Kapitel 110: Botschaften

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Hermine nickte lächelnd, „was gibt es denn sonst Neues im Orden?"
„Wir sind rund um die Uhr im Einsatz... Kingsley, Arthur und ich waren uns einig, dass Tonks auf keine Mission mehr geht, auch wenn ihr das nicht wirklich zusagt... das heißt, dass die anderen nun ein wenig mehr machen müssen... Fred und George sind sehr... engagiert...", er schmunzelte leicht, „George ist sehr darauf bedacht sein anderes Ohr nicht auch noch zu verlieren", Remus gluckste leicht, „Fred sieht in ihm schon den zweiten Mad-Eye.", was Hermine ein herzliches Lachen entlockte.
„Was sagst du den anderen eigentlich, wenn du zu uns kommst?", fragte sie doch ein wenig neugierig, würden Molly und Tonks nicht misstrauisch werden, wenn er jeden Tag zu ihnen käme?
„Dass ich ein wenig die Augen offen halte... tatsächlich verlasse ich das Hauptquartier nicht nur, um nach euch zu sehen. Wir machen alle unsere Patrouillen, reisen zu bestimmten Plätzen und versuchen hier und da etwas neues aufzuschnappen.", erklärte er.
Diese Antwort war für Hermine allerdings nur wenig befriedigend, was Remus ihr ganz deutlich ansah.
„Ich werde und würde euren Aufenthaltsort nie verraten, Hermine", beruhigte er sie.
Ein wenig verlegen sah sie zu ihm, „so meinte ich das gar nicht...", schüttelte leicht den Kopf, „entschuldige, ich bin... meine Nerven sind einfach ein wenig überstrapaziert.", sie seufzte, strich sich durch die Haare und band sie sich zu einem Zopf.
„So geht es uns allen, schätze ich...", Remus nickte, „vielleicht beruhigt es dich, dass ich in der Lage bin meine Spuren zu verwischen, sodass niemand, der nicht genau weiß, wo mein Weg mich hinführt, mir folgen kann... ein paar Tricks und Kniffe konnte ich mir dann und wann von Severus abschauen.", ein kleines schelmisches Lächeln huschte kurz über seine Lippen, bevor er wieder ernster dreinsah.
Hermines Mundwinkel zuckten kurz nach oben, „der Meister des Versteckspiels..."
Ein sehr gefährliches Versteckspiel..., dachte Remus, ließ es allerdings gut sein, „ich hab übrigens etwas für euch. Molly hat Kürbiskuchen gebacken, das ist im Moment Tonks Lieblingsspeise...", er kicherte leicht, „für jeden ein Stück. Vielleicht sollten wir nach unten in die Küche gehen...", schlug er vor und stand auf, schob sie, nachdem sie leicht nickte, vor sich her nach unten.

