Kapitel 66: Der Hogwarts-Express

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„Wie hast du dir das Ganze vorgestellt?", fragte sie, als sie zusammen im Bett lagen und kuschelten.
„Was meinst du?"
„Wir können wohl kaum zusammen das Schloss verlassen... oder?", Hermine lachte leicht, dachte über die Möglichkeiten nach, die ihnen zur Verfügung standen, sie könnte mit dem Zug zurück nach London fahren und von dort mit dem Taxi in seine Gegend, der Fahrende Ritter wäre in diesem Fall viel zu gefährlich, aber diese Option würde sie wertvolle Stunden kosten, die sie zusammen verbringen könnten.
„Die unauffälligste Option ist natürlich der Hogwarts-Express... es werden nur wenige Schüler dort sein...", meinte er, „außerdem ist er mit diversen Schutzzaubern belegt, auch wenn uns das einige Stunden raubt...", er hatte offenbar dieselben Gedanken wie Hermine, „aber wir sollten in dem Fall wirklich auf Nummer sicher gehen... die Leute werden vermutlich sowieso Fragen stellen, warum du in den Osterferien nachhause gehst...", streichelte dabei über ihre Schulter.
Sie seufzte an seiner Brust, nickte dann niedergeschlagen, „du hast recht..."

Und tatsächlich warf die Tatsache, dass Hermine in den Ferien nachhause ging einige Fragen bei ihren Freunden auf, bisher war niemand der Gruppe in all den Jahren nachhause gefahren.
„In den Osterferien nachhause... Harry... sag doch mal was", Ron schüttelte aufgebracht den Kopf.
„Hast du kein anderes Thema, Ron? Soll ich dich vielleicht jeden Tag fragen, warum du nicht mehr mit Lavender zusammen bist?", fragte sie stichelnd, gab ihm einen vielsagenden Blick, natürlich wussten alle, warum Ron nicht mehr mit Lavender zusammen war, alle bis auf Ron, der sein ohnmächtiges Genuschel nur als Traum abtat.
Noch bevor er irgendetwas hysterisches darauf erwidern konnte, mischte sich Ginny ein, „es ist doch völlig egal warum Hermine nachhause geht...kümmere du dich mal um deine eigenen Baustellen", verdrehte dabei die Augen und sah dann zu Hermine, die ihr einen dankbaren Blick zuwarf.
„Eigene Baustellen... spinnen doch alle hier...", moserte Ron nuschelnd, lief dann beleidigt in den Jungenschlafsaal.
„Hast du schon deine Tasche gepackt?", fragte Ginny, ignorierte ihren Bruder.
Hermine nickte, „angefangen... ein paar Teile fehlen noch...", sah zu ihrer besten Freundin, „würdest du mir helfen?"

Als hätte Ginny auf genau diese Einladung gewartet hellte sich ihr Gesicht schlagartig auf, lächelnd nickte sie, folgte Hermine dann in ihre Räume und schloss leise die Tür, musterte sie, als sie über ihre Tasche gebeugt die Shirts und Hosen sortierte und Unterwäsche dazu legte.
Eine gute Viertelstunde später sah Hermine wieder auf, Ginny hatte sich an das Bett gelehnt und sah abwartend zu ihr, „ist alles in Ordnung?", fragte Hermine, ging langsam zu ihr und setzte sich auf die Matratze.
Ginny nahm einen tiefen Atemzug, „du würdest mir sagen, wenn etwas wäre, oder?"
„Was meinst du?"
„Du weißt, was ich meine... du fährst nachhause... ist irgendetwas mit deinen Eltern passiert?", ein ängstlicher Ausdruck huschte über Ginnys Gesicht.
„Nein... es ist alles in Ordnung... wirklich. Ich...", Hermine seufzte, „ich wollte die Chance einfach nochmal nutzen nachhause zu gehen. Wir wissen alle nicht, was noch passiert... ich..."
Ginny drückte ihre Hand, „ist schon gut... ich würde es genauso machen, wenn ich nicht wüsste, dass Fred und George ein wenig auf Mum aufpassen...", versuchte sie mit einem mitfühlenden Lächeln aufzuheitern, „ich möchte nur, dass du weißt, dass du immer mit mir sprechen kannst."
„Danke", Hermine rutschte ein Stück zu ihr, nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich.
„Wann geht es denn los?", fragte die Rothaarige.
„Morgen früh gegen 6 Uhr... ich nehme direkt den ersten Zug.", das hatte Hermine bereits mit Severus abgesprochen.
„Dann bringen wir dich zum Gleis."
„Das ist nicht nötig, ich-"
„Keine Widerrede. Wir bringen dich hin und wir holen dich wieder ab.", bestimmte Ginny, verabschiedete sich dann von ihrer Freundin, ging in den Gemeinschaftsraum und verkündete Harry und Ron die frohe Botschaft, dass sie am ersten Tag der Ferien um fünf Uhr aufstehen würden, um Hermine zum Gleis zu begleiten.

