Hermine war in ihren Räumen angekommen, hatte sich den Pullunder und die Bluse ausgezogen, wollte sich gerade etwas anderes anziehen, als es an ihrer Tür klopfte. Sie zog sich eine leichte Strickjacke über und öffnete die Tür, stand vor keinem geringen als dem fahrig-wirkenden Professor Snape.
Sie schluckte, zog sich den Stoff etwas mehr über den Körper, es war ihr fast ein wenig peinlich, dass er sie so sah.
„Professor Snape...", sie räusperte sich, sah ihn abwartend an.
Ein musternder Blick erreichte sie, tolles Timing Severus... beim Umziehen.. wenigstens hat sie etwas an..., er verdrehte leicht die Augen, zog etwas aus seiner Hosentasche, „Ich habe etwas gefunden, was Ihnen zu gehören scheint.", hielt ihr das Vertrauensschülerabzeichen hin, was sie erfreut und dankbar annahm.
„Wo haben Sie es gefunden, Sir?"
„Im ersten Stock... Myrte hat mich darauf aufmerksam gemacht.", sagte er verhalten.
„Sie hätten es mir nicht bringen müssen...", sie schüttelte ein wenig perplex den Kopf, was war nur los mit ihm?Sie hatte recht, warum hatte er es ihr gebracht?
Warum war er wie ein treuer Hund hinter ihr hergerannt und hatte ihr dieses verdammte Abzeichen gegeben ?!
Severus du machst wirklich einen Narr aus dir..., zischte die Stimme in seinem Kopf und ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ er sie stehen.
„Professor Snape! Danke!", rief sie ihm hinterher, sah verdutzt auf das goldene Abzeichen in ihrer Hand, dann wieder zu dem Mann, der wie von der Tarantel gestochen den Gang entlang rannte und schließlich hinter einer Ecke verschwand.
Leise schloss sie die Tür, legte das Abzeichen auf ihre Schuluniform, setzte sich auf ihr Bett, schnappte sich noch ein Buch und versuchte nicht mehr an diese merkwürdige Situation zu denken.
Das sechste Schuljahr hatte gerade erst angefangen und trotzdem warf es bereits jetzt mehr Fragen auf als alle anderen.*
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag, in der Hermine wieder einmal keinen Frieden fand und stundenlang wach lag, stand sie auf, zog sich den Morgenmantel an und verließ mit dem Zauberstab bewaffnet ihre Räume.
Sie wusste, dass sie gegen die Regeln verstieß, aber sie brauchte frische Luft, sie musste sich bewegen.Die Luft war immer noch von allerlei Düften erfüllt, warm und schwer lag sie auf dem Schloss, drückte auf die Gänge und die Bewohner, ein Gewitter baute sich langsam auf, was bitter benötigt war.
Hermine huschte ungesehen durch die Gänge, lief in den fünften Stock und setzte sich auf die Mauern eines großen offenen Bogens, genoss den Wind, der langsam etwas kälter wurde und fast eine frische Brise mit sich trug, die das warme und süße der vorherigen Tage vertrieb und sah auf die schlafenden Ländereien.
Die ersten Regentropfen fielen auf die Steine der Mauern, verwandelten sich langsam in ein unaufhörliches, beruhigendes Rasselgeräusch.
Sehr viel beruhigter legte sie die Arme um ihre Beine, schloss die Augen, lehnte den Kopf an die Mauern und genoss die Ruhe, die durch die Gänge zog.
Es war ihr in dem Moment beinahe egal, dass irgendeiner der Professoren Aufsicht hatte und sie vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft erwischen würde.
Sie brauchte das, sie hatte das Gefühl in ihrem Zimmer keinen Raum mehr zu haben, keine Luft, ihre vier Wände schränkten sie ungemein ein, weshalb sie auch geflüchtet war.Ein heller Blitz huschte über ihre Augenlider und kurz danach ein ohrenbetäubender Donner, bei dem sie reflexartig Aufschrie, sich dann mit großen Augen die Hand vor den Mund schlug und hoffte, dass der Donner ihren Schrei übertönt hatte. Abwartend ließ sie ihre Augen über die Umgebung huschen, versuchte, trotz des erstarkenden Regens, irgendwelche Geräusche in ihrer unmittelbaren Umgebung zu erlauschen; hörte aber nichts.
Erleichtert ließ sie die Luft aus ihrer Lunge, strich sich über die Stirn, lehnte den Kopf wieder an den Stein und ließ die Augen dieses Mal offen.
Sie musste nicht lange auf den nächsten Blitz warten, der gespenstische Schatten an die Wände der Gänge warf und gleich darauf einen Donner, der die Mauern wieder einmal erzittern ließ.
Ein plötzlicher Wind peitschte den Regen direkt in ihr Gesicht, durchnässte den dünnen Morgenmantel und zog direkt in ihre Locken, genervt sprang sie von der Mauer, sah an sich herunter und erkannte, dass sie längs zur Hälfte komplett nass war.
Sie wollte sich gerade trocknen, als sie Schritte hinter ihr aufgeschreckten.

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Schein und Sein
FanfictionVoldemorts Schrecken reicht immer weiter. Nachdem Harry und der Orden den Tod von Sirius Black mehr schlecht als recht verarbeitet haben, ein bevorstehender Krieg immer näher rückt und das Ministerium immer machtloser mit ansieht, wie immer mehr He...