Für die nächsten Stunden saß Hermine beinahe bewegungslos im Bett, versuchte zu begreifen, warum diese eigentlich harmlose Situation zwischen ihnen wieder so ausgeartet war. Warum sie es nicht einfach gut sein lassen konnte, warum er immer nur die Lösung der Flucht sah, anstatt darüber zu reden, erwartete sie vielleicht stets zu viel?Als sie sich in weitere Gedankenansammlung festgebissen hatte, wurde sie von einem Klicken und langsamen Schritten über den Holzboden aus ihrer Trance gerissen.
Sie schnappte sich ihren Zauberstab, tapste leise bis zum Treppenabsatz und lauschte angestrengt in die stille Dunkelheit, die am unteren Ende auf sie wartete.
Ein tiefes Durchatmen und dunkles Seufzen gab ihr die Gewissheit, dass Severus zurück war und nun auf der Couch im Wohnzimmer saß, um ein weiteres Streitgespräch hinauszuzögern.
Hermine setzte sich langsam in Bewegung, ging vorsichtig die Treppen herunter, blieb am Türrahmen stehen und sah über ihn.
So, wie er da saß wurde es ihr schwer ums Herz, sie nahm einen tiefen Atemzug und zweifelte daran, wie sie die ganze Situation angehen sollte.
Sie entschied sich einfach für die Wahrheit, „Ich wollte dir nicht zu nahe treten", flüsterte Hermine traurig, näherte sich ein wenig dem Sitzmöbel.„Der Grund, warum ich nicht über diese Frau rede ist, weil ich es nicht kann... ich bereue es bis heute nicht mehr unternommen zu haben, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten..."
„Er hätte dich getötet", flüsterte Hermine ängstlich.
„Das hätte er... aber vielleicht besser mich als sie...", sein Blick war hart und seine Einstellung zu seinem Selbstwert noch härter, „bitte erwarte nicht von mir über sie zu reden."
„Ich...", sie nahm einen tiefen Atemzug, „wenn du sie geliebt hast, dann muss sie eine wirklich außergewöhnliche Frau gewesen sein... ich glaube, ich verstehe.", sie schluckte, sie könnte nie diese Frau ersetzen, würde vermutlich nie ihren Stellenwert in seinem Leben einnehmen; dass er sich für sie geopfert hätte, zeigte ihr deutlich, wie viel sie ihm bedeutet hatte.
Er sah sie abwartend an, offenbar verstand sie ihn völlig falsch, „ich möchte so etwas nicht noch einmal erleben... das ist der Grund, warum ich...", er schüttelte leicht den Kopf, ging zum kleinen Fenster, „warum ich nicht wollte, dass es so... innig und vertraut wird zwischen uns."
„Du hast Angst, dass du... mich verlieren könntest? Dass ich getötet werden könnte?"
„Ist diese Angst so irrational? Er hat Diggory getötet, Black... er löscht ganze Familien aus. Je näher du bei mir bist, je mehr ich dich in diese Kreise bringe, desto größer ist die Gefahr für dich..."
„Ich kann doch auf mich selbst aufpassen", sagte sie leise, sie wollte nicht, dass er sich in dem Maß Sorgen machte.
„Soll ich dir nochmal aufzählen in welche Gefahren ihr euch in den letzten sechs Jahren gebracht habt?", fragte er über die Schulter.Hermine seufzte, ging langsam zu ihm, berührte mit zitternden Fingern seinen Rücken.
Er drehte sich ebenso langsam um, warum war es nur immer so schwer zwischen ihnen?
Warum mussten sie sich gerade jetzt so auf diese Art finden?
Jahrelang hatte er sich nicht für sie interessiert, jahrelang war sie ihm aus dem Weg gegangen und nun war so viel zwischen ihnen passiert und die Angst, dass der eine den anderen verlieren könnte wuchs mit jedem Tag.Mit einem Seufzen nahmen sie sich gegenseitig in die Arme, Hermine schloss die Augen, legte den Kopf an seine Brust, es konnte und durfte nicht sein, dass sie aus Angst auf etwas Gutes verzichteten, so etwas würde sie nicht akzeptieren.
Es erinnerte sie wieder einmal an Remus und Tonks, sie erinnerte sich daran welchen Liebeskummer Tonks im letzten Jahr hatte. Selbst ihr Patronus hatte sich verändert.
Remus hatte ebenso eine Angst sie zu verlieren, verzichtete deswegen auf eine Liebe, die er so vermutlich nicht mehr gefunden hätte.
Im Gegensatz zu Severus hatte er Angst vor sich selbst, Tonks irgendwann zu verletzen, während er sich monatlich in ein Monster verwandelte.
„Er hat doch gesagt, dass er mir nichts tun kann...", erinnerte sie ihn.
„Gilt das auch für Nagini? Oder für Bellatrix und Wurmschwanz? Für die ganzen anderen Wahnsinnigen, die alles dafür tun würden, um in seiner Gunst aufzusteigen?", dessen war er sich nicht sicher.
„Du machst dir zu viele Gedanken.", seufzte sie, legte ihre Hand an seine Wange, versuchte verzweifelt eine Lösung für irgendetwas zu finden, „Sei deinen Freunden nah, doch deinen Feinden noch näher... das sagt man doch so... wenn ich in den Reihen hinter ihm stehe und er nur sein Ziel vor Augen hat, dann-"
„Dann ist Aurora geschützt, aber Hermine immer noch im Fokus.", unterbrach er sie, „Du bist für ein paar Stunden nicht du selbst, aber spätestens in Hogwarts kannst du dich nicht mehr verhüllen.", er sah sie traurig an, „Noch ist Dumbledore da, noch passt er auf... noch traut sich der Dunkle Lord nicht die Mauern zu besetzen, aber das wird sich bald ändern."

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Schein und Sein
FanficVoldemorts Schrecken reicht immer weiter. Nachdem Harry und der Orden den Tod von Sirius Black mehr schlecht als recht verarbeitet haben, ein bevorstehender Krieg immer näher rückt und das Ministerium immer machtloser mit ansieht, wie immer mehr He...