Kapitel 12: Glück

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Während er sich für Stunden das Hirn zermarterte und in der Dunkelheit stand und sich für alles verfluchte, was er allein ihr angetan hatte, allein in den letzten Stunden, lag Hermine in ihrem Bett, versuchte Schlaf zu finden, was ihr wieder einmal mehr als schwerfiel.
Unzählige Versuche, unzähliges Schafe Zählen später gelang es ihr schließlich, wurde aber in unruhige Träume gezogen, die nicht besser waren als die auslaugende Schlaflosigkeit.

Gerädert wachte sie am nächsten Morgen auf, strich sich die verwuschelten Locken nach hinten und atmete tief durch, sie war genauso ratlos wie am vergangenen Abend.
Was soll sie von dem Ganzen halten?
Auf der einen Seite hoffte sie, dass er am besten jetzt wiederkäme, auf der anderen Seite machte es sie furchtbar nervös, dass er wirklich einfach so reinspazieren konnte, wie er wollte, ohne, dass ihn ein Schutzzauber aufhielt oder eine Lehrperson hier sah.
Als würde man Rauch mit bloßen Händen fangen wollen.
Denn wenn er es schaffte, dann würden es auch andere schaffen.
Oder?
„Das ist doch alles wahnsinnig", nuschelte sie, warf die Decke von sich, stand auf, ging ins Bad und nahm eine lange heiße Dusche, von der sie hoffte, dass sie danach wieder ein wenig klarer sehen würde.

Der Tag startete auf schlechteste Weise für Hermine, Zaubertränke bei Slughorn.
Hatte sie früher dieses Fach wirklich gemocht, war es für sie fast nur noch eine Qual.
Der Unterricht bei ihm war anders als bei Snape, es war zwar entspannter, aber irgendwie auch uninformativer, er ließ sie still für sich die Tränke mit den Anweisungen aus dem Buch brauen.
Snape hielt nichts von den Lehrbüchern, bei ihm brauten sie die Tränke stets nach seinen Angaben und hier und da hatte er noch die eine oder andere wichtige Information, die Hermine jedes Mal aufsog wie ein Schwamm.
Sie vermisst Snape als Zaubertränkeprofessor und hätte sie dieses Geheimnis ihren Freunden verraten, hätten diese mit ziemlicher Gewissheit an ihrer geistigen Gesundheit gezweifelt.

Harry glänzte natürlich wie immer, seit er dieses Buch benutzte mit den handschriftlichen Verbesserungen war er der Star des Kurses, was Hermine wirklich übel aufstieß, vor allem weil er nicht durch eigenes Talent so gut war, sondern durch Betrug, woran sie ihn immer wieder erinnerte, was ihn aber nicht im Geringsten zu interessieren schien.
Auch Ron unterstützte ihn in seinem Tun und so gab sie sich geschlagen.

Die restlichen Stunden verliefen ohne weitere Probleme, McGonagall und auch Flitwick gaben ihnen eine Menge Hausaufgaben auf, die sie sofort nach der letzten Stunde in der Bibliothek erledigte und dann ruhigen Gewissens zum Abendessen in die Große Halle ging.
„Wo warst du wieder den ganzen Tag?", fragte Ginny, sah sie fast anklagend an.
„Ich hab Hausaufgaben gemacht.", Hermine zuckte mit den Schultern.
„Du bist schon fertig damit?", Ron sah fassungslos über sie, „Das kann man doch gar nicht an einem Tag schaffen alles..."
„Wenn man konzentriert arbeitet dann kann man das, Ronald.", warf ihm einen vielsagenden Blick zu, dieser schüttelte nur den Kopf, nuschelte dann etwas in sein Essen.
„Wo ist Harry?", wollte Hermine stattdessen wissen, er saß nicht am Tisch.
„Ich glaube Dumbledore wollte ihn sprechen", Ginnys Blick glitt über den Lehrertisch, an dem Dumbledore wirklich fehlte.
„Mh...", ratlos folgte Hermine ihrem Blick, „ist irgendetwas passiert?", ihr Blick glitt automatisch zu Snape, der unbeirrt sein Abendessen zu sich nahm, wegen ihm konnte Harry offenbar nicht bei Dumbledore sein.
„Nicht, dass ich wüsste", sagte Ginny, sah dabei auffordernd zu ihrem Bruder, „oder hast du etwas mitbekommen?"
„Ich bin doch nicht sein Kindermädchen", gab er mit vollem Mund zurück, „keine Ahnung was Dumbledore von ihm will."
„Wie immer sehr hilfreich", sagte Hermine leise, aß dann ihren Nachtisch und verabschiedete sich wenig später von ihren Freunden, um eine weitere Nachsitz-Stunde bei Slughorn zu verbringen.

Pünktlich um 19 Uhr erschien sie in den Unterrichtsräumen, in denen Slughorn schon auf sie wartete.
„Ah, Miss Granger.", ein freundliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht, „Guten Abend."
„Guten Abend, Sir.", ein wenig verhaltener lächelte sie ebenfalls, ging weiter in den Raum.
„Wollen Sie den Trank der lebenden Toten erneut versuchen?", fragte der alte Zauberer, musterte die junge Frau vor ihm.
„Nun... Sir... da gibt es etwas, was ich Ihnen sagen muss...", fing sie an, vermied es ihn anzusehen, „ich... habe den Trank beim letzten Mal nicht vernichtet und aufgeräumt, so wie Sie angeordnet haben... ich... hab versucht ihn fertig zu brauen."
„Alleine?", fragte er empört, „Wissen Sie eigentlich, wie gefährlich dieser Trank ist?"
Sie senkte noch weiter den Kopf, „es tut mir leid, ich... weiß, dass es falsch war, aber ich wollte ihn so unbedingt fertig stellen...", sie nahm einen tiefen Atemzug, „aber er ist mir wieder nicht gelungen... bis Professor Snape dazu kam..."
„Severus war hier?", Slughorns Verwunderung war in seiner Stimme hörbar.
Hermine nickte, „nach einer kleinen Standpauke hat er mir dann geholfen den Trank zu Ende zu brauen.", mit diesen Worten hellte sich ihre Miene auf, sie war ihm immer noch dankbar dafür.

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