64. Es gibt immer einen Weg

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Haru
Wieder im Jetzt...


Kaum im Saal angekommen und in die Richtung unserer Plätze gehend, kommt Aki uns entgegen.
Breit grinsend mit zwei Tellern, voll beladen mit Süßigkeiten. Eine Mischung aus amerikanischen kleinen Gebäcksorten, kanadisch traditionellen Schokoriegeln, allerdings in kleiner Probier- und Snackgröße, als auch von Gonzo-san eigens hergestellte japanische Süßigkeitenvariationen wie zum Beispiel Yōkan, Mochis und mehr.
Ich schaffe es auch am heutigen Tage nicht, meine Augen nicht zu verdrehen. „Keine Sorge Bruderherz, dieser Teller hier ist für euch. Das Buffet haben wir auch schon alleine eröffnet. Ihr lebt ja heute eh in einer anderen Welt. Also, setzt euch endlich." Weiterhin breit grinsend stellt er den Teller zu uns rüber und schiebt uns zwei kleine Dessertteller und Servietten hin. „Schwager.", guckt er Ren an, nickt ihm zu und hält ihm den Stuhl hin mit der Geste sich zu setzen. Er strahlt. Es ist einfach so schön zu sehen. Auch Ren grinst und nimmt Platz.

Buff, buff, buff...
Shima steht vorne neben dem Musiktisch und klopft an ein Mikrofon.
„Das ist so unnötig, vertrau mir, mit Mikros kenne ich mich mittlerweile aus! Go for it!", kommt es aus den Reihen der runden Gästetische. Kiyoka, der seine gesamte Musikanlage mit nach Amerika eingeflogen hat und Shima zuzwinkert.

„Also, herzlich Willkommen noch einmal und allen einen guten Appetit bei den tollen Leckereien von den verschiedenen, tollen und vielfältigen Menschen. Danke auch noch einmal in unser aller Namen an Kono-sam-" „Jii-chan!!", ruft es plötzlich rein. „Verzeihung, Opa, also Jii-chan, der hier mithilfe des Hotel Teams und seinen 75 Jahren so ein tolles Essen gezaubert hat." „War mir eine Ehre.", kommt es wieder trocken und freudig aus Shimas Publikum. Ren strahlt ihn an.
„Ja jedenfalls, damit ihr euch auch alle nicht langweilt, haben wir abwechselnd ein paar Worte vorbereitet und möchten diese nun auch an das frisch vermählte Paar richten.
Tja also, wer hätte das alles gedacht? Zwischenzeitlich war ich euphorisch, voller Sorge wegen dem unendlich scheinenden Papierkram und dennoch glückselig, meinen Bruder Haru so zu erleben wie in den letzten Monaten. Ich bin sonst ein strukturierter Mensch, aber selbst ich finde heute nicht mehr allzu viele Worte und meine vorbereitete Rede wird dem allen hier gar nicht gerecht genug. Dieses Panorama, diese Menschen, diese beiden, diese unwirkliche Reise die hinter ihnen und uns allen liegt... ich finde dafür keine Worte mehr. Ich liebe euch, herzlichen Glückwunsch und vielleicht schafft es ja nach mir noch jemand, das alles besser in Worte zu fassen. Kanpai!" Er erhebt sein Glas und schwingt es in unsere Richtung. Ren tut es ihm gleicht und stößt mit ihm auf Luftwegen an. Beide nippen einen Schluck und Shima wird von Mikiko und Haruko abgelöst.

