Hermine sah ihm dabei zu, sie konnte sich kaum von seinem Anblick lösen, nahm einen tiefen Atemzug und seufzte innerlich.
In dieser Nacht war alles anders, diese tagelang gelebte Leichtigkeit war in diesen Stunden wie weggeblasen, zu groß waren die Sorgen, die sich immer weiter in ihr aufbauten.War würde passieren, wenn Severus es nicht schaffte diesen Plan auszuführen?
Wenn er aufgehalten wurde?
Von Ordensmitgliedern, die Harrys Verdacht, den er mit ziemlicher Sicherheit auch anderen gegenüber erwähnt hatte, für bare Münze nahmen?
Wenn sie versuchen würden ihn aufzuhalten?Das bedeutete nicht nur, dass er von da an als Hochverräter gelten würde, dass er nach Askaban gebracht und für versuchten Mordes verurteilt würde, sondern auch, dass er vermutlich durch den Schwur den Tod fand.
Jede einzelne Option war schrecklich, ob er ihn nun tötete oder nicht, Severus war derjenige, der immer nur verlieren konnte.
Sie musterte ihn erneut, er lag so offen und verletzlich neben ihr, schlief einen tiefen, aber unruhigen Schlaf, wahrscheinlich quälten ihn dieselben Gedanken wie sie, vielleicht noch ganz andere Ängste.
Vielleicht hatte er neben den erdrückenden Aufgaben noch die Sorge, dass sie sich früher oder später doch von ihm abwandte, dass ihr der ganze Druck zu groß würde, als dass sie ihn länger ertragen wollte oder könnte.
Je länger sie ihn ansah, desto klarer wurde ihr, dass sie ihn niemals derart im Stich lassen würde können, sie traute sich die Gedanken, die sie sonst verschloss, in dieser Nacht weiter zu denken, gedanklich das auszusprechen, was sich schon seit Monaten in ihr aufbaute, sie aber nie so weit kommen lassen wollte.Sie liebte ihn, aufrichtig und gänzlich, sie kannte so viele verschiedene Facetten und sie hatte sich mit jeder einzelnen auseinander gesetzt, wurde mit jeder einzelnen konfrontiert und akzeptierte sowohl die hellen als auch die dunklen Ecken seiner Seele.
Wie gern hätte sie dieses Geheimnis mit ihm geteilt, so, wie er beinahe alles mit ihr geteilt hatte, aber eine innere Angst hielt sie davon ab, auch wenn sie sich sicher war, dass er spürte, wie sehr sie sich in ihm verloren hatte und vielleicht fühlte er zu einem gewissen Teil genauso, ansonsten hätte er sie niemals mit zu sich nachhause genommen, sie niemals einen Teil seiner dunklen und gefährlichen Welt werden lassen, auch wenn er sich regelmäßig dafür verurteilte.
Allein diese Tatsache füllte ihr Herz mit Glück und mit Hoffnung, mit einer Entschlossenheit alles erdenkliche zu versuchen, um alles gut werden zu lassen.
Mit einem leichten Lächeln gab sie ihm einen sanften Kuss, kuschelte sich dann an ihn und schlief kurz danach ein.*
Am nächsten Morgen wachte er, einen tiefen Atemzug nehmend, auf und fand direkt vor seiner Nase, die junge Frau vor, die sich an ihn gekuschelt hatte und friedlich schlief.
Von ihrem Duft betört, schloss er erneut die Augen, ließ sich von diesem Gefühl durchströmen, welches sie regelmäßig bei ihm auslöste und an welches er sich immer noch nicht gewöhnt hatte.Würde er das alles, was sie ihm gab, je wieder gut machen können?
Löste er dieselben Gefühle in ihr aus?
Fühlte sie sich genauso gut bei ihm zu sein, wie er, sie bei sich zu haben?Einen kurzen Moment musterte er sie, löste sich dann vorsichtig von ihr, setzte sich so behutsam es ging auf die Bettkante, um sie nicht zu wecken und nahm einen tiefen Atemzug.
„Woran denkst du?", fragte eine verschlafene Stimme hinter ihm, sie schob sich ein wenig weiter zu ihm.
„An so viel", sagte er leise und dunkel, spürte kurz darauf warme Finger über seinen Rücken strichen, drehte sich ein wenig zu ihr und stellte sich ihrem Blick, der nicht anklagend auf ihm lag, sondern viel mehr liebevoll und offen.
„Bereust du es? Dass du mir das alles gesagt hast?", fragte sie vorsichtig, beobachtete genau seine Mimik.
Einen kurzen Moment dachte er darüber nach, „nein... ich hätte schon viel früher ehrlich sein müssen... diese dunkle Unaufrichtigkeit schlängelt von Anfang an neben uns... alles, was uns verbindet fing mit einer Lüge an."

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Schein und Sein
FanfictionVoldemorts Schrecken reicht immer weiter. Nachdem Harry und der Orden den Tod von Sirius Black mehr schlecht als recht verarbeitet haben, ein bevorstehender Krieg immer näher rückt und das Ministerium immer machtloser mit ansieht, wie immer mehr He...