Kapitel 114: (Un)Möglichkeiten

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Severus wollte gerade etwas erwidern, als Narzissa ihm ins Wort fiel, „würdest du Aurora näher kennen, wärst du ihrem Zauber ebenso verfallen, Corban", ein herzliches, warmes Glitzern legte sich in die blauen Augen, als sie Hermine so musterte, „ich bin sehr froh, dass sie hier ist... sie tut nicht nur Severus gut."
Verlegen lächelnd sah Hermine zu Severus, „ich bin froh, dass ich hier sein darf...", sagte sie leise, wandte sich dann wieder an Narzissa und die Übrigen, die sie neugierig musterten, ließ den Blick gerade von Umbridge auf Thicknesse gleiten, als ihr etwas im Augenwinkel an der pink-gekleideten Hexe auffiel, was ihr kalte Schauer über den Rücken laufen ließ.

Am Hals der Ministeriumsangestellten funkelte das Medallion, welches Regulus vor vielen, vielen Jahren aus der versteckten Höhle tief im Meer geholt hatte und von dem er keine Ahnung hatte, was es damit auf sich hatte.
Ob Umbridge wusste, was sie dort trug?
Ob der Dunkle Lord wusste, dass Umbridge im Besitz einer seiner Seelenstücke war?
Hermine verlor sich so sehr in diesen unbeantworteten Fragen, dass sie gar nicht mitbekam, wie Narzissa sie das dritte Mal ansprach und schließlich mit einer sanften Berührung, bei der sie zusammenzuckte, aus ihrer Trance riss, „Aurora?"
„Mh? Was?", konfus sah Hermine über die Gastgeberin, die sie ein wenig besorgt ansah.
„Möchtest du noch etwas trinken?", fragte die Blonde erneut, zeigte auf das Glas, „Es ist leer..."
Perplex musterte Hermine das Glas in ihrer Hand, räusperte sich dann, „ich glaube, ich nehme ein Wasser...", nickte ihrer Wahl selbst zu und trank dann schnell einen Schluck.
Ein Klirren einige Meter von ihnen entfernt zog die Aufmerksamkeit von Hermine zu Lucius, dem sein gefülltes Glas aus der Hand fiel und in Tausend Teile am Marmorboden zerschellte.
„Ist alles in Ordnung?", fragte Severus leise, strich vorsichtig über ihren Rücken, „Willst du gehen?"
Hermine schüttelte den Kopf, „es geht mir gut, mir ist gerade nur etwas eingefallen...", flüsterte sie zurück, sie musste mehr über das Medallion herausfinden.

Severus wusste, dass dieser Blick, selbst in fremden Augen, nichts Gutes verheißen konnte, jedes Mal, wenn dieser Blick in ihren Augen erschien, schoss eine Idee durch ihre Hirnwindungen, die immer auf die eine oder andere Weise, Ärger bedeutete.
„Was hast du vor?", fragte er ein wenig zurückhaltender.
„Ich muss etwas herausfinden...", sagte sie kryptisch.
Eindringlich sah er sie an, „riskier' hier bitte keine Szene... es gibt Kreise und Orte an denen ist Neugier nicht gerne gesehen...", appellierte er an ihre Vernunft.
Von einer inneren Ruhe durchflutet sah sie zu ihm, legte den Kopf schief, nahm seine Hand und hielt sie fest in ihren, „das könnte uns wirklich helfen, Severus. Ich muss diese Chance jetzt einfach nutzen.."
„Welche Chance?", wollte er beinahe schon leidend wissen.
„Was es mit Umbridges Kette auf sich hat", ein schelmisches Lächeln huschte über ihre Lippen.

