Kapitel 72: Glück und Wehmut

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Den Weg über bis zu dem abgelegenen Haus schwiegen sie, von der ständigen Vorsichtig angesteckt, sah auch Hermine sich einige Male um, diese bedrückende Stimmung außerhalb von Freds und Georges Laden war in diesem Teil der Winkelgasse beinahe greifbar.
Als sie an dem unscheinbaren Haus ankamen, zog Tonks den Zauberstab, betrat vorsichtig das Haus, welches sich in zwei Wohnungen aufteilte und nahm die Tür im Erdgeschoss, ließ einen Suchzauber durch die Räume gleiten und schloss dann, als alles sicher und alle in der Wohnung war die Tür, belegte sie wieder mit diversen Zaubern.
„Man kann heutzutage nie vorsichtig genug sein... die Todesser verfolgen immer öfter Auroren...", erklärte sie, zog ihre Jacke aus, hängte sie an einen Haken, nahm Hermine ihre ab und auch die Tasche mit den Einkäufen.
„Es ist schrecklich", Remus schüttelte den Kopf, sah besorgt aus dem Fenster, „Voldemorts Schrecken wird immer größer...", drehte sich dann angespannt zu seiner Freundin und ihrem Gast, „umso schöner ist es dich wohlauf zu sehen... auch wenn ich nicht verstehe, warum du nicht in Hogwarts bist.", ein anklagender und besorgter Blick legte sich auf sein Gesicht.
„Remus... entspann dich bitte...", Tonks ging zu ihm, streichelte über seine Wange, zog sein Gesicht sanft zu sich und legte ihre Lippen auf seine.

Es war das erste Mal, dass Hermine sah, wie die beiden Zärtlichkeiten austauschten.
Sie freute sich sehr für Remus und Tonks, er hatte eine Frau verdient, die ihn glücklich machte und Tonks hatte es wirklich verdient von diesem Liebeskummer befreit zu sein und in Remus hatte sie offenbar das perfekte Gegenstück gefunden.
Ein glückliches Lächeln legte sich auf Hermine, als sie die beiden beinahe schon verträumt musterte, gleichzeitig kam ihr der Gedanke, dass sie gerne ebenso offen ihre Gefühle ausleben würde.
Sie hätte vermutlich nie die Möglichkeit Severus so offen und entspannt vor Freunden zu küssen, auch wenn ihr immer klar war, dass diese Verbindung etwas geheimes war, in diesem Moment machte es sie umso trauriger, was auch Tonks und Remus bemerkten.
„Mine, alles ok?", Tonks suchte ihren Blick, streichelte vorsichtig über ihre Schulter, auch Remus schien besorgt, kramte ein Stück Schokolade aus seiner Jackentasche und drückte ihr es in die Hand.
Mit einem traurigen Lächeln musterte sie die Schokolade, ließ sich dann von Tonks auf die Couch setzen und knabberte an der Süßigkeit, Remus nahm den Sessel gegenüber in Beschlag.

„Willst du über irgendetwas reden?", fragte er vorsichtig, sah immer wieder zu Tonks, die ebenso ratlos war.
Hermine seufzte, „ich wüsste gar nicht wo ich anfangen sollte...", schüttelte leicht den Kopf, wie sollte sie das alles jemals in Worte fassen, wenn sie könnte?
„Ist es wegen Draco? Ist Harry immer noch der Meinung, dass er sich den Todessern angeschlossen hat?", fragte Remus weiter.
„Ich glaube er hat sogar recht damit, Remus... er ist fest davon überzeugt, dass Draco die Anschläge auf Dumbledore ausgeführt hat... und ich glaube auch damit hat er recht...", seufzte Hermine.
„Ein Todesser in Hogwarts", Tonks strich sich über die Stirn, „dabei ist das Schloss so gesichert."

„Es war auch gesichert, als Sirius auf freiem Fuß war.. und trotzdem hat niemand Peter bemerkt...", es fiel Remus immer noch schwer über Sirius zu reden, das sah Hermine ganz deutlich.
„Niemand bis auf Harry..", erinnerte sie ihn.
Remus nickte, „manchmal will man das Ganze auch einfach nicht wahrhaben... dass sich jemand diesem... ihm anschließt."
„War es damals so? Bei Pettigrew?", fragte Hermine leise, „Habt ihr gar nichts bemerkt?"
Er tauchte in Erinnerungen ab, war eine ganze Weile still und schüttelte dann den Kopf, „Peter war immer ein unscheinbarer Junge, die Aufmerksamkeit lag nie auf ihm, er war immer dabei, aber nie auch nur einmal der Mittelpunkt... vielleicht war das der Grund. Vielleicht haben wir ihm nie die Aufmerksamkeit gewidmet, die er verdient hatte... vielleicht wäre das alles nie passiert.", den letzten Teil flüsterte er.
Sowohl Tonks als auch Hermine saßen unbeweglich auf der Couch, „du gibst dir doch grade nicht selbst die Schuld, oder, Remus?", fragte Hermine, so hatte sie ihn noch nie erlebt.
„Es ist unsere Schuld... Peter war Teil unserer Gruppe... er war einer von uns, ein Rumtreiber... er war nie ein Eigenbrödler, so wie Severus... Severus war schon damals so an den dunklen Künsten interessiert, dass es für niemanden eine große Überraschung war, als er sich ihnen angeschlossen hat... oder vielleicht doch?", er stand auf, lief angespannt auf und ab, „Und ihm, ausgerechnet Severus, haben wir so viele Jahre Unrecht getan..."
„Severus ist nicht unschuldig nur weil er seit Jahren für Dumbledore spioniert", hielt Tonks nun dagegen, stellte sich ihm in den Weg, „warum rückst du ihn ins gute Licht und dich in das schlechte, als hättest du alles zu verantworten?"
„Du weißt nicht, wie es damals war, Tonks. Vielleicht wären weder Severus noch Peter zu den Todessern gewechselt, hätten wir sie damals anders behandelt."
„Vielleicht wäre alles trotzdem genauso gekommen", warf Hermine ein, „vielleicht war Peter einfach ein feiger kleiner Junge, der immer nach den stärksten Beschützern gesucht hat und als Voldemort immer stärker wurde, ist er nun einmal vom „sinkenden Schiff" geflohen, wie eine wahre Ratte. Und vielleicht wäre auch Snape trotzdem ein Todesser geworden, egal wie ihr ihn behandelt hättet, vielleicht wollte er einfach diesen dunklen Pfad erkunden und vielleicht musste er einfach diesen Fehler machen, um zu begreifen was wirklich wichtig ist!", ihr anfänglicher Einwand hatte sich zu einer passionierten Rede verwandelt, ließen eine schweigende Tonks und Remus zurück, die sich langsam wieder auf die Couch setzten.

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