Kapitel 100: Ein gewagter Plan

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Als es dunkel wurde drang ein Klopfen an ihr Ohr, ein wenig verwirrt sah sie auf, „ja?"
Die Tür öffnete sich ein Stück, „Hermine?", Mr. Granger schob vorsichtig den Kopf durch die Tür, „Kann ich reinkommen?"
„Klar", Hermine lächelte leicht, setzte sich ein wenig aufrechter hin, sah ihrem Vater dabei zu, wie er in den Raum trat, sich vorsichtig auf die Bettkante setzte und nach einem Thema zu suchen schien, welches er mit ihr besprechen wollte.
„Du siehst müde aus", meinte er vorsichtig, nutzte diese Aussage, um sie ausgiebig zu mustern.
„Es ist viel passiert... mir geht viel durch den Kopf", sagte sie ehrlich, sie wusste, dass sie ihrem Vater nichts vormachen konnte, er würde so lange bohren, bis sie mit der Sprache herausrücken würde.
„Du hast gesagt, dass es schon mal Krieg gab...", ein besorgter Blick huschte über sein Gesicht, „könnte es passieren... dass es... wieder dazu kommt?"
„Alles ist möglich...", ein freudloses Lächeln zuckte über Hermines Lippen, „mach dir keine Sorgen, Dad... es gibt genug Menschen, die alles dafür geben, dass es nicht so weit kommt.", dass der Krieg eigentlich schon längst begonnen hatte und immer mehr Opfer forderte, würde sie weder ihm noch ihrer Mutter erzählen.

Mr. Granger strich sich angespannt über den Nacken, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und faltete die Hände zusammen.
„Weißt du, was ich nicht verstehe?", er schien verbissen über etwas nachzudenken.
„Was denn, Dad?"
„Dass er euch alle so sehr blenden konnte...", er sah zu Hermine, „Snape... die ganzen Jahre über?"
Ein flaues Gefühl setzte sich in ihren Magen, „ich schätze... wir haben alle zu sehr an das Gute geglaubt...", versuchte Hermine zu erklären, „daran, dass Menschen sich ändern können...", traurig sah sie auf ihre Decke.
„Das klingt... als würdest du dir... die Schuld geben..", stellte Mr. Granger fest.
Sie fühlte eindeutig Schuld, aber aus anderen Gründen als von ihrem Vater vermutet, auch wenn seine Vermutungen ihre Geschichte zumindest zu einem gewissen Teil stützen würden, „wenn... ich aufmerksamer gewesen wäre... vielleicht hätte es nicht so weit kommen müssen..."
„Du hättest dich nur selbst in Gefahr gebracht...", er griff nach ihrer Hand, hielt sie fest in seinen, „wenn ich daran denke, dass ihr ihm schutzlos ausgeliefert wart...", er schüttelte den Kopf, malte sich gedanklich die schlimmsten Szenen aus.
„Er hat mir nichts getan, Dad.", da war sie wieder, dieses unangenehme Gefühl, welches immer weiter geschürt wurde durch diese aufgetischten, aber durchaus notwendigen Lügenmärchen, „Und das hätte er auch nicht."
„Hermine... er-"
„Er hat und hätte mir nichts getan...", wiederholte sie eindringlich, „das weiß ich. So ist er nicht.", stellte sich seinem Blick und für einen kurzen Augenblick dachte sie, dass ihr Vater hinter diese Worte steigen würde.

Nach einigen Momenten nickte Mr. Granger langsam, „also schön... dann ruh dich ein wenig aus..", er strich seiner Tochter sanft über den Kopf, gab ihr einen Kuss auf die Stirn, ließ ihre Hand los und nahm die Treppe nach unten.
Seufzend ließ Hermine sich zurück in ihr Bett sinken, zog die Strickjacke wieder näher um sich, der unruhige Blick wanderte eine Zeit lang umher, bis sie schließlich die Augen schloss und sich von einem traumlosen Schlaf trösten ließ.

Als sie am nächsten Morgen aufwachte, waren die unruhigen Gedanken nicht weniger geworden, wie sie gehofft hatte.
Sie hatte gehofft, dass der Abstand zum Schloss und den darin geschehenen Vorkommnissen ihre Sicht ein wenig klären würde, aber vermutlich würde diese untergründige Unruhe sie für die nächsten Wochen und Monate begleiten, bis all das, was zu tun war, getan wäre.
Diese Aussicht war wenig erhellend und noch weniger erhellend war der Gedanke, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft gänzlich auf sich selbst gestellt wären.

Du solltest dich darauf vorbereiten..., merkte die Kopfstimme an, ihr Wissen mochte vielleicht das normaler Sechstklässler übersteigen, aber um außerhalb von Hogwarts die Gefahren, die auf sie lauern würden, zu überstehen, mussten sie auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und so suchte sie alle Bücher zusammen, die mehr oder weniger außergewöhnliche Zauber beinhalteten, die ihnen auf dieser wahnwitzigen Mission helfen würden und versank für gefühlt die nächsten Tage in den Zeilen und Gebräuchen dieser Zauber.

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