Mikiko beginnt zu sprechen. Sie ist die gleiche adrette und schicke Mikiko wie immer. Schick in einem schwarzen Kleid, die Haare seitlich etwas eingeflochten. Sie scheint nie zu altern, sie wirkt nach wie vor warm und stark bis streng zugleich, obwohl ein neuer Zauber in ihrem Gesicht ist, der unverkennbar mit einem unsichtbaren Strang voller Elektrizität und Anziehung zu Owen verknüpft ist. Meine Mutter hingegen sieht aus wie ein Häufchen Elend, ihre Haare sind zerzauster als sonst und leicht wellig vom Wind und Regenschauer, obwohl wir alle mittlerweile umgezogen und oder getrocknet sind. Ihre Augen sind glasig und ich muss schmunzeln. Es tut gut, sie so unperfekt zu sehen, so emotional und anwesend im Hier und Jetzt. Fern von jeglicher Arbeit oder Terminen. Mikiko räuspert sich erneut, als wolle sie Haruko sagen, sich zusammenzureißen.
„Wer hätte gedacht, dass mich mein Anwaltsdasein in eine neue Besessenheit von Adoptionslösungen, Staatsbürgerschaften, japanischen und amerikanischen Rechten treibt? Das ich an Entführungsfällen und Vergangenheitsrecherchen wachse und mir wirklich einen Namen mache? Das ich mich plötzlich in einem Berg von japanischen Behördenkram, verstrickt in deren absoluter Homophobie wiederfinde? Und es nebenbei gesagt... das betrifft nur die zwei dort drüben!" Sie prostet uns zu und nimmt einen großen Schluck Wein. Sie lacht und schüttelt leicht den Kopf. „Aber genau so ist es gewesen und gekommen - und wir haben das alles geschafft! Ungewöhnliche Fälle lassen ungewöhnliche Menschen entstehen und man erweitert selbst seinen Horizont und beginnt zu begreifen, dass die Welt mehr zu bieten hat als nur schwarz und weiß. Das die Welt mehr kann, als nur zu verurteilen. Das wir Behörden und Menschen in hohen Ämtern zum umdenken gebracht haben, wie falsch eigentlich Rens Adoption damals war. Überhaupt nicht rechtens. Ohne seine Identität zu klären und überhaupt... ", wieder schüttelt sie den Kopf.
Ungläubig von den Erlebnissen aus den letzten Monaten.
„Wie viele Versäumnisse stattgefunden haben... Wie ein riesengroßer tiefer Wald ohne Ausweg. Aber wir haben einen Weg gefunden! Wir sind alle gewachsen- ich auf jeden Fall und ich habe selbst gelernt, durch die zwei da drüben, über meinen eigenen Tellerrand hinauszuschauen und vielleicht auch selbst das ein oder andere Vorurteil abzulegen. Natürlich war es fremd- ein Paar mit solch einer Konstellation zu begleiten. Dieser Altersunterschied und auch das optische Erscheinungsbild war fragwürdig, natürlich. Es musste auch fragwürdig sein, immerhin war Ren zu Beginn seiner Verliebtheit noch minderjährig, ein Teenager!" Sie hält kurz inne und schaut durch die Menge. „Aber seht selbst. Wer nicht sieht, was die beiden durchgemacht haben und welche Liebe in diesen Menschen steckt, eine Liebe die auch so viel zurückgibt... ja, dem kann nicht mehr geholfen werden. Zwei von Grund auf absolut hilfsbereite, ehrliche und liebenswürdige Menschen. Haru zum Beispiel, der alles für seine Familie tun würde, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken, auch für mich, einer "nur" engen Familienfreundin."
