nineteen

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,,Ich bin mir sicher das wird sie nicht tun.", vernahm ich Minhos Stimme von hinter mir und drehte mich zu ihm um. Er trug eine Tasche bei sich, welche er neben mir zu Boden legte. Ich nahm an es waren Lebensmittel im inneren. Changbin schnaubte nur entgeistert und kam zu meiner Erleichterung endlich von der Straße herunter. Bevor ich mich versehen konnte, war Minho schon wieder verschwunden. Der Vorgang wiederholte sich ein paar Male, bis der Berg an Lebensmitteln immer größer wurde. Ich begann mich zu fragen, wie wir all das zum Lager bekommen sollten, ich war mir sicher Minho könnte keine zehn Male problemlos hin und her pendeln, nachdem er dies schon aus dem Laden gebracht hatte. Als dieser nach einem weiteren Mal nicht wieder verschwand, nahm ich an das war es gewesen, wobei von Felix keine Spur war. ,,Fertig?", fragte Changbin nur und bekam ein Nicken als Antwort. Er begann damit ein paar der Taschen umzusortieren, indem er sich hinhockte und überfordert versuchte das ganze auf kleinerem Platz zu verstauen. Ich hingegen hielt noch immer verdutzt nach dem blonden Ausschau.

,,Du brauchst ihn nicht suchen.", flüsterte Minho mir plötzlich ins Ohr und erschrak mich, da er zuvor weiter weg von mir gestanden hatte, ,,er steht direkt neben dir." Schnell wich mein Blick zu meiner rechten, wo rein gar nichts zu sehen war und folglich wieder zu Minho, welcher ein Lachen zurückhielt. Als ich das gleiche nochmal tat, stand der blonde tatsächlich neben mir und sorgte dafür, dass ich erschrocken einen Schritt von ihm Weg machte und gegen den dunkelhaarigen stoß, welcher mit seinen Händen dafür sorgte, dass ich nicht umfiel. Dieser Fakt würde mich womöglich mehr interessieren, wäre nicht gerade das passiert, was geschehen war. Meine großen Augen musterten Felix. Das ganze hatte etwas von einem Jumpscare in einem der Horrorfilme, welche ich so sehr hasste. Schließlich erschrak ich mich echt vor allem. ,,Ich beginne es zu genießen dir noch nicht gesagt zu haben, was die anderen können.", stellte Minho fest und grinste. Bockig löste ich mich von seinen Armen, welche zuvor noch provisorisch und stützend an meiner einen Schulter und am anderen Arm gelegen hatten. ,,Unsichtbarkeit.", zwinkerte mir Felix entgegen und lächelte leicht, ,,falls du dich gefragt hast wie das möglich ist." Er lief zu Changbin und begann ihm bei seinem Umsortieren zu helfen. ,,Ich habe längst damit angefangen zu ignorieren, was ich für unmöglich gehalten hatte.", murmelte ich als Antwort und verschränkte meine Arme vor meinem Oberkörper. ,,Ist wahrscheinlich auch besser so.", stimmte mir der immer noch neben mir stehende zu.

,,Ich weiß ja nicht wie lange ihr da unten noch braucht.", murmelte ich nach ein paar weiteren Minuten und begann bereits unbewusst zu schwitzen, da ich nicht mehr allzu lange durchhalten konnte, die Zeit jedoch auch nicht weiter laufen lassen wollte, während wir am Straßenrand hockten, als hätten wir den gesamten Essensvorrat eines Supermarktes geklaut. Da dies ja so gesehen der Wahrheit entsprach natürlich erst recht nicht. ,,Aber es wäre schön wenn es nicht mehr allzu lange dauern würde.", sagte ich und brach am Ende des Satzes bereits ab um mich darauf zu konzentrieren der Bitte in meinem Kopf nicht nachzugehen. Angespannt schloss ich die Augen. ,,Alles gut?", fragte Minho verwundert und schien sich ebenso wie ich zu fragen, warum es von jetzt auf gleich schneller gehen musste. Er trat vor mich und musterte mich. ,,Ihr solltet euch wirklich beeilen.", kam er zu dem Entschluss und runzelte besorgt die Stirn, als ich meine Augen wieder öffnete. ,,Ist immer so.", versicherte ich ihm und begann mich abzulenken, indem ich mit meinem Fuß auf den Boden tippte. Diesmal war es kein stechender Schmerz, sondern viel mehr ein druckartiges Gefühl, welches meinen Kopf beinahe zum explodieren brachte.