Noch bevor er etwas erwidern konnte, setzte sie diese wahnwitzige Idee, die sich in ihren Geist geschlichen hatte, in die Tat um, durchschritt anmutig, vorsichtig und zielsicher die Gäste, die sich hier und da zu kleineren Grüppchen zusammengefunden hatten.
Geradewegs ging sie zu der pink-gekleideten Frau, die ihren Blick über die Anwesenden ziehen ließ und sich dann dem Buffet widmete, welches mittlerweile von den Hauselfen aufgebaut worden war.
Hermine atmete noch einmal tief ein und aus, nickte sich dann selbst zu, „ich möchte Sie nicht belästigen...", fing sie vorsichtig an, zog damit Umbridges Blick auf sich, „aber das Medallion, welches Sie tragen... es ist faszinierend", nickte leicht auf das glänzende Schmuckstück, welches sich einen Weg unter ihrem Oberteil gekämpft hatte, als wollte es geradezu gesehen werden.
Stolz sah Umbridge an sich herunter, fasste das Medallion und drehte es im Licht der Kerzen hin und her, „ich habe es vor ein paar Wochen in einem kleinen, aber feinen Schmuckgeschäft entdeckt", erzählte sie vergnügt, was natürlich eine komplette Lüge war, Hermine kannte die Wahrheit, entschied sich aber, vor allem um Severus Willen, das perfide Spiel mitzuspielen.
„Es muss ein Vermögen gekostet haben", sagte sie beeindruckt und ehrfürchtig.
Umbridge kicherte, „es war nicht ganz billig, da haben Sie Recht, meine Teuerste... aber Qualität hat nun einmal seinen Preis."
Hermine nickte verständnisvoll mit einem sanften Lächeln, „ich finde es passt ganz hervorragend zu Ihnen.", wenn sie darüber nachdachte, was dieses Medallion war, was es beinhaltete, dann stimmte diese Aussage sogar.
„Es ist einzigartig... es ist vor allen möglichen Zaubern geschützt...", schwärmte Umbridge weiter und gab Hermine, ungewollt, wichtige Informationen.
„Wissen Sie, woher es stammt? Ein solches Schmuckstück muss von einem bedeutenden Schöpfer erschaffen worden sein... so wertvoll, dass es niemals zerstört werden soll", fragte Hermine scheinbar interessiert, entlockte ihrer Gesprächspartnerin damit ein entzücktes Lächeln.
„Sie scheinen einen feinen Sinn für Ästhetik zu besitzen... das ist mir schon aufgefallen, als Sie den Raum mit Severus betreten haben", nickte sie, ging erst gar nicht auf die Frage ein, die Hermine ihr gestellt hatte.

Hermine sah sehnsüchtig zu Severus, der gerade in ein Gespräch mit Thicknesse und Yaxley vertieft war und sich ebenso unwohl zu fühlen schien, wie sie selbst, „darf ich fragen, woher Sie Severus kennen, Mrs Umbridge?"
„Nennen Sie mich doch Dolores", schlug sie vor, „ich habe Ihren... Freund... vor einigen Jahren in Hogwarts kennengelernt. Damals war er noch Professor für Zaubertränke, allerdings wollte er stets den Posten für Verteidigung gegen die Dunklen Künste bekleiden", sie kicherte leicht, „ich ging damals auf Bitten von Zaubereiminister Fudge nach Hogwarts, um... Disziplin und Ordnung in dieses Schloss zu bringen. Lassen Sie mich Ihnen sagen, dass Snape einer der wenigen war, der die Schüler wenigstens etwas im Griff hatte...", ihre Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, „aber nun, da Dumbledore das Zeitliche gesegnet hat und Snape Schulleiter ist, sieht die Sache ganz anders aus", ein beinahe zufriedenes und selbstgefälliges Lächeln zierte ihre Lippen, „natürlich auch durch die Unterstützung von Alecto und Amycus."
Hermine lief ein kalter Schauer über den Rücken, sie wollte sich gar nicht vorstellen, was die Schüler von Hogwarts erdulden und über sich ergehen lassen mussten, wie viel Folter, Strafe und Demütigung sie aushalten mussten.
„Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie schwierig es heutzutage ist, diese Kinder in die richtige Spur zu bringen...", nickte Hermine mit einer inneren Abscheu.
„Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen, meine Teuerste, da würde Ihnen Hören und Sehen vergehen...", stimmte Umbridge zu, nahm einen tiefen Atemzug, wollte gerade eine besonders schlimme Geschichte zum Besten geben, als ein plötzlicher Tumult die Aufmerksamkeit eines jeden auf sich zog.

