Hermine folgte ihm zaghaft, ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, aus der einfachen Sorge, dass er genauso plötzlich verschwand, wie er ihr erschienen war, „er wäre nicht gestorben, wenn Mundungus seinen Job erledigt hätte", sagte sie leise, legte ihre Hand auf seinen Arm, strich über den rauen Stoff seiner Robe.
„Von einem Feigling, wie Mundungus, kann man nichts anderes erwarten", schnaubte er bitter lachend, sah auf die Hand auf seinem Arm, hob den Blick und sah geradewegs in ihre Augen. Die Art und Weise, wie sie ihn ansah, löste ein merkwürdiges Gefühl in ihm aus, eine Mischung aus Sorge und Erleichterung, Freude und Angst, Liebe und sehnsüchtigstes Verlangen, er wollte auf der einen Seite am liebsten die ganze Nacht mit ihr reden, alles von ihren vergangenen vier Monaten hören und auf der anderen Seite wollte er sie einfach nur ansehen, ihre Haut auf seiner spüren und nicht einen Moment an die Welt außerhalb dieses Zimmers denken.Hermine strich sanft über seine Wange, ein betrübter Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht und ein trauriges Lächeln huschte über ihre Lippen, „diese Aufgabe macht dich kaputt", er sah so viel älter aus als das letzte Mal, dunkle Schatten unter den Augen, die Falte zwischen den Augenbrauen deutlich ausgeprägter, die Sorgen an seinen Augen ablesbar.
„Mach dir um mich keine Sorgen", flüsterte er dunkel, hielt ihre Hand an seiner Wange und schloss die Augen.
„Ich denke kaum an etwas anderes... ich frage mich jeden Tag, wie es dir wohl geht..."
„Du musst dich auf euer Vorhaben konzentrieren, ihr müsst diese Horkruxe finden", ein Flehen legte sich in seine Stimme, diese ganze gottlose Situation musste bald ein Ende haben.
„Bitte lass uns nicht davon reden", sie löste sich vorsichtig, stand auf und ging zu dem trüben Fenster, durch welches man nur schemenhaft einige warmleuchtende Punkte in der Nacht sehen konnte.
Sie nahm einen tiefen Atemzug, strich sich über das Gesicht und drehte sich zu Severus um, der immer noch auf dem Sofa saß, „ich... ich weiß nicht, ob ich das schaffe, Severus.", zog damit seinen Blick auf sich, „Wir haben nicht mal einen Anhaltspunkt, wo der nächste Horkrux sein könnte... dieses verfluchte Medallion war eine Fälschung... Sirius' Bruder hatte den echten."
Seine Gedanken rasten, „Regulus ist vor vielen Jahren verschwunden... die Chance, dass er noch lebt ist sehr gering..."
„Du kanntest ihn?"Er nahm einen tiefen Atemzug, nickte langsam und stand auf, „Regulus war ein sehr ambitionierter, loyaler, geschickter Zauberer... aber anders als der Dunkle Lord war Regulus sehr um die Belange der Kreaturen besorgt, die der Dunkle Lord als unwürdig erachtete... eine Sache, die sowohl Regulus als auch Sirius von ihren Eltern unterschieden... beide hatten die Hauselfen respektiert, die ihnen dienten...", Walburga und Orion Black hielten ebenso wenig von ihren Dienern wie Lucius, für die Reinblüter waren die Elfen bloß Mittel zum Zweck und nicht Wert richtig für sie zu sorgen.
„Das hast du nie erzählt", meinte sie leise, dass er eine Verbindung zu Sirius' Bruder hatte, erstaunte sie und noch mehr, dass er an und für sich recht freundlich über ihn sprach.
„Es spielte bis jetzt keine Rolle", entschuldigte er mit einem kleinen Lächeln, „er wollte aussteigen..."
„Was?"
„Er hat schon einige Jahre damit gerungen... aber er wusste, dass er nicht lebend aus diesen Kreisen kommt.", Severus verlor sich in Gedanken, unzählige Gespräche zogen durch seinen Geist, „Er hatte sich mir anvertraut... zwei Jahre bevor er verschwunden ist.", sah zu Hermine, die fassungslos vor ihm stand.
„Was hat er gesagt?", hörte Hermine sich fragen.
„Dass er die Ansichten des Dunklen Lords nicht länger unterstützen könnte... dass in ihm Zweifel aufgekommen wären, ob das wirklich der richtige Weg wäre... dass der Dunkle Lord uns früher oder später alle töten würde.", wie Recht Regulus damals doch hatte.
„Warum hat er sich dir anvertraut? Hatte er keine Angst, dass du ihn verrätst?"Einen Moment lang überlegte er, zuckte dann leicht mit den Schultern, „ich weiß es nicht... vielleicht war das, das letzte Bisschen Hoffnung... an Menschlichkeit in diesen Reihen. Ich habe ihn jedenfalls nicht enttäuscht... bis heute habe nie auch nur ein Wort darüber verloren.", ein kleines Lächeln schob sich auf seine Lippen.
„Wusste Sirius etwas davon? Dass du seinem Bruder so... nah standest?"
„Ich hielt es für das Beste ihn unwissend zu lassen... er hätte mich nie gefragt... ich glaube, er hatte Angst, etwas über Regulus zu erfahren, was sein Bild von ihm für immer verändern würde... er hat seinen Bruder geliebt und er konnte es nie verkraften, dass er dem Wahn seiner Eltern gefolgt war.", ein leichtes Bedauern legte sich in seine Stimme, zumindest von Regulus wusste er, dass er seinen Bruder sehr vermisst und sich selbst dafür verwünscht hatte ihn so enttäuscht zu haben.
Hermine schwirrte der Kopf, einen tiefen Atemzug nehmend strich sie sich über die Augen, „wann ist er verschwunden?"
„Ich habe ihn im Juni 1979 das letzte Mal gesehen... kurz bevor er Kreacher an den Dunklen Lord ausgeliehen hatte..."
„Kreacher? Der Kreacher?", wiederholte sie ungläubig, der verbitterte Hauself wusste vielleicht etwas über den Tod von Regulus Black.
„Er hat diesen Ort nie verlassen, auch wenn jeder seiner Herren tot ist... ich schätze, dass Potter nun sein Gebieter ist.", was durchaus Sinn ergab, denn Sirius hatte den Grimmauld Place an Harry vererbt und damit alles, was sich in ihm befand, auch den charmanten Diener der Blacks.Vielleicht wusste Kreacher etwas über das Medallion, vielleicht wusste Kreacher, was mit Regulus passiert war, vielleicht könnte er ihnen einen wichtigen Hinweis geben und sie in ihrer Suche nach den Horkruxen weiterbringen, auch wenn der mürrische Elf jeden der drei hasste und nur duldete, weil es Harrys Recht war sich in diesem Haus aufzuhalten, ein kleiner Hoffnungsschimmer glänzte in ihren Augen.
Sie überbrückte den Abstand zwischen ihnen mit wenigen schnellen Schritten, umarmte ihn stürmisch und drückte ihn fest an sich, „ich muss mit Harry sprechen... das könnte uns enorm weiterhelfen", löste sich ein wenig von ihm und sah ihn freudestrahlend an, das erste Mal seit Wochen empfand sie wieder so etwas wie Hoffnung und hatte ein Ziel vor Augen, das Lächeln ebbte ein wenig ab.
„Was ist denn?", er streichelte über ihre Wange, spürte diese Zerrissenheit in ihr.
„Ich kann morgen mit Harry darüber sprechen... der Abend gehört dir.", schenkte ihm eines dieser Lächeln, welches Schmetterlinge durch seinen Bauch schickte.
„Geh schon... es ist wichtig", bekräftigte er nickend.
Hermine schüttelte den Kopf, „ich habe dich fast vier Monate nicht gesehen... ich... will einfach nur bei dir sein."
Ein kleines Schmunzeln zuckte über seine Lippen, „ich werde noch hier sein, wenn du wiederkommst, nachdem du mit Potter über Kreacher gesprochen hast.", verschränkte die Hände hinter ihrem Rücken und hielt sie nah bei sich.
Sie überlegte hin und her, musterte ihn und seufzte schließlich, „aber nur, wenn du wirklich nicht sauer oder enttäuscht wärst... ich kann auch erst morgen mit ihm re-"
Ehe sie den Satz zu Ende sprechen konnte, legte Severus ihr die Hand auf den Mund, ein amüsierter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, „du gehst jetzt runter und sprichst mit Potter und Weasley, ich werde genau dort warten", zeigte auf die Couch neben sich und nickte leicht, „in Ordnung?", drückte ihren Kopf sanft hoch und wieder herunter, um ein Nicken zu simulieren, löste dann lächelnd die Hand von ihrem Mund und legte stattdessen seine Lippen auf ihre.
Hermine schmiegte ihren Arm um seinen Hals, strich wollend über seine Brust und öffnete die obersten Knöpfe seiner Robe.
Je länger der Kuss anhielt, desto mehr schmolz sie dahin, spürte wieder dieses Verlangen und wie sehr sie ihn vermisst hatte, wie sehr er ihr fehlte.Sie war mittlerweile an dem dritten Kopf angelangt, als eine warme Hand sie sanft davon abhielt, ein wenig fragend löste sie sich von ihm, „du sollst mit Potter reden", wiederholte er leicht lachend, „und danach können wir hier weitermachen...", raunte er dunkel, legte langsam die Lippen an ihren Hals und benetzte ihn mit heißen Küssen.
„Das ist unfair... du machst es mir nur noch schwerer", hauchte sie, vergrub die Hand in seinen Haaren.
„Das ist nur ein Ansporn alles schnell zu klären", flüsterte er verrucht, gab ihr dann einen Kuss auf die Wange und brachte einige Schritte Abstand zwischen sich, während er mit einem hypnotischen Blick die Knöpfe wieder schloss.
Ein wenig schmollend zog sie ihren Pullover zurecht, „na gut... dann gehe ich jetzt", strich sich über die Lippen und band die Haare zu einem Zopf, „bis gleich..."„Bis gleich", Severus lächelte leicht, setzte sich dann auf die Couch und sein Blick folgte ihrem zögerlichen Marsch zur Tür, kurz bevor sie den Raum verließ drehte sie sich nochmal zu ihm, biss sich grinsend auf die Lippe und huschte dann schnell hinaus, schloss die Tür leise von außen.
Sie nahm die Beine in die Hand, spurtete die Treppen nach unten und fand Harry und Ron im Musikzimmer vor, welches sie seit jeher benutzten, „Harry!", brüllte sie noch bevor sie vor ihm zum Stehen kam, stemmte atemlos die Hände in die Seite und atmete einige Male tief durch.
„Was ist los? Bist du einem Irrwicht in die Arme gelaufen?", fragte er schnell, sprang auf und ging ihr einige Schritte entgegen.
„Was? Nein...", sie schüttelte konfus den Kopf, drückte ihn auf das Polster der Couch zurück, „Ich hab gerade über etwas nachgedacht..."

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Schein und Sein
FanfictionVoldemorts Schrecken reicht immer weiter. Nachdem Harry und der Orden den Tod von Sirius Black mehr schlecht als recht verarbeitet haben, ein bevorstehender Krieg immer näher rückt und das Ministerium immer machtloser mit ansieht, wie immer mehr He...