Um 5:15 Uhr des nächsten Tages klopfte es an Hermines Tür, sie war bereits fertig angezogen, sah sich nochmal im Zimmer um, ob sie irgendetwas vergessen hätte und ging dann mit der Tasche in der Hand zur Tür.
Ginny, Ron und Harry standen ihr gegenüber, Ginny und Harry schienen recht fit zu sein, Ron sah aus wie ein Schlafwandler, konnte kaum die Augen offen halten und wankte immer mal wieder umher.
„Ihr müsst wirklich nicht mitkommen", meinte Hermine, als sie ihren Raum verließ und die Tür hinter sich zu zog.
„Das hab ich ihr auch gesagt", brummte Ron schlechtgelaunt, konnte nur knapp einem Schlag seiner Schwester ausweichen.
„Das ist doch wohl klar, dass wir dich nicht alleine gehen lassen...", warf Harry ein, lächelte zu Ginny, dann zu Hermine.
Schweigender als sonst liefen die vier Freunde die Treppen nach unten, trafen in der Eingangshalle auf einige andere Schüler, die ebenfalls das Schloss für die Ferien verlassen würden und machten sich dann, in Begleitung der Professoren Flitwick und Sinistra auf den Weg zum Bahnsteig, quer durch den Wald, der ebenfalls noch zu schlafen schien.
„Schreib uns, wann du zurück kommst, in Ordnung?", bat Ginny, Harry hielt ihr die Tür des Abteils auf.
„Ja, ich sag euch Bescheid.", Hermine nickte, nahm dann die wenigen Treppen in den Zug und verabschiedete sich von ihren Freunden, „Bis bald."
„Mach's gut, Mine!"
„Pass auf dich auf!"
Ron wurde zu einem unverständlichen Nuscheln gezwungen, was einem Abschied gleichkam, kopfschüttelnd schmunzelte Hermine, sah ihnen noch dabei zu, wie sie den Weg zurück zum Schloss nahmen.

Der Zug war recht leer, hier und da waren vereinzelt kleine Abteile in Anspruch genommen, aber der Großteil war leer, weshalb sie ein kleines Separee für die Fahrt ihr Eigen nennen durfte. Sie verstaute die Tasche in der Gepäckablage über ihr, setzte sich an das Fenster und ließ die Augen über das sanfte Hellgrün gleiten.
Als alle Personen eingestiegen waren, die den frühen Zug nehmen wollten, hörte sie das typische Choo-Choo, ein Ruck ging durch das Gefährt und der Zug setzte sich langsam in Bewegung.
Er nahm schnell an Geschwindigkeit auf, verließ den kleinen Bahnhof von Hogwarts und rauschte in einem gleichbleibenden Tempo über die Schienen, die sich quer durch Schottland schlängelten.