Die beiden kamen gerade in der Küche an, da knallte die Haustür ins Schloss und ausgelassene Stimmen drangen an Hermines und Remus Ohr.
„Erste Sahne, Harry... das wird ein Kinderspiel", flötete Ron unbedacht, „HERMINE?", brüllte er, nahm den Weg weiter in die Küche, „HERMINE, WIR HABEN DIE PERFEKTEN-", das Brüllen erstarb, als er Hermine zusammen mit Remus in der Küche stehen sah, „...Heey... Remus...", er lächelte unsicher, „ich wusste ja nicht, dass du uns besuchst..."
„Ron", Remus nickte, musterte neugierig den Rothaarigen, der sich recht schnell in eine andere Ecke der Küche verzog.
„Hallo, Remus", Harry, der sich ein wenig zurückgehalten hatte, ging mit einem Lächeln zu Remus, klopfte ihm leicht auf den Rücken, der ihm seinerseits zuzwinkerte.
„Alles klar, Harry?", wollte Remus wissen, „Was habt ihr denn auf eurem kleinen Ausflug gefunden?", er sah zwischen den beiden jungen Männern hin und her.
„Die.. perfekten Muffins...", erfand Harry schnell, „Ron vermisst die Muffins von Molly... wir... haben uns ein wenig umgesehen und die perfekten Muffins gefunden in einem kleinen Café.."
Ron nickte schnell, „genau... also nichts gegen das Essen, was Hermine hier für uns macht...", entschuldigend sah er zu Hermine, die sie beide ziemlich sauer musterte, „aber keiner kommt an Mums Kochkünste ran.."
„Wie der Zufall es wollte habe ich euch heute drei Stücke Kuchen mitgebracht", meine Remus, es schien als würde er die Ausrede glauben.
„Nein!", sagte Ron aufgeregt, „Sag mir nicht, du hast Mums Kürbiskuchen dabei!", mit großen Augen stürmte Ron zum Tisch, „Remus, ich könnte dich knutschen!"
Remus, Harry und auch Hermine konnten sich ein kleines Kichern nicht verkneifen, sahen dann Ron dabei zu, wie er sich einen Teller samt Gabel schnappte, sich an den Tisch setzte und anfing zu Kuchen zu genießen.
Harry und Hermine taten es ihm etwas weniger enthusiastisch nach und für eine Weile war es still im Raum, nur das Kratzen der Gabel über das Porzellan war zu hören.
Als die Teller geleert und die Gemüter alle ein wenig beruhigt waren, richtete Harry das Wort an Remus und verwickelte ihn in ein langes Gespräch, welches dem Älteren einige Sorgen zu nehmen schien.

Sie hatten sich mittlerweile in das untere Wohnzimmer zurückgezogen, Remus hatte für alle einen heißen Kakao gezaubert, auf den Hermine gedankenverloren in ihrer Hand sah und nur mit halbem Ohr dem Gespräch lauschte, sie glaubte etwas von einer Mission am kommenden Samstag gehört zu haben, als ein merkwürdiges Gefühl in ihrer Hosentasche ließ sie zusammenzucken.
Erschrocken fasste sie in die Tasche, spürte einen Zettel, von dem sie wusste, dass er vor einer Sekunde noch nicht dort war.
Fragend und so unauffällig wie möglich, zog sie ihn heraus, entfaltete ihn und schluckte, als sie die Nachricht las.
Die Mission des Ordens am Samstag darf nicht stattfinden. S'

Du solltest Remus warnen..., warf die Kopfstimme ein, ein Gedanke, der sich auch in Hermine ausbreitete.
Severus würde eine solche Botschaft nie ohne triftigen Grund schreiben; sie musterte den Brief ein wenig nervös, faltete ihn dann wieder zusammen, seine Nachricht war eindeutig gewesen und sie zweifelte keine Sekunde an dem Ernst, der dahinter stand.
Sie musste Remus warnen, nur wie?
Wie sollte sie ihm Severus Nachricht übermitteln, ohne dass Remus Fragen stellen würde, dass er misstrauisch würde?

Eine ganze Zeit verging, in der sie sich den Kopf zerbrach, wie sie es am besten anstellen sollte, bis sie zu dem Schluss kam, dass ein passender Moment gekommen war, in dem das Gespräch der drei Männer ein wenig abflaute und sie die Chance ergreifen konnte, „Remus, kann ich kurz mit dir reden?"
Mit einem freundlichen Nicken folgte er Hermine in das Nebenzimmer, sah neugierig über sie, bemerkte ihren ernsten Ausdruck, „alles in Ordnung?"
Sie atmete tief ein und aus, überlegte, wie sie diese Warnung am besten aussprechen sollte, ohne, dass sie ihm den Eindruck vermittelte, dass sie genau wusste, was ihn erwarten würde „ich... ich glaube es wäre besser... wenn... du am Samstag nicht auf diese Mission gehen würdest.", sagte sie vorsichtig, beobachtete seine Reaktion, die erst von fragend zu beruhigend wechselte.
„Wir müssen, Hermine.", er lehnte sich gegen die nahestehende Kommode, sah sich für einen kurzen Moment sehnsüchtig im Raum um, „Wir haben den Hinweis, dass am Samstag eine Gruppe von Todessern einen Angriff auf das St.Mungos planen...", erzählte er nun ernst, Hermine schüttelte den Kopf, „Wir müssen das verhindern.", sagte Remus, verstand ihr Kopfschütteln komplett falsch, „Wir können nicht einfach we-"
„Es ist eine Falle, Remus!", meinte sie aufbrausend, nun, da sie es wusste, war es so offensichtlich, dass sie nicht begreifen konnte, dass Remus es nicht begriff, „Siehst du das denn nicht?", sie schüttelte erneut den Kopf, „Sie wollen euch in eine Falle locken, in einen Hinterhalt! Nicht ihr überrascht sie, sondern sie euch und sie werden euch umbringen!"
Für einen Moment legte sich eine unangenehme Stille zwischen sie, „Woher weißt du das?", fragte er langsam, sein aufmerksamer Blick lag beinahe schon argwöhnisch auf ihr.
Hermine zuckte mit den Schultern, schüttelte leicht den Kopf.
„Von wem stammt diese Warnung?", wollte er wissen, „Sie muss von jemandem kommen, der in unmittelbarer Nähe zu den Todessern ist...", er ging einige Schritte auf sie zu, „zu wem hast du Kontakt?"
„Ich habe zu niemandem Kontakt", verteidigte sie sich, spürte, wie die Innenflächen ihrer Hände langsam feucht wurden.
„Woher solltest du sonst so etwas wissen? Hermine... wir alle können es uns nicht erlauben den falschen Leuten zu vertrauen...", weiter misstrauisch zog er die Augen zusammen.
„Glaubst du ernsthaft, dass ich Harry, Ron, dich, Tonks oder irgendjemanden aus dem Orden in Gefahr bringen würde? Dass ich jemanden verraten würde?", ein wenig gekränkt sah sie ihn an, er zweifelte an ihrer Aufrichtigkeit, an ihrer Loyalität und sie dachte unweigerlich an Severus, der sich seit Jahren diesem Misstrauen stellen musste, welches sehr viel stärker war als das, was Remus ihr nun entgegenbrachte und so langsam begriff sie, was Severus über so viele Jahre auf sich genommen hatte.
„Du willst mir doch nicht erzählen, dass es einfach ein... Gefühl ist, welches dir sagt, dass bei diesem Treffen etwas passieren wird..", er zog eine Augenbraue nach oben, nun wirkte er ein wenig gekränkt, dass sie ihm nicht verraten würde, woher sie all das wusste.
„Ich will dir nichts erzählen, ich will einfach nur, dass du nicht zu diesem Treffen gehst.", sie wollte sich erst gar nicht in die Gefahr der Rechtfertigung bringen, „Bitte, versprich mir, dass du nicht hingehst... dass niemand hingeht.", flehte sie verzweifelt, „Denk an Tonks und euer Baby..."
Sein Blick verfinsterte sich, „Tonks und das Baby haben nichts mit meinen Entscheidungen zu tun."
„Das sollten sie aber! Es ist deine Frau und dein Kind!", sie appellierte an sein Gewissen, fing sich damit einen weiteren bösen Blick ein.

Remus verließ, ohne ein weiteres Wort zu sagen, den Raum, stürmte durch den Flur, verabschiedete sich halbherzig von Ron und Harry, rannte die Treppen nach oben und disapparierte vor der Haustür.
„Was war das denn?", fragte Ron, als Hermine weder zu ihnen stieß.
Nu Hermine zuckte traurig mit den Schultern, „er hat es im Moment nicht leicht...", seufzte dann ein wenig und hoffte, dass er ihr vertrauen würde, auch wenn sie ihm nicht verraten würde, woher sie diese Warnung erhielt.

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