als Minho nämlich sagte, dass ich aufzupassen hatte, wo ich beim anhalten und weiterlaufen der Zeit aufhielt, bemerkte ich das ich den ersten Fehler bereits gemacht hatte. Schuldig dafür fühlte ich mich jedoch nicht, sollten die beiden ruhig verrückt werden bei dem Gedanken, wie ich plötzlich verschwunden war. Es kümmerte mich nicht.
Die Sonne wollte gerade hinter dem Horizont hervor kommen und die Stadt in einem angenehmen orange färben, da hörte ich einzelne Schritte. Sie waren so nah, dass ich mich umblickte und weiter lief, darauf aus von ihnen weg zu laufen, doch ich lief geradewegs auf sie zu. ,,Na wen haben wir denn da?", ertönte eine spielerische, mir bekannte tiefe Stimme und ließ mir nicht einmal Zeit zum nachdenken, bevor mich die zugehörige Hand von der Straße zog.
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Etwas was mir auch beim schreiben sehr gefällt ist, dass es keine langweiligen Kapitel zwischen den spannenden geben muss, sondern alles recht flüssig und schnell aufeinander folgt. Deswegen lernen sich alle jetzt auch recht schnell kennen, yay :)
Danke fürs lesen ^^

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next to time - Minsung
FanfictionNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...