Lucius wankte gefährlich stark von einer Seite zur anderen, warf dann wütend sein Glas durch ein Fenster und wollte nach einem verängstigten Hauselfen treten, der den Hausherren in irgendeiner Art verärgert hatte.
„Lucius, mein Liebling, ich glaube du hast genug getrunken", versuchte Narzissa ihren Mann zu beruhigen, streichelte über seinen Arm und griff nach seiner Hand, die er ihr entriss.
„Du hast mir gar nichts zu sagen", nuschelte er wütend, schenkte ihr einen anklagenden Blick.
„Liebling, wir haben Gäste", Narzissas Blick wirkte strafend, sie hasste es wie die Pest, wenn er sich so gehen ließ.
Noch bevor Lucius irgendetwas erwidern konnte, stieß Severus zu ihnen, schob Narzissa zu Hermine und kümmerte sich dann um Lucius, überredete ihn nach kurzer Zeit den Raum mit den Gästen zu verlassen, die sich schon ihre Meinung über den betrunkenen Gastgeber gebildet hatten.

„Ich bitte vielmals um Verzeihung... er ist den starken Whiskey einfach nicht gewohnt", entschuldigte Narzissa beschämt, versuchte die gefällten Urteile zu revidieren.
„Mir scheint viel mehr, der gute Lucius ist zu einem Fass ohne Boden geworden", nuschelte Yaxley brummend, entlockte Umbridge damit ein Kichern und auch Thicknesse verzog die schmalen Lippen zu einem hämischen Lächeln.
Ohne ein Wort zu verlieren, zog Hermine die Ältere sanft mit sich, steuerte mit ihr in Richtung Balkon, dessen Türen sich öffneten, als die beiden Frauen in unmittelbarer Nähe dazu standen.
„Ein wenig frische Luft wird auch uns gut tun", erklärte Hermine leise, trat zusammen mit Narzissa in den kühlen Abend und nahm einen tiefen Atemzug, was Narzissa ihr gleich tat.
Enttäuscht seufzte sie, „er war nicht immer so", erzählte die Hausherrin leise, sah entschuldigend lächelnd zu Hermine und verlor sich dann in Gedanken, „er war früher so ein stolzer, anmutiger Mann... meine Schwestern haben nie verstanden, was ich schon damals in ihm gesehen habe", sie schnaubte leicht, „sie dachten immer, dass ich ihn nur seines Namenswegen heiraten wollte... damit die Blutlinie rein bleibt...", schüttelte dabei den Kopf, „aber da war so viel mehr...", ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
„Die Liebe bleibt für immer ein Geheimnis", meinte Hermine, „wen wir lieben... das liegt nicht in unserer Hand.", schenkte ihr einen aufmunternden Blick, auch wenn sie nicht allzu viel von Lucius hielt, so schätzte sie Dracos Mutter umso mehr.
Ein kleines Lächeln umspielte Narzissas Lippen, „nein... aber zu wem wir werden schon.", ein merkwürdiges Funkeln lag in ihren Augen und gerade als Hermine etwas erwidern wollte, stieß Severus zu ihnen.

„Du solltest wirklich dafür sorgen, dass ihr weniger Feuerwhiskey im Haus habt", brummte er mit einer hochgezogenen Augenbraue, „er nüchtert gerade ein wenig aus..."
Narzissa nahm einen tiefen Atemzug, „dann werde ich ihn mal aufsuchen... Danke, Severus.", drückte sanft seine Schulter und ließ die beiden zurück.
Während Hermine ihr nachsah, massierte Severus seine Nasenwurzel, „alles in Ordnung?", Hermine musterte ihn beinahe besorgt.
Severus nickte leicht, „alles in Ordnung... hat das Gespräch mit Umbridge dich irgendwie weiterbringen können?"
Zerknautscht wanderte Hermines Blick in Richtung der Gruppe, die sich offenbar immer noch über Lucius das Maul zerreißen zu schien, „wie man's nimmt... zumindest weiß ich jetzt, was wir nicht machen können...", die Möglichkeit, das Medallion einfach zu ihnen zu zaubern, fiel damit zumindest weg.

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