Hermine ließ sich ein wenig mehr ins Polster sinken, schob den Kopf in eine bequeme Position und schloss die Augen, wurde allerdings nur wenig später von einem merkwürdigen Geräusch aus ihrer Entspannung gezogen, die Tür des Abteils klickte gerade wieder ins Schloss, als wäre sie wie durch Zauberhand geöffnet worden.
Sie musste unweigerlich an das Erlebnis vor Beginn des dritten Schuljahrs denken, als sich ein Dementor Zutritt zu ihrem Abteil verschafft hatte, ein Glück hatte damals Remus mit ihnen im Zug gesessen und den Seelensauger mit einem erstaunlichen Patronus-Zauber vertrieben, nachdem dieser Harrys schlimmste Erinnerung zu Tage gefördert hatte.
Misstrauisch stand sie auf, ging zur Tür, sah durch die Scheiben, sah aber nichts, öffnete sie erneut und lugte auf den Gang, aber auch dort ging nichts ungewöhnliches vor sich. Als sie sich wieder umdrehte saß auf ihrem Platz ein schmunzelnder Severus, dessen glühender Blick interessiert auf ihr lag, „Guten Morgen", grinste er, zog kurz eine Augenbraue nach oben.
„Du bist unmöglich... ich war kurz davor meinen Zauberstab zu ziehen.", sie schüttelte den Kopf, konnte sich aber ein kleines Lächeln nicht verkneifen als sie Jalousie an der Tür herunterzog und das Abteil somit verdunkelte.
„Ich ergebe mich", scherzte Severus, hielt die Hände nach oben und schmiegte sie dann um Hermine, als sie sich zu ihm setzte.
„Das ist auch besser so", drohte sie halbherzig, drückte sein Gesicht sanft zu ihr und gab ihm einen Kuss, „was machst du hier?"
„Ich wollte dich nicht allein fahren lassen...", nahm einen tiefen Atemzug und musterte sie, „in sechs Stunden kann man viele Dinge anstellen.", lachte dann, als sie ihm leicht in den Bauch schlug.
„Sex im Hogwartsexpress...", Hermine schüttelte den Kopf.
„Das wäre bestimmt nicht das erste Mal.", schmunzelte er, dachte an die unzähligen Geschichten, die sich die Mädchen in seinem Jahrgang über Black erzählt hatten, auch wenn er damals nicht viel für Black und seine amourösen Abenteuer übrig hatte, in diesem Moment mit Hermine hätte er sich all die verruchten Aktivitäten vorstellen können, die Black damals gemacht haben sollte.

Hermine nahm einen tiefen Atemzug, musterte seinen Blick und schüttelte lachend den Kopf, „egal, was in deinem Kopf umherspukt, wir werden das hier nicht machen..."
„Wie schade", seufzte er gespielt betroffen, befreite sich dann von seinem Umhang und ließ sich, wie Hermine gerade eben auch schon, weiter ins Polster sinken.
Sie lachte, schmuste ihre Wange an seine und gab ihm ein kleines Küsschen, lehnte sich dann an ihn und schloss die Augen

*

„Hermine, aufwachen...", flüsterte er dunkel.
„Sind wir schon da?", verschlafen öffnete sie die Augen, versuchte anhand der Landschaft zu erkennen, wo sie gerade waren.
„Nein... aber es dauert nicht mehr lang. Ich werde dich in der Nähe vom Bahnhof wieder einsammeln.", versprach er, stand auf, warf sich den Umhang wieder um und wollte gerade das Abteil verlassen, als Hermine ihn nochmal aufhielt, ihn sanft zu sich zog und ihm einen Kuss aufdrückte.
„Bis gleich", hauchte er lächelnd an ihr Ohr, belegte sich mit dem Unsichtbarkeitszauber und verließ das Abteil.
Als die Tür wieder ins Schloss klickte, schob sie die Jalousie wieder nach oben, setzte sich dann auf das Polster der Sitzbank und ließ den Blick über die vorbeiziehende Landschaft gleiten.
Eine gute halbe Stunde später verwandelte sich das Ländliche langsam ins Städtische, die Wiesen, Felder und freien Flächen wichen langsam, aber sicher den Häusern und Straßen der englischen Provinz.
Sie spürte das Einsetzen der Bremsen, der Bahnhof Kings Cross schob sich in Sichtweite und allmählich trudelte der Hogwartsexpress in den magischen Teil des Gebäudes ein, kam sanft am Gleis Neundreiviertel zum Stehen.

Als das Horn des Zugs ertönte stand Hermine auf, nahm ihre Tasche aus der Gepäckablage, verließ das Abteil und das Gefährt und suchte mit den wenigen Mitfahrern den Weg in die Muggelwelt, um den Bahnhof verlassen zu können.
Gerade, als sie das Portal zwischen den Gleisen verließ, jagte ihr eine vertraute Stimme den Schreck ihres Lebens ein.
„Pünktlich, wie eh und je.", meinte Remus, das Lächeln, das auf seinen Lippen lag wurde durch Hermines erschrockenen Schrei davon gefegt, ein wenig besorgt sah er sich um, die Muggel beäugten die Situation misstrauisch und kopfschüttelnd.

Schein und Sein Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt