Kapitel 14: Neugier

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Die Hitze legte sich auf die beiden, drang tief in ihre Kleidungsschichten und ließ sie klamm werden, sie spürte, wie der Schweiß sich zu kleinen Tropfen zusammenschloss und an ihrem Nacken herunterlief, ebenso wie am Hals.
Sie fächerte sich ein wenig Luft zu, versuchte so wenig Geräusche dabei zu machen, wie irgend möglich, band ihre Haare dann zu einem Zopf.

Severus sah ihre Bewegung aus dem Augenwinkel, atmete tief durch, „der Trank muss so heiß gebraut werden, ansonsten können sich die Zutaten nicht gänzlich entfalten.", stoppte kurz in seinem Schneiden und sah zu ihr, es schien sie nicht zu stören, sie war immer noch genauso konzentriert, wie zu Anfang, auch wenn ihre Haut durch eine glitzernde leichte Schweißschicht bedeckt war, strich sich dann selbst den Schweiß und Wasserdunst von der Stirn, richtete seinen Blick dann wieder auf die Zutat vor sich und fing an zu schneiden.

Hermine musterte ihn, legte den Kopf schief und ließ die Augen über ihn gleiten, er war in der Tat eine imposante Gestalt, wirkte durch das Schwarz, welches sowohl in Kleidung als auch Haaren und Augen zu finden war, fast bedrohlich.
Sie fragte sich, ob die schwarzen Roben, die er immer trug, genauso steif und kratzig waren, wie sie aussahen, warum er sie trug, wenn sie wirklich so unbequem waren, wie es den Anschein machte. Ohne den Umhang, den er sonst immer darüber trug, hatte sie allerdings eine fast unverhüllte Sicht auf seine Hinterseite, wenn man den schwarzen Stoff beiseite ließ.
Seine gerade Körperhaltung war erstaunlich, selbst jetzt wirkte er so gestrafft, als wäre jeder Muskeln bis zum Anschlag gespannt, was vermutlich auf Dauer ziemlich schmerzhaft und ermüdend war.
Ihr Blick huschte von seinem Rücken weiter nach unten, blieb an seiner Hinterseite hängen, der sie noch nie so wirklich ihre Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Warum hatte sie nie auf seinen Körper geachtet? Vielleicht lag unter diesen Schichten von Kleidung eine Überraschung, mit der keiner gerechnet hätte.
Sie hörte die Messerschneide auf dem Tisch klirren, richtete ertappt ihren Blick wieder nach oben, hoffte, er hätte nicht bemerkt auf was sich ihre Augen konzentriert hatten und schluckte.

„Es tut mir leid, ich muss diese Robe ablegen", nuschelte er schwer atmend, er hatte wirklich versucht die Hitze auszuhalten, aber ihre Anwesenheit, ihre prüfenden Blicke und ihr Interesse verschnellerten das Schlagen seines Herzens um ein Vielfaches, machten ihn sogar ein wenig nervös, auch wenn sie sich mehr als zurückhielt, was nun darin resultierte, dass er von einer stauenden Hitze unter der Robe ergriffen wurde, so könnte er keine weitere drei Stunden arbeiten.
Er knöpfte sich mit schnellen Fingern die Robe auf, schob den schweren Stoff von seinen Schultern und Armen und legte ihn auf einen nahestehenden Stuhl. Unter dem schwarzen Stoff erschien ein reinweißes Hemd, welches Hermine fast blendete.
Es stand im völligen Kontrast zu der Dunkelheit, die ihn sonst umgab, was ihr erneut staunende Blicke entlockte.
„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie für sich behalten könnten, dass meine Garderobe nicht nur schwarz enthält", sagte er halb schmunzelnd als er ihren erstaunten Blick wahrnahm.
Sie nickte schnell, „das würde mir vermutlich sowieso niemand glauben", gab sie immer noch erstaunt zurück, musterte das leichte Schmunzeln, was auf seinen Lippen lag.

Er wirkte so anders als sonst, so freundlich, zurückhaltend, sehr viel weniger böse, was tatsächlich eine willkommene Abwechslung war, warum ist er nicht immer so?, fragte die Kopfstimme, seufzte innerlich auf und ließ ihren Blick wieder über ihn gleiten, während er sich auf die Zutaten konzentrierte.

Severus bemerkte das wachsende Interesse, galt es erst dem Trank und den Zutaten schwang es nun langsam auf ihn um.
Er spürte ihre Blicke, fühlte, wie sie immer wieder über seinen Körper glitten, er war es gewohnt, dass Menschen ihn ansahen und verächtlich musterten, aber Hermines Musterung war weder verächtlich noch ängstlich.
Konzentrier dich auf den Trank, Severus..., mahnte er sich selbst, rührte wieder durch den Kessel und gab die nächste Zutat dazu, füllte wieder ein wenig Wasser nach, rührte dreimal im Uhrzeigersinn und einmal dagegen, widmete sich dann der nächsten Zutat, schnitt mit schnellen Bewegungen die Wurzeln klein.
Sie war so still neben ihm, war so bewegungslos, dass er fast schon Angst hatte, dass sie nicht einmal mehr atmete und entschied sich kurzerhand einen kleinen Einblick in ihre Gedankenwelt zu erlauben.
Er musste fast schmunzeln, als er die unzähligen Gedanken und Fragen hörte, die durch ihren Geist flogen, die sich alle um den Trank drehten, was ihn beruhigte, bis ihre Gedanken auf ihn sprangen.

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