Kapitel 63: „Ich bin es..."

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„Ja, Sir", zitterte er, brach in Angstschweiß aus und schluckte.
Harry, der das Gespräch mitbekommen hatte, drehte sich angriffslustig zurück, musterte die Situation mit einem glühenden Blick.
„Ja, Potter? Haben Sie eine Frage?", fragte sie bedrohlich leise, ging zu ihren besten Freunden.
„Allerdings, Sir... ich frage mich, warum Neville am Ende hier bleiben soll... er hat nichts gemacht.", egal, wie viel Ärger er sich mit solchen Aktionen einbrachte, Harry war ein loyaler Freund, er würde eher den Ärger auf sich nehmen als eine Ungerechtigkeit anderen gegenüber zu akzeptieren, Ron neben ihm stieß ihm immer wieder in die Seite und gab ihm eindringliche Blicke damit aufzuhören.
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht", sagte Hermine streng, versenkte ihren dunklen Blick in seinen, „kümmern Sie sich um Ihren eigenen miserablen Aufsatz... ansonsten können Sie die Ausbildung als Auror an den Nagel hängen."
„Das würde Ihnen so passen, nicht wahr?", ein abschätziges Lächeln huschte über Harrys Lippen.
„Ihre Zukunft ist mir völlig egal, Potter...", gelangweilt sah Hermine über Rons Aufsatz, der immer noch dabei war Harry zu beruhigen, „man kann von Ihnen offenbar wirklich nichts erwarten, Weasley...", schüttelte den Kopf, „fünf Punkte Abzug für Gryffindor. Vielleicht sollten Sie Ihre Aufmerksamkeit weniger auf Ihre Quidditch-Fertigkeiten legen und mehr für Ihre Noten machen, sonst sehe ich auch bei Ihnen schwarz...", diesen Spruch konnte sie sich wirklich nicht verkneifen, schlich dann mit eleganten Schritten und einem verschmitzten Lächeln zurück zum Pult, hörte noch ein aufgebrachtes, „hat der sich mit Hermine abgesprochen?!", von Ron und musste fast lachen.

Als auch diese Stunde sich dem Ende neigte und Hermine die Gryffindors und Slytherins mit sehr viel weniger netten Worten aus dem Raum warf, ging Neville zitternd zum Schreibtisch, was sie fragend aufblicken ließ.
„Sie wollten mich sprechen, Sir....", stammelte er nervös, sah noch nervöser über sie.
„Longbottom...", überlegte kurz, wie sie ihn aufmunternd könnte, „ich wollte Sie nur wissen lassen, dass Ihre Aufzeichnungen sehr viel weniger enttäuschend sind als die Ihrer Mitschüler...", versuchte dabei ein emotionsloses Gesicht aufzusetzen.
Sichtlich verwirrt stand Neville vor ihr, versuchte zu verstehen, was gerade passiert war, der fieseste Professor von Hogwarts hatte ihn gerade gelobt?
Unsicher und damit rechnend, dass Snape ihn veralberte, trat er auf der Stelle, „Danke, Sir?", nahm dann schneller als Hermine gucken konnte seine Beine in die Hand und verließ den Unterrichtsraum.

Sie schrieb auch diese Stunde für Severus Unterlagen auf, verließ dann nach einer guten halben Stunde den Raum, löschte die Lichter und verließ das Klassenzimmer, machte sich dann mit wehendem Umhang auf den Weg in die Kerker, ließ die langen Gänge und Treppen hinter sich, an der Eingangshalle vorbei und rannte die immer dunkler-werdenden Gänge entlang.
Sie hatte Severus Räume schon vor Augen, musste nur noch den langen Flur und zwei Biegungen hinter sich lassen, um diesen Tag endgültig zu beenden.

„Severus", Hermine erstarrte auf dem Gang, sie erkannte die Stimme sofort.
Diese alte, eigentlich väterliche-sanfte Stimme, die diese Eigenschaft hatte Vertrauen aufzubauen.
Sie hatte so gehofft ihm nicht begegnen zu müssen, es war vielleicht ein Leichtes den Schülern etwas vorzuspielen, aber Dumbledore kannte Severus, er kannte ihn in- und auswendig.
Sie schluckte, drehte sich um, hoffte ihre genervte Maske wäre überzeugend, „Schulleiter...", betonte es ganz so wie Severus.
„Wie ich höre, ist der Unterricht heute gut verlaufen...", er musterte den Professor, irgendetwas an ihm schien heute anders zu sein, „geht es dir gut, mein Junge?"
„Kümmert es dich wirklich?", Hermine wusste nicht, woher dieser Mut kam, sie erinnerte sich an das Gespräch, welches Severus und sie geführt hatten, dass der Schulleiter offenbar etwas gegen ihn in der Hand hatte und ihn damit schon jahrelang quälte.
„Ob du es glaubst oder nicht, mir liegt etwas an dir.", fuhr Albus fort, ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter, was Hermine nach einem kurzen Überlegen abschüttelte und einen Schritt rückwärtsging.
„Natürlich.", ein abschätziger Blick erreichte ihn, „War es das? Es war ein anstrengender Tag."
„Severus...", Albus ging zu ihr, musterte das so bekannte Gesicht, „ich kann mich darauf verlassen, dass du deine Aufgaben kennst, nicht wahr?"
„Mir bleibt keine andere Wahl", sie hielt seinem Blick stand, wollte weiter gehen, als er sie erneut festhielt.
„Hör auf diese Spiele zu spielen, es ist wichtig, dass du auf ihn aufpasst. Ich will keinen weiteren Schüler an ihn verlieren, keinen weiteren unschuldigen Jungen. Hast du mich verstanden?", er drang tief in ihre Augen, sein Blick schien sie zu hypnotisieren, als würde der Schulleiter sie von Grund auf durchleuchten.
„Das liegt nicht in meiner Macht, Albus.", sie war leise, sie wusste nicht, was er meinte, was er von Severus erwartete, aber es war nicht fair, dass er wieder die Schuld und die Bürde trug.
„Das tut es. Alles hängt von dir ab. Vergiss das nicht.", er zog langsam den Ärmel hoch, entblößte das geschwärzte Fleisch bis zur Mitte des Unterarms, „Es frisst sich schnell weiter...", er wirkte traurig, „Ich will meine letzten Tage nicht immer damit verbringen, mich mit dir zu streiten.", dann schenkte er ihr ein aufmunterndes Lächeln, zog den Stoff wieder über seinen Arm und machte sich auf den Weg.
Hermine stand mit konfusen Gedanken vor der Tür der Privaträume, ihr Kopf schien zu zerplatzen, was sollte das alles heißen?
War Dumbledore im Begriff zu sterben?
Konnte Severus es verhindern?
Welchen unschuldigen Jungen würden sie verlieren?

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