,,Einen Moment noch.", sprach Changbin nun auch etwas gehetzt und stand bereits auf. Schnell schwang er sich die vollen Taschen allesamt auf den Rücken und machte dennoch schnelle Schritte in Richtung des Waldes, aus welchem wir kamen. Kurze Zeit war ich wie gelähmt dabei mich darauf zu konzentrieren es weiter durchzuhalten, sodass ich nicht ansetzte zu folgen, als auch Minho sich auf den Weg hinter Changbin und Felix her machte. Als ich es jedoch realisierte, wollte ich aufholen, wurde jedoch bereits von Minhos Hand gepackt. Mit einem Mal befanden wir uns im Wald und als ich es verstand, ging ich dem Zwang in meinem inneren endlich nach. Meine Handballen rieben erschöpft meine Augen, als ich mit einem Seufzen wieder aufatmen konnte. Die Aufmerksamkeit der drei lag auf mir, als ich hochblickte. ,,Lasst mich das nie wieder so lange machen.", murmelte ich zu ihrer Entwarnung leise. Sie blieben dennoch noch eine Weile stehen und schienen, ganz besonders der braunhaarige, mich zu mustern. ,,Geht es?", fragte er und ließ seine Augen noch immer nicht von mir weichen. Unter diesem Schimmer fühlte ich mich merkwürdig, denn ich hatte keine Ahnung wie er zuzuordnen war. So hatte mich noch nie jemand angeschaut. Es war so, als würde er sich wirklich sorgen, dass es mir nicht gut gehen würde. Ich nickte vorsichtig.

Wir machten uns mit langsamen Schritten auf den Rückweg. ,,Sorry.", entschuldigte sich der schwer beladene und drehte seinen Kopf kurz zu mir, ,,ich hätte mich beeilen sollen." ,,Schon gut.", versicherte ich ihm und zog meine Mundwinkel kurz in die Höhe, ,,ich hätte auch eher sagen können, dass ich es nicht auf ewig so durchhalte." Kurz kehrte wieder Stille ein und das einzige was zu hören war, war das Geräusch der unter unseren Füßen knackenden Äste. ,,Hat das auch was mit einer Kraft zu tun?", fragte ich also neugierig und betonte das das so, dass Changbin bemerkte was ich damit meinte, ,,ich würde kaum eine der Taschen schaffen." Kurz überdachte ich meine Aussage. ,,Dafür müsstest du auch erstmal zulegen.", stellte er erstaunlich ernst fest, ,,so würde ich mich sogar schlecht fühlen dich eine halbe tragen zu lassen." Verwundert blickte ich an mir selbst herunter. Als so dünn hatte ich mich selbst nie wahrgenommen. Natürlich lagen Welten zwischen Changbin und mir, gebrechlich hatte ich mich aber noch nie gefühlt. Wobei mein Körper da wahrscheinlich anderer Meinung war.

,,Ja, hat es.", beantwortete er mir meine Frage dennoch, ging aber nicht weiter darauf ein. Ich bekam das Gefühl es machte ihnen tatsächlich Spaß mich im dunkeln tappen zu lassen und dennoch kam ich mit einem kleinen Lächeln im Gesicht wieder an der Lichtung an. Denn ich musste mir eingestehen, dass der vergangene Tag mir mehr Spaß bereitet hatte, als mein gesamtes vorheriges Leben. Ich fühlte mich hier keines Wegs wie ein Außenseiter oder jemand, welcher nicht ins Bild passen würde. Und das obwohl ich am vorherigen Tag noch verschwinden wollte. Ganz im Gegenteil hatte ich nun das Gefühl ich passte hervorragend herein. Es fiel mir bloß schwer diesen Fakt zu akzeptieren. 

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Felix und Unsichtbarkeit- schon wieder schlauer geworden xD

Danke fürs lesen!

next to time - MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt