31. Date

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Hallo ihr Lieben!
Das neue Kapitel ist da! Freut euch auf einen weiteren Abend mit Haru und Ren... Mein Urlaub ist nun leider vorbei und ich werde nicht wieder jeden Abend tippen können... was mich aber trotzdem nicht abhalten wird, für euch Kapitel zu schreiben! Ein bisschen was, habe ich auch schon vorgetippt. Naja~ Jetzt kommt wieder Harus Sichtweise und ich kann euch verraten, dass wir mit diesem Kapitel auch noch nicht fertig sind, was das Date betrifft! Bleibt dran!
Liebe Grüße, Soraly (๑ →ܫ←)
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Mein Herz springt mir bis zum Hals, als wir Händchen haltend bis zur Eingangstür des Restaurants gehen.
Weg von meiner alten Zeit und den Frauen, hinein in meine neue Zeit mit Ren. Wenn ich mein Herz in Prozente aufteilen müsste, gilt der großen Mehrheit, dass ich froh bin, das Ren es bis hierher alleine und unbeschadet geschafft hat. Shima hat darauf bestanden. Er wusste von meinen ganzen Ideen, Auswahlkriterien und Plänen, er war aber derjenige, der mich überredet hat, Ren diese Erfahrung selbst machen zu lassen. Das erste richtige Date, sich irgendwo treffen, der erste Blick aufeinander...

Aber er hatte Recht. Denn der Rest der Aufteilung meines schnellen Herzschlages, gelten definitiv diesem Gefühl. Als ich ihn gesehen habe, in seiner schicken Jacke mit den Holzknöpfen. Irgendwie liegen seine Haare auch etwas anders. Er muss bestimmt geschaut haben, was er anzieht und wie er sich zurecht macht... Zumindest erging es mir so. Ich drücke seine Hand noch ein letztes Mal und lasse sie los um ihm die Tür aufzuhalten. Ich freue mich wahnsinnig.

„Guten Abend. Ich hatte bestellt, einen Tisch für zwei. Auf den Namen Kaidô." Eine junge Kellnerin schaut uns an, als wir reinkommen. Sie begrüßt uns.
„Guten Abend, ja gerne. Ich schaue nach und begleite Sie. Danke für Ihren Besuch."
Sie huscht hin und her, zückt ein Buch und schaut nach, kommt wieder zu uns und bringt uns zum Platz. Je länger ich sie beobachte bohrt sich ein weiteres Gefühl in mein Herzklopfen...
Ohne einen Ton zu sagen, starrt sie Ren unentwegt an, als sie uns begleitet - und sie ist wahnsinnig jung. Sie muss gerade erst 18 Jahre alt sein. Sie hat braun-rote Haare zu einem langen Zopf gebunden, Sommersprossen und braun bis orangefarbene Augenbrauen. Sie trägt enge Kleidung und darüber eine fast bodenlange Schürze mit dem Logo des Restaurants. Sie hat mehrere Tattoos im Nacken, sie scheint auch nicht japanisch zu sein. Zumindest nicht komplett. Sie ist allerhöchstens so groß wie Ren. Als sie uns die Stühle zurecht rückt und uns mit einer Handbewegung andeutet, uns zu setzen, errötet sie, als Ren ihr zunickt.
„Ähm. Mein Name ist Jana, ich werde Sie heute Abend bedienen. Kommen Sie erst einmal an. Ich nehme dann gleich Ihre Bestellungen entgegen." Jede Sekunde, die sie bei uns steht, gilt Ren.
Meine Augen verengen sich zu Schlitzen. Meine Güte. Geh... Und arbeite irgendwas!

„Haru." Ich blicke hoch, schaue ihn an.
„Du bekommst Falten, wenn du weiterhin so finster guckst." Dieser Ren-Blick. „Entschuldige. Alles ist gut. Ich freue mich wahnsinnig, dass wir hier sind. Hast du dich schon einmal umgeschaut? Gefällt es dir hier?"
Ich habe Stunden damit verbracht, nach der richtigen Location zu suchen. Ich hätte auch niemals gedacht, dass ich so ein Restaurant finden würde. Niemals.

„Es ist überhaupt nicht japanisch. Es gefällt mir hier." Er starrt mich an. Er will bestimmt noch etwas sagen. „Du... Du hast dir einen Zopf gemacht.", kommentiert er weiterhin mit nichts-sagendem Blick. „Stimmt, ja.", ich lächle ihn an. „Es... gefällt mir so... und diese Krawatte. Sie steht dir.", sagt er diesmal mit funkelnden Augen. Funkelnden Augen, die nur mir gelten. „Und Haru. Ich habe es heute morgen zwar schon gesagt, aber... alles Gute zu deinem Geburtstag. Ich liebe dich sehr." Ich zwinkere ihm zu. „Danke. Und ich dich erst."

Wir sitzen uns gegenüber an einem kleinen, viereckigen Tisch. Zwei kleine Ledersessel mit Holzfüßen rahmen uns um ihn ein. Ich habe einen Fensterplatz bestellt. Wir schauen auf den Hinterhof, der mit einem schönen Leuchtschild und Blumen dekoriert ist. Da es langsam dunkel wird, macht es mit den indirekten Raumlichtern eine tolle Stimmung. Jede Tapete, an jeder Wandfläche ist anders. Es gibt sogar eine Fototapete, vor der nur ein grünes Ledersofa steht. Es steht zur Wand hin, sodass man die Fototapete anschauen kann. Daneben steht ein kleiner Tisch mit einem Lämpchen und einer Fernbedienung darauf. Auf der anderen Seite des Sofas steht eine Zimmerpflanze, die fast so groß ist wie ich. Diese kleine Inszenierung ist bestimmt so groß wie unser Schlafzimmer. Und sie ist perfekt.

Das Restaurant ist wahnsinnig hoch und offen. Wie ein kleiner Saal mit verschiedenen, aber zusammen passenden Szenen. In Japan gibt es nur wenige Wohnungen oder Gebäude mit hohen Decken. Der Wohnraum ist knapp und begrenzt. Kein Platz für Altbau-Charme und anderes. Dazu sind viele Japaner minimalistisch. Ein Tisch, ein Futon, fertig.
Hier aber, hängen überall Bilder, sogar alte Elektrogeräte und Leuchtschilder an den Wänden. Stilvoll. Verschnörkelte Rahmen, eine alte, aufgearbeitete Schreibmaschine, ein alter Röhrenfernseher, Telefone mit Schnüren auf Rüschendeckchen. Dazu ist jedes Tischchen mit einer anderen Blumensorte und einem kleinen, brennenden Teelicht verziert. Es gibt viel amerikanische Texte und Sprüche in den Bilderrahmen. Viele handeln von Liebe und Familie, von Freundschaften und Frieden. Es werden wichtige Politiker und Schauspieler aus aller Welt gezeigt. Jeder Tisch sieht anders aus, jeder Stuhl und jedes Kissen sieht anders aus. Man findet Sprüche und Symbole von den verschiedensten Religionen. Nichts in diesem Raum ist gleich. Nichts entspricht den typischen Fastfood-Restaurants in Japan. Nichts entspricht dem Einheitsbrei. Auch ähnelt nichts den typischen japanischen Restaurants. Ich mag diese zwar, aber ich wollte etwas anderes für diesen Abend. Selbst die Bedienungen scheinen in dieses Bild zu passen.

Ich beobachte Ren, der seit mehreren Minuten schweigend da sitzt, und dessen Augen alles absuchen. Er hat sich sogar mehrfach umgedreht und nach hinten geschaut. Sein Blick bleibt letztendlich auf der Fototapete ruhen.

„Das ist der Peyto Lake.", sagt er leise. „Ja.", sage ich. „In Alberta. Haru... Das ist im Banff National Park. Das Gebirge da im Hintergrund sind die kanadischen Rocky Mountains.", sagt er wieder, ohne den Blick von der Tapete zu lösen. „Ja.", sage ich wieder mit einem Grinsen im Gesicht. „Ich liebe dich und diesen Ort. Diesen Ort auf der Tapete da, und diesen Ort hier jetzt gerade, dieses Restaurant.", sagt er wieder, sein Blick schweift wieder zu mir. Ich muss fast lachen, so süß sieht er aus. Ich grinse breit. „Ja.", sage ich zum wiederholten Male und grinse weiter. „In Alberta, wo wir uns kennengelernt haben. Ein Alberta in Japan. An unserem Abend. Ist das nicht verrückt?!", frage ich und gucke ihn mit schrägem Kopf an. „Ja, ist es.", jetzt lächelt er auch. Endlich.

Miss wallender Pferdeschwanz kommt erneut an unseren Tisch.
„W... – Wissen Sie schon was Sie trinken möchten?", sie schaut mich nicht an, fragt dennoch in meine Richtung. „Eine Flasche Wasser und zwei Gläser, bitte.", sage ich selbstbewusst. „Gerne. Und für ihren...", sie zögert. Sie sucht nach einem Wort. Sie schaut nach Ren, der die Tapete wieder anstarrt und sie komplett ignoriert. „Ich brauche nichts, mein Freund hat gerade für mich mitbestellt." Stumpf und kühl kommt es aus ihm heraus. Expressionsloser und stumpfer denn je. Meine Kinnlade fällt innerlich bis unter den Tisch. Er schaut sie an, direkt in die Augen. Diese Szene fährt in Zeitlupe ab und ich kann mich kaum zusammenreißen. Sie wird auf Knopfdruck rot, als sein Blick sie trifft. Panik steigt in ihrer Körpersprache auf. „Äh. Ja. Sofort." Sie scheint fast Richtung Bar zu joggen.
„Was war das denn?!", frage ich ihn und lache leise auf. „Was denn?"
„Na das!?", sage ich entgeistert. „Was?", fragt er erneut. „Du hast ihr gerade einen Korb gegeben, beladen mit 1000 schweren Steinen aus Ignoranz und Gleichgültigkeit." Ich lache weiter. Ich flüstere allerdings. „Ich habe doch nur gesagt, dass du für mich bestellt hast.", sagt er ungläubig. „Was denn für einen Korb?" Diesmal legt er den Kopf schief. Seine Augen verraten allerdings nichts. Nicht eine Mimik, nichts. „Ren... wir sind reingekommen und sie hat dich seither pausenlos angestarrt. Ich war zeitweise sogar eifersüchtig!", klage ich ihn an. „Hä?"
Ich muss mir ein weiteres Lachen verkneifen, als die Kellnerin mit der Falsche Wasser und Gläsern, sowie den Speisenkarten zu uns zurück kommt.
„Lassen Sie mich wissen, wenn sie gewählt haben.", sagt sie mit starrem Blick Richtung Tischkante, bevor sie wieder verschwindet.
„Merkst du denn gar nicht, was du für eine Wirkung auf sie hast? Sie ist bestimmt nur etwas älter, sie findet dich wahrscheinlich wahnsinnig toll. Sie starrt dich regelrecht an? Hast du dich heute mal angeschaut? Was du anhast, deine Haare, hast du dich selbst mal lange betrachtet und bemerkt, wie gutaussehend und schön du bist?" Meine Frage wechselt von Spaß zu Ernst.
„Das was sie da macht, könnte man flirten nennen.", kommentiere ich noch dazu.

Ich kann mir sogar vorstellen, dass er oft angeflirtet wird. In der Schule mit den ganzen Teeny-Mädels. Bestimmt denkt die ein oder andere darüber nach ihm die Gefühle zu gestehen. Merkt er das dann einfach nicht?
„Ich finde dich wahnsinnig toll. Der Rest ist mir allerdings egal. Bis auf diese Tapete da vorne." Er lächelt und nickt Richtung Peyto-Lake und ich seufze. „Du siehst toll aus heute Abend. Und ich bin froh, dass du mir gehörst. Denn das beruhigt mich ungemein, wenn diese Jana dich so anschaut." Mein Blick ist fest. Lustvoll. „Ich finde dich ebenfalls wahnsinnig toll." Ich betone es genau wie er. Er wird rot.

„Hast du Hunger?"
„Ja. Total.", antwortet Ren als er die Karte durchschaut.
„Hast du gesehen, dass sie sogar 'Nanaimo Bars' führen? Es erinnert mich an Fumie. Sie hat die besten gemacht. Auf der Karte stehen auch selbstgemachte Marmeladen. Man kann sie sogar kaufen." Ich gucke die Karte glücklich an.
„Ich möchte gerne die hausgemachten Käse-Makkaroni. Und du?", er guckt von der Karte hoch, in meine Augen. Ich fühle mich wie ein Teenager.
„Ähm ja. Klingt gut. Ich möchte so einen Ceasar Salad mit Hähnchen. Da sind auch Nudeln drin. Ich hatte schon ewig keine Nudeln mehr. Wie kommt es, dass du keinen Reis möchtest? Du liebst Reis?"
„Ja, aber irgendwie, wo ich hier mit dir sitze, ist mir nach klebrigen Makkaronis. Es erinnert mich an schöne Zeiten. Als ich jünger war. Im Ausland... an diese Zeit eben." Seine Augen funkeln wieder.

Nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben haben, sitzen wir nun hier und schweigen uns an. Rens Blick ist lang und intensiv. Ich frage mich, was er denkt. Seine Hände sind auf dem Tisch abgestützt, er schaut sich immer noch aufmerksam um und ich liebe es, ihn so dabei zu beobachten. Als ich mir seine Hände nehme und sie halte, erschrickt er kurz.
„Haru?"
„Ich möchte dir nah sein.", sage ich.
„Aber hier sind überall Leute...", sagt er wieder.
„Ist mir gerade egal. und ich denke sogar, dass es hier okay ist!" Ich lüge nicht. Mir ist es wirklich egal. Wir sind hier. Nicht nur, dass wir weit weg von Zuhause sind, sondern auch, weil es in so einem Restaurant und in so einer modernen Szenerie niemanden zu stören scheint. Keine Menschenseele von den anderen Tischen, scheint sich großartig dafür zu interessieren. Ich lächle ihn nochmal an und streichle seine Handrücken gleichzeitig mit meinen Daumen. „Das eben..., es hat mir gefallen. Es laut zu sagen. Es jemandem laut zu sagen. Zu dir zu stehen. Es allen zu zeigen. Ich hätte es am liebsten immer so. Ich würde dich am liebsten genau so von der Schule abholen. Dich leidenschaftlich an den Schuhschränken küssen, Händchen haltend nach Hause laufen... Manchmal keimt der Wunsch in mir auf, mit dir alleine wohnen zu wollen. Nur wir beide, in einem kleinen Haus." Ich streichle seine Handrücken schneller. „Unsere Wohnsituation mit allen war mein Traum, es stimmt. Aber meine Liebe und mein Verlangen zu dir wird immer intensiver... Ich kann nichts dagegen tun. Mir gefällt die Vorstellung, von unserem Haustürschlüssel am Schlüsselbund. Wo wir heim kommen, zum anderen. Alleine sind, frei sein können wie wir wollen." Ren, der mittlerweile meine Hände ebenfalls umschließt, schaut mich nur mit dieser gutmütigen und liebenswerten Aura an. Wieder einmal ohne besondere Gestik oder Mimik. Dennoch weiß ich, was er mir sagen will und was er denkt. Manchmal ist es schwer. Manchmal gar nicht. „Das klingt gut.", sagt er letztendlich verlegen.

Nach circa zwanzig Minuten Wartezeit bekommen wir unser Essen. Jana, die völlig entgeistert auf unsere Hände starrt und peinlich berührt das Essen serviert, verschwindet wieder mit einem leisen „Guten Appetit."
Wir lächeln beide etwas und beginnen zu essen. Ich öffne für uns die Flasche Wasser und schenke ihm ein. Ich liebe es. Ich möchte ihm nicht nur einschenken, ich würde ihn am liebsten auch füttern. Alleine dieser Gedanke erregt mich und ich muss mich zusammenreißen, als ich merke, wie mir eine Röte ins Gesicht schießt.
„Du würdest mich am liebsten füttern, nicht wahr?" Er guckt grimmig. „Versuchs nur.", droht er mir, aber lächelt dabei.
„Sei nicht so frech.", grinse ich ihn an. „Hör auf du zu sein, dann verspüre ich vielleicht auch nicht mehr diesen Drang. „Wie soll ich das denn machen?", fragt er mich, hat aber durchaus meine Aussage verstanden. „Ja und wie soll ich das machen?", antworte ich ihm.

Nach einigen Bissen reden wir über Kanada, über Rob und Fumie, über Haruko, über die Hunde Quark und Lepton, die Haruko nach Elementarteilchen aus der Physik benannt hat, über die Berge und über den Wald. Über alles. Ohne Streit. Ohne den Kampf der daraus folgte, ohne diese üblichen Kreisläufe, in die wir sonst verfallen sind, weil wir keinen Schritt weiter gegangen sind in unserer Beziehung. „Ich finde, das hier schmeckt nach Harukos Versuch Essen zu kochen." Ren hält mir eine Gabel Käse-Makkaroni hin, wohl wissend, das ich das mit füttern meinte. Sein Blick ist sexy.

Als ich mich zu ihm rüber beuge, spüre ich Jana im Rücken, die Ren unbewusst mit einem eiskalten Blick zu ihr zum weggucken überredet. Macht er das wirklich unbewusst? Ich nehme die Gabel in den Mund und lecke sie anschließend qualvoll langsam ab. „Das ist auch flirten, oder?", fragt Ren. Den Blick wieder zu mir. „Oh ja.", antworte ich. „Definitiv."
„Es macht mich irgendwie an, dass du sie so kalt abblitzen lässt.", flüstere ich. „Wen?", fragt Ren. Ich lache wieder laut los.

Als wir mit dem Essen fertig sind und uns in weiteren Gesprächen über Kanada vertieft haben, schweifen wir über zu unserer Zeit, wo wir tatsächlich ein Jahr zusammengelebt haben, ohne Shima und Aki. Die Zeit, als Ren das erste Mal bei mir geklingelt hat und bei mir aufgetaucht ist, dann aber nach einigen Wochen an Weihnachten doch wieder nach Kanada abgereist ist.
„Warum bist du damals wirklich gegangen, Ren? Ich weiß ich war schrecklich... Ich glaube ich habe dort zum ersten Mal wirklich realisiert, dass ich dich mehr mochte, als das, was du mir erzählt hast, was wir hatten.", gebe ich zu. „Es tut mir leid, dass ich damals einfach abgehauen bin. Alle Erinnerungen kamen wieder, es war mir zu viel und ich habe mich betrunken... meine Gefühle waren im Chaos... Und dann hab ich dich einfach alleine gelassen, bin einfach abgehauen und hab bei Iku geschlafen."
Dieser Tag damals war ein einziges und völliges Durcheinander meiner Gefühle zu ihm, sich zu einem fremden Teenager plötzlich hingezogen zu fühlen... Die Erinnerungen kamen wirklich durcheinander und vermischt mit dem Unfall zurück und ich habe mich einfach nur bescheuert benommen ihm gegenüber. Er hat mir zu Weihnachten ein Bild von Haruko und mir als Kind und den Hunden eingerahmt und eine DVD dazugestellt. Aber er war weg. Ist mit Mikiko zum Flughafen gefahren und war plötzlich weg.
Rob und Fumie haben Videos gemacht, als ich in unserem besagten Urlaub Ren kennengelernt habe. Szenen von uns gemeinsam, an die ich mich aktiv nicht erinnern konnte und dann ist alles über mich eingebrochen. Als ich alleine und kalt in der Wohnung saß, und die DVD geschaut habe, habe ich erst bemerkt was für ein riesen Arschloch ich war.
„Und ich bin einfach abgehauen, weil ich das wahrscheinlich auch realisiert habe. Alles wahrscheinlich. Und ich habe mich auch schlecht gefühlt, weil ich dachte du willst mich nicht und ich bringe dein Leben durcheinander und du wärest vielleicht nicht bereit." Er atmet tief ein und aus.
„Aber Aki und Shima haben dann ihren Abschluss gemacht, du hattest Zeit und bist mir kurz daraufhin gefolgt und hast mit mir in Kanada gelebt. Dann war ich fertig mit dem Schuljahr und wir sind in die gemeinsame Wohnung nach Japan gezogen.", erinnert er sich. Ich greife wieder seine Hände. „Wir haben schon vieles geschafft, nicht wahr?" Er guckt mich liebevoll an. Alles vergeben und vergessen.

Jana, die wir mittlerweile beide gut ignorieren, reicht uns nach meiner Nachfrage die Rechnung. Ich bezahle, stehe auf und halte ihm bewusst meine Hand hin. Auf die Frage über Nachtisch, haben wir uns beide entschlossen, es abzulehnen, mit der Verabredung, die typischen 'Nanaimo Bars' selbst mal zuzubereiten. Zuhause und zu zweit.
„Haru...", er lächelt und umschließt meine Hand mit seiner. Er guckt sich nochmals die Fototapete an. Als er denkt, wir würden raus gehen, ziehe ich ihn sanft an das grüne Ledersofa und setze mich mit ihm hin. Nachdem ich mein Handy rausgekramt habe, suche ich die Fotofunktion und lache ihn an.
„Lächeln.", sage ich, nehme ihn in den Arm und mache ein Foto von uns.
Ich küsse ihn unschuldig und schnell auf die Stirn. „Komm her, hier auch."
Diesmal stellen wir uns mit dem Rücken zur Tapete und ich knipse uns mit Klein-Kanada im Hintergrund.

„Oh, ich habe noch etwas auf dem Tisch liegen lassen. Ich komme sofort.", lüge ich und erhoffe mir, dass mein Plan funktioniert. Und ehe ich mich umdrehe passiert es. Ren steht alleine vor dem Sofa, vor dieser Inszenierung. Er steht perfekt mittig und schaut die Tapete an. Ich drücke ab. Was für ein tolles Bild. Ich streichle über das Display.
Ich verstaue wieder alles in meiner Tasche und gehe wieder zu ihm. „Ich habe alles, was ich brauchte. Danke."
Ich grinse bis über beide Ohren. Mein Herz ist warm und ich freue mich einfach über alles. Dieser Ort und dieser Abend ist perfekt. Die anderen Gäste schauen uns zwar an, wir ernten aber höchstens ein freundliches Lächeln. Es ist, als wären wir wirklich in einem anderen Land.

Diesmal schaut die Kellnerin mich bewusst an. Ich nicke ihr zu. Ren guckt sie ebenfalls an. „Danke für den Abend. Auf Wiedersehen.", sagt sie schüchtern. Aber sie lächelt. Wir auch.
Beim rausgehen sehe ich nochmals die Frauengruppe und Kao-san beim rauchen. Alle Blicke richten sich auf uns und ich freue mich, Rens Hand fest in meiner zu haben. Ich nicke ihnen ebenfalls zu.

„Ren... der Abend ist noch nicht vorbei. Komm mit mir mit.", sage ich zu ihm, als uns die Nachtluft umgibt. Das erste Mal seit Tagen und Wochen ohne Regen und mit klarem Himmel. Mein Herz klopft.

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Hochgeladen am 20.07.16
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