Kapitel 85: Loyalität und Verschwiegenheit

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„Dass sie der bessere Mensch ist, war mir von vornherein klar", witzelte Lucius, warf seinem Freund vielsagende Blicke zu.
„Das bist du ja immerhin schon von deiner Frau gewohnt", gab Severus zurück.
„Die beiden müssen wirklich bei jedem Treffen darum buhlen, wer das Alpha-Männchen ist...", Narzissa schüttelte den Kopf, ging mit ihrem Glas zu Hermine, die dem Ganzen wieder ein wenig nervös folgte, sie konnte spüren, dass diese Spannung zwischen Severus und Lucius eine tiefgreifendere war als sie zugeben wollten und sie vermutete, dass auch Narzissa diese Ansicht teilte.

Sie füllte sich einen kleinen Teller mit verschiedenen Köstlichkeiten, ermunterte Hermine ihrem Beispiel zu folgen und setzte sich dann mit ihr zusammen auf ein gemütliches Ledersofa, auf dem sie zusammen über verschiedene Themen sinnierten.
Nach einer guten Stunde war die Stimmung, zumindest zwischen Hermine und Narzissa, ein wenig aufgelockert und so kam Hermine immer wieder ein bestimmter Satz ins Gedächtnis, den sie geklärt wissen wollte.
„Darf ich dich etwas fragen?", Hermine sah vorsichtig zu der Hausbesitzerin, Narzissa nickte freundlich, „Beim... letzten Treffen hat der Dunkle Lord etwas gesagt, was mir bis heute nicht aus dem Kopf geht."
„Warum fragst du mich und nicht Severus?", ihr aufmerksamer Blick musterte sie.
„Severus will darüber nicht reden", Hermine seufzte.
„Wenn er darüber nicht reden will, dann hat es vermutlich seine Gründe... Loyalität ist hier in diesem Kreisen sehr wichtig, Aurora. Zur rechten Zeit verschwiegen sein. Ich möchte ihm nicht in den Rücken fallen, das verstehst du sicherlich.", Narzissa war freundlich, aber bestimmt.
Hermine dachte einen Moment nach, so einfach würde sie nicht aufgeben, „ich mache dir einen Vorschlag", sie sah Narzissa intensiv an, ein weiches Lächeln lag auf den vollen Lippen, „ich werde dir erst einmal erzählen, was mir nicht mehr aus dem Kopf geht und du wirst dann entscheiden, ob du dazu etwas sagen willst.", ein bittender Blick erreichte sie.
Narzissa seufzte, „na gut...", sie konnte Aurora einfach nichts abschlagen, diese junge Frau hatte etwas ganz einnehmendes an sich.
Hermine lächelt, wurde dann wieder ernst, „der Dunkle Lord hat mich gefragt ob ich ebenfalls den Todessern beitreten wolle, als ich verneinte, sagte er, dass er meine Angst spüren würde", sie erinnerte sich an seine Erscheinung, seine Stimme und seine Augen, wie ein Reptil, schüttelte sich leicht, „ich sagte, dass ich nicht so enden wolle wie Nicholas... er hat gesagt, dass er mir nichts tun könne, selbst wenn er es wollte weil ich zu Severus gehöre... ich wusste nicht, dass so etwas möglich ist..", fragend sah Hermine die Ältere an, die ein wenig zu zögern schien.

Sie sah sich kurz um, nahm dann ihre Hand und zog sich mit ihr in den Flur zurück, der im Vergleich zum erhellten Dinnerzimmer recht schummrig wirkte.
„Ich bitte dich inständig nichts zu sagen...", ihre Augen flogen über Hermines Gesicht, diese nickte schnell, „vor... vielen Jahren gab es eine Situation... eine furchtbare Situation.", sie hielt kurz inne, es hatte sie damals trotz der ganzen Widrigkeiten sehr getroffen, „Eine Situation, die niemand jemals erleben möchte, der irgendwen liebt... von verschiedenen Seiten habe ich damals gehört, dass Severus den Dunklen Lord angefleht haben soll ein Leben zu verschonen.", sie seufzte leicht, „Er hat gebettelt, auf Knien soll er vor ihm gehockt haben, er würde alles dafür tun, dass der Dunkle Lord diese Frau am Leben lässt... er soll sie furchtbar geliebt haben.", Narzissa musterte sie, ihre Augen flogen über ihr Gesicht, „Der... Tag danach... das war das erste und einzige Mal, dass ich Severus habe weinen sehen. Er kam am späten Abend zu uns...", gedankenversunken starrte sie auf einen Punkt, „Der Zauber und der Schutz, der von Liebenden ausgeht ist stärker als jeder Todesfluch... das hat der Dunkle Lord am eigenen Leib erfahren müssen. An dem Tag vor fast zwei Jahren, als er wiedergekommen ist, hat er diese Regel aufgestellt, dass niemand in diesen Kreisen denjenigen etwas antun darf, die sich wirklich lieben...", sie schüttelte leicht den Kopf, „Angst vor der Liebe... Liebe...das ist etwas, was bei Todessern eher selten ist, wie du vielleicht schon bemerkt hast.", traurig lächelnd sah Narzissa über sie.

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