Nachdem Minho verschwunden war tat ich das selbe. Schließlich war mir unklar wie ich weiterhelfen konnte ohne bei ihm zu sein. Ein Gespräch würde Hyunjin bestimmt nicht mit ausgerechnet mir führen wollen und außerdem wollte ich den anderen von seiner Unschuld überzeugen. Wegen mir sollten keine Streitereien ausbrechen. Ich nahm an ihn auf einfachstem Weg im Wohnwagen zu finden, was tatsächlich auch der Fall war. Kurz blieb ich in der Tür stehen und musterte ihn, wie er die wenigen Meter Platz ausnutze um von links nach rechts zu gehen. Langsam zog ich die Tür zu und erlangte somit seine Aufmerksamkeit. ,,Er kann nichts dafür, das weißt du.", stellte ich fest und blieb angelehnt an der Tür stehen. Erst setzte er nicht an zu antworten, tat es dann aber doch. ,,Er hätte es uns sagen müssen, Jisung wir sagen uns einfach alles.", murmelte er nur noch weniger aufgebracht, ,,wir hätten zusammen entscheiden können was wir mit der Information hätten machen können. Doch er hat uns die Möglichkeit gar nicht gegeben."
Ich schwieg eine Weile. Der Gedanke war nachvollziehbar und machte mich zeitgleich auf das Aufmerksam was ich ihnen allen verschwieg. Allen bis auf Seungmin, welcher sogar eher bescheid wusste, als es passiert war. ,,Es hätte nichts geändert.", bemerkte ich und folgte ihm die ganze Zeit mit meinem Blick, ,,ihr hättet mich nicht gefunden. Außerdem wäre ich dann nie in die Situation gekommen, in welcher ich die Zeit angehalten habe. Ich könnte nichts. Ich wäre euch keine Hilfe." Sein Kopf schellte hoch. ,,Es wäre sicherlich etwas anderes passiert- ich- ich hätte dir so gerne schon eher geholfen.", sagte er mit leicht unsicherer Stimme, ,,ich habe mich seit dem Tag an dem wir es erfahren haben verantwortlich gefühlt. So sehr, dass ich alleine los gezogen bin. Und jetzt sagt er mir er wusste es schon viel eher?" Er ließ sich auf die Kante des Bettes fallen, ich schmunzelte nur leicht. Er schickte einen fragenden Blick zu mir auf den Weg.
,,Du hast dich schuldig gefühlt, obwohl du doch derjenige warst, welcher all dem Leid ein Ende gesetzt hat?", lachte ich leicht und verlagerte mein Gewicht von der Tür aus wieder auf meine eigenen Beine, ,,ich verstehe dich nicht. Wirklich nicht." Meine Schritte trugen mich zu ihm, woraufhin ich mich neben ihn fallen ließ. Mein Blick wich ins leere über. ,,Aber ich hätte vielleicht-" ,,Was vergangen ist, ist vergangen.", unterbrach ich ihn vorsichtig und fügte hinzu, ,,selbst wenn du wollen würdest könntest du es nicht mehr ändern. Und Hyunjin auch nicht." Er seufzte leise. ,,Du hast recht.", murmelte er und stand plötzlich auf. Mein Augenmerk wanderte zu ihm. ,,Wenn wir das vergangene schon nicht ändern können, machen wir wenigstens etwas aus der Zukunft." Verwundert, woher der Sinneswandel kam blinzelte ich. ,,Lust schwimmen zu gehen?"
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Seit dem Tag an welchem wir in der Stadt gewesen waren, war schon etwas Zeit verstrichen. Somit war es etwa eine Woche her, seitdem ich hier war und es gefiel mir unerwartet gut. Durch die Gespräche welche ich aber ab und zu mitbekam wusste ich, dass es unmöglich auf ewig so bleiben konnte. Es würde etwas auf uns zu kommen. Etwas unschönes. Nachdem Minho aber einfach ohne weiter auf eine Antwort zu warten meine Hand packte und mich mithilfe seiner Kraft an einen anderen Ort brachte, war dieser alles andere als unschön. Es dauerte einen Moment bis ich realisierte, dass ich nicht mehr entspannt auf dem Bett saß, sondern mitten im Wald vor einem sich endlos lang erstreckendem See stand. ,,Wow-", murmelte ich leise und trat ein paar langsame Schritte näher heran, weswegen ich Minho vollkommen unbeachtet zurückließ. Der Boden unter meinen Füßen war trocken und durch die warme Sommerluft wehte eine stille Brise ein paar verwelkte Blätter auf. Es knackte unter meinem Gewicht ab und zu, doch als ich am Wasserrand zum stehen kam, war das einzig zu hörende Geräusch ein paar Vögel, sowie die Geräusche welche sie hinterließen, wenn sie auf dem Wasser landeten und wieder abhoben.
Das Wasser war weder klar noch sonderlich trüb, es war eine gesunde Mischung aus beidem, wobei in der Nähe des Ufers einzelne Seerosen sich ihren Weg an die Oberfläche gesucht hatten und ein bisschen Schilf den Blick auf das Wasser einschränkte. Im ganzen betrachtet rundete sich das ganze durch die Bäume, welche am Rand und auch überall sonst in der Umgebung der Wasserfläche standen ab, denn sie wuchsen hoch hinaus und ragten an der ein oder anderen Stelle weit über den Wasserstand hinaus. ,,Das ist-", flüsterte ich in mich hinein und blickte plötzlich entsetzt zu dem anderen, welcher zu meiner rechten zum stehen kam, ,,wir haben doch gesagt du verschleppst mich nicht mehr einfach ohne zu fragen!" Empört boxte ich ihm leicht gegen die Schulter, er lachte nur. ,,Gefällt es dir hier nicht?", erwiderte er nur und lächelte noch immer. Eingeschnappt flog mein Blick wieder auf das vor mir liegende. ,,Doch.", stellte ich fest, ,,das war es auf jeden Fall wert."
,,Das war es doch noch nicht.", stellte er fest und schlüpfte aus seinen Schuhen, ,,los." Er blickte auffordernd zu mir. ,,Oder kannst du nicht schwimmen?" Schneller überzeugt als erwartet, befreite auch ich mich von meinen Schuhen. ,,Und ob ich schwimmen kann.", stellte ich selbstbewusst fest und konnte das kleine Lächeln was mein Gesicht eroberte nicht verdrängen. Als wir uns von dem nötigsten befreit hatten, blieb logischerweise noch das übrig, welches man als Junge problemlos als Badehose umfunktionieren konnte. Sonderlich viel interessieren tat es uns nicht, schließlich lebten wir mehr oder weniger in einem Raum und unser Anblick war nichts vollkommen neues. Außerdem befanden wir uns, bevor ich geschweige denn er überhaupt dazu gekommen wäre einen Blick auf den anderen zu werfen, bereits im Wasser. Ganz gesund sah ich noch immer nicht aus, doch es war mittlerweile besser zu ertragen. Aus dem einen Grund, dass es nicht mehr schmerzte und aus dem weiteren, da es nicht mehr so auffiel.
Die ersten Schritte in das kalte Wasser sorgten sofort dafür, dass sich das schwitzige Gefühl eines Sommertages löste und mein Gefühl mir sagte die Abkühlung würde auch reichen ohne weiter als bis zu den Knien in das Wasser zu treten. Da ich mich aber dafür entschied gleich auf einmal das ganze hinter mich zu bringen, quietschte ich leicht auf, als das kalte Wasser auch meinen Oberkörper berührte. Meinen entspannten Begleiter amüsierte das ganze nur. Als ich schließlich meinen Willen zusammennahm und kurz untertauchte, fühlte ich ein Gefühl, welches ich erst die wenigen Male, welche ich schwimmen gewesen war vernehmen konnte. Es fühlte sich frei an. Frei und lebendig.
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Irgendwie will ich diesen See auch gerne besuchen :(
Danke fürs lesen!
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next to time - Minsung
FanfictionNachdem sieben Jungen welche als Kinder in Forschungseinrichtungen Experimenten unterzogen wurden zusammenfanden, versteckten sie sich vor ihrem nahezu unausweichlichem Schicksal. Als ihnen bewusst wurde, dass sie all die Jahre jemanden übersehen ha...