Der Griff von meiner Mutter um ihr Glas wird fester, sie schluchzt etwas auf und Mikiko legt einen Arm um sie. „Wäre ich in Not, ein Anruf würde reichen. Und Ren, du bist einer der ehrlichsten und pursten Menschen die ich kenne. Es ist so erfrischend und belebend in deiner Nähe zu sein, es ist so pur und so gut. Es ist wie ein Urlaub von meiner Arbeit, der oftmals eine Welt voller Konstrukte, Lügen und Strategien inne wohnt. Ich schätze das so sehr an dir. Du bist ein toller Mann. Ich danke euch. Einfach, dass es euch gibt und ich danke euch, dass ihr mich wachsen lasst und die Welt mit neuen Augen sehen lasst. Und noch ein letztes Wort. Wisst ihr was? Selbst wenn ihr in Japan hättet heiraten dürfen, wir hätten all dies hier verpasst." Sie deutet zu der riesigen Panorama-Glasfront, vor der wir als Ehepaar sitzen und die dahinter liegende Weite. „Hier, wo auch William und Kaori vereint sind, hier, wo Rens Wurzeln sind. Danke, dass wir hier sein können. Hier ist euer Bund rechtmäßig geschlossen worden. Egal, welche Länder es anders sehen. Ren Parker ist wieder zu einem Ren Kaidô geworden und das ist, was zählt! Wir leben im Einundzwanzigsten Jahrhundert. Alles ist möglich. Hier heute in Amerika, haben wir gesehen, was möglich ist! Manchmal muss man die Dinge auch einfach angehen und einfach machen!"
Sie lächelt und strahlt bis über beide Ohren, wie auch wir und all die anderen Gäste. Ikuyoshi, der schluchzend Kanpai ruft, prostet in die Luft und alle tun es ihm gleich. „Haru-chan, willst du auch noch etwas sagen?", spricht Mikiko meine Mutter an. Ich lache kurz auf. Sie schaut mich an und lehnt sich zum Mikrofon, das Mikiko immer noch hält. „Alles. Alles, was sie sagt!", beginnt sie und weint drauf los. Ren drückt unterm Tisch meine Hand und löst sich, steht auf und geht zu ihr und umarmt sie, was sie komplett die Fassung verlieren lässt. Durch seine Umarmung schaut sie mich an.
Ich nicke meiner Mutter zu, beschwichtigend und beruhigend, warm und mit meinem Haru-Lächeln nur für sie. Ich schüttele leicht mit dem Kopf. Verlegen, grinsend, gerührt... selbst ungläubig von allem und das ich heute hier sitze. Es ist völlig unreal. Mein Blick huscht zu Owen, der mit seiner Kamera jeden Moment einfangen will. Als er meinen Blick spürt, strahlt auch er mich an und ich erwidere es nur zu gerne.

Anfang Februar hat er uns in Japan besucht und hat fünf Wochen bei uns verbracht. Wir haben uns mittlerweile so gut kennengelernt das es sich anfühlt, als wäre er ein lang verloren geglaubtes Familienmitglied. Auch Aki kam in der Zeit zurück nach Hause und man könnte sagen, das die zwei verwandte Seelen sind. Weit über die Kühlschrankmagnete hinaus.
Als wir eines Abends alle ins Restaurant von Gonzo eingeladen haben, lernte er dort auch Mikiko kennen und ich würde sagen, dass dies ein Moment von Liebe auf den ersten Blick war. Er hat sich sogar dazu entschlossen, wieder ganz nach Japan zu kommen, wenn alles durch ist und die Rente fließt. Er klang zudem erleichtert, als könnte er das Militär nun hinter sich lassen, irgendwie frei sein und einen neuen Lebensabschnitt eingehen. Mit Mikiko.

Ich beobachte wie Ren und Haruko sich aus ihrer Umarmung lösen und Haruko sich zurück zu ihrem Platz taumelt.
Mikiko, die sich zu Owen setzt und ihn liebevoll auf die Wange küsst.
Meine Augen weiten sich als Rens Stimme im Mikrofon erklingt. Er räuspert sich und legt sich ein kleines Zettelchen vor sich hin.

Er trägt ein langärmliges Leinenhemd wie ich, aber bis fast oben hin zugeknöpft, dazu schwarze Hosenträger. Seine Oberarmmuskeln spannen den Stoff bis aufs äußerste und betont seine schmale aber durchtrainierte Taille. Seine Haare wirken gerade pechschwarz und aalglatt. Ein paar Strähnen fallen ihm etwas wie typisch überkreuzt mittig in seine Stirn, woraufhin er seinen Blick in meine Augen vertieft, eine kleine schwarze Spange aus seiner Brusttasche nimmt, sie mit seinen Lippen und Zähnen aufdrückt und gekonnt seinen Pony nach hinten klemmt. Ohne seinen Blick abzuwenden, setzt er seine Brille auf und lächelt leicht, was mir sofort eine absolute und pure Verlegenheit ins Gesicht treibt. Ich kratze mich leicht an meiner Stirn und versuche seine Gemeinheit und das, was er in mir auslöst zu vertuschen. Oh Ren, ich weiß genau was du da tust... mein Magen zieht sich zusammen. Wie kann man nur so sexy sein?

„Ohne zu Wissen wer ich bin und wer ich war, kam ich in diese Familie. Haruko, Rob, Fumie, das Rudel, die Garage, der Wald. Das war mein Umfeld. Ich lebte von Tag zu Tag. Ich war einfach da und die Welt ebenso. Als Haru in mein Leben trat wurde es anders. Und ich war nicht mehr nur einfach da, sondern ich hatte eine Bezugsperson. Das Rudel vertraute ihm. Ich tat es ihnen gleich- und so akzeptierte ich ihn, mehr als andere Menschen. Je mehr ich aber Haru kennenlernte, desto mehr kam ein Gefühl in mir auf, welches ich vielleicht irgendwann mal kannte, es aber vergessen habe: Vertrauen. Es machte mir Angst. Wirklich furchtbare Angst. Unter anderem auch Angst davor, dieses Gefühl wieder zu verlieren.
Haru war das, was ich brauchte. Sei es ein Freund, sei es ein Lehrer oder ein Bruder. Er gab mir nur das, was ich brauchte und ich begann ihn dafür zu lieben. Meine Alpträume hörten auf, von denen ich den Ursprung nicht kannte. Stimmen in meinem Kopf wurden leiser und ich begann, deren Worte zu vergessen. Niemals, hingegen vieler böser Stimmen, wollte Haru mehr als nur mein Bruder oder meine Bezugsperson sein. Obwohl uns irgendetwas höheres verband, war es nie ungewöhnlich." Sein Blick wird ernster und trauriger. „Der schlimme Autounfall nach Harus Kanadaurlaub bei mir und die Zeit von Harus Amnesie hat in mir vieles verändert. Meine Ängste hatten sich quasi von heute auf morgen bestätigt und ich hatte all das verloren, was wir an Verbundenheit aufgebaut haben. Anstatt aufzugeben, habe ich dann aber an mir gearbeitet und wollte unbedingt wieder in seiner Nähe sein. Ich habe meine Ängste durchbrochen und bin aus meinem Schneckenhaus herausgekrochen und bin letztendlich auch raus gewachsen. In den Jahren dazwischen in denen ich dann natürlich auch älter wurde, begann ich Menschen mit anderen Augen zu sehen. Und ich fing an Haru mit anderen Augen zu sehen. Lange Zeit verging, aber irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich ihn mehr liebe, als nur brüderlich. Ich habe es ihm wirklich nicht einfach gemacht und vielleicht habe ich ihn auch immer wahnsinnig unter Druck gesetzt. Haru hatte immer Frauen um sich geschart, alle wollten ihn und alle liebten ihn. Wie könnte er also für mich irgendwas mehr empfinden als nur brüderliche Liebe?" Er fasst sich in den Nacken und schmunzelt für sich nach unten, bevor er mich wieder anschaut. „Nach weiterem, langen hin und her haben wir allerdings alle Karten auf den Tisch gelegt und offen geredet. So offen wie noch nie. Und ich glaube, das war der erste Grundstein, der den Weg bis hier her zum heutigen Tage gepflastert hat. Ehrlichkeit. Rückblickend ist unsere Geschichte verrückt und vielleicht sogar einmalig. Aber das Leben hat diese Geschichte geschrieben und auf meinem langen Weg auch zurück in meine Vergangenheit, war der Weg zwar nicht immer stabil, aber voller Liebe und Vertrauen. Auch wenn ich heute immer noch nicht glauben kann, dass ich so ein Glück habe und meine Träume sich alle erfüllt haben, stehe ich nun doch hier und trage diese Ringe an den Fingern, stehe vor euch und erzähle meiner alten Familie, aber auch meinen neu hinzugewonnen Familienmitgliedern von diesem Weg. Ich bin sehr dankbar und sehr glücklich. Und ich bin mir sicher, dass William und Kaori, als auch Takashi und Ruri, die alle vier viel zu früh von uns gegangen sind, ebenfalls in irgendeiner Form hier sind und stolz auf uns wären."
Ren legt seinen kleinen Stichpunkte-Zettel weg und lehnt sich leicht sitzend an den Musiktisch an.
„Owen, ich danke dir, was du alles für uns getan hast. Die ganzen Behördengänge zu meiner wahren Identität und Aussagen vor Gericht und Ämtern. Ich danke dir, dass du meinem Vater und meiner Mutter so ein großartiger Freund warst und es immer noch bist. Deine Zusammenarbeit auch mit Mikiko in Japan für mich... das werde ich euch nie vergessen. Ihr habt es geschafft, mich auch rechtlich zu Ren Parker, geboren in Japan, Sohn von William Parker und Kaori Kono-Parker zu machen. Die Vergangenheit und Sache in Kanada und das, was meine Mutter vielleicht in schwachen, sehr verletzlichen Momenten getan hat, spielt für mich keine Rolle mehr. Ich konnte heute den Mann meines Lebens heiraten und alles hat sich zum Guten gewendet. Ohne dich Owen, hätte ich auch nicht meinen wunderbaren Großvater und Onkel kennengelernt. Ich habe erfahren, warum ich erst klein war und nun doch so groß bin. Nun weiß ich, woher meine Liebe zu Reisgerichten führt und warum ich eine absolute Affinität zu Sport und Karate habe, von wem ich mein Aussehen habe, warum ich bin, wie ich bin. Es gibt keine schwarzen Löcher mehr, nein...ganz im Gegenteil. Es gibt in meinen Augen, im Hier und Jetzt gerade nur Licht und Wärme und Liebe.
Danke, dass ihr alle hier her gekommen seid, den langen Flug und die Fahrt auf euch genommen habt, um heute mit uns zu feiern. Angereist aus Kanada, aus Japan oder der Schweiz- ihr seid da. Und ich kann euch nicht genug dafür danken." Er macht eine kleine Pause und schaut wieder seinen Ringfinger an. Seine Stimme ist stark und gleichbleibend. Beeindruckend selbstbewusst.

„Haru, ich liebe dich." endet er sein Schlusswort. Er legt sein Mikro ab und alle applaudieren gerührt und glücklich oder klopfen auf den Tisch als Anerkennung. Meine Verlegenheit und mein Stirnkratzen ist zu einem Fluss aus Tränen mit einer roten Nase geworden. Rens Großvater nimmt mich von der Seite in den Arm. Ich habe gar nicht bemerkt wie er zu mir gekommen ist. Und auch erst jetzt bemerke ich, wie Owen Fotos von uns beiden in diesem Moment macht. Er reicht mir ein Taschentuch und lacht auf. „Diese Familie ist das beste und verrückteste, was mir passieren konnte. Ori-chan hätte das alles hier geliebt und dich ebenso. Sie hat schließlich immer eine Schwäche für stattliche Amerikaner gehabt." Er schenkt mir ein so zartes und weiches Lächeln, das ich nicht anders kann als ihn in den Arm zu nehmen, bis Ren wieder zu mir kommt und ich von Ankô zu ihm in die Arme wechsele, worauf hin Ankô auflacht und bestätigend zu Gonzo nickt, der einen Tisch weiter sein Glas erhebt.

„Das mit der Haarspange und der Brille zahle ich dir heim.", flüstere ich Ren nur für ihn hörbar in die Haare und versuche, meine Tränen nun vollends in den Griff zu bekommen. „Ich liebe dich auch. Danke für alles.", sage ich erneut hinterher, woraufhin Rens Umarmung noch einmal fester wird. Ich löse mich leicht und presse meine Stirn gegen seine. „Vor nicht allzu vielen Jahren war meine größte Angst, du könntest wollen, dass wir uns Bruder nennen und es auch so meinen und wir es dabei belassen. Ich hätte es irgendwie getan für dich. Mir dreht sich der Magen um, wenn ich das jetzt so sage, aber ich hätte es irgendwie hinbekommen und es akzeptiert. Weil du wichtig bist und ich dich unter keinen Umständen verlieren wollte." Ich löse mich und schaue ihn nah an, als könnten sich unsere Nasenspitzen noch berühren. „Aber du konntest es nicht. Du hast es nicht geschafft. Erinnerst du dich? Du hast es einfach nicht geschafft mich so zu betiteln. Dann kam unser Wendepunkt und jetzt... sind wir hier. Ich kann es gar nicht richtig realisieren. In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht vorstellen können, dass wir heute hier so sitzen. Alles an dir überwältigt mich und bezaubert mich..."
Ich merke wie mir selbst die Hitze in die Wangen steigt, Ren lächelt und stupst mich mit seiner Nase an. „Auch wenn ich nun erwachsen und verheiratet bin, ich erwarte trotzdem noch Erdbeershampoo, Punkte-Badehandtücher und auch die Melonendecke wird für immer im Haushalt bleiben.", kichert er, drückt mir einen flüchtigen, zarten Kuss auf den Hals und nimmt sein Glas und hebt es allen in den Raum ohne meine Antwort, die er eh schon kennt, abzuwarten. „Kanpai!", ruft er glücklich. Ich drücke seine Hand.

Nach weiteren kleinen Ansprachen von den einzelnen, runden Tischen, welche mit einer kleinen weißen Rosendeko geschmückt sind, ist der Nachmittag wie im Flug vergangen und hat den späten Abend eingeläutet. Auch Rens Onkel und Großvater sind voll in dieser Familie angekommen. Sie genießen die Zeit mit Owen, sie genießen es Geschichten über Rens Mutter zu hören. Sie wieder aufleben zu lassen. Es war so schön, als wir sie eines Abends in dem Restaurant überrascht haben. Sie haben Ren augenblicklich erkannt und der Rest ist Geschichte.

Es tönen schöne Musikstücke, zu denen man auch gut schnelleren Schrittes tanzen kann. Dazu angeregte Gespräche, bunt gemischt, kreuz und quer durch den kleinen Saal, durch die Reihen weg. Es ist so großartig all unsere Freunde und Verwandte zu sehen. Es ist ebenso schön, dass auch Rob und Fumie noch hier her gekommen sind. Mittlerweile haben sich die zwei aber auf ihr Zimmer zurückgezogen. Ganz im Gegensatz zu Ankô, welcher gerade mit Kiyo, Juuzen und Iku einen Tanz aufführt, alle mit einem Schälchen Sake zu viel im Magen.

„Komm, Haru. Es ist 22:30 Uhr. Schau.", sagt Ren sanft und nimmt meine Hand mit zum Panoramafenster. Man erkennt winzig kleine Leuchtpunkte mitten auf dem See und nur Sekunden später, sehen wir eine riesige Kugel, die sich in tausenden Funken weitet und den Startschuss zu einem atemberaubenden Feuerwerk gibt. „Komm!", sagt Ren wieder und zieht mich mit raus an den Zaun, wo wir uns heute Mittag noch das Ja-Wort gaben. Ein Wind packt uns mit voller Wucht und ich stelle mich hinter Ren, nehme ihn fest in den Arm, igele ihn so nah es geht in meine Umarmung, damit er nicht friert.
„Es ist einfach wunderschön. Kaum zu glauben!", rufe ich ihm zu, damit er mich mit dem Seitenwind hier oben auf der Klippe und dem Knallen und Platzen des Feuerwerkes hört. Hinter uns ertönen in regelmäßigen Abständen Erstaunen und Zustimmung für diese tolle Konstellation aus Farben und Formen. „Ich wusste nichts davon! Du?!", spreche ich wieder sehr laut zu ihm, woraufhin ich nur ein grinsen sehen kann. Ich grinse auch. Ich bin einfach nur glücklich.
„Mittlerweile habe ich gelernt, auch dich zu überraschen und aus dem Hintergrund zu organisieren.", spricht er wieder wie vorhin in die Weite und seine Zähne blitzen auf, formen sich zu einem wunderbaren Lachen.


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Hochgeladen am: 15.